Evaluation der Geschlechtergerechtigkeit von Lehre
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- Inge Busch
- vor 8 Jahren
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1 Evaluation der Geschlechtergerechtigkeit von Lehre Dieser Fragebogen hilft Ihnen, über Ihre eigene Lehre aus einer Geschlechter-Perspektive nachzudenken und Ihre Lehre entsprechend geschlechtergerecht zu gestalten. Was kann Sie dazu bewegen? Nicht nur der politische Druck, der Gender Mainstreaming auch im Bildungswesen fordert, sondern vielmehr fachliche, didaktische und persönliche Argumente sprechen für die Berücksichtigung der Geschlechter-Dimension in Ihrer Lehre. Fachlich gesehen, trägt die Geschlechter-Perspektive dazu bei, Ihr Fach in seiner ganzen Breite darzustellen, Studierende beider Geschlechter für Ihr Fach zu begeistern, und die Studierenden auf reale geschlechter-bezogene Gegebenheiten im fachbezogenen Arbeitsumfeld vorzubereiten. Aus didaktischer Sicht verfolgt geschlechtergerechte Lehre das Ziel, das Lernen weiblicher und männlicher Studierender gleichermassen zu fördern. Auch wenn mittlerweile ebenso viele Frauen wie Männer studieren, sind gleiche Lernbedingungen keinesfalls selbstverständlich. Neben dem offiziellen Lehrplan werden weitere Lehrinhalte und -ziele unbewusst und nicht explizit im sogenannten heimlichen Lehrplan vermittelt, zum Beispiel bei einseitiger Auswahl von Inhalten (Zinnecker, 1975). Geschlechtergerechte Lehre deckt heimliche Lehrpläne auf und wirkt ihnen entgegen. Auch für die Interaktion zwischen Lehrpersonen und Studierenden und unter Studierenden ist die Dimension Geschlecht relevant. Empirische Studien zeigen, dass die Zweigeschlechtlichkeit in Lehrsituationen immer wieder konstruiert wird (Derichs-Kunstmann u.a., 1999). Diese Zweigeschlechtlichkeit wird dadurch zum Problem, dass ungleiche Wertungen mit einem Geschlecht verbunden werden. Geschlechtergerechtigkeit ist folglich ein Kriterium für die Qualität der Lehre (Auferkorte-Michaelis u.a., 2008). Persönliches Interesse für ein Enagagement für geschlechtergerechte Lehre entsteht Ihnen daraus, dass Sie die dabei erworbene Genderkompetenz und eigene Reflexion in anderen beruflichen (z.b. Bewerbungsgespräch) und privaten Situationen anwenden können. Gendergerechte Lehre besteht nicht darin, spezielle Lehrmethoden anzuwenden, sondern darin, Geschlechterfragen in Ihrem Lehrszenario zu erkennen, bewusst zu machen und explizit zu integrieren. Dieser Fragebogen soll Ihnen dabei helfen. Wir haben einen Kriterienkatalog für die Evaluation der Geschlechtergerechtigkeit von Lehre entworfen (Dehler u.a., 2009). Darauf basierend, erarbeiteten wir dieses Instrument für die kollegiale und Selbst-Evaluation der Geschlechtergerechtigkeit von Lehre. 1
2 Alle Kriterien, die sich für eine Selbst- und kollegiale Evaluation eignen, wurden identifiziert und für den vorliegenden Fragebogen ausgewählt. Beurteilen Sie für jedes Item inwiefern es auf Ihre Lehre zutrifft und in Ihrer Lehre umgesetzt ist. Dazu steht Ihnen eine Skala von 0 (gar nicht zutreffend/umgesetzt) bis 4 (voll und ganz zutreffend/umgesetzt). Selbstverständlich entscheiden Sie, welche Fragen für Ihre konkrete Lehre relevant sind. Für kollegiale Evaluationen wenden Sie nur die Fragen an, die für externe Beobachtende beurteilbar sind. Es ist möglich und ratsam, eine holistische Herangehensweise mit mehreren methodischen Zugängen zu wählen, indem Sie Ergebnisse aus Selbstevaluation und kollegialer Evaluation durch weitere Evaluationsmethoden (z.b. studentische Lehrevaluation, Inhaltsanalyse von Lernmaterialien) ergänzen. Das Zentrum für Hochschuldidaktik steht den Lehrpersonen der Universität Freiburg selbstverständlich zur Verfügung, um die Evaluationsergebnisse zu besprechen und über Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Lehre zu sprechen. Literatur Auferkorte-Michaelis, N. u.a. (2008). Tagungsband "Gender als Indikator guter Lehre". Universität Duisburg-Essen. Dehler, J., Charlier, B., & Wüthrich, A. (2009). Conceptualization and assessment of gender equality in university teacher training. Paper presented at the 13th Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction. Derichs-Kunstmann, K. & Auszra, S., & Müthing, B. (1999). Von der Inszenierung des Geschlechterverhältnisses zur geschlechtergerechten Didaktik. Konstitution und Reproduktion des Geschlechterverhältnisses in der Erwachsenenbildung. Zinnecker, J. (1975). Der heimliche Lehrplan. 2
3 Lernmaterial Die geschriebene und gesprochene Sprache ist geschlechterneutral bzw. verwendet männliche und weibliche Formen gleichermassen. Männlich und weiblich konnotierte Gegenstandsbereiche werden gleich häufig und mit der gleichen Wichtigkeit behandelt. Männliche und weibliche Personen erscheinen gleichermassen oft in den Materialien (Photos, Beispiele, Illustrationen). Männliche und weibliche Personen erscheinen in den Materialien (Photos, Beispiele, Illustrationen) auf gleichwertigen hierarchischen Stufen und in nicht-stereotypen Rollen. Didaktik Die Lehrperson richtet sich gleich häufig und mit gleichermassen lernförderlichen Anforderungen an Studierende weiblichen und männlichen Geschlechts. Die Lehrperson greift Beiträge von männlichen und weiblichen Studierenden gleichermassen auf. Die Lehrperson gibt männlichen und weiblichen Studierenden gleichermassen intensives und konstruktives Feedback. Bei Gruppenarbeiten übernehmen alle Studierenden jeweils verschiedenartige und nicht-stereotype Rollen und Funktionen. Die Lehrperson verstärkt nicht-stereotypes Verhalten von Studierenden und reguliert stereotypes Verhalten von Studierenden. Genderkompetenz ist als Lernziel definiert. Kritisches Denken ist als Lernziel definiert und in die Lehre integriert, um Ungleichheiten zu entlarven und zu reflektieren. Die Studierenden reflektieren ihre persönliche Haltung zu Gleichberechtigung der Geschlechter und Weiblichkeit/Männlichkeit. Geschlechtergerechtigkeit wird als Prinzip der Lehrsituation benannt
4 (Fach-) Inhalte Verbindungen zwischen dem Lehrinhalt und der Gender-Dimension (Gender- Theorien, Stereotype, Gleichberechtigung etc.) werden hergestellt. Die Studierenden reflektieren über geschlechts-bezogene strukturelle Bedingungen und Einschränkungen innerhalb des Fachbereichs, des Arbeitsumfelds und des Arbeitsmarktes. Literatur von sowohl männlichen als auch weiblichen Autoren wird behandelt. Bewertung von Lernerfolg Weibliche und männliche Studierende erzielen gleich gute Lernergebnisse. Die Leistungen der Studierenden werden auf der Grundlage von objektiven Kriterien bewertet. Geschlechtergerechte Sprache und Darstellung ist ein Kriterium bei der Bewertung von Leistungen. Die Bewertung von Lernerfolg umfasst auch die Bewertung von Genderkompetenz. Das Vorgehen bei Feedback und Bewertung von Lernerfolg wird reflektiert, um zu sichern, dass diese frei von Stereotypen und Vorurteilen sind. 4
5 Lehrevaluation Frauen und Männer bringen ihre Meinung in die Lehrevaluation (Fragebogen, Diskussion etc.) ein. Die Ergebnisse von Lehrevaluationen werden nach Geschlechtern getrennt ausgewertet, wenn die Anzahl Teilnehmender es zulässt (Richtwert: > 20). Die Zufriedenheit der Studierenden bezüglich aller relevanten Merkmale der Lehrsituation (z.b., Lernaktivitäten, Interaktion zwischen Lehrperson und Studierenden, Nutzung von Technologie, praktische Relevanz der Inhalte, wahrgenommener Lernerfolg etc.) wird nach Geschlechtern getrennt ausgewertet, wenn die Anzahl Teilnehmender es zulässt (Richtwert: > 20), und fließen in die Weiterentwicklung der Lehre ein. Die Geschlechtergerechtigkeit der Lehre wird begleitend zum Lehrgeschehen evaluiert und eventuelle Massnahmen zur Verbesserung werden umgesetzt. Die Lehrperson reflektiert und evaluiert für sich selbst die Geschlechtergerechtigkeit der eigenen Lehre (Lehraktivitäten, Interaktion mit Studierenden, eigene Stereotype etc.). Team Teaching Sowohl weibliche als auch männliche Lehrpersonen (Dozierende, Tutoren und Tutorinnen) sind beteiligt. Sowohl weibliche als auch männliche Lehrpersonen (Dozierende, Tutoren und Tutorinnen) sind in gleichermassen wichtigen Rollen und Funktionen beteiligt. 5
6 Die für mich und meinen Lehrkontext interessantesten Fragen waren: Welche Ideen sind mir beim Ausfüllen des Fragebogens gekommen? Welche Aspekte meiner Lehre will ich im Auge behalten? Zu welchen Aspekten brauche ich weitere Informationen oder Beratung? Was nehme ich mir vor, in meiner zukünftigen Lehre zu verändern? Was möchte ich ausprobieren? 6
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