Jugendhilfe/Hilfen zu Erziehung Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe

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1 Jugendhilfe/Hilfen zu Erziehung Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Tätigkeitsbericht Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e. V. für die Jahre 2009 bis 2011

2 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Organigramm Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e. V. Mitgliederversammlung Vorstand Vorstandsvorsitzende Heike Adrian Vorstand Vorstandsmitglied Jutta Eckenbach Vorstand Vorstandsmitglied Annegret Flügel Geschäftsführung Geschäftsführer Björn Enno Hermans Geschäftsführung Stellv. Geschäftsführerin Claudia Mandrysch Fachbereich I Björn Enno Hermans T e.hermans@skf-essen.de Fachdienst Erziehung Jutta Kuhn T j.kuhn@ skf-essen.de Fachbereich II Claudia Mandrysch T c.mandrysch@skf-essen.de Fachdienst Gefährdetenhilfe Sabine Tiedemann T s.tiedemann@ skf-essen.de Zentrales Sekretariat Maria Brüninghoff T sekretariat-gf@ skf-essen.de Verwaltung Rainer Friedrich T r.friedrich@ skf-essen.de teen+baby Ina Heiermeier TG MehrFamilienHaus Anne Strebin TG ConneXXion Nicole Schaer KinderPalliativNetzwerk Maria Bünk SkF Familienzentrum Villa Kunterbunt Ulrike Rohlfing SkF KiTa Langstrumpf Dagmar Leineweber SkF KiTa Hoppetosse Martina Möller SkF KiTa Saltkrokan Maria Dieker Theresienheim Birgit Rosenfeld Christian Haaler Notschlafstelle RAUM_58 Manuela Grötschel Fachstelle Prävention & Bildung Birgit Gräf Theresienhaus Sabine Tiedemann SkF KiTa Bullerbü Martina Schulze SkF KiTa Takatukaland Ute Kleff Adoptions- und Pflegekinderdienst Schwangerenberatung Kindertagespflege Flexible Erziehungshilfe Familie Aktiv in Schule Jugendgerichtshilfe Wegnis e. V. Stadtteilbüro Bergmannsfeld Ambulant Betreutes Wohnen Café Schließfach StrichPunkt Zentrum für Joborientierung Frapé Buchhaltung Haustechnischer Dienst EDV Schuldnerberatungsstelle Schulbezogene Jugendsozialarbeit Übermittagbetreuung Schule 2

3 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Vorwort des Vorstands Gesellschaftliche Entwicklungen positiv mitgestalten Sehr geehrte, liebe Freunde und Förderer des SkF Essen-Mitte e. V. liebe Interessierte, wir freuen uns, Ihnen hiermit wieder unseren Tätigkeitsbericht in broschierter Form vorlegen zu können und laden Sie ein, sich ein umfassendes Bild von unserer Arbeit mit den und für die Menschen in Essen zu machen. Auf den folgenden Seiten erhalten Sie einen Überblick über die Fülle unserer Angebote. Als Agnes Neuhaus und weitere ehrenamtlich engagierte Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unseren Verein gründeten, taten sie dies in der Absicht, benachteiligten und in Not geratenen Mädchen und Frauen wirksam zu helfen und sozialpolitischen Einfluss auf deren gesellschaftliche Lebensbedingungen zu nehmen. In dieser Tradition versteht sich der Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e. V. (SkF) auch heute noch die ideelle Basis unserer Arbeit ist die katholische Soziallehre, in der jeder Mensch als Abbild Gottes eine unantastbare Würde hat, welcher die Gesellschaft gerecht werden muss. Im Laufe der Zeit entwickelte sich unsere Arbeit weiter, und zunehmend rückten Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts sowie die Arbeit mit deren Familien in den Mittelpunkt. Wir wollen gemeinsam mit ihnen Perspektiven schaffen, Persönlichkeit fördern und Familien stark machen, ihrem Erziehungsauftrag gerecht zu werden. Doch neue soziale Fragen bedürfen auch neuer Antworten. Diese versuchen wir mit unseren Angeboten zu geben. In Zeiten finanziell knapper Mittel ist dies nicht immer leicht und erfordert sowohl von Vorstand und Geschäftsführung als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Engagement und eine hohe Flexibilität. Neustrukturierung und Neuausrichtung Seit vielen Jahren müssen wir unsere Arbeit den finanziell immer enger werdenden Rahmenbedingungen anpassen: Viele Refinanzierungen entsprechen nicht der aktuellen Entwicklung unserer Personalkosten die entstehenden Defizite hat der SkF durch Neustrukturierung und Neuausrichtung zu kompensieren, um sich weiterhin als einer der größten Jugendhilfeträger in Essen zu behaupten. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer fachlichen Ausrichtung auch in Zukunft die gesellschaftliche Entwicklung in unserer Stadt positiv mitgestalten und innovative Lösungen anbieten können. Dabei vertrauen wir auf die bewährte engagierte Mitarbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Kooperationspartner und möchten an dieser Stelle all jenen von ganzem Herzen danken, die sich mit uns dafür eingesetzt haben, gerechtere soziale Verhältnisse in unserer Stadt zu schaffen. Wenn wir auch in den kommenden Jahren mit dem gleichen Einsatz mutig unseren eingeschlagenen Weg weiter gehen, sind wir fest davon überzeugt, dass wir auch alle zukünftigen Herausforderungen werden meistern können! Ihre Heike Adrian Vorstand SkF Essen-Mitte e. V. Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e. V. Dammannstraße Essen Telefon:

4 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Vorwort Sozialarbeit im Zeichen des christlichen Menschenbildes Liebe Leserinnen und Leser, Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e. V. Dammannstraße Essen Geschäftsführer Björn Enno Hermans Telefon: schön, dass Sie sich für den SkF Essen-Mitte e. V. und seine vielfältigen Angebote und Einrichtungen interessieren! Veränderungen und Innovationen sind der Motor für Entwicklungen aber auch für Motivation und Engagement. Deshalb haben sich Vorstand und Geschäftsführung des SkF entschieden, einen Tätigkeitsbericht zu erstellen, der die vergangenen drei Jahre der Tätigkeit des Verbandes und seiner Einrichtungen in den Blick rückt: Was hat sich verändert? Was ist neu hinzugekommen? Was ist stabil geblieben? Auf diese Fragen erhalten Sie auf den kommenden Seiten zahlreiche, weit über dieses Vorwort hinausgehende Antworten. Deutlich werden zwei Entwicklungsebenen: Zum einen beschäftigt sich der SkF intensiv mit dem Thema einer gemeinsamen Grundhaltung, die geprägt ist von Wertschätzung, Vertrauen, Ressourcenorientierung und dem christlichen Menschenbild. Es ist aber auch eine Haltung, die vom Zutrauen in die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Menschen überzeugt ist, denen wir in unseren Angeboten und Einrichtungen begegnen. Zum anderen sind insbesondere die neuen Angebote, die sich vorwiegend im Bereich der Jugendhilfe entwickelt haben, von einem hohen Maß an Familienorientierung geprägt und systemisch ausgerichtet. Wir sind fest davon überzeugt, dass es am wirkungsvollsten ist, Familien überall dort zu stärken und zu unterstützen, wo es nötig ist, sodass diese wieder eigene Lösungen für die alltäglichen Herausforderungen finden. Vernetzung und Kooperation Die neuen Einrichtungen und Angebote sind zum Großteil an der Schnittstelle Therapie/ Pädagogik bzw. Jugendhilfe/Jugendpsychiatrie ausgerichtet. Denn die Vernetzung und Kooperation mit anderen Institutionen ist eine weitere wichtige Grundlage unserer Arbeit. Gemeinsam im Sinne der Klienten tätig zu werden und unnötige Energieverluste an Schnittstellen zu vermeiden, das ist hier das Ziel. Insofern habe ich keinen Zweifel daran, dass Stillstand für den SkF Essen-Mitte e. V. auch in Zukunft ein Fremdwort bleiben wird und wir mit Energie und Tatendrang weiterhin die sich stellenden gesellschaftlichen Herausforderungen annehmen. Das geht nicht ohne das Engagement Vieler, vor allem aber der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes, denen ich an dieser Stelle ganz herzlich für ihren Einsatz danken möchte. Bedanken möchte ich mich zudem bei den vielen Freunden, Förderern, Stiftern und Kooperationspartnern, ohne die unsere Arbeit in der heutigen Form nicht möglich wäre. Jetzt wünsche ich Ihnen aber zunächst einmal viel Freude bei der Lektüre. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre gewonnenen Informationen und Ihr Interesse streuen und weitertragen. Dafür schon jetzt vielen Dank! Es grüßt Sie herzlich, auch im Namen meiner Stellvertreterin Frau Claudia Mandrysch und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SkF, Ihr Björn Enno Hermans Geschäftsführer SkF Essen-Mitte e. V. 4

5 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Familie Aktiv in Schule Förderung verhaltensauffälliger Kinder und ihrer Eltern 2007 wurde zwischen den Sozialen Diensten Steele und der Astrid-Lindgren-Grundschule in der Hochhaussiedlung Hörsterfeld ein Kooperationsvertrag geschlossen. Ziel war es, den Sozialen Diensten vor Ort in der Schule acht Plätze für die ambulante Einzel- und Gruppenförderung von Kindern vorzuhalten, die Hilfen nach 32 SGB benötigen. Der SkF Essen-Mitte e. V. wurde mit der personellen Ausstattung und Umsetzung des Modellprojekts beauftragt. Hintergrund: Durch den neu eingeführten Offenen Ganztag und die dadurch längeren Betreuungszeiten wurden Probleme bestimmter Kinder und damit auch ihrer Familien viel offensichtlicher und drohten, das System Offener Ganztag zu überlasten. Ein Trend, der sich an vielen anderen Regelschulen bestätigte und neue Förderkonzepte an der Schnittstelle Jugendhilfe/Schule erforderte. Bereits 2007 erarbeitete der SkF in Abstimmung mit dem Jugendamt und der Astrid-Lindgren-Grundschule ein Modellprojekt, das dem heutigen Thema Inklusion voll und ganz gerecht wird: Sozial, emotional und kognitiv auffällige Kinder werden im Regelsystem Schule frühzeitig gefördert, um einen Verbleib an der Schule zu realisieren. Voraussetzung und Besonderheit für die Aufnahme in die Gruppe ist neben der Feststellung des erhöhten Förderbedarfs auch die verbindliche Mitarbeit der Eltern. Der Einsatzort ist in der Schule, und in regelmäßigen Abständen tauschen sich die eng beteiligten Kooperationspartner Schule, Jugendamt und FamAktiv-Fachkraft aus. Aufgrund eines verkürzten Antragsverfahrens wird das Hilfeplanverfahren gemäß 36 SGB VIII eingeleitet. Die fallbezogenen Ressourcen- und Problembeschreibungen sowie die Zielformulierungen und Vereinbarungen werden im Hilfeplanverfahren zwischen allen Beteiligten festgelegt. Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen Die Zusammenarbeit mit den Eltern verfolgt zwei Ziele: reflektierter Umgang mit dem Kind und Erhöhung der Erziehungskompetenzen. Bei der Arbeit mit den Kindern ist es dem SkF wichtig, ihre verschiedenen Bedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen, um mit gezielten Angeboten eine nachhaltige und entwicklungsfördernde Wirkung zu erzielen. Das Projekt hat sich schnell etabliert und wird von allen Beteiligten geschätzt. Die unterschiedlichen Professionen und Sichtweisen in der transparenten, dialogischen Zusammenarbeit werden dabei als sehr bereichernd angesehen. Die Aufnahme in die FamAktiv-Gruppe wird sowohl von den Kindern als auch von den Eltern eher als Privileg denn als Makel empfunden häufig erfahren Eltern durch die vorbehaltlose und ressourcenorientierte Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum ersten Mal eine hohe Wertschätzung in ihrem Handeln. Entsprechend offen sind sie für Problemlösungen oder Veränderungen. Durch die enge Vernetzung mit im Stadtteil ansässigen Institutionen wie ASD und Kinder- und Jugendhaus konnten darüber hinaus Schwellenängste und Hemmungen abgebaut werden. Seit 2011 nehmen auch die Joachimschule in Kray und die Schule am Wasserturm an dem Projekt teil. Zurzeit sind drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesen Grundschulen tätig. Alle drei Gruppen sind mit jeweils acht Kindern voll besetzt. Astrid-Lindgren-Schule Lindkenshofer Weg Essen Ansprechpartner: Michael Roßbach Telefon: Grundschule am Wasserturm Steinmetzstraße Essen Martina Seffrin Telefon: (Sekretariat) Joachimschule Joachimstraße Essen Katrin Walter Telefon: Mr. Nico/photocase.com 5

6 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Jugendgerichtshilfe Jungen Menschen ein straffreies Leben ermöglichen Der SkF Essen-Mitte e. V., damals noch der katholische Fürsorgeverein, wurde 1945 mit der Wahrnehmung der Aufgaben der Jugendgerichtshilfe beauftragt. Bis 1992 wurde diese durch die Sozialarbeiter der Bezirkssozialarbeit durchgeführt, danach installierte der SkF einen Fachdienst. Drei Diplom-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter sind hier tätig. Jugendgerichtshilfe Dammannstaße Essen Ansprechpartner: Claudia Bengsch Telefon: Heinz-Jörg Büttner Telefon: Isabel Salmen Telefon: Die Jugendgerichtshilfe begleitet junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren und deren Erziehungsberechtigte während des Strafverfahrens. Zu den Aufgaben gehört die Information und Beratung der Klientel. Zudem bringen die Mitarbeiter die erzieherischen, sozialen und fürsorgerischen Gesichtspunkte in das Verfahren ein und unterstützen die Behörden durch Erforschen der Persönlichkeit, der Entwicklung und des sozialen Umfelds der Beschuldigten. Auf dieser Grundlage wird eine Empfehlung für die aus ihrer Sicht zu ergreifenden Maßnahmen ausgesprochen. Die Jugendgerichtshilfe nimmt an den Hauptverhandlungen teil und muss hier gehört werden. Werden freiheitsentziehende Maßnahmen wie Jugendarrest und vollstreckbare Jugendstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren verhängt, betreuen die Sozialarbeiter die jungen Menschen in enger Zusammenarbeit mit den Vollzugsbehörden. Zur Vermeidung von Untersuchungshaft organisieren die pädagogischen Fachkräfte Jugendhilfemaßnahmen. Gerichtlich verhängte ambulante Maßnahmen wie Kompetenz- und Anti-Gewalt-Trainings, Gesprächskurse zum Thema Ladendiebstahl oder Verkehrserziehungskurse werden von ihnen eingeleitet, überwacht und durchgeführt. Hierfür ist eine Vernetzung mit den jeweils beteiligten Stellen notwendig. Hauptziel ist es, delinquente junge Menschen in die Lage zu versetzen, ein straffreies Leben zu führen. Bis zu 800 Strafverfahren pro Jahr Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Betreuung von Jugendlichen und Heranwachsenden, die aufgrund ihrer Lebenssituation häufig mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versuchen in regelmäßigen Beratungsgesprächen, Veränderungen im Erleben und Verhalten der zu Betreuenden anzuregen. Hierbei spielen folgende Problemfelder eine besondere Rolle: Erkennen von Konfliktursachen und Einüben anderer Verhaltensformen Unterstützung bei der Arbeitsund Wohnungssuche Beratung bei Schulden-, Sucht-, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen Freizeitaktivitäten 2009 bis 2011 war die Jugendgerichtshilfe jeweils an bis zu 800 Strafverfahren beteiligt. Die Zuständigkeit befindet sich zurzeit schwerpunktmäßig in Stadtbezirk VII. Eine Zunahme im Bereich der Gewaltdelikte war wie im landesweiten Trend auch hier zu verzeichnen. Bisher wurden soziale Trainingskurse zu den Themen Soziales Lernen durch Sport und Freizeitgestaltung in Essen sowie Anti-Gewalt-Trainings angeboten. In den vergangenen Jahren gestaltete sich die Durchführung ambulanter Maßnahmen aufgrund hoher Fallzahlen stets schwierig. Für 2012 ist ein Schuldnerhilfekurs ( Ohne Moos nix los ) geplant. 6

7 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Adoptions- und Pflegekinderdienst Kindern ein neues und sicheres Zuhause geben Der SkF Essen-Mitte e. V. bietet Familien seit mehr als 35 Jahren einen kombinierten Adoptions- und Pflegekinderdienst als Fachdienst an. Drei Mitarbeiterinnen sind in diesem Bereich tätig. In der fachlichen Arbeit steht das zu vermittelnde Kind im Mittelpunkt allen Handelns. Ziel der Vermittlung ist eine tragfähige und liebevolle Bindung zwischen dem Kind und den Adoptiv- oder Pflegeeltern, um so eine Grundlage für eine positive Entwicklung des Kindes zu schaffen und diesem eine dauerhafte Lebensperspektive zu eröffnen. Adoptiv- und Pflegeeltern sollen Kindern ein Zuhause geben und ihnen als Wegbegleiter ein Gefühl von Sicherheit und Zuverlässigkeit geben. Der Adoptions- und Pflegekinderdienst gestaltet die Vorbereitung und Qualifizierung von Bewerberpaaren, begleitet die Vermittlung von Kindern in Pflege- und Adoptivfamilien und betreut die Familien auch nach der Aufnahme des Kindes. Die Arbeit mit den Herkunftsfamilien in den sie und das Kind betreffenden Belangen ist ebenfalls Gegenstandsbereich der Tätigkeit. In 2011 wurden insgesamt 96 Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien betreut. Für 25 Kinder wurden Besuchskontakte in den Räumlichkeiten des SkF begleitet. Aktuell stehen 13 Paare bzw. Familien nach erfolgreich abgeschlossenem Bewerberverfahren für die Aufnahme eines Kindes zur Verfügung. Beratung und Hilfe für Eltern Daneben ist der Adoptions- und Pflegekinderdienst auch begleitender Fachdienst im Essener Babyfenster. Dieses ist als Ultima Ratio in die Angebotspalette des SkF eingebunden und hat sich zur Aufgabe gemacht, Eltern in einer für sie aussichtslosen Notlage zu erreichen, ihnen Beratung und Hilfe anzubieten und sie und ihre Kinder zu schützen. In 2011 wurde ein Kind in die Obhut des Essener Babyfensters gegeben, das nach eingehender Prüfung an die Mutter zurückgegeben wurde. 13 andere Kinder leben in Adoptivfamilien. Mit dem Fachdienst Erziehungsstellen wurde das Angebot des Adoptions- und Pflegekinderdienstes im Jahr 2004 um familiale Fremdunterbringungen für Kinder und Jugendliche erweitert, die in ihrer Entwicklung in besonderem Maße beeinträchtigt sind. In 2011 lebten vier Kinder mit erhöhtem Erziehungsbedarf in drei Erziehungsstellenfamilien. Darüber hinaus wurden in den vergangenen Jahren mit einem Familien-Kaffeetrinken zum Jahresbeginn und einem Sommer-Grillfest traditionelle Familienveranstaltungen etabliert, bei denen alle Adoptiv- und Pflegefamilien des SkF Essen-Mitte e. V. herzlich willkommen sind. Ein in 2002 gegründeter Stammtisch der Adoptiv- und Pflegeeltern traf sich auch in 2011 regelmäßig. Abgerundet wird das Angebot an Adoptiv- und Pflegeeltern durch fachspezifische Fortbildungen zu Themen wie Bindung, Trauma, Pubertät, Babyfenster und Biografiearbeit. Adoptions- und Pflegekinderdienst Beethovenstraße Essen Ansprechpartnerinnen: Anne Grebenstein Telefon: Martina Köppe Telefon: Susanne Thelen Telefon:

8 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Fachstelle Prävention & Bildung Entwicklung und Vernetzung zielführender Angebote Seit 2009 bietet die Fachstelle Prävention & Bildung des SkF Essen-Mitte e. V. neben der Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung auch vielfältige Bildungsangebote, Projekte und präventive Maßnahmen im Handlungsfeld der Jugend- und Familienhilfe an. Ziel ist es, Defizite in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Chancen und allgemeine Lebensbedingungen frühzeitig zu erkennen und konsequent abzubauen. Dafür werden bedarfsorientierte Angebote für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt. Kernstück ist das ehemalige Pilotprojekt Flizmobil Gesunde Ernährung und Bewegungsförderung für Kinder im Setting Grundschule, das mit Unterstützung der Krupp-Stiftung seit 2010 als auf fünf Jahre angelegtes Programm in Essener Grundschulen umgesetzt wird. Das Flizmobil ist ein mobiles Angebot, welches Kindern dabei hilft, ihre Essgewohnheiten zu verstehen, ein Gefühl für das körperliche Wohlbefinden zu entwickeln, die Grundsätze einer gesunden Ernährung zu erlernen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln zu entwickeln. Der praxisorientierte Ansatz erreicht Kinder, Eltern und Pädagogen über das sinnliche Erleben und die Freude am gemeinschaftlichen Tun. Pro Schuljahr werden bis zu sechs Grundschulen in problembeladenen Stadtteilen besucht. Sozialraumorientierte Handlungskonzepte Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung sozialraumorientierter und interdisziplinärer Handlungskonzepte dies schwerpunktmäßig in den Stadtbezirken I, VII und VIII, in denen der Verband im Kontext seiner ambulanten Hilfen zur Erziehung tätig ist. Dort konnte die Deichmann-Stiftung dazu gewonnen werden, das Modellprojekt unter Flizmobil im Quartier außerhalb des schulischen Kontextes in erweiterter Form umzusetzen. So werden seit 2010 an drei Standorten niederschwellige Familien- und Kindertische vorgehalten, die sich als Türöffner zu bislang nicht erreichten Familien erwiesen haben. Mit Familie Aktiv hat sich daraus 2011 ein nun ebenfalls etabliertes weiterführendes Angebot entwickelt, das künftig auf den Standort Überruhr übertragen werden soll. Hier würde sich eine optimale Verknüpfung zum Familientreff der Pfarrgemeinde St. Suitbert ergeben. Dank des Flizmobils und der flankierenden Elternbildungskurse ist es außerdem gelungen, einen soliden Kontakt zur Johann-Peter- Hebel-Grundschule sowie zu verschiedenen Kindertageseinrichtungen herzustellen. In Verbindung mit der pädagogischen Übermittagbetreuung an der Realschule Überruhr und der Teilnahme an der Stadtteilkonferenz ergeben sich dauerhafte Verquickungen mit Schulen, Kinder- und Jugendarbeit und Jugendhilfe. In Zusammenarbeit mit der Freien evangelischen Gemeinde Kray wird schon seit dem Frühjahr 2009 donnerstags ein weiterer Familientisch realisiert. Insbesondere für alleinerziehende Frauen ohne soziales Netzwerk ist dieses Angebot zu einem wichtigen Anlaufpunkt geworden. Auch und gerade an Feiertagen sollen jene nicht alleine gelassen werden, sondern einen verlässlichen Ort haben, wo sie Hilfe, gegenseitige Unterstützung und ein offenes Ohr erfahren. Längst sind zahlreiche Einzelangebote und temporäre Projekte hinzugekommen, die 8

9 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte durch das Netzwerk Kray Aktiv stets logisch in ein gemeinsames Handlungskonzept eingebettet sind. Der rege Austausch mit den Kooperationspartnern aus Schule, Familienzentrum und Jugendhilfe ermöglicht hier ein schnelles und gezieltes Reagieren auf Problemlagen. So konnte beispielsweise 2011 das Projekt Cool Down für Jungen zwischen 10 und 14 Jahren durchgeführt werden. Zu den Zielen zählte unter anderem die Förderung sozialer Kompetenzen. An der Joachimschule dagegen wurden Schüler über einen Zeitraum von drei Schuljahren mittels kreativer Methoden und Ansätze gefördert. Darüber hinaus wurde im Schuljahr 2010/11 ein theaterpädagogisches Projekt inklusive abschließender Aufführung im Rahmen einer Schulprojektwoche realisiert. Projekte in Kindertageseinrichtungen Die Gesundheitsförderung des SkF ist nicht auf die drei genannten Stadtbezirke beschränkt. Im Rahmen der Aktion 5 am Tag machen Kinder stark etwa kooperiert die Fachstelle Prävention & Bildung auch mit der Essener Kinderstiftung, um stadtweit Projekte in Kindertageseinrichtungen durchzuführen. In Ergänzung zu einem Multiplikatoren- Workshop der AOK Rheinland, deren Starke Kids Netzwerk das Flizmobil 2011 erneut prämiert hat, sind für 2012 Seminare für Erzieher und Erzieherinnen sowie zusätzliche Beratungsleistungen für Kindertageseinrichtungen geplant. Eine weitere bedeutende Schnittstelle ist die der Jugendhilfe und Schule. Seit 2009 werden in fünf weiterführenden Schulen individuell abgestimmte Angebote der Pädagogischen Übermittagbetreuung für die Sekundarstufe I vorgehalten. Mit Beginn des Schuljahres 2011/12 konnte zudem mit dem ESPO, den Johannitern und dem Jugendwerk der AWO am Mariengymnasium in Werden und an der Realschule Überruhr das Modellprojekt PausenCopilot auf den Weg gebracht werden: Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 können sich hierbei freiwillig für die Verbesserung des Schulklimas und des sozialen Miteinanders einsetzen und dadurch ganz im Sinne der mit den Bildungsangeboten verbundenen Ziele ihre persönlichen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen erweitern. Auf diese Weise werden sie in ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und körperlich wie seelisch gesunden Persönlichkeiten unterstützt. Die Bündelung unterschiedlicher Aufgabenfelder der Jugendhilfe, Familienbildung sowie informeller und formaler Bildungsbereiche erlaubt ein Höchstmaß an Flexibilität und Methodenvielfalt für die Entwicklung und Vernetzung zielführender Angebote. Leitziel ist die Schaffung positiver Lebensbedingungen und die Forderung zur Ausgestaltung eines entsprechenden Lebensumfeldes für ein gerechtes und gesundes Aufwachsen aller Kinder und junger Menschen. Fachstelle Prävention & Bildung Treibweg Essen Ansprechpartnerinen: Birgit Gräf (Leitung Fachstelle) Telefon: Mobil: b.graef@skf-essen.de Silke Michl (Koordinatorin Flizmobil) Telefon: Mobil: flizmobil@skf-essen.de Jenny Rautenberg Telefon: /-814 Mobil: schulbetreuung@skf-essen.de 9

10 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Schulbezogene Jugendsozialarbeit Bessere Bildungsbeteiligung für Aufwachsende Die Schulbezogene Jugendsozialarbeit des SkF Essen-Mitte e. V. wurde 2012 ins Leben gerufen und beschäftigt 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zunächst für zwei Jahre in den Stadtbezirken I, VII und VIII eine nachhaltige Netzwerkstruktur an der Schnittstelle Schule/Jugendhilfe auf- und ausbauen sollen. Ziel ist die Verbesserung und Sicherung der Bildungsbeteiligung von Kindern und Jugendlichen. Auf Basis eines sozialräumlich orientierten Handlungskonzepts werden in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit Jugendamt, Schulen, Trägern der Jugend(berufs-)hilfe und weiteren Akteuren aus dem Umfeld die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler festgestellt und zielgruppenspezifische Förder- und Beratungsangebote entwickelt und installiert. Schulbezogene Jugendsozialarbeit Dammannstraße Essen Ansprechpartner: Birgit Gräf (Leitung) Telefon: Mobil: Markus Heijenga (Koordination Bezirk VII/VIII) Telefon: Stefanie Rhein (Koordination Bezirk I) Mobil: Das Bildungsbüro der Stadt Essen hat hierfür ein Rahmenkonzept festgelegt, das eine vielfältige, zugleich aber auch sehr individuelle Ausgestaltung des Gesamtprojekts erlaubt. Folgende Eckpunkte sind formuliert worden: Das Konzept soll stadtweit greifen, da es an allen Schulen unterstützungsbedürftige Kinder gibt. Beim Verteilungsschlüssel für den personellen Einsatz wurden die ungleichen Lebensverhältnisse im Stadtgebiet berücksichtigt. Da die Fördermittel bis Ende 2013 befristet sind, geht es nicht um die Schaffung einer neuen, unverbundenen Infrastruktur vielmehr sollen bestehende Strukturen unterfüttert werden, um mit einem verlässlichen Netzwerk von Kooperationspartnern eine langfristige Unterstützung der Aufwachsenden zu sichern. Die Schulsozialarbeit soll vor allem unterstützend und beratend tätig werden also initiieren, installieren, systematisieren und stabilisieren. Insbesondere die freien Träger der Jugendhilfe sind aufgefordert, sich mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen perspektivisch in das Projekt einzubringen. Schulformspezifische Bezirkskonzepte Aufgabe ist die Umsetzung eines programmatischen Ansatzes der präventiven Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik in die Praxis. Der erste Arbeitsschritt ist eine breit angelegte Bestandserhebung und sieht die Implementierung des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) sowie der Systematischen Berufsorientierung ab Jahrgangsstufe 7 an allen weiterführenden Schulen und für Berufskollegs mit Klassen für Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildungsvertrag vor. Des Weiteren sollen Schulen im Umgang mit der großen Heterogenität der Schülerinnen und Schüler unterstützt und Schülerinnen und Schüler mit unsicherem Aufenthaltsstatus beraten und betreut werden. Anschließend gilt es, zusammen mit dem Jugendamt schulformspezifische Bezirkskonzepte zu entwickeln. Die große Herausforderung liegt darin, ein Projekt zu realisieren, in dem bislang nur wenige vorhandene Strukturen existieren. Dies eröffnet die Möglichkeit, in Abhängigkeit von den Ressourcen des jeweiligen Stadtbezirks und der dort lebenden Menschen eigene Ideen zu verwirklichen. 10

11 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte SkF Wegnis & P-FA-D Ambulante Hilfeangebote für Familien Als Träger der freien Jugendhilfe engagiert sich der SkF Essen-Mitte e. V. seit vielen Jahrzehnten im Bereich ambulanter Hilfen, aus dieser Tradition ist 1999 SkF Wegnis e. V. erwachsen. Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie an Familien in schwierigen Lebenslagen und kommt dann zum Tragen, wenn individuelle und flexible Hilfeformen angezeigt sind, andere Hilfeformen durch flexible Zusatzangebote qualifiziert werden können oder andere Maßnahmen keine angemessene Hilfeleistung gewähren. Entsprechend ergänzt wird das Angebot durch den aufsuchenden Flexhilfedienst P-FA-D, der eine professionelle Diagnostik der Familiensituation bietet, um Abbrüchen entgegenzuwirken. Ziel ist es, gemeinsam eine passgenaue und zielorientierte Unterstützung zu entwickeln. SkF Wegnis beschäftigt Honorarkräfte, kann flexibel, schnell und individuell auf Anfragen reagieren und arbeitet unter anderem mit Sozialpädagoginnen, Sozialarbeitern, Psychologinnen, Krankenschwestern und Erziehern zusammen. Zusatzqualifikationen wie Marte Meo, systemische Therapie, taff, step, Kinder- und Jugendlichentherapie und unterschiedliche Erstausbildungen sowie monatliche Fallbesprechungen und Supervisionen erhöhen dabei den Qualitätsstandard. Das Team von P-FA-D besteht aus zwei Fachkräften, einer Psychologin und einem systemisch ausgerichteten Familientherapeuten, die als Tandem in besonders schwierigen Familien immer dann zum Einsatz kommen, wenn andere Hilfemaßnahmen keinen nachhaltigen Erfolg hatten oder vorzeitig abgebrochen werden mussten. Mit Hilfe eines ressourcen- und lösungsorientierten Ansatzes werden dem Kostenträger hilfreiche Maßnahmeempfehlungen (Familiendiagnostik) erstellt, um zukünftige (kostenintensive) Drehtüreffekte zu vermeiden. Neben klassischen Einzelfallhilfen gibt es sozialräumliche Gruppenangebote, die die bestehenden Strukturen ergänzen und zusätzliche Ressourcen und Kompetenzen bei der Klientel aktivieren, stärken und fördern sollen. So etwa eine Waldspielgruppe für Kinder, ein Kletterangebot, Familienkurse in Kooperation mit dem Flizmobil und zahlreiche Ferienaktionen mit Kindern. Geplant ist zudem eine Multifamilienarbeitsgruppe. Ferienfreizeiten und Trauerbegleitung In den Jahren 2009 bis 2011 wurde in Kooperation mit dem Jugendamt im Stadtbezirk Mitte ein sekundärpräventives und niederschwelliges Angebot für Familien vorgehalten, deren Kinder Sprachförderung nach Delfin 4 erhalten und keine Kindertagesstätte besuchen. Allen Kindern konnte anschließend ein Kindergartenplatz vermittelt werden. Im Sommer 2011 nahmen zudem zahlreiche Familien an einer einwöchigen Ferienfreizeit in der Eifel teil. Vielen bot sich dadurch erstmals die Möglichkeit, im Kreis einer Gruppe einen gemeinsamen Familienurlaub zu erleben. Ein Schwerpunkt war dabei die Multifamilientherapie, die davon ausgeht, dass die entscheidenden Selbsthilfekräfte und Fähigkeiten zur Veränderung in den Familien selbst vorhanden sind. Die Unterstützung von Familien untereinander und das Erleben von Solidarität sind in diesem Zusammenhang besonders wirksam. Seit 2011 leistet geschultes Personal eine professionelle Trauerbegleitung für Familien, in denen ein Elternteil oder eine wichtige Bezugsperson an einer tödlichen Krankheit leidet oder bereits verstorben ist. Die Forschung zeigt, dass frühzeitige Hilfen einen präventiven Charakter haben. SkF Wegnis e. V. Dammannstraße Essen Die Tür mit dem Schlüssel wurde zum 10-jährigen Bestehen das neue Symbol für SkF Wegnis. Ansprechpartner: Stefanie Rhein Stefan Kleinjohann Telefon: wegnis@skf-essen.de 11

12 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Stadtteilbüro Bergmannsfeld Beratungsdienstleistungen und Projektentwicklung Das Stadtteilprojekt Bergmannsfeld wurde 1985 von der Universität- Gesamthochschule Essen und der Stadt Essen ins Leben gerufen. Dreh- und Angelpunkt ist das vom SkF Essen-Mitte e. V. getragene Stadtteilbüro Bergmannsfeld als Beratungs- und Projektbüro. Dieses bietet hier kostenlose Beratungsdienstleistungen zu: Stadtteilbüro Bergmannsfeld Philosophenweg Essen Roswitha Paas Telefon: r.paas@skf-essen.de Internet: Schulden Schwangerschaft Erziehung/Familie/Trennung Allgemeine Sozialberatung/Unterstützung bei Korrespondenzen Wohnen/Mietrecht. Beteiligt sind die Schuldnerberatung und Schwangerenberatung des SkF, der Soziale Dienst der Stadt Essen (Bezirksstelle Steele), das Forum Russlanddeutsche in Essen e. V. und die Mietergemeinschaft Essen e. V. Neben der Beratungsarbeit leistet der SkF die Projektentwicklung und -umsetzung mit Partnern aus Wohnungswirtschaft, Politik, Stadtverwaltung, sozialen Institutionen, lokalen Geschäftsleuten und Stadtteilbewohnern. Dies beinhaltet in der Regel auch die Beantragung und Verwendung von Projektmitteln und gegebenenfalls den Einsatz von Personal zur Ausführung. Gründung eines Seniorentheaters In den vergangenen drei Jahren wurden zahlreiche Projekte realisiert. So beispielsweise 2009 im Bürgerhaus Oststadt ein Lerntreff der Lern- und Hausaufgabenhilfe des SkF in Kooperation mit dem Jugendamt und den umliegenden Schulen. Finanziert wurde das Projekt durch die Alfred-Krupp- und Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung. Im selben Jahr wurden Zuwanderern aus Russland und anderen GUS-Staaten durch das interkulturelle Konzept der Stadt Essen finanzierte Seniorenclubs und -sprachtrainings angeboten. Mit Kulturzeit Oststadt wurde im Folgejahr eine Kurs- und Veranstaltungsreihe zur Kulturhauptstadt 2010 durchgeführt. Neben dem Aufbau zweier Seniorentheatergruppen wurden kostenfreie Konzerte und Theateraufführungen unter Beteiligung von Künstlerinnen und Künstlern aus der Siedlung Bergmannsfeld und anderen Stadtteilen veranstaltet. Finanziert wurde dies alles von der Bezirksvertretung VII, der AllbauStiftung, der Sparkasse Essen, den Stadtwerken und dem Jugendamt. Ein weiteres Highlight war das ganzjährige, von der Alfred-Krupp- und Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung finanzierte Schultheaterprojekt Theater macht stark für das Leben mit der Förderschule am Hellweg. Hier erarbeiteten 40 Schülerinnen und Schüler in Theater-, Tanz- und Musikgruppen ein Stück und führten es in fünf ausverkauften Vorstellungen im Katakombentheater auf. Sehr erfolgreich war auch die Gemeinschaftsinitiative Grundschule im Bergmannsfeld muss bleiben : Ein Bündnis aus Institutionen, Eltern und Parteien konnte hierdurch die von der Schulverwaltung geplante Schließung der Grundschule im Quartier abwenden. In 2011 wurden fünf von der Bezirksvertretung VII und der Sparkasse Essen finanzierte Infotafeln zur Stadtteilgeschichte installiert und der aus den Seniorentheaterkursen hervorgegangene Verein Seniorentheater Essen e. V. gegründet. Dieser wird nun fortlaufend Theater mit und für Senioren organisieren. 12

13 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Wohnprojekt teen+baby Praktische Lebenshilfe für junge Mütter Das Wohnprojekt teen+baby wurde 2002 von Schirmherrin Isolde Cromme und dem SkF Essen-Mitte e. V. ins Leben gerufen. Seither haben dort 82 junge Frauen zum Teil noch in der Schwangerschaft, zum Teil schon mit Kind ein eigenes Appartement bezogen wurde ein Neubau errichtet, sodass nun jeweils acht Mütter mit Kindern hier leben und interagieren können. Die möblierten Appartements haben einen eigenen Eingang, einen großen Wohn-Schlafraum, ein kleines Bad und ein kleines Kinderzimmer. In diesem geschützten Rahmen erfahren die jungen Mütter kontinuierliche und verlässliche Beziehungen, welche zur positiven Entwicklung der Persönlichkeit beitragen und eine Basis für eine gute Mutter-Kind-Bindung schaffen. Die Hilfe orientiert sich individuell an ihren Lebenswelten und hat folgende Schwerpunkte: Entwicklung der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens Entwicklung der Mutter-Kind-Beziehung Anleitung in lebenspraktischen Bereichen Schule und Ausbildung inkl. Betreuung und Förderung der Kinder Entwicklung einer realistischen Lebensperspektive Dafür stehen fünf Sozialpädagoginnen und -arbeiterinnen, eine Sozialwissenschaftlerin, zwei Erzieherinnen, eine Hauswirtschaftskraft sowie acht Nachtwachen für die Schlafbereitschaft zur Verfügung. Die meisten Mitarbeiterinnen haben Zusatzqualifikationen, um weitere Angebote machen und die Methodenvielfalt vergrößern zu können. Unterstützung und Nachbetreuung Ein Auszug aus dem Erfahrungsbericht der 17-jährigen Angelina, die seit 2009 bei teen+baby wohnt, gibt einen guten Einblick in die Arbeitsweise der Einrichtung: Seit meine Tochter Lilli vor gut zwei Jahren auf die Welt kam, hat sich mein ganzes Leben verändert. Seitdem bin ich nicht mehr nur noch Teenie, sondern auch Mutter. An diese Rolle musste ich mich erst gewöhnen, doch dabei haben mich die Pädagogen gut unterstützt. Wenn ich morgens ins Berufskolleg gehe, bringe ich meine Tochter vorher in die Tagespflege. Am besten gefallen mir die Gemeinschaftsaktionen. Im letzten Jahr waren wir mehrere Tage im Sauerland. Jetzt bin ich bald 18 und möchte mit meiner Tochter in eine eigene Wohnung ziehen. Mit dem Jugendamt ist schon alles besprochen. Meine Betreuer helfen mir bei der Wohnungssuche und der Beantragung aller nötigen Gelder, suchen mit uns eine Tagesmutter und werden bei der Einrichtung der Wohnung und dem Umzug helfen. In den ersten Monaten wird meine Bezugsbetreuerin regelmäßig bei uns vorbeischauen, doch ich weiß, dass ich dann viel mehr Verantwortung selbst tragen muss. Angst habe ich nicht, denn ich habe hier viel gelernt. Nach dem Auszug aus dem Intensivangebot in eine eigene Wohnung besteht die Möglichkeit einer Nachbetreuung, so wie es auch Angelina noch eine Weile in Anspruch nehmen wird. Man wird sehen, wobei sie noch Unterstützung benötigt und die Fachleistungsstunden dann nach und nach reduzieren, bis sie ihren Alltag selbständig meistern kann. Wohnprojekt teen+baby Dünkelbergstraße Essen Ina Heiermeier (Leitung) Telefon: Telefax: i.heiermeier@skf-essen.de 13

14 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Tagesgruppe MehrFamilienHaus Hohe Wertschätzung der elterlichen Kompetenzen Die Tagesgruppe MehrFamilienHaus des SkF Essen-Mitte e. V. wurde 2009 konzipiert und verfolgt einen innovativen multifamilientherapeutischen Ansatz, der die Familie als Experten in den Mittelpunkt stellt. Dabei ist es von großer Bedeutung, die über Jahre aufgebauten Kenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen der Eltern im Umgang mit ihrem Kind zu berücksichtigen und wertzuschätzen, denn die Multifamilienarbeit lokalisiert die entscheidenden Selbsthilfekräfte und Fähigkeiten zur Veränderung in den Familien selbst. Vor allem die Unterstützung der Familien untereinander und das Erleben von Solidarität erweisen sich als besonders wirksam. Daher begegnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SkF den von ihnen betreuten Kindern und Eltern auf Augenhöhe und übernehmen die Verantwortung für einen lösungsorientierten Rahmen. Begegnung, Respekt, Veränderung Die Tagesgruppe wird den Kindern zwischen 6 und 12 Jahren und ihren Familien in Informationsgesprächen vorgestellt und damit einhergehend auch der inhaltliche Schwerpunkt der intensiven Elternarbeit. So wird etwa von den Eltern eine hohe Präsenz erwartet, da dies Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit am eigenen Verhalten ist. Zusätzlich müssen sich die Familien aber auch respektvoll auf die anderen Teilnehmer einlassen, offen für Anregungen sein und die Ressourcen aller Teilnehmer in den Vordergrund stellen. Erst durch diese Lösungsorientierung können verloren geglaubte Fähigkeiten und positive Eigenschaften wiederentdeckt und Selbsthilfekräfte aktiviert werden. Tagesgruppe MehrFamilienHaus Treibweg Essen Anne Strebin (Leitung) Telefon: a.strebin@skf-essen.de Die Umsetzung eines solchen therapeutischen Ansatzes bedarf eines stationären oder teilstationären Settings. Da es 2009 im Essener Süden kein teilstationäres Tagesgruppenangebot gab, bemühte man sich um diesen Standort und fand nach kurzer Zeit in Überruhr eine passende Immobilie. Nach der Modernisierung der alten Kindertagesstätte begannen die vier an systemischer Arbeit interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im April 2010 mit der Aufnahme eines Jungen und seiner Familie in die Tagesgruppe MehrFamilienHaus mit ihrer Arbeit. Schon bald darauf mehrten sich die Anfragen der fallführenden Sozialarbeiter der Nebenstellen des Jugendamtes Essen. Ende 2010 wurde mit zehn Kindern und ihren Familien der Status der Vollbelegung erreicht. Seither ist die Tagesgruppe MehrFamilienHaus fast durchgängig voll belegt. Die Familien haben die Anfänge des Angebots miterlebt und die Tagesgruppe zu ihrer eigenen gemacht. Hierbei ist eine starke Identifikation mit der Einrichtung spürbar. Die Familien sind in Gestaltungsprozesse eingebunden und nutzen diese Möglichkeit interessiert und engagiert. Die verlässliche und motivierte Teilnahme an der monatlich stattfindenden Multifamilientherapie ist ein eindeutiges Indiz für die gelungene Umsetzung des neuen Konzepts. 14

15 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Tagesgruppe ConneXXion Den sozialen Lebensraum Familie erhalten Die 2009 in einem ehemaligen Pfarrhaus im Essener Norden eröffnete Tagesgruppe ConneXXion des SkF Essen-Mitte e. V. ist eine systemisch konzipierte Tageseinrichtung für Jungen und Mädchen ab 12 Jahren und ihre Familien. Die individuelle ziel- und ressourcenorientierte Förderung und Begleitung der Jugendlichen sowie die intensive Zusammenarbeit mit der Familie und anderen wichtigen Bezugspersonen bilden die beiden Hauptsäulen der pädagogisch-therapeutischen Arbeit. Ziel ist es, das jeweilige Familiensystem zu entlasten und den Jugendlichen einen Entwicklungsraum innerhalb verlässlicher Strukturen zu bieten. Die bestehenden Bindungen in den Familien sollen dabei gefestigt und die Familien als soziale Lebensräume erhalten bleiben. Als Experten für ihre Kinder werden Eltern darin unterstützt, ihre eigene Rolle zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen, sodass ein Zusammenleben (wieder) möglich wird. Das multiprofessionelle Team setzt sich aus vier Diplom-Sozialarbeitern und -Sozialpädagogen, einem Diplom-Psychologen und einer Hauswirtschaftskraft zusammen. Das Jugendhilfeangebot wurde von den Jugendlichen und ihren Familien sehr gut angenommen, und es besteht eine erhöhte Nachfrage von Seiten der Jugendämter. Im Rahmen intensiver Beziehungsarbeit bleibt die Hauptverantwortung und -arbeit bei den Familien. Die Eltern werden wöchentlich durch therapeutische Familiengespräche, Hospitationen und Familiennachmittage in den Alltag der Gruppe eingebunden und pädagogisch begleitet. Im Laufe von ein bis zwei Jahren werden gemeinsam mit der Familie Aufträge erarbeitet, Ziele formuliert und umgesetzt. Ferner können Veränderungen eingeübt und verfestigt sowie Ressourcen für ein Leben ohne Tagesgruppe herausgearbeitet werden. Kanufahrten, Ferienfreizeiten und Fußballspiele Ein erstes erlebnispädagogisches Highlight war für die Jugendlichen eine Kanutour von Hattingen nach Steele im Sommer Das Teamwork im Vierer-Kanu stellte für sie eine besondere Herausforderung dar, da sie sich hierbei gut untereinander abstimmen mussten, um das Kanu in die richtige Richtung bewegen zu können. Im August 2010 fand dann die erste Ferienfreizeit im holländischen Aquacamp mit Zelten, Beachvolleyball und Grillparty statt. Leider zwang ein Unwetter die Gruppe dazu, das Camp in einer Nachtund Nebelaktion vorzeitig zu verlassen. Anfang bis Mitte 2011 wurde mit den Jugendlichen zudem ein Filmprojekt realisiert. Basierend auf einer von den Jugendlichen entwickelten Filmidee entstand dabei ein außergewöhnliches, rund einstündiges Werk mit Spezialeffekten und Soundtrack, das später zur großen Freude aller Beteiligten im Cinemaxx in einer kostenlosen Privatvorstellung uraufgeführt wurde. Traditionell sind mittlerweile die Fußballspiele des Teams ConneXXion gegen Jugendlichengruppen anderer Essener Jugendhilfeeinrichtungen, die bereits einige Male in den Kunstrasenhallen des Goal-Fever ausgetragen wurden. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit, gemeinsam als Team zu gewinnen oder eben gemeinsam die Bürde der Niederlage zu tragen. Tagesgruppe ConneXXion Heßlerstraße Essen Nicole Schaer (Leitung) Telefon:

16 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Theresienheim Neue Wohngruppenmodelle für Mädchen und junge Frauen Das Theresienheim in Huttrop zählt zu den ältesten Einrichtungen des SkF Essen-Mitte e. V. und wurde in den Jahren 2004/2005 komplett umgebaut. Es beherbergt die Wohngruppen DomiZiel, STEPbySTEP und HomeRun Ende 2011 ist zudem die ehemalige Wohngruppe DeaDia des Sozialwerks St. Georg hinzugekommen. Die Angebote richten sich an Mädchen und junge Frauen in Krisensituationen. Als Einrichtung der Jugendhilfe bietet das DomiZiel acht Plätze für Mädchen und junge Frauen zwischen 11 und 18 Jahren, die Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden sind oder aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben. In Zusammenarbeit mit Jugendämtern, Eltern, Schulen und anderen Beratungsstellen soll den Bewohnerinnen ein erster Schritt hin zu geregelten Tagesabläufen ermöglicht werden. Ferner gilt es, sie bei der Entwicklung einer neuen Perspektive zu unterstützen und ihre Persönlichkeit zu fördern. Die Klientinnen erleben im DomiZiel Gemeinschaft und können Freizeit- und Gesprächsangebote nutzen. Fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen sind im Tagdienst tätig, eine Fachkraft und eine studentische Hilfskraft im Nachtdienst. Von 2009 bis 2011 wurden ca. 440 Mädchen aufgenommen, in besonderen Fällen auch anonym. Die Verweildauer beträgt maximal sechs Monate. Rund 120 Jugendliche wurden anschließend in festen Wohngruppen untergebracht, bei rund 170 konnte der Streit mit den Eltern beigelegt werden. Daneben gab es Mädchen, die mit Unterstützung einer flexiblen Hilfe zurück zu ihren Eltern gezogen sind. In den Trainingsappartements von STEPbySTEP sind junge Frauen ab 15 Jahren untergebracht, deren Beziehung zur Herkunftsfamilie konfliktbehaftet ist und die aufgrund ihrer bereits erreichten Selbstständigkeit aus den stationären Wohngruppen herausgewachsen sind. Sie sollten bereit sein, in Beziehungsangebote einzuwilligen. Ziel ist die Verselbstständigung in eigenen Räumlichkeiten, wenn die Teilnehmerinnen das dafür nötige Alter und einen entsprechenden Entwicklungsstand erlangt haben. Das flexible Angebot besteht seit 2005, sieht individuelle Regelabsprachen vor und berücksichtigt die persönlichen Lebenssituationen. Die Einrichtung verfügt über vier Appartements mit einem ca. 20 Quadratmeter großen Wohn- und Schlafbereich sowie Küche und Badezimmer. Daran schließen sich ein Gruppenraum und das Büro der beiden Mitarbeiterinnen an. Diese dienen den Bewohnerinnen wochentags als Begleiter und Coaches, die die pädagogischen Inhalte ihrer Arbeit individuell und ressourcenorientiert ausrichten. Abends und an den Wochenenden können sich die jungen Frauen an die anderen Mitarbeiter des Theresienheims wenden. Durch die Rückzugsmöglichkeit in die eigenen vier Wände werden sie intensiv auf die Vor- und Nachteile des eigenständigen Wohnens vorbereitet. Bei all dem spielen die Eltern weiterhin eine wichtige Rolle: Die Mädchen und jungen Frauen stehen vor der Anforderung, sich äußerlich und innerlich zu ihrer Herkunft zu positionieren und sich einen eigenen Lebensbereich zu schaffen. Hierbei lernen sie, ihre Grenzen zu definieren und zu gestalten. Verschiedene Intensivgruppenangebote HomeRun ist ein seit 2010 bestehendes, zwölfmonatiges Intensivgruppenangebot für 12- bis 16-jährige Mädchen, die von zu Hause weggelaufen oder rausgeflogen sind. Diese und ihre Eltern dabei zu unterstützen, wieder zusammenleben zu können, ist das Ziel der mit maximal fünf Teilnehmerinnen besetzten Wohngruppe. Die Idee stammt aus den Erfahrungen von DomiZiel: Viele Mädchen und ihre Familien erleben immer wieder massive Schwierigkeiten im Zusammenleben, die zeitweise sogar in zu einer stationären Unterbringung führen. Genau diesen Familien sollte ein Wohngruppenkonzept mit einer vorübergehenden räumlichen Trennung angeboten werden, bei dem der inhaltliche Kontakt zueinander erhalten bleibt. Im Vordergrund muss der Wunsch stehen, im Grunde genommen zusammenleben zu wollen. Hier genau setzt das Konzept des Intensivgruppenangebots an: Es umfasst die Entwicklungsförderung von Mädchen und die Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie auf der Grundlage eines systemisch-familientherapeutischen Ansatzes. Hierbei können festgefahrene Beziehungsmuster positiv umgestaltet und ein neues Miteinander erlebt werden. 16

17 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte In Kooperation mit Familiensystemen und Bezugspersonen werden individuelle Zukunftsperspektiven entwickelt. Dabei bilden Respekt und Vorurteilsfreiheit die Grundelemente der Arbeit. Der therapeutische Prozess soll durch klare, eindeutig definierte Ziele für die Mädchen und ihre Familien möglichst transparent sein. Betreut werden sie von einem Psychologen, einer systemischen Familientherapeutin und drei pädagogischen Fachkräften. Wenn die Kluft zwischen Eltern und Kind zu tief geworden ist, entwickelt HomeRun Perspektiven für künftige Wohnformen und hilft, den Kontakt zur Familie zu stabilisieren. Familienorientiertes Gesamtkonzept Ende 2011 wurden sieben Wohngruppenplätze für Mädchen und junge Frauen mit einer Essstörungsproblematik vom Sozialwerk St. Georg übernommen. Dadurch konnten die langfristigeren Betreuungsangebote an der Schnittstelle Jugendhilfe/Jugendpsychiatrie ausgebaut werden. Zudem ist so der Umzug des Wohngruppenangebots HomeRun möglich, der sich positiv auf das familienorientierte Gesamtkonzept auswirken wird. Den insgesamt zwölf Wohngruppenplätzen stehen dann zwei auf einem Grundstück stehende Einfamilienhäuser zur Verfügung. Diese haben großzügige Wohn- und Gemeinschaftsräume, sind gemütlich eingerichtet, schaffen eine ansprechende Wohnatmosphäre und bieten Räumlichkeiten für spezielle therapeutische Angebote bzw. sozialtherapeutische Einzelund Gruppenleistungen. In 2012 werden beide Konzepte überarbeitet und miteinander verknüpft, um so ein modernes, systemisch-familientherapeutisches Gesamtangebot für Mädchen mit unterschiedlichen Auffälligkeiten und deren Familien zu schaffen. Die familienähnliche Wohnstruktur der Häuser ist ideal, um neue Lebens- und Erfahrungsräume anzubieten nach Möglichkeit wird stets das gesamte Familiensystem in die Arbeit einbezogen. Ziel ist es, das Zusammenleben der Mädchen mit ihren Familien nachhaltig zu verbessern und ihre Verhaltensauffälligkeiten dauerhaft zu reduzieren. Nach einer eingehenden Klärungsphase einer jeden Aufnahme oder im späteren Entwicklungsverlauf wird das Grundangebot bedarfsorientiert um therapeutische Zusatzelemente ergänzt. Durch die individuelle Unterstützung können die Jugendlichen aus ihrer Störung herauswachsen sie werden dabei 24 Stunden am Tag im Bezugspersonensystem betreut. Die Unterstützung erfolgt auf Grundlage vorhandener Ressourcen, ist personenzentriert, beinhaltet gemeinsame Freizeitaktivitäten und vermeidet eine Krankheits- und Symptomfixierung. Es soll so viel Normalität wie möglich hergestellt werden. Bei kritischen Veränderungen können gemeinsam mit dem Jugendlichen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um der Entwicklung schwerer Krisen rechtzeitig entgegenzuwirken. Neben allgemeinbildenden Schulen können auch Berufsschulen und Berufskollegs besucht werden. Theresienheim Dammannstraße Essen Telefon: Ansprechpartner: Birgit Rosenfeld (Familientherapeutin) Christian Haaler (Psychologe) 17

18 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung Flexhilfen Fortschrittlich und familien- und lebensraumorientiert Die flexiblen erzieherischen Hilfen des SkF Essen-Mitte e. V. bieten Familien, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in belastenden Lebenssituationen seit 1989 eine aufsuchende, an ihrer Lebenswelt orientierte Beratung. Ein praktisches Miteinander im häuslichen Umfeld im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe soll zur Verbesserung der Lebenssituation beitragen. Ziel des familienorientierten Ansatzes ist es, die Hilfesuchenden bei der Gestaltung des Lebensalltags zu unterstützen. Da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bezirke Stadtmitte, Steele und Kupferdreh zuständig sind, ist die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit den örtlichen Partnern und Institutionen von zentraler Bedeutung. Ondra / photocase.com Flexteam Stadtmitte Bäuminghausstraße Essen Ansprechpartner: Xavier Eichelberger Telefon: x.eichelberger@skf-essen.de Flexteam Kupferdreh Treibweg Essen Ansprechpartner: Klaus Jost Telefon: k.jost@skf-essen.de Flexteam Steele. Grendplatz Essen Nadine Tillmann Telefon: n.tillmann@skf-essen.de Durch Umstrukturierungsprozesse der Stadt Essen in 2005 wurden die Aufgabenbereiche in ausschließlich beim Jugendamt angesiedelte einleitende Hilfen und an die freien Träger der Stadt delegierte anbietende Hilfen getrennt. Die Rollen und Funktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dadurch eine grundlegende Veränderung erfahren. Aber auch gesellschaftliche Strukturveränderungen beeinflussen ihre Tätigkeit. So sind manche Familien durch die Ganztagsbetreuung der Kinder in Schulen und Kindertageseinrichtungen oder die Teilnahme der Eltern an Förderungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt nur zu bestimmten Zeiten erreichbar. Und häufig kommen Kinder durch verlängerte Betreuungszeiten erschöpfter und weniger aufnahmefähig nach Hause. Hier ist eine breite Methodenvielfalt gefragt. Daher konzentriert sich ein Großteil der Einzelfallarbeit auf den späten Nachmittag und frühen Abend vormittags dagegen werden Gruppenangebote vorgehalten, die sich unter anderem an Familien ohne Arbeit oder mit Kleinkindern richten. Der Sparzwang vieler Ruhrgebietsstädte wirkt sich zusätzlich auf die Jugendhilfe aus und erfordert ein frühzeitigeres Reagieren, um mehr Menschen und Familien erreichen und schneller unterstützen zu können. Die aus der Fachstelle Prävention & Bildung entwickelten Mittags- und Kindertische schaffen hierbei eine fruchtbare Verbindung zur Flexhilfe: Familien werden sehr niederschwellig angesprochen. Dadurch ist es möglich, unbürokratisch zu helfen, Vertrauen herzustellen und notwendige Hilfeprozesse bereits mit einer hohen Motivation einzuleiten. Kostenintensivere Maßnahmen sind dann manchmal gar nicht mehr nötig. Neben der Krisenintervention (standardisierte Kurzzeitintervention) treten heute vermehrt komplexere Clearingfälle auf. Hier ist die Motivation und Kooperationsbereitschaft der Betroffenen anfangs noch unklar die Bereitschaft zur Zusammenarbeit muss also zunächst einmal entwickelt werden. Erst nach diesem partizipativen Prozess ist absehbar, ob und welche Hilfe wirkungsvoll ist. Freizeitgruppen und Aktionen wie Klettergruppen und Sport-, Spiel- und Gesprächsangebote bieten neben der Förderung und Stärkung individueller Kompetenzen auch die Möglichkeit des Modelllernens. In der Interaktion mit anderen Familien können alltägliche Schwierigkeiten exemplarisch erlebt und reflektiert werden, um neue, verträglichere Strategien im Zusammenleben zu entwickeln. Auch in Zukunft wird die Forcierung der Sozialraumorientierung, des örtlichen Vernetzungsgrades, der Präventionsarbeit sowie der Realisierung und Optimierung neuer Projekte und Angebote im Mittelpunkt der Flexhilfen stehen. 18

19 Bildung, Beratung, Betreuung Gefährdetenhilfe Karte Notschlafstelle RAUM_58 Wenn die Straße Lebensmittelpunkt ist Seit Sommer 2001 öffnet die Notschlafstelle RAUM_58 des SkF Essen-Mitte e. V. und CVJM Essen sonntags bis freitags von 21 bis 9 Uhr ihre Tür für maximal acht 14- bis 21-jährige Jugendliche und junge Erwachsene, die ihren Lebensmittelpunkt auf die Straße verlegt haben. Die Einrichtung bietet ihnen lebensqualitätssichernde Leistungen und verfolgt das Ziel, ein sich auf der Straße manifestierendes Leben zu verhindern und die Vermittlung in höherschwellige Hilfen zu ermöglichen. Mittels unbürokratischer Maßnahmen fördern die beiden Mitarbeiterinnen die Veränderungsbereitschaft und Motivation der Hilfesuchenden, sich mit ihrer individuellen Situation auseinanderzusetzen. Oftmals verloren gegangene Perspektiventwicklungen werden dabei aktiv angeregt. Zudem kann in den Räumlichkeiten Wäsche gewaschen, gegessen und geduscht werden. Das Angebot wird rege in Anspruch genommen und jährlich von bis zu 170 verschiedenen jungen Menschen genutzt manche bleiben nur wenige Nächte, andere kommen über einen langen Zeitraum immer wieder. Rund 30 Prozent davon sind weiblich, 70 Prozent männlich. Etwa die Hälfte ist jünger als 18 Jahre. Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind über die pädagogischen Mitarbeiterinnen und das Team der pädagogischen Nachtdienste wieder in Kontakt mit Hilfsoder Beziehungsangeboten, etwa 20 Prozent nehmen weiterführende Hilfen an und ziehen in Wohngruppen oder eigene Wohnungen oder besuchen eine Therapie. Schwierige Wiedereingliederung Wiedereingliederung in Regeleinrichtungen schwierig, wenn nicht gar unmöglich. In den vergangenen Jahren hat sich der Blickwinkel und damit auch das Konzept inhaltlich sehr verändert: Die Mitarbeiterinnen verstehen die Übernachtungsgäste heute vor allem als handelnde Akteure in der Bewältigung ihrer oft von Traumatisierung und hohen Bindungsunsicherheiten geprägten Lebensgeschichten. Symptome wie Sucht, Aggression und scheinbare Unverbindlichkeit lassen sie oft in anderen Bereichen der Erziehungshilfe scheitern, gehen aber nicht selten aus eben diesen Bewältigungsstrategien hervor. Resilienzen wie ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit, das auf der Straße überlebensnotwendig ist, machen eine Daher gilt es, die jeweiligen Muster weit über den alltagspraktischen Rahmen hinaus zu verstehen und kreativ nach individuellen Lösungen zu suchen. Manchmal hilft aber auch schon ein korrigierendes, stabiles Beziehungsangebot oder ein sicherer und ruhiger Platz, an welchen keinerlei Forderungen geknüpft sind. Die Notschlafstelle RAUM_58 wird ihr Konzept in 2012 mit einem traumasensitiven Profil modifizieren und die Mitarbeiterinnen entsprechend schulen, damit sie den hohen Anforderungen an sie und ihre Zielgruppe auch weiterhin gerecht werden können. Notschlafstelle RAUM_58 Kastanienallee Essen Manuela Grötschel (Leitung) Telefon: (werktags bis 12 Uhr) notschlafstelle@skf-essen.de 19

20 Struktur Vorwort Jugendhilfe/Hilfen zur Erziehung SkF Familienzentrum Villa Kunterbunt Die Familie als Ganzes stärken Nach einem einjährigen Pilotprojekt wurde das SkF Familienzentrum Villa Kunterbunt des SkF Essen-Mitte e. V als Familienzentrum NRW zertifiziert und vier Jahre später erfolgreich rezertifiziert. Im Fokus der Arbeit der 16 Fachkräfte steht die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Chancengleichheit durch mehr und gezielte(re) Bildung. Zudem soll die Familie durch Unterstützung bei der Kinderbetreuung und bei der Suche nach Familien- und Erziehungsberatung und familiennahen Bildungsangeboten als Ganzes gestärkt werden. SkF Familienzentrum Villa Kunterbunt Belfortstraße Essen Ulrike Rohlfing (Leitung) Telefon: Da der soziale Erfahrungsraum für Kinder heute immer knapper bemessen ist, fungiert die Einrichtung neben stadtteilbezogenen Angeboten wie Elterncafés, Müttertreffs und offenen Spielgruppen seit mehr als 20 Jahren auch als Kindertageseinrichtung. Viele Kinder wachsen als Einzelkinder auf oder leben nur mit einem Elternteil zusammen. Oft sind auch beide Elternteile berufstätig. Dadurch bleibt weniger Zeit für gemeinsames Spielen, Lernen und Leben innerhalb der Familie. Um ihnen eine kindgemäße, lebensnahe und ganzheitliche Entwicklung zu ermöglichen, werden in der SkF KiTa Villa Kunterbunt rund 100 Mädchen und Jungen im Alter von vier Monaten bis sechs Jahren betreut. Schwerpunkte sind die Themen Bewegung, Sprache und Religion: Da die Motorik eng verbunden ist mit kognitiven Leistungen, sozialen Kompetenzen und emotionaler Reife, wird den Kindern viel Raum, Zeit und Gelegenheit zum spielerischen Experimentieren mit Bewegung eingeräumt. Auch Sprache ist in der kindlichen Entwicklung von elementarer Bedeutung und wird daher fähigkeitsorientiert gefördert. Darüber hinaus zieht sich die religiöse Erziehung wie ein roter Faden durch die Arbeit mit den Kindern. Rezertifizierung und Jubiläum Neben der erfolgreichen Rezertifizierung zum Familienzentrum stand in 2011 auch das 20-jährige Bestehen der SkF KiTa Villa Kunterbunt und der Tagespflege an. Dieses wurde mit vielfältigen Aktionen gefeiert darunter ein Theaterstück, die Herstellung verschiedener Musikinstrumente, ein Back- und Werktag, eine offizielle Feier mit geladenen Gästen und ein abschließendes Oktoberfest. Seit 2009 dokumentieren Portfolio -Mappen die individuelle Entwicklung der Kinder. Darin werden die kleinen und großen Schätze wie zum Beispiel Fotos in Lern- und Spielsituationen, Gesprächsaufzeichnungen oder Planungsblätter gesammelt. Durch den selbstständigen Umgang mit ihren Mappen entwickeln die Kinder unter anderem eine hohe Lernmotivation, nachhaltige Bildungsund Sozialkompetenzen und ein gesteigertes Selbstbewusstsein. Bei (Eltern-)Gesprächen dient das Portfolio dazu, über Lernerfolge zu sprechen und das weitere Vorgehen festzulegen. Darüber hinaus haben die Eltern einen besseren Einblick in das tägliche pädagogische Miteinander in der Gruppe. 20