Aktuelle Einschätzung der Winterfestigkeit von Winterweizensorten 2013

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1 Aktuelle Einschätzung der Winterfestigkeit von Winterweizensorten

2 Impressum Herausgeber: Autor: Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Str. 98, Jena Tel.: , Fax: Mail: Abteilung Pflanzenproduktion Tel.: , Fax: Christian Guddat Evelin Schreiber Dr. Martin Farack Stand: Copyright: Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe sind dem Herausgeber vorbehalten.

3 Winterfestigkeit als Kriterium der Sortenwahl Neben Ertragsfähigkeit, Qualitätssicherheit und ausreichender Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten besitzt die Winterfestigkeit als Faktor der Ertragssicherheit eine besondere Bedeutung bei der Wahl regional geeigneter Sorten. Durch den Anbau winterfester Sorten kann das Risiko von Auswinterungsschäden gesenkt werden. Dies zeigte sich im Jahr 2012 sehr deutlich, als die sortenspezifische Winterfestigkeit einen sehr wesentlichen Einfluss auf das Überleben der Pflanzen und letzlich auf die Ertragsleistung eines Bestandes hatte. Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft befasst sich seit mehreren Jahren gemeinsam mit anderen Länderdienststellen, dem Bundessortenamt und Züchtern intensiv mit der Einschätzung der Winterfestigkeit von Getreidesorten. Dazu werden Ergebnisse aus Wertprüfungen des Bundessortenamtes und Landessortenversuchen ebenso verwendet, wie die Ergebnisse aus speziellen Provokationsversuchen mit der Weihenstephaner Kastenmethode, dem Anbau auf Dämmen und der Prüfung zur Frosthärte in Klimakammern. Datengrundlage und Auswertung Die Datengrundlage für die langjährige Auswertung der Winterfestigkeit bildeten Ergebnisse aus den Wertprüfungen des Bundessortenamtes, den Landessortenversuchen der Länderdienststellen in Deutschland, den Versuchen nach Weihenstephaner Kastenmethode und den Versuchen zur Frosthärte in Klimakammern sowie dem Testanbau auf Dämmen. Für die Auswertung genutzt wurden jedoch nur Versuche mit einem Mindestmaß an Differenzierungen. Die Anzahl der einbezogenen Versuche in Abhängigkeit von der Methode und den Jahren sind Tab. 1 zu entnehmen. Tabelle 1: Datengrundlage für die Einschätzung der Winterfestigkeit von Winterweizensorten nach Methoden und Jahren Methode Wertprüfungen, Landessortenversuche (Freiland) Anzahl Versuche Weihenstephaner Kastenmethode Klimakammer Dammkultur Die statistische Auswertung der umfangreichen Daten erfolgte durch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (V. Michel und A. Zenk). Der Datensatz war aufgrund des in den Jahren gleitenden Sortimentswechsels, der Langjährigkeit und der Großräumigkeit hochgradig unbalanziert, d.h. lückig. Eine einfache Analyse über Mittelwertbildung wäre bei dieser Datenstruktur extrem verzerrungsanfällig. Weiterhin erschwerten die unterschiedlichen Methoden (Freiland, Kastenanlage, Klimakammer) die Auswertung, wobei letztlich eine zusammenfassende Einschätzung der Sorten über alle Methoden hinweg das Ziel war. Als adäquates Verfahren bot sich die Hohenheim-Gülzower-Serienauswertung an (siehe unter Aktuelle Einschätzung der Winterfestigkeit von Winterweizensorten 2012 Seite 3 von 6

4 Ergebnisse und Einschätzung der Winterfestigkeit praxisrelevanter sowie neuer Winterweizensorten Tabelle 1: Einstufung der Winterfestigkeit eines umfassenden Winterweizensortimentes aufgrund der langjährigen Auswertung (Daten ) Quelle: V. Michel (LfAMV), Ch. Guddat (TLL), A. Zenk (LfAMV) 2013 Einschätzung der Winterfestigkeit Datenumfang sehr hoch hoch mittel geringer gering sehr gering o o/ groß Toras Famulus Julius Arktis Nelson Brilliant Opal Discus Patras Elixer Florian Tobak Genius Pamier Linus Inspiration Kredo Kerubino Cubus Forum Akteur Colonia Chevalier Joker Atomic Hermann, Orcas Edgar Kometus JB Asano Meister Arezzo Potenzial Tommi mittel Gordian Desamo Memory Rumor Gourmet Hyland Pionier Quirin Apertus Glaucus Kurt Consus Ambello Midas Edward KWS Cobalt Rebell Sophytra klein Mescal Avenir MV Lucilla Landsknecht Boxer SU Anapolis Barok KWS Cobalt SU Nautic Hekto Apian Lukullus sehr klein Zeppelin Princeps Estivus Expecto Allez y Solehio Rubisko Seite 4 von 6 Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft

5 o o/ Toras Famulus Julius Arktis Nelson Opal Zeppelin Gordian Discus Patras Desamo Memory Elixer Tobak Genius Pamier Estivus Rumor Avenir Gourmet Linus Pionier Kerubino Apertus Forum Akteur Joker Atomic Edward Kometus JB Asano Meister Potenzial Rebell Tommi Sophytra Abbildung 1: langjährige Einschätzung der Winterfestigkeit ausgewählter Winterweizensorten (Daten ) mit Intervallen für den paarweisen Vergleich (90 %) Symbolik: + + = sehr gut; + = gut; o = mittel; o/- = geringer; - = gering; - - = sehr gering Quelle: V. Michel (LfAMV), Ch. Guddat (TLL), A. Zenk (LfAMV) 2013 Wegen der Bedeutung wichtiger Eigenschaften (Ertrag, Qualität, Resistenz) neben der Winterfestigkeit sind immer Kompromisse bei der Sortenwahl erforderlich. Allerdings sollte in Thüringen auf Gesamtbetriebsebene eine kritische Schwelle in der Winterfestigkeit nicht unterschritten werden. Der Anbau von Sorten mit mittlerer bzw. geringerer Winterfestigkeit ist unter Thüringer Bedingungen gerechtfertigt, wenn sie sich durch andere positive Eigenschaften besonders auszeichnen. Eine zu hohe Anbaukonzentration von Sorten mit mittlerer bzw. geringerer Winterfestigkeit ist jedoch zu vermeiden. Bewährt hat sich eine größere betriebliche Sortenvielfalt zur Reduzierung des Anbaurisikos. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Auswertung wurde die Winterfestigkeit aktuell wichtiger Sorten, insbesondere solcher mit Anbaubedeutung, in der Abbildung 1 und darüber hinaus auch ein sehr umfangreiches Sortiment in der Tabelle 1 dargestellt. Die Tabelle beinhaltet zudem eine Unterteilung in die Sicherheit der Sorteneinschätzung, die sich aus den jeweils verfügbaren Datenumfängen einer Sorte ableitet. Die Einschätzung der Winterfestigkeit berücksichtigt jedoch nicht das unterschiedliche Regenerationsvermögen der Sorten. Der Anbau von Sorten mit einer hohen bis sehr hohen Winterfestigkeit bietet in Thüringen die größte Sicherheit vor Auswinterungsschäden und führt nur unter extremen Frostbedingungen zu Ausfällen. Im Rahmen des Sortensplittings sollten diese Sorten im Sortenspektrum eines Betriebes in ausreichendem Umfang vertreten sein. Sorten mit mittlerer Winterfestigkeit sind unter Thüringer Bedingungen nur in einzelnen Jahren (typische Auswinterungsjahre) stärker von Auswinterungen betroffen. Beim Anbau dieser Sorten ist Aktuelle Einschätzung der Winterfestigkeit von Winterweizensorten 2012 Seite 5 von 6

6 aber darauf zu achten, dass neben ihnen möglichst auch Sorten mit einer hohen bis sehr hohen Winterfestigkeit zum betrieblichen Sortenspektrum zählen, um das Risiko zu mindern. Auf besonders auswinterungsgefährdeten Schlägen (Kaltluftsenken, exponierte Lagen) sollte der Anbau von Sorten mit mittlerer Winterfestigkeit vermieden und auf solche mit einer hohen bis sehr hohen Winterfestigkeit zurückgegriffen werden. Bei Sorten mit einer geringeren Winterfestigkeit ist in einzelnen Jahren (typische Auswinterungsjahre) mit starken Auswinterungsschäden, z.t. sogar mit Totalverlusten zu rechnen. Sie sollten aus Gründen der Risikominderung den Flächenanteil auf Betriebsebene nicht dominieren. Sorten mit geringer Winterfestigkeit sind wegen des hohen Auswinterungsrisikos für den Anbau in Thüringen nicht geeignet. Seite 6 von 6 Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft