Das Studium der Psychoanalyse an der SFU

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1 DIE PSYCHOANALYSE Die Psychoanalyse - von S. Freud in Wien mehr entdeckt als erfunden - hat inzwischen eine weit verzweigte globale Entwicklung genommen, mit verschiedenen Schulen und unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Nach wie vor versteht sie sich insgesamt als eine Disziplin zur Erforschung des Unbewussten, d.h. über die klinische Anwendung in der therapeutischen Praxis hinaus als Hilfsmittel und Werkzeug um verborgene Aspekte in Kunst, Religion, Anthropologie usw. aber auch in gesellschaftlichen, organisatorischen und anderen Gruppenprozessen zu erhellen. In der psychoanalytischen Therapie wird der Zugang zum Unbewussten über Träume, über freie Assoziation und über das Durcharbeiten der Übertragungsbeziehung freigelegt. Erinnern Wiederholen Durcharbeiten, Freuds Leitlinie für die Behandlung, bedeutet heute wie damals ein Prozess der Loslösung von infantilen Fixierungen der Libido und der Aggression in den emotionalen Beziehungen. Die dadurch gewonnene Befreiung von Hemmungen und Konflikten in der psychischen Entwicklung, die Freisetzung der Kreativität usw. haben aber ihren Preis, den Freud so umschrieb: Die meisten Menschen wollen die Freiheit nicht, weil sie dadurch auch Verantwortung tragen müssen. Trotz Freuds Pessimismus ist die Psychoanalyse lebendig geblieben und hat in ihrer Diversität mehr Zulauf als je zuvor, auch auf Grund der neueren Perspektiven von Melanie Klein, Bion, Winnicott, Lacan u.a. Was Freud vielleicht besonders erfreut hätte, ist die neue Ankopplung der Psychoanalyse an die Hirnforschung. Freud war davon überzeugt, dass man in der Zukunft neurobiologische Beweise für seine psychologischen Hypothesen finden würde. Lange wurde diese Idee belächelt, inzwischen wird sie von führenden Neurowissenschaftlern wie Eric Kandel, Mark Solms u.a. bestätigt. Manchen erscheint die Psychoanalyse, in ihrem klassischen Setting mit der Couch und der hohen Stundenfrequenz, wie eine antiquierte Therapieform. Aber sie hat sich bewährt und bleibt die solide Grundlage für ein späteres psychoanalytisches Theorieverständnis, das auch in ganz anderen Settings zur Wirkung kommt, ob in der klinischen Arbeit mit Psychosen und Borderline-Patienten, mit Kindern, Paaren und Gruppen, oder in so diversen Feldern wie Sozialpädagogik, Unternehmensberatung, Geisteswissenschaften, Kunstbetrieb etc..

2 Das Studium der Psychoanalyse an der SFU Leitlinien für das Studium der Psychoanalyse Das Studium der Psychoanalyse an der SFU leitet sich von Freuds Erkenntnis ab, dass Psychoanalyse sowohl eine eigenständige therapeutische, wie auch natur-, geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Disziplin darstellt. Als Lehre vom Unbewussten im Individuum und in der Kultur lässt sie sich weder der Medizin noch der Psychologie unterordnen. Die Psychoanalyse ist zunächst eine Methode zur Erforschung des Unbewussten in der klinischen Praxis; in der Folge leiten sich von dieser Methodik Theorien über Aufbau, Entwicklung und Störungen der psychischen und geistigen Fähigkeiten des Menschen ab; drittens ist sie die Anwendung dieser Theorien und Erkenntnisse in Sozial-, Kultur-, Geschichts- und Literaturwissenschaften u.a. Vorausblickend schrieb Freud in Die Frage der Laienanalyse über die universitäre Aneignung der Psychoanalyse: Wenn man, was heute noch phantastisch klingen mag, eine psychoanalytische Hochschule zu gründen hätte, so müsste an dieser vieles gelehrt werden, was auch die medizinische Fakultät lehrt; neben der Tiefenpsychologie, die immer das Hauptstück bleiben würde, eine Einführung in die Biologie, in möglichst grossem Umfang die Kunde vom Sexualleben, eine Bekanntheit mit Krankheitsbildern der Psychiatrie. Andererseits würde der analytische Unterricht auch Fächer umfassen, die dem Arzt ferne liegen und mit denen er in seiner Tätigkeit nicht zusammenkommt: Kulturgeschichte, Mythologie, Religionspsychologie und Literaturwissenschaft. Ohne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten steht der Analytiker einem grossen Teil seines Materials verständnislos gegenüber......es gibt dabei soviel zu lehren, dass man gerechtfertigt ist, aus dem Unterricht wegzulassen, was keine direkte Beziehung zur analytischen Tätigkeit hat und nur indirekt wie jedes andere Studium zur Schulung des Intellekts und der sinnlichen Beobachtung beitragen kann. Es ist bequem, gegen diesen Vorschlag einzuwenden, solche analytische Hochschulen gebe es nicht, das sei eine Idealforderung. Jawohl, ein Ideal, aber eines, das realisiert werden kann und realisiert werden muss. Der Fächerkatalog des Studiums der Psychoanalyse an der SFU will sich diesem Ideal annähern: die spezifisch psychoanalytischen Lehrveranstaltungen des Curriculums werden ständig durch einen fächerübergreifenden Diskurs, wie durch Gastvorträge, Workshops und Tagungen ergänzt und erweitert. Die noch zu absolvierenden allgemeinen Fächer des Studiums der Psychotherapiewissenschaft liefern die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen diese besondere Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse aufbaut. Das Lehrziel bleibt in erster Linie die Fähigkeit zur ausreichenden Selbsterkenntnis und zur praktischen Anwendung der Psychoanalyse als Therapieform zu erwerben. Gleichzeitig soll die Psychoanalyse als Heilmethode im Vergleich mit und in Abgrenzung zu anderen psychotherapeutische Methoden wissenschaftlich untersucht werden und als Erkenntnisinstrument in den Humanwissenschaften zur Anwendung gelangen.

3 Das Studium an der SFU strebt eine Verbindung von Selbsterkenntnis die Erfahrung des eigenen Unbewussten in der persönlichen Analyse mit methodischen und theoretischen Erkenntnissen und praktischen therapeutischen Fertigkeiten an. Die Anwendung der psychoanalytischen Methode als Therapie basiert auf diesen Säulen: sie ist sowohl teilnehmende Beobachtung am lebendigen menschlichen Subjekt, wie auch Anwendung von Wissen aus der bisherigen psychoanalytischen Erforschung und Theoriebildung. Das Erlernen psychoanalytischen Forschens und Denkens findet in der Verbindung dieser Felder statt und ist für PsychoanalytikerInnen ein nie abzuschliessender Prozess. Das Studium an der SFU soll eine Initialzündung für diesen Entwicklungsprozess sein, insofern sie die Studierenden mit dem Basisrüstzeug ausstattet, diese Entwicklung in eigener Verantwortung selbstkritisch weiterzuführen. Zeitstruktur und Vermittlung Den äußere Rahmen des Studiums bildet zunächst die zeitlichen Struktur in Form der Mindeststudiendauer von sechs Semestern und der Festlegung des Arbeitsaufwandes für die Studierenden im Ausmaß von 1500 Stunden pro Semester (30 ECTS-Punkten). Die relativ straffe und im Vergleich zur traditionellen Aneignung der Psychoanalyse kürzere Studiendauer an der SFU unterstreicht den endlichen Charakter im Rahmen von Institutionen erworbenen Wissens und Könnens. Sie geht von der Überzeugung aus, dass ein autoritär verordneter Perfektionismus im Studium mehr zur Infantilisierung der Studierenden als zur Qualität des Studiums beiträgt. Deshalb verknüpft die SFU Elemente der Selbstverantwortung mit Elementen institutioneller Kontrolle in der Form, dass die Studierenden zur selbstkritischen Reflexion ihres Standortes im Prozess der psychoanalytischen Identitätsbildung angeregt werden. Die zeitliche Begrenzung erfordert Klarheit in der Festlegung von Lehrinhalten, Lehrzielen und Beurteilungskriterien für den Studienerfolg und bringt mit sich, dass theoretische und praktische Lehrinhalte in beträchtlichem Ausmaß parallel angeboten werden: Während der eigenen psychoanalytischen Persönlichkeitsentwicklung wird die Theorie der Psychoanalyse erlernt, gleichzeitig werden praktische Erfahrung im Rahmen des Praktikums gemacht. Somit können die Erfahrungen mit der eigenen psychoanalytischen Therapie und die Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen der Psychoanalyse in die Reflexion der praktischen Tätigkeit einfließen. Der Erwerb des theoretischen Wissens ist eng an die praktische Erfahrung mit sich selbst und mit Patienten und Institutionen geknüpft. Durch Beteilung der SFU am Diskurs der angewandten Forschung ergibt sich eine zusätzliche kritische Reflexion psychoanalytischen Denkens und eine Vorbeugung gegen quasi-religiöse Denkfeindlichkeit und Sektierertum. Das Lehrkonzept der SFU hat zum Ziel, dass die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten mit den verinnerlichten Erfahrungen während einer permanenten post-gradualen Weiterbildung weiter verarbeitet und in die eigene Praxis integriert werden sollen.

4 Der Diskurs mit Vertretern anderer Therapiemethoden im Rahmen des fachlichen und wissenschaftlichen Austauschs an der SFU fördert die kritische Offenheit und die reflektierte Identitätsbildung. Die wissenschaftlichen und universitären Gepflogenheiten (Noten, Anwesenheitskontrollen) repräsentieren die notwendige Auseinandersetzung mit dem unbequemen Dritten, die in der Psychoanalyse nicht vermieden werden darf. Formaler Ablauf Studierende, die sich für das Wahlpflichtfach Psychoanalyse entscheiden, haben ein Zulassungsinterview mit der Lehrgangsleitung zu führen und an einem eintägigen Auswahlseminar teilzunehmen. Persönlichkeitsentwicklung findet 80 Stunden intern in der Gruppe statt. Extern sind mindestens 220 Stunden 3- oder 4-stündige eigene Psychoanalyse zu absolvieren. Ein Praktikum im Gesamtausmaß von mindestens 550 Stunden kann teilweise an der Ambulanz der SFU absolviert werden oder an einer Institution, die im Gesundheitsministerium als Einrichtung für das fachspezifische Praktikum registriert ist. Mindestens 140 Stunden des Praktikums sind in einer Institution zu absolvieren, in der schwere psychiatrische Fälle behandelt werden. Die Praktikumsreflexion findet im Ausmaß von 30 Stunden in Gruppe an der SFU statt. Die Praxis (selbständige Behandlung von Patienten) unter Aufsicht kann begonnen werden, nachdem ein Teil des Praktikums, ein Teil der Einzel-Selbsterfahrung und ein Teil der Theorie aus Krankheitslehre und Behandlungstechnik absolviert wurden. Mindestens zwei Erstgesprächsdemonstrationen in der Ambulanz sind ebenfalls vorher zu besuchen. Die Zulassung für die praktische Tätigkeit erfolgt in schriftlicher Form durch die Leitung des Wahlpflichtfaches nach einem persönlichen Gespräch mit dem Studierenden. Die Praxis-Stunden sind unter Aufsicht zu leisten, die Ambulanz der SFU steht den Studierenden als Arbeitsfeld zur Verfügung. Begleitend zur Praxis an der Ambulanz sind auch die Ambulanzsitzungen und die methodenübergreifenden Supervisionssitzungen an der Ambulanz zu besuchen. Im Rahmen des klinischen Studiums sind 310 Stunden niederfrequente psychoanalytische Therapie das sind Beobachtung, Erstgespräche, Krisenintervention, Gruppenpsychoanalyse und ein- bis zweistündigen Psychotherapien im Sitzen zu leisten. Hochfrequent sind eine 3-stündige Psychoanalyse von mindestens 140 Stunden und eine 4-stündige Psychoanalyse von mindestens 180 Stunden durchzuführen.

5 Die eigene klinische Praxis soll in mindestens 15 Einzelstunden und 120 Stunden Kleingruppensupervision (maximal 3 Teilnehmer) reflektiert werden. Im Rahmen dieser Reflexion sind kurze schriftliche Verlaufsprotokolle und Falldarstellungen in Abstimmung mit den Lehrenden zu verfassen. Die Formale Didaktik Methodenübergreifende Lehrveranstaltungen werden als Vorlesungen, Proseminare oder Seminare gehalten. Vorlesungen erfordern keine Anwesenheitspflicht, die Prüfungen finden schriftlich statt. Bei Proseminaren und Seminaren ist Anwesenheitspflicht. Alle Lehrveranstaltungen des Wahlpflichtfaches Psychoanalyse sind Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht. Das Studium der Theorie erfolgt in Seminaren. Für die Seminare ist vorbereitendes Literaturstudium erforderlich, wie auch der Besuch eines zusätzlich angebotenen Literaturseminars. Die Leistungsüberprüfung erfolgt entweder lehrveranstaltungsimmanent auf Grundlage der Mitarbeit oder durch Beurteilung einer schriftlichen Arbeit, die nach Seminarabschluss zu verfassen ist. Klinisch-praktisches Wissen wird im Rahmen des methodenspezifischen Praktikums, der methodenspezifischen Persönlichkeitsentwicklung und der Praxis unter Aufsicht mit begleitender Praktikums- und Praxisreflexion vermittelt. Die Lehrveranstaltungen des Studiums der Psychoanalyse an der SFU 1. Wissenschaftliche Grundbegriffe der Methode (B5) Diese Lehrveranstaltung führt in eine kritische Sichtung der metapsychologischen, klinischen und technischen Grundbegriffe der Freudschen psychoanalytischen Methode ein. Das deskriptive und das dynamische Unbewusste werden aus den psychischen Phänomenen hergeleitet (Traum, Psychopathologie), und verschiedene Gesichtspunkte der psychoanalytischen Theorie (topischer, ökonomischer, struktureller, genetischer, adaptiver Aspekt) entwickelt. Das topische Modell (Ubw, Vbw, Bw), das Strukturmodell (Ich, Es, Über-Ich), die Entwicklung der Triebtheorie (Sexualtrieb und Ich-Triebe, die Einführung des Narzissmus, Todestrieb und Libido), die beiden Prinzipien des psychischen Geschehens - Lust- und Realitätsprinzip - werden erläutert und die Konzeptualisierung eines psychischen Apparates dargestellt. Die klinisch-technischen Grundbegriffe Übertragung und Widerstand, der Einbezug der Gegenübertragung und die allgemeinen Theorien des psychoanalytischen Prozesses werden diskutiert. Ferner sollen die verschiedenen Erscheinungsformen des Unbewussten im Alltag und in der Kultur behandelt werden.

6 Die Veranstaltung wird während eines Semesters als gehalten. Literatur: Freud, S (1917): Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW, XI, Freud: (1932): Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW, XV, Freud, S. (1900): Die Traumdeutung. GW, II/III, Freud, S. (1911): Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens. GW, VIII, Freud, S.: (1915): Zur Einführung des Narzissmus. GW, X, Freud, S.: (1920): Jenseits des Lustprinzips. GW, VII, Freud, S.: (1901): Zur Psychopathologie des Alltagslebens. IV, Freud, S. (1930) Das Unbehagen in der Kultur. GW, XIV, Freud, S. (1927): Die Zukunft einer Illusion. GW, XIV, Freud: S. (1912): Totem und Tabu. GW. IX, Kutter, P. (2008): Psychoanalyse Mertens, W. () Müller, H. (2007): Eine Triebtheorie für unsere Zeit. Bern: Huber. Rapaport, D. (1959): Die Struktur der psychoanalytischen Theorie. Stuttgart: Klett-Cotta. 2. Historische Entwicklung der Methode (M1) Die Entwicklung der psychoanalytischen Methode wird im historischen Kontext dargestellt (Wurzeln in den Arbeiten von Bernheim, Charcot; die Zusammenarbeit von Freud mit Fliess,und Breuer). Der Weg von der Hypnose zur kathartischen Methode und zur freien Assoziation: von der kathartischen Heilung zur Deutung des Widerstands bis zur Entdeckung der Übertragung in der Dora-Analyse. Folgende Lehrinhalte werden referiert: Die theoretischen und technischen Weiterentwicklungen nach Freud: Die amerikanische Ich-Psychologie und die klassische Standardtechnik (Hartmann, Kris, Löwenstein). Die Parameter-Diskussion (Eissler). Die Objektbeziehungstheorie (Klein, Bion, Fairbairn, Winnicott, Ogden, Meltzer), die Selbstpsychologie (Kohut), die Behandlung der frühen Störungen und der Borderline-Persönlichkeitsorganisation (Rosenfeld, Kernberg), die Entwicklung der Kinderanalyse (Anna Freud, Winnicott, Klein), die Gruppenanalyse (Foulkes, Bion), die französische Schule der Psychoanalyse (Laplanche, De M Uzan), der Strukturalismus (Lacan), der intersubjektivistische Ansatz (Mitchell, Benjamin).

7 Die Lehrveranstaltung bietet eine Anleitung zur wissenschaftsgeschichtlichen Auseinandersetzung mit Personen, Konzepten und Einrichtungen, die in der Geschichte der Psychoanalyse und Psychotherapie Bedeutung erlangt haben. Die Einarbeitung in das Gebiet soll über die im Semesterapparat bereitgestellte Literatur erfolgen, die schriftliche Ausarbeitung des vorgegebenen Themas wird durch die regelmäßigen Besprechungen des Arbeitsfortganges im Plenum bzw. in der Kleingruppe begleitet. Die Seminarthemen können sich auf die Geschichte der Psychoanalyse und Psychotherapie einschließlich traditioneller Formen der Psychotherapie und Konzepte der interkulturellen Psychotherapie erweitern. Die Veranstaltung wird während eines Semesters als Seminar gehalten. Ablauf, Arbeitsweise, Teilnehmerzahl: Plenum, Kleingruppen. Erste Sitzung im Plenum, dazwischen Kleingruppenarbeit (mit oder ohne Besprechung mit dem LV-Leiter). Es gehört zu den Aufgaben der Arbeitsgruppen, die Sitzungen zu protokollieren und Arbeitsberichte anzufertigen. Teilnahmebedingungen: Geeignet für Hörer, die ihre psychoanalytischen und psychotherapeutischen Kenntnisse wissenschaftsgeschichtlich vertiefen wollen. Grundlegende psychoanalytische Konzepte und Begriffe sollten den Teilnehmern vertraut sein. Erforderlich sind Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten einschließlich Web-Recherche, -Adresse, Beherrschung einer Fremdsprache. Obligatorische Lektüre vor Beginn der Lehrveranstaltung: 1. Ellenberger, Henry F.: Die Entdeckung des Unbewussten. Geschichte und Entwicklung der dynamischen Psychiatrie von den Anfängen bis zu Janet, Freud, Adler und Jung. Zweite verbesserte Auflage. Bern 1996 (Diogenes Taschenbuch 23343), besonders S Reichmayr, Johannes: Spurensuche in der Geschichte der Psychoanalyse. Frankfurt am Main 1994 (Fischer Taschenbuch Verlag, Fischer Taschenbuch Nr ,25). 3. Mühlleitner, Elke: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Tübingen 1992 (edition diskord).

8 Semesterapparat (Auswahl): Ellenberger, Henry F.: Die Entdeckung des Unbewussten. Geschichte und Entwicklung der dynamischen Psychiatrie von den Anfängen bis zu Janet, Freud, Adler und Jung. Zweite verbesserte Auflage. Bern 1996 (Diogenes Taschenbuch 23343). Mühlleitner, Elke: Medizinische Psychologie und Psychotherapie in Österreich Teil I und II. Forschungsprojekt. Klagenfurt Mühlleitner, Elke: Zur Geschichte der Psychotherapie in Österreich von 1900 bis Ein Überblick. Skriptum, November 1998 (im Semesterordner). Reichmayr, Johannes: Spurensuche in der Geschichte der Psychoanalyse. Frankfurt am Main 1994 (Fischer Taschenbuch Verlag). Schröder, Christina: Der Fachstreit um das Seelenheim. Psychotherapiegeschichte zwischen 1880 und Frankfurt/Main 1995 (Peter Lang). Seminarordner: Stumm/Pritz (Hrsg.): Wörterbuch der Psychotherapie, Wien/New York 2000 (Springer). Mertens/Waldvogel (Hrsg.): Handbuch psychoanalytischer Grundbegriffe, München 2000 (Kohlhammer). Weitere Literatur: Freud, S. (1895). Studien über Hysterie. GW, I, Freud, S. ( 1905): Bruchstück einer Hysterie-Analyse. GW, V, Hartmann, H. (1958): Ego Psychology and the Problem of Adaptation. New York: International Universities Press. Kohut, H. (1973): Narzissmus. Frankfurt: Suhrkamp. Kernberg, O. (1976): Objektbeziehungen und Praxis der Psychoanalysse. Stuttgart: Klett-Cotta. Laplanche, J. (1988): Die allgemeine Verführungstheorie. Tübingen: Edition Diskord.m 3. Persönlichkeitstheorie und der Theorie der psychischen Entwicklung (B5 und M1) In dieser Lehrveranstaltung werden verschiedene Aspekte der psychoanalytischen Entwicklungslehre vermittelt: Die Triebentwicklung, die Theorie der phasenspezifischen infantilen Sexualität, der Ödipus- und der Kastrationskomplex, die Entwicklung des Narzissmus und der inneren Objektbeziehungen im Zusammenhang mit Projektion und Introjektion, die Mechanismen der Triebabwehr, Differenzierung und Individuation, der Aufbau einer inneren Welt, die Entwicklung von Bindungen und einer sicheren Basis, die Entwicklung von personaler Identität und Geschlechtsidentität.

9 Zielsetzung ist es, die Studierenden mit den psychoanalytischen Konzepten der psychosexuellen Entwicklung, der Entwicklung der inneren Objektbeziehungen und der psychischen Struktur vertraut zu machen und sie auf die enge Verflechtung von Entwicklungstheorie und Behandlungstheorie vorzubereiten. Die Studierenden sollen lernen, Fixierungen und Regressionen auf den verschiedenen Entwicklungslinien als Angelpunkte einer Psychopathologie zu begreifen. Grundlegende psychoanalytische Schriften zum Thema werden vorgestellt und im Zusammenhang mit dem aktuellen Diskurs dazu kritisch gewürdigt. Die Studierenden sollen zur selbständigen Auseinandersetzung mit diesen theoretischen Konzepten angeregt werden. Die Lehrveranstaltung wird als im 5. Semester des Bakklaureats im Ausmaß von zwei Semesterwochenstunden gehalten und im 1. Semester des Magisteriums im Ausmaß von einer Semesterwochenstunde Literatur: (Semesterapparat wird noch bekannt gegeben) Freud, S. (1905): Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. GW, V, Bion, W. (): Lernen aus Erfahrung Blos, P. ( 1962) On Adolescence. New York: Free Press. Klein, M. (1946): Bemerkungen über einige schizoide Mechanismen. Fairbairn, R.W. D. (2000). Das Selbst und die inneren Objektbeziehungen. Giessen: Psychosozial-Verlag. Erikson, E.H. (1995). Identität und Lebenszyklus, Frankfurt: Suhrkamp. Fonagy P und Target, M. Die Psychoanalyse und die Psychopathologie der Entwicklung Jacobson, E. (). Das Selbst und die Welt der Objekte Benjamin, J. (). Die Fesseln der Liebe Chasseguet-Smirgel, J. (Hrsg.) (1979). Psychoanalyse der weiblichen Sexualität, 4. Aufl, Frankfurt: Suhrkamp. Psychoanalytisches Seminar Zürich (Hg). Frankfurt/Main: Athenäum. Morgenthaler, F. (1987): Homosexualität, Heterosexualität, Perversion. Frankurt; Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Stern, D. Die Lebenserfahrung des Säuglings Winnicott, D. Reifungsprozesse und fördernde Umwelt, Giessen, Methodenspezifische Persönlichkeitsentwicklung I und II (B5 und B6) 4.1. Persönlichkeitsentwicklung I Diese Lehrveranstaltung dient der Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden. In der Gruppe setzt sich jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin mit dem eigenen inneren Erleben und Verhalten und mit den anderen Gruppenmitgliedern

10 auseinander. Ziel der Lehrveranstaltung ist die Entwicklung der Fähigkeit, innere Prozesse bei sich selbst und anderen wahrzunehmen und diese im Gruppenkontext zum Ausdruck zu bringen. Als Methode der Selbsterfahrung wird die Gruppenpsychoanalyse eingesetzt. Einführende Literatur zum Selbststudium: Freud, S. (1913). Das Unbewusste.GW X, Hayne, M. und Kunzke, D. (2004) Moderne Gruppenanalyse, Giessen. Psychosozial A. Pritz/E. Vykoukal (2003). Gruppenpsychoanalyse. Wien: Facultas Universitätsverlag 4.2. Persönlichkeitsentwicklung II Die Veranstaltung dient der Weiterführung der Persönlichkeitsentwicklung und dem vertraut werden mit der psychoanalytischen Methode und Sichtweise durch die Teilnahme an der analytischen Gruppe. Die Arbeit erfolgt im Gruppensetting und findet unter der Leitung eines Lehrtherapeuten universitätsintern statt. 5. Grundlagen der Krankheitslehre (B6) Der Inhalt dieser Lehrveranstaltung soll Studierende in das klinische psychoanalytische Denken einführen. Sie werden mit Mechanismen der Symptombildung und Störungen der psychischen Struktur vertraut gemacht: die Funktion der verschiedenen Abwehrmechanismen und ihre Besonderheiten (Verdrängung, Projektion, Verleugnung, Verneinung, Reaktionsbildung, usw.), die Rolle von Regression und Fixierung, strukturelle Unterschiede zwischen Neurose, Perversion und Psychose und der Stellenwert von Verwöhnung, Versagung und Traumatisierung. Entwicklungen in der psychoanalytische Diagnostik. Die Studierenden erhalten einen Überblick über die verschiedenen Erkrankungen aus einem psychoanalytischen Verständnis heraus: die verschiedenen Neuroseformen, der Stellenwert der Angst, psychosomatische Erkrankungen, Charakterneurosen bzw. Persönlichkeitsstörungen, Süchte, Perversionen, Psychosen, Psychopathien etc. Zunächst werden die klassischen psychoanalytischen Konzepte anhand von Basistexten behandelt und dann mit den neueren Entwicklungen verglichen bzw. kontrastiert. Die psychoanalytische Situation (Wiederbelebung der infantilen Neurose in der Übertragungsneurose, Deutung, psychische Arbeit) wird als Labor für diese Entwicklungen verstanden. Die Veranstaltung wird während eines Semesters als Seminar gehalten. Literatur: (Semesterapparat wird noch bekannt gegeben Freud, S. (1905). Bruchstück einer Hysterie-Analyse. GW, V, Freud, S. (1926).Hemmung, Symptom und Angst. GW XIV, Freud, S. (1909). Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose. GW VII, Mentzos, S.(1984) : Neurotische Konfliktverarbeitung, Frankfurt: Fischer Taschenbuch

11 Verlag. Jacobson, E: (1993). Depression. Frankfurt: Suhrkamp Verlag. Fenichel, O.: (1977): Psychoanalytische Neurosenlehre I, II, III. Olten: Walter.. Kernberg, O. (1988).Schwere Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart: Klett-Cotta. Stavros Mentzos, S. (1995) (Hg.): Psychose und Konflikt. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen Zürich, 1995 Meltzer, D. (): Das Claustrum Sexualität 5. Krankheitslehre I und II (M1 und M2) Die Lehrinhalte dieser Veranstaltung bauen auf der LV Grundlagen der Krankheitslehre auf. In dieser Lehrveranstaltung werden die verschiedenen Erkrankungen und Störungsbilder nach psychoanalytischen Gesichtspunkten beschrieben, mit Fallbeispielen erläutert und vertieft. Ziel ist, dass die Studierenden Umgang mit der psychoanalytischen Diagnostik erlernen und zwischen den verschiedenen Strukturen von Neurose, Perversion, Borderline-Störung und Psychose und ihren Unterformen unterscheiden können. Die Lehrveranstaltung findet als Seminar mit Gruppenarbeiten statt. Der Diskussion und Vertiefung mit Kasuistik wird grosses Gewicht eingeräumt. Die Veranstaltung wird während während zwei Semestern gehalten. 6. Grundlagen der Behandlungstechnik, Behandlungstechnik I (B6, M1) Die Lehrveranstaltung behandelt die psychoanalytische Theorie der Technik: die Grundkonzepte Widerstand und Übertragung, die Übertragungsneurose, die Gegenübertragung, das Verständnis von Klärung, Konfrontation und Deutung, von Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten. Verschiedene Theorien der Technik werden aus ihren grundlegenden Prinzipien abgeleitet, auf ihre Anwendbarkeit überprüft und miteinander verglichen (Freud, Klein, Winnicott, Ich-Psychologie, Kohut, Kernberg, Meltzer). Grundbausteine der psychoanalytischen Behandlungstechnik: Setting, Abstinenzregel, freies Assoziieren. Techniken der Traumdeutung. Spezielle Probleme des Umgangs mit Gegenübertragungsprobleme (Projektive Identifizierung und Gegenidentifizierung). Das psychoanalytische Erstinterview sowie der Abschluss der Behandlung und ihre spezielle Dynamik.

12 7. Behandlungstechnik II und III (M2 und M3) Modifikationen der psychoanalytischen Technik für die Behandlung von Psychosen, Borderline-Störungen, Süchten und Perversionen. Die Studierenden sollen das Wesen dieser Modifikationen verstehen und erlernen, diese in Praktikum und Praxis umzusetzen. Schliesslich die verschiedenen Settings und Formen der klinischen Anwendung der psychoanalytischen Methode: klassische hochfrequente Analyse im Liegen, nieder- und hoch frequentes Arbeiten face to face, psychoanalytische Kurztherapie, psychoanalytische Fokaltherapie, psychoanalytische Krisenintervention, Gruppenanalyse, Kinder- und Jugendlichentherapien). Der letzte Teil der Veranstaltung beschäftigt sich mit der speziellen psychoanalytischen Technik der Behandlung von somatoformen Störungen. Die gesamte Lehrveranstaltung 6. und 7. wird während vier Semestern gelesen. Methodisch ist als Ergänzung der Vorlesung auch die Präsentation von Literatur und Praxisprotokollen durch die Studierenden vorgesehen. Literatur zu 6. und 7. (Semesterapparat wird noch bekanntgegeben) Freud, S. (1911). Die Handhabung der Traumdeutung in der Psychoanalyse. Freud, S. (1912) Zur Dynamik der Übertragung. Freud, S. (1912) Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung. - Freud S. (1913) Zur Einleitung der Behandlung. Freud, S. (1914) Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten. Freud, S. (1915) Bemerkungen über die Übertragungsliebe. Freud, S. (1937). Konstruktionen in der Analyse. Alle im Band Technische Schriften der Studienausgabe. Greenson, R. (1967).Technik und Praxis der Psychoanalyse. (1967) Stuttgart: Klett- Cotta. Etchegoyen, H. (1988): The Fundamentals of Psychoanalytic Technique. London; Karnac. Eckstaedt, Die Kunst des Anfangs Argelander, H. Das Erstinterview Meltzer, D. () Traumleben Der Psychoanalytische Prozess Mertens, W. (1992). Einführung in die psychoanalytische Therapie. Stuttgart; Verlag W. Kohlhammer. Kernberg, O, (1988). Schwere Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart: Klett-Cotta. Thomä, H. Kächele H. (1985). Lehrbuch der psychoanalytischen Therapie. Wien/New York: Springer. Racker, H. (1981). Übertragung und Gegenübertragung. München: Reinhardt. Wesiak, W. (1982): Psychoanalyse und praktische Medizin. Stuttgart: Klett-Cotta. Tress, W., Sies, C. (1995): Subjektivität in der Psychoanalyse. Göttingen: Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.

13 8. Praktikums- und Praxisreflexion (M1 bis M4) (Anmerkung zur Literatur: diese Angaben werden bald verändert bzw. ergänzt!) 8.1. Psychotherapeutische Diagnostik (M1) Zentrum der Lehrveranstaltung bilden die Falldarstellungen der Studierenden. Auf die Rolle der Diagnostik im psychoanalytischen Prozess wird besonderes Augenmerk gelegt. Diagnosemethoden werden vorgestellt und Veränderungen der Diagnose im Lauf des Behandlungsprozesses werden bearbeitet. Literatur: Mertens, W. (1992). Einführung in die psychoanalytische Therapie. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. Cremerius, J. (1990). Vom Handwerk des Psychoanalytikers: das Werkzeug der psychoanalytischen Technik. Stuttgart: Frommann-Holzboog Therapieplanung und Prognostik (M1) Anhand von Falldarstellungen der Studierenden aus ihren praktischen Übungen werden Konzepte der Einschätzung der Behandlungssituation und der Prognose vorgestellt und erarbeitet. Die Ergebnisse des Seminars sollen in den Behandlungsprotokollen ihren Niederschlag finden. Literatur: Thomä,H., Kächele H. (1989). Lehrbuch der psychoanalytischen Therapie. Berlin/Wien/New York: Springer-Verlag. Loch, W. (1999): Die Krankheitslehre der Psychoanalyse. Stuttgart; Hirzel. Meltzer, D. (): Der Psychoanalytische Prozess 8.3. Indikation und Kontraindikation (M2) Die von den Studierenden präsentierten psychoanalytischen Behandlungssituationen sollen unter dem Aspekt der Indikation und Kontraindikation bearbeitet werden. Verschiedene Gesichtspunkte der Bewertung der Potenziale von Patient und Analytiker in der Anwendung des psychoanalytischen Verfahrens werden dargestellt. Die Studierenden sollen Kriterien der Beurteilung erwerben, um die Möglichkeiten und Grenzen der Anwendbarkeit der psychoanalytischen Methode und ihrer eigenen therapeutischen Persönlichkeit in einer spezifischen Arbeitssituation einschätzen zu können.

14 Literatur: Cremerius, J. (1990). Vom Handwerk des Psychoanalytikers: das Werkzeug der psychoanalytischen Technik. Stuttgart: Frommann-Holzboog. König, K Falldarstellungsmethodik (M2, M3, M4) In diesem supervisorischen Seminar präsentieren die Studierenden Fälle aus ihrer praktischen psychotherapeutischen Tätigkeit. Es dient der Bearbeitung der Gegenübertragung und der Qualitätskontrolle der psychoanalytischen Arbeit. Die Studierenden lernen, die Supervisionsgruppe als unterstützendes Instrument ihrer Tätigkeit einzusetzen und die Dynamik der Gruppe in die Reflexion mit einzubeziehen. Literatur: Cremerius, J. (1998) Arbeitsberichte aus der psychoanalytischen Praxis. Tübingen: edition Diskord. Thomä und Kächele, Lehrbuch