JAHRESBERICHT Suchtberatung Lahr. Psychosoziale Beratung ambulante Behandlung - Prävention. Außenstelle Ettenheim.

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1 JAHRESBERICHT 2013 Suchtberatung Lahr Psychosoziale Beratung ambulante Behandlung - Prävention Friedrichstraße Lahr Tel / Fax / suchtberatung-lahr@agj-freiburg.de Nebenstelle Kehl Hauptstraße 60 (Caritasverband) Kehl/Rhein Tel.: 07851/2148 Fax: 07851/2697 suchtberatung-lahr@agj-freiburg.de Außenstelle Ettenheim Spitalgasse 1 (Kirchliche Sozialstation) Ettenheim Terminvergabe über Hauptstelle (07821/26650) Leiterin: Dr. phil. Gabriele Jerger Inhalt 1. Daten zur Einrichtung 2. Das Jahr im Überblick Turbulent und arbeitsam- 3. Die Zahlen Nebenstelle Kehl 5. Außenstelle Ettenheim 6. Zugang über Führerscheinentzug Herausgeber: AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.v. Oberau 21, Freiburg im Breisgau Verantwortlich: Achim Noefer, Vorstandsvorsitzender Tel / Fax / info@agj-freiburg.de

2 1. Daten zur Einrichtung Seit 1974 befindet sich die Suchtberatung Lahr in der nördlichen Altstadt von Lahr. Seit Oktober 2004 finden Sie uns im städtischen Gebäude der Stiftsschaffnei in der Friedrichstraße 7. Wir sind Ansprechpartner für suchtmittelmissbrauchende und abhängige Menschen sowie deren Angehörige. Auch pathologische Glücksspieler/-innen und Menschen in Lebenskrisen finden in uns Ansprechpartner, Betreuung und Begleitung sowie therapeutische Angebote. Außerdem sind sieben Selbsthilfegruppen an die Beratungsstelle angeschlossen, die sich autonom in unseren Räumlichkeiten in Lahr bzw. in Kehl und Ettenheim in Kirchenräumen treffen. Zur Suchtberatung Lahr gehört auch die täglich besetzte Nebenstelle in Kehl (seit 1981) mit 115% Stellenprozenten und die einmal wöchentlich besetzte Außenstelle in Ettenheim (seit Ende 2007). In unserem Team arbeiten Sozialarbeiter/innen, Sozialpädagogen/innen, eine Psychologin, eine Medizinerin und eine Bürokauffrau zusammen. Alle Mitarbeiter/innen haben entsprechende therapeutische Zusatzqualifikationen. Informationen zu unseren Angeboten und unserem Team finden sie auch unter Wie bieten ebenfalls Prävention in Schulen, Jugendarbeit und Betrieben an und arbeiten auf regionaler Ebene und auch auf Landesebene mit vielen Kooperationspartnern zusammen. Suchtberatung Lahr Mo bis Fr Uhr Di + Do Uhr Mo, Mi, Fr Uhr Und nach Vereinbarung Offene Sprechstunde Montag Uhr Donnerstag Uhr Offene Sprechstunde in russischer Sprache Donnerstag Uhr Nebenstelle Kehl Di bis Fr Uhr Di Uhr Mo, Mi, Fr Uhr Und nach Vereinbarung Offene Sprechstunde Dienstag Uhr Außenstelle Ettenheim Mittwoch Uhr sowie Uhr Und nach Vereinbarung Offene Sprechstunde Mittwoch Uhr im Klinikum Ettenheim

3 2. Das Jahr 2013 im Überblick Turbulent und arbeitsam Nach nun über einem Jahr in der Leitung der Suchtberatung in Lahr bin ich gut in Praxis und Zusammenarbeit auf der Stadt- und Kreisebene angekommen. Die Arbeit mit Klienten, Angehörigen und allen Kooperationspartnern macht viel Freude und ist interessant und lebendig. (Dr. phil. Gabriele Jerger.) Wie immer findet Vernetzung in den zahlreichen Arbeitskreisen verbandsintern, auf Stadt- und Kreisebene statt. Hervorzuheben ist vor allem die erfolgreiche Arbeit im Landkreis: So gelang es der Arbeitsgruppe Suchtprävention unter Leitung des Suchtbeauftragten Thomas Schön-Blum, das Thema Sucht im Alter in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Ein Fachtag, an dem wir gern mitwirken, ist für den 12. Februar 2014 geplant. Regelmäßig fanden im vergangenen Jahr auch wieder Gespräche mit der Kommunalen Arbeitsförderung Lahr und Kehl, der Drogenhilfe Lahr und der Psychologischen Beratungsstelle Lahr statt. Die Kontakte ermöglichen im Ernstfall oft kürzere Wege und verbessern die Zusammenarbeit. Das Thema pathologisches Glücksspiel hat uns im vergangenen Jahr ebenfalls weiter beschäftigt. Mehr Klienten suchten Hilfe bezüglich eigener Probleme (26 Behandlungen; 21 Einmalkontakte), aber auch die Anfrage von Angehörigen, was zu tun sei, stieg stark an. Darüber hinaus trat zum Juni 2013 der erste Glücksspieländerungsstaatsvertrag in Kraft, nach dem Aufsteller von Spielautomaten Schulungen zum Thema Suchtprävention für ihre Mitarbeiter/innen durchführen müssen, die von der örtlichen Suchthilfe begleitet sein sollen oder durchgeführt werden, so dass in diesem Rahmen sich unser Arbeitsauftrag (mit entsprechenden Stellenprozenten) ausweitete. In vier zweitägigen Schulungen haben wir hier vor Ort 70 Mitarbeiter/innen von Spielhallen geschult. In Kehl bleibt das Glücksspiel ein wichtiges Thema der Stadt und wird auch weiterhin mit dem Nachbarn Straßburg diskutiert. Für 2015 ist eine binationale Tagung über den Euro-Distrikt zum Thema anvisiert, bei deren Vorbereitung und Durchführung wir mitwirken (dieses Jahr erste Tagung zum Thema Substitution ). Im vergangenen Jahr fanden drei ausgebuchte Angebote für alkoholauffällige Verkehrsteilnehmer (wir erreichten knapp 40 Personen) statt, die helfen auf eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung bei den Verkehrsbehörden vorzubereiten. In einem Vorgespräch wird versucht die Problematik der Betroffenen abzuklären und ein sinnvolles Angebot zu machen. 5 Seminareinheiten gehen auf die Thematik Alkohol im Straßenverkehr ein. Ein Abschlussgespräch hilft den Betroffenen ihren persönlichen Stand zu erkennen und entsprechend zu formulieren. Oft erreichen uns nach der MPU positive Rückmeldungen von Betroffenen: Ich hab den Führerschein wieder, aber es geht mir auch so ohne Alk. besser! Danke (die Fachkollegin hat einen zusammenfassenden Artikel für den Jahresbericht beigetragen.)

4 Das muttersprachliche Angebot für Personen aus dem russischen Sprachraum wird sehr geschätzt und auch von den Zuweisern öfter nachgefragt. Insgesamt wurden 126 Personen mit Migrationshintergrund, zum Teil in der Muttersprache, beraten. Die aufsuchende Arbeit in den umliegenden Krankenhäusern ( Liaisondienst / Konsiliardienst ) wurde weiter angeboten. Dies wird vor allem im Krankenhaus Ettenheim und in Offenburg ( Klinik an der Lindenhöhe ) regelmäßig wahrgenommen. Insgesamt wurden so wiederum 139 (139) Personen erreicht. Zusammenarbeit mit dem Psychosozialen Zentrum St. Ursula-Heim in Offenburg Seit Ende 2012 sucht ein Mitarbeiter auf Anfrage der Mitarbeiter/Innen des St. Ursula-Heimes Bewohner/Innen der Einrichtung auf, die Probleme mit Alkohol oder Drogen haben und über eine Veränderung nachdenken. Häufig sind dies Personen, deren Suchtproblematik im Zusammenleben im Heim auffiel und deren Weiterkommen aufgrund dieser Problematik zusätzlich beeinträchtigt ist. Die im Heim stattfinden Gespräche sollen die Kontaktaufnahme mit der Suchthilfe erleichtern und sind als Ergänzung der Arbeit der Mitarbeiter im Heim zu sehen. Im Berichtsjahr ließen sich 4 Männer und eine Frau auf diese Beratung ein. Wenn die Betroffenen in allen Fällen die Beratung auch nach maximal 4 Gesprächen abbrachen, so ist es doch gelungen, einen Beratungsprozess anzustoßen und eine neue Kontaktaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt ist möglich. Unter Wahrung der Schweigepflicht war auch eine kollegiale Beratung der zuständigen Sozialarbeiter/Innen möglich. Deswegen soll diese Arbeit im Folgejahr fortgesetzt werden; drei neue Klienten haben bereits Kontakt aufgenommen. Im Bereich der Prävention haben wir insgesamt 10 Veranstaltungen unterschiedlichster Art durchgeführt: vom Infotag in der Fußgängerzone in Kehl über Elternabende und Präventionstage an Schulen bis hin zur Mitarbeiterschulung in Einrichtungen der Jugendhilfe und erneuter Beteiligung an den Präventionswochen des Lahrer AK Gewalt- und Suchtprävention zum Thema Neue Medien, wo wir als agj- Beratungsstelle den Vortrag einer Kollegin zum Thema cyber-mobbing in der VHS organisierten. Das Qualitätsmanagement der Suchtberatung Lahr ist seit 2009 nach DIN EN ISO zertifiziert. Im Rahmen der Vorgaben finden regelmäßig Überprüfungen und Verbesserungen statt. Im Jahr 2013 wurden wir hier in der Stelle in Lahr erneut erfolgreich in einem externen Audit der Zertifizierungsgesellschaft procumcert überprüft. Es gab keine Beanstandungen und wir werden alles daran setzten unsere Standards auch weiterhin auf diesem hohen Level zu halten, wozu auch unsere KlientInnenbefragung dient, die wir erneut im März 2013 durchgeführt haben. Alle Anwesenden (69) wurden im Rahmen eines halboffenen Interviews zu Ihrer Zufriedenheit, Kritik und Anregungen zu unserer Stelle befragt: Die große Mehrheit der befragten Klient/innen äußerte sich positiv darüber, dass sie bereits im ersten Gespräch Vertrauen fassen und sich aussprechen konnte.

5 An 2.ter Stelle standen die gute und informative Beratung und konkrete Hilfe durch die Mitarbeiter/innen unserer Stelle. Besonders erfreulich für unser Team ist die Rückmeldung, dass unsere Wertschätzung auch kritisches Hinterfragen zulässt. In die von uns betreuten acht Selbsthilfegruppen mit insgesamt ca. 60 Teilnehmer/- innen konnten wir Klienten und Klientinnen vermitteln, die nach einer Therapie abstinent leben und den Austausch mit anderen sehr schätzen. Wir unterstützen die Leiter/innen und Gruppenmitglieder bei Fragen und Konflikten und bieten Fortbildungsmöglichkeiten an. Sie sehen, uns geht die Arbeit nicht aus, und wir wollen gern auch im kommenden Jahr aktiv unser Wissen, unsere Fähigkeiten und unser persönliches Engagement in diesen sehr unterschiedlichen Bereichen wieder einbringen und freuen uns auf eine gute, offene und erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen Kooperationspartnern. Als Leitung kann ich sagen: Ich habe ein tolles Team!! Das Team der SB Lahr (von links nach rechts): Klaus Bilek, Elena Weber, Antonia Mamier-Lampart, Gabriele Jerger, Martha Hildersperger, Petra Scheer-Benninger, Michaela Scheutzow, Michael Frei

6 3. Auszug aus den Zahlen 2013 Die Kontaktzahlen haben sich auch in diesem Jahr auf hohem Niveau stabilisiert: 1100 (1111) Personen waren mit uns im Kontakt; Einmalige Anfrage; 186 Bei 453 regulär beendeten Beratungen war die Problematik am Ende der Betreuung Erfolgreich; 134 Beratung/ Behandlung; 682 (464 Männer 218 Frauen) Einmaliger Kontakt; 232 Gebessert; 215 Verschlechtert; 11 Unverändert; 93 Alter bei Betreuungsbeginn Hauptdiagnosen bei längeren Betreuungen/Behandlungen: 557 Alkohol 56 pathologisches Spielen 7 Cannabis 6 Opiate 1 Tabak Medikamente unter und älter Auffällig hat sich die Anzahl der älteren Klient/innen (60 und älter) deutlich erhöht (Vorjahr 24); ebenso die Anzahl der wegen problematischen Glücksspiels behandelten Klient/innen (56 statt 26). Gespräche gesamt Einzel Gruppe Gesamtzahl der Gespräche Quote pro KlientIn Betreuung 7,15 5,95 1,19 Quote pro KlientIn gesamt 3,60 0,72

7 4. Nebenstelle Kehl Hauptstraße 60 (im Caritasverband) Unsere Nebenstelle in Kehl besteht seit Ein vollständiges Angebot mit täglicher Besetzung können wir seit 1994 durch die zusätzliche Unterstützung der Städte Kehl, Rheinau und Willstätt in den Räumen des Caritasverbandes Offenburg-Kehl e.v. anbieten. Montags ist zusätzlich eine zweite weibliche Fachkraft zur Beratung in der Nebenstelle Kehl. Damit können Angehörige getrennt beraten und hilfesuchenden Frauen eine weibliche Ansprechpartnerin angeboten werden. Weitere Informationen zur Nebenstelle können Sie der Internetseite entnehmen. Die Kontaktzahlen im Einzugsgebiet Kehl haben sich auch 2013 auf einem Niveau wie in den Jahren zuvor eingependelt. Auffällig ist, dass im Vergleich zu den Beratungszahlen die Anzahl der Behandlungen leicht zunimmt, auch die Dauer der Behandlungen verlängert sich, was bedeutet, dass die Klienten eine Behandlung insgesamt doch besser annehmen können. (alle Zahlen in Gesamtstatistik enthalten) Einmalkontakt Beratung Behandlung Gesamt Glücksspielthematik Auffällig ist auch eine Verschiebung von der traditionellen Klientel der Alkohol und Medikamentenabhängigen hin zu Menschen mit Problemen bezüglich des Glücksspiels feststellbar. Dort nehmen die Zahlen 2013 (56 zu 26)kontinuierlich zu. Es scheint dass es im Großraum Kehl in der öffentlichen Diskussion in Sachen Spielhallen und Bistros ruhiger geworden ist - hat sich die Allgemeinbevölkerung mit dem Status Quo abgefunden? In der Beratungsstelle nehmen die Spieler zu, auch bei Vermittlungen in stationäre Behandlung und bei der Nachsorge. Wir stellen fest, dass Spieler, im Gegensatz zu früher, nun auch unsere Angebote annehmen. Zugenommen haben auch Vermittlungen von Spielern die über die Schuldner Beratungsstelle zuerst im Caritasverband ankommen und dann auch mit uns Kontakt aufnehmen. Drei Spieler konnten wir an die Kreuzbund Selbsthilfegruppe vermitteln, mit dem Ziel dort evtl. einmal eine eigene Untergruppe zu gründen. Am Tag des Glückspieles, Mittwoch den 25. September konnten wir gemeinsam mit der Kehler Zeitung in der Print- und in der Online-Ausgabe, ein Interview mit einem Spieler veröffentlichen. Prävention, Öffentlichkeitsarbeit Unser Präventionsangebot richtet sich entsprechend unserer Zielgruppe in Kehl an Erwachsene. Wie jedes Jahr fanden Aktionen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Tag der seelischen Gesundheit Kehl am Mittwoch 09.Oktober 2013 statt. Thema war Armut macht krank Krankheit macht arm wozu ein gut besuchter Vortrag mit Frau Dr. phil. Ulrike Hahn vom Caritasverband der Erzdiözese Freiburg stattfand.

8 Zur bundesweiten Suchtwoche waren wir am Freitag 31. Mai 2013 gemeinsam mit der Kreuzbund Selbsthilfegruppe mit einem Stand auf dem Kehler Marktplatz unter dem Motto mit uns bleiben sie Trocken präsent. Vernetzung/Kooperation Die Kooperation mit anderen Fachdiensten im Caritasverband, hier vor allem die Schuldnerberatungsstelle und die Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, sowie den Diensten des Landratsamtes und der Städte Kehl, Willstätt und Rheinau hilft im Interesse der Hilfesuchenden Netzwerke zu koordinieren und Maßnahmen effizient aufeinander abzustimmen. Weiteren Austausch gewährleistet die Teilnahme an Stadtligasitzungen, Sitzungen der kommunalen Kriminalprävention sowie am Arbeitskreis frühe Hilfen des Ortenaukreises, sowie im Arbeitskreis schwierige Klienten. Auf Kreisebene sind wir im Suchthilfenetzwerk mit eingebunden. Intensiv gepflegt wurde die gute Zusammenarbeit mit den Kehler Ärzten und dem Ortenau Klinikum Kehl. In der Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg bieten wir auf der Suchtstation D1, eine in der Regel 14 tägige aufsuchende Abendsprechstunde vor Ort an hatten wir dort Kontakt zu (46) Klienten. Seit 2013 nehmen wir an einem deutsch-französischen Arbeitskreis teil, der sich im Rahmen der Substitutionspraxis unserer Kollegen vom Bwlv gebildet hat. Dies mit dem Ziel in Zukunft die Zusammenarbeit grenzüberschreitend, auch im legalen Bereich (Nikotin, Alkohol) und vor allem bei Hilfsangeboten für Spieler zu entwickeln.

9 5. Außenstelle Ettenheim Spitalgasse 1 In unserer Außenstelle in Ettenheim ist die Zahl der Menschen, die sich auf einen längeren Beratungsprozess (2 oder mehr Kontakte) einließen, auf 61 (14 Frauen und 47 Männer) gestiegen (2012:56). Davon waren 58 Menschen selbst von einer Suchtproblematik betroffen, 3 waren Angehörige. 5 Klientinnen und Klienten im Mehrfachkontakt hatten einen Migrationshintergrund. Abgenommen hat dagegen die Zahl der Personen, die zu einem Gespräch kamen (25 gegenüber 39 im Jahr 2012). Festzustellen ist, dass die Haltequote in der Außenstelle verbessert werden konnte. Bei fast allen Betroffenen war Alkohol der Anlass für die Kontaktaufnahme; ein Klient kam wegen pathologischen Glücksspiels, ein anderer wegen des Konsums von Drogen. Jeweils eine Angehörige suchte Hilfe wegen eines pathologisch spielenden Angehörigen, eine wegen Drogenproblemen eines Kindes und eine wegen der problematischen Mediennutzung ihres Kindes. 7 (2012: 6) Hilfesuchende vermittelten wir in eine stationäre Alkoholentwöhnungs- Behandlung. 3 Klientinnen und Klienten, so viele wie im Vorjahr, festigten im Rahmen der Nachsorge die erreichte Abstinenz nach einer stationären Maßnahme und ließen sich beim Wiedereinstieg in den Alltag von uns begleiten. 1 Klient beendete im Frühjahr seine ambulante Suchtrehabilitation, ein anderer trat diese Maßnahme Ende des Jahres im Rahmen einer Kombitherapie an. Ambulante Behandlungen umfassen regelmäßige Einzelgespräche in der Außenstelle und die Teilnahme an einer therapeutischen Gruppe in der Hauptstelle in Lahr. Ergänzt wird das Angebot der Außenstelle durch eine Selbsthilfegruppe, die sich 14-tägig im Katholischen Pfarrheim trifft. Suchtkranke unterstützen sich nach einer Therapie gegenseitig darin, die erreichte Abstinenz im Alltag aufrechtzuerhalten. Im Berichtsjahr konnte einige neue Mitglieder in diese Gruppe vermittelt werden. Außerdem bieten wir im Rahmen unseres Liaisondienstes jeden Mittwoch im Ortenau- Klinikum Lahr-Ettenheim, Standort Ettenheim, Patientinnen und Patienten Gespräche an, um ihnen im Sinne aufsuchender Arbeit den Zugang zum Suchthilfesystem zu erleichtern; in diesem Rahmen begegnen wir auch immer wieder Hilfesuchenden, die den Kontakt zu unserer Beratungsstelle abgebrochen haben und ermutigt werden können, sich wieder auf eine Begleitung einzulassen. 86 Personen, deutlich mehr als im Jahr 2012 (70), erreichten wir auf diesem Wege im Jahr An dieser Stelle danken wir Frau Kamphues und Frau Link vom Sozialdienst und den Ärztinnen und Ärzten, insbesondere Frau Dr. Reinhardt, für die gute Kooperation. Sehr froh sind wir vor allem über die sehr gute Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Sozialstation Lahr-Ettenheim e. v.. Wir bedanken uns herzlich für die tatkräftige Unterstützung, dürfen wir doch mit unserer Außenstelle in den Räumlichkeiten dort kostenfrei zu Gast sein. Klaus Bilek Dipl.-Sozialpädagoge (FH)

10 ich komme, weil ich meinen Führerschein wegen Alkohol verloren hab 6. Zugang zur Beratung über Führerscheinentzug Führerscheinentzug ist ein häufiger Anlass zur Kontaktaufnahme mit unserer Suchtberatungsstelle, denn die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis ist in Deutschland an hohe Auflagen des Gesetzgebers gebunden. So ist bei einem Blutalkoholwert von über 1,6 Promille oder bei wiederholter Alkoholfahrt mit niedrigerem Wert eine Medizinisch- Psychologische Untersuchung (MPU) im Volksmund Idiotentest genannt zu absolvieren. In dieser Untersuchung müssen die Teilnehmenden die Zweifel an ihrer Fahreignung ausräumen, die durch den Alkohol- oder Drogenkonsum vor oder während der Fahrt mit dem Auto entstanden sind. In vielen Fällen wird vom Vorliegen eines Suchtproblems ausgegangen, nicht unbedingt von einer Abhängigkeit, jedoch von einem hohen Maß an Gewöhnung an das Genussmittel Alkohol. Gefordert wird deshalb eine einjährige Abstinenzphase, die durch forensisch gesicherte Alkoholscreenings belegt werden muss. Die größte Hürde für ein positives Gutachten bei der MPU ist das Gespräch mit dem Psychologen. Viele gehen zunächst mit einer erstaunlichen Gelassenheit zu dieser Untersuchung, ohne sich vorher darüber zu informieren, was dort von ihnen erwartet wird und sind sehr verärgert, reden dann von Abzocke und fühlen sich der Willkür der Psychologen ausgesetzt, wenn sie ein negatives Gutachten erhalten. Die Meisten wissen nicht, dass sie ihre Abstinenz über ein Screening nachweisen müssen. Die Führerscheinbehörde teilt den Betroffenen mit der Mitteilung über die Dauer der festgesetzten Sperrfrist zwar mit, dass sie die Sperrfrist nutzen sollen, doch das wird häufig nicht wahrgenommen, erst recht nicht umgesetzt. Zum Erstgespräch kommen dann auch Viele mit einer entsprechenden Wut auf die Untersuchungsinstitute in die Beratung und sind total frustriert, wenn sie erfahren, dass sie, egal ob die Sperrfrist abgelaufen ist oder nicht, noch ein Jahr nämlich das Abstinenzjahr warten müssen, bevor es Sinn macht, die MPU erneut zu beantragen, was zudem noch viel Geld kostet. Es stellt sich die Frage, wie die Zweifel an der Fahreignung ausgeräumt werden können. Die Untersuchungsbehörden gehen dabei von der Leitfrage aus: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frau X oder Herr Y in Zukunft wieder alkoholisiert am Straßenverkehr teilnimmt. Zur Beantwortung dieser Frage kommt erschwerend hinzu, dass statistisch nachgewiesen ist, dass mehr als die Hälfte aller Untersuchten erneut ein Fahrzeug unter Alkoholeinwirkung fahren wird. Um also die Zweifel an der Fahreignung ausräumen zu können, ist es neben dem Nachweis der Abstinenz notwendig, das Ereignis des Führerscheinentzuges im Gesamtzusammenhang der Lebenssituation und der Persönlichkeit der Betroffenen zu

11 betrachten. Das ist für Viele eine große Herausforderung, weil sehr persönliche Fragen beantwortet werden müssen, z. B. Fragen nach dem Lebensstil: Wie geht es mir in meiner Ehe oder Partnerschaft? Wie gehe ich mit den Anforderungen des Alltags um? Brauche ich bei Ärger oder auch bei Freude Alkohol? Fühle ich mich einsam und welchen Freundeskreis habe ich? Welchen Freizeitbeschäftigungen gehe ich nach und wie geht es mir mit meiner beruflichen Tätigkeit? Die Auseinandersetzung mit diesen Themen kann sehr tief gehen und in der Regel startet die Beratung mit einer gehörigen Portion Widerstand (Scham, Abwehr, Schuldbewusstsein). Gelingt die Beratung, dann geschieht in dem Jahr der Abstinenz ein Wandel, nämlich die Einsicht, dass der Konsum von Alkohol für die Lebensgestaltung eine viel größere Bedeutung hatte, als es sich der Betroffene anfänglich eingestehen konnte und wollte. Diese Einsicht ist die Grundvoraussetzung für eine Verhaltensänderung, denn erst dann, wenn ich weiß, wie wichtig mir ein Verhalten ist, kann ich entscheiden, ob ich bereit bin es aufzugeben. Und erst dann wächst die Bereitschaft sich auf den oft schmerzhaften Veränderungsprozess einzulassen, denn menschliches Verhalten ist von Gewohnheiten geprägt. Veränderung vollzieht sich nur langsam und in kleinen Schritten. Mit einer positiven MPU erhalten die Betroffenen dann nicht nur ihren Führerschein wieder, sondern haben durch die Verhaltensänderung meist mehr Lebenszufriedenheit gewonnen und sind froh, dass eine negative Entwicklung der Alkoholproblematik gestoppt werden konnte. So werten im Nachhinein viele den Führerscheinentzug als Chance, der ihrem Leben eine neue und bessere Ausrichtung gegeben hat. Der Führerscheinentzug und die Auflagen zur Wiedererteilung können somit dazu beitragen, dass eine Suchtproblematik erkannt und (oftmals rechtzeitig) gestoppt wird. Insofern kann der Führerscheinentzug als Sekundärprävention betrachtet werden. Aus einer Fremd- bzw. Außenmotivation wächst, über das Ziel der Wiedererlangung des Führerscheins, im Einzelnen eine Eigenmotivation für eine Lösung der Sucht- bzw. Alkoholproblematik und damit für eine begleitende Behandlung und dauerhafte, abstinente Veränderung der Lebenssituation. Martha Hildersperger