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1 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 1 - Inhalt Auf den folgenden Seiten finden Sie den Geschäftsbericht 2005 zu folgenden Bereichen: Allein erziehende Familien S. 2-7 Beschäftigungsförderung S Caritassozialdienst S Club für Behinderte S Kurberatung S Offene Altenhilfe S (Beratung & Angebote) Schuldnerberatung S Schuldner-Fachberatung S

2 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 2 - Referat Allein erziehende Familien Referentinnen: Christa Bichsel, Tel. 0721/ c.bichsel@caritas-karlsruhe.de So Giok Lim, Tel. 0271/ sg.lim@caritas-karlsruhe.de Finanzierung: Caritas-Mittel, Spenden (u.a. internationaler Frauenclub, Kiwanis) 1. Kurzbeschreibung der Arbeit /Arbeitsschwerpunkte, aktueller Stellenumfang. Im Referat allein erziehende Familien finden Familien und Menschen in Trennungsund Scheidungskrisen professionelle Beratung und Begleitung. Vom Bedarf dieses Personenkreises ausgehend werden drei ineinander greifende und sich ergänzende Unterstützungsformen angeboten: Einzelberatung. Offene und thematische Gruppenarbeit: Offener Treff am Montag Kess erziehen Begegnungsangebote: monatlich ein Sonntagsfrühstück, zwei Begegnungstage, eine Herbstfreizeit für 20 Familien Von Januar bis April 2005 wurden die Angebote des Referates durch Frau Bichsel (60 %) und Frau Lim (30 %) gestaltet. Wegen Umstrukturierungen wechselte Frau Lim in ein anderes Referat. An ihre Stelle tritt ab 2006 Frau Evita Zipperle und übernimmt u.a. federführend Organisation und Durchführung der Sonntagsfrühstücks- und Begegnungsangebote, in denen sie sich im Jahr 2005 bereits aktiv engagiert hatte. Rechtsberatung. Als ehrenamtliche MitarbeiterInnen geben 8 RechtsanwältInnen abwechselnd einmal im Monat juristische Auskünfte über Ablauf und Folgen einer Trennung und Scheidung. Diese Beratung ersetzt nicht die eigene anwaltliche Betreuung der Betroffenen. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Ein ehrenamtliches Team von 10 Mitarbeiterinnen engagiert sich im hauswirtschaftlichen Bereich bei der Durchführung von den Begegnungsangeboten. Kinderbetreuung. 10 KinderbetreuerInnen übernehmen für eine geringe Aufwandsentschädigung im Wechsel die Kinderbetreuung während der Gruppenangebote für Erwachsene, ein Service, den Eltern sehr schätzen.

3 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 3-2. Vorwort Auch in diesem Jahr waren Familien mit Kindern in Karlsruhe von Trennung und Scheidung betroffen. Wir wissen aus jahrelanger Erfahrung, dass vielen Familien durch eine qualifizierte, rechtzeitige und umfassende Begleitung Leid erspart werden kann und die Chancen für eine schnellere und konstruktive Bewältigung der Krisensituation steigen. Dazu wollen wir durch unser vielgestaltiges Angebot beitragen und vor allem dahingehend mitwirken, dass beide Elternteile einen Weg finden, für ihre Kinder nach der Trennung in einer gegenseitig akzeptierenden Weise Eltern zu sein. Weiter ist uns wichtig, dass sich Familien gegenseitig unterstützen. 3. Angebote 3.1. Einzelberatung. In die Einzelberatung kommen KundInnen mit unterschiedlichen Anliegen. Manche wollen Informationen und Orientierung im Vorfeld einer anstehenden Scheidung oder zum Scheidungsprozess, andere kämpfen mit dem umgangsberechtigten Elternteil um Umgangsregelungen, erhoffen sich durch die Beratung Rückhalt und Stärkung im Bewältigen von emotionalem Stress, brauchen Sicherheit bei der Erziehung und dem sozialen Umfeld oder erhoffen sich Unterstützung bei der Wohnungssuche. Themen rund um Harz IV spielten im vergangenen Jahr eine große Rolle. Qualifizierung für Arbeit und Wiedereinstieg in den Beruf waren Faktoren, die den Scheidungsstress verstärkten. Je nach Anfrage und Bedarf ergaben sich einmalige oder mehrfache Beratungskontakte. Sehr hilfreich erwies sich dabei die enge Zusammenarbeit mit dem Caritassozialdienst, der Kurberatung und der Schuldnerberatung im Caritashaus Offener Treff mit Kinderbetreuung Seit 16 Jahren gibt es den Offenen Treff am Montagmorgen. Unsere Kundinnen schätzen den unkomplizierten Zugang ohne Anmeldung. Eine vorgegebene feste Struktur und Moderation der Gespräche durch eine Fachkraft verhelfen zu einer offenen Atmosphäre, in der jeder Beitrag wertgeschätzt wird. Durch die Vielfalt der Beiträge entstehen Ideen und Ansätze zur Problembewältigung Am Anfang steht das Sammeln von Themen und Fragen, die Gruppe wählt gemeinsam die Reihenfolge aus. Manchmal wird ein Thema auch auf den darauf folgenden Montag verschoben.

4 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 4 - In 2005 standen hauptsächlich Fragen zur Veränderung der Arbeitsrechtsreform, Fragen zur Situation von Kindern bei Trennung und Scheidung und Umgangsprobleme im Mittelpunkt. Indem die TeilnehmerInnen füreinander und miteinander etwas tun konnten, entwickelte sich in vielen Fällen Mut, zu Hause oder z. B. im Umgang mit Behörden für sich selbst einzutreten und ein anderes Verhalten auszuprobieren. Erfreulich war, dass drei Männer an der Gruppe teilnahmen, sodass die Chance bestand, anstehende Themen aus männlicher und weiblicher Sicht zu beleuchten; dies ließ Akzeptanz für unterschiedliche Wahrnehmungen wachsen Acht Sonntagsfrühstücksangebote, zwei Begegnungstage Die Zahl der teilnehmenden Familien am Frühstück war 2005 rückläufig, was wahrscheinlich durch den Wegfall der zweiten Freizeit und der verminderten Einzelberatungsangebote bedingt war. Im Schnitt nutzten 12 Familien das Angebot. Die Begegnungstage wurden von jeweils 35 Familien genutzt. Die am Frühstück teilnehmenden Familien steuerten je nach Möglichkeit gekaufte oder selbst zubereitete Köstlichkeiten für das Buffet bei. Während die Kinder nach dem Essen spielten, oder einen nahe gelegenen Spielplatz besuchten in Obhut von bewährten KinderbetreuerInnen, nutzten die Erwachsenen die Gelegenheit, neue Menschen kennen zulernen oder alte Bekannte wieder zu treffen. Das Thema Trennung und Scheidung, Fragen des Unterhalts und Umgangs, Probleme bei der Arbeit und mehr standen bei aufkommenden Gesprächen an erster Stelle. Im Gegensatz zum Offenen Treff ergaben sich mehrere Gesprächskreise mit unterschiedlichen Inhalten. Da im zweiten Halbjahr Frau Zipperle Organisation und Begleitung der KinderbetreuerInnen übernahm, konnten die Gesprächskreise der Frauen wieder intensiver moderiert werden. Mit fachlicher Begleitung nahmen solche Gespräche einen günstigen, zukunftsorientierten Verlauf, anstelle von Verharren in Erfahrungen der Vergangenheit oder aktuellem Missfallen am Verhalten des geschiedenen Partners. Bei den Begegnungstagen stand Freude am Zusammenkommen und gemeinsamen Tun mit Erwachsenen und Kindern im Vordergrund. Sowohl zum Sommerfest als auch zur Adventswerkstatt kamen von den Kunden zufriedene Rückmeldungen Freizeit für allein erziehende Familien im Herbst. 17 Frauen mit 27 Kindern verbrachten eine fünftägige Bildungs- und Erholungsfreizeit in Schwarzwald, die von zwei Sozialpädagoginnen geleitet wurden. Während die Frauen eigene thematische Angebote nutzen konnten, wurden die Kinder in drei Gruppen betreut. Das gewählte Rahmenthema Ich spüre meine Kräfte wachsen entsprach den Sehnsüchten der Teilnehmerinnen und gab Anstöße und Impulse für die Alltagsbewältigung zuhause. Bei der Adventswerkstatt und dem Sonntagsfrühstück im Dezember konnten sich die Mütter wieder sehen und Bilder austauschen.

5 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite Elternkurs Kess erziehen. In zwei Kursen an jeweils 5 Vormittagen nahmen 17 Mütter und 2 Väter in Trennung und Scheidung an diesen Kursen teil. Eltern, die sich trennen sind oft sehr unsicher, wie sie mit ihrem Kind umgehen sollen. Einerseits wollen sie ihm Leid ersparen, andererseits wissen sie, dass dies nicht möglich ist. Manche neigen dazu, zu verwöhnen oder schaffen es nicht, den Kindern angemessen Grenzen aufzuzeigen. Sorge bereitet oft auch die Wahrnehmung von unterschiedlichen Erziehungsstilen der Eltern und Angst vor negativer Auswirkung auf die Kinder. In den Kursen gewannen die Eltern Sicherheit, nahmen ihr eigenes Erleben in den Blick, entwickelten konkrete Handlungsmöglichkeiten und entdeckten die Bedürfnisse hinter auffälligen Verhaltensweisen von Kindern. Bereichernd war, dass der Transfer auch auf das eigene Verhalten und das des anderen Elternteils zum Teil gelang und dadurch mehr Verständnis möglich wurde. Insofern ist zu hoffen, dass der Kurs auch Auswirkungen auf die Kommunikation mit dem ehemaligen Partner haben könnte. 4. Interdisziplinäre Facharbeitsgemeinschaft Der Caritasverband ist gemeinsam mit der Stadt Karlsruhe, dem Diakonischen Werk und dem Sozialdienst katholischer Frauen Träger dieser Facharbeitgemeinschaft. Die Themen im Jahr 2005 waren: 1. Die Kinder tragen die Last!? Ergebnisse verschiedener Langzeitstudien kontrovers diskutiert und gegen den Strich gebürstet 2. Können bei erzwungenen Umgangskontakten tragfähige Beziehungen aufgebaut werden? Diese Fachtagungen sind über die Grenzen Karlsruhes hinaus bekannt und die konstante Teilnehmerzahl von ca. 70 TeilnehmerInnen bestätigte das ungebrochene Interesse an aktuellen Themen, Austausch und neuen Entwicklungen zum Wohl des Kindes bei Trennung und Scheidung. 5. Arbeitskreis Allein erziehende Familien auf Dekanatsebene Drei Treffen des Arbeitskreises dienten vorwiegend dem Austausch über Wahrnehmungen im jeweiligen Arbeitsbereich bezüglich der Situation und Belastung von allein erziehenden Familien und der Frage, wie die Situation dieser Familien in den Gemeinden wahrgenommen werden kann. Im Juni 2005 wurde in einem Arbeitstreffen mit Pastoral- und GemeindereferentenInnen Belastungen und unterschiedliche

6 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 6 - Unterstützungsmöglichkeiten für Trennungs- und allein erziehende Familien vorgestellt. Wir erhoffen uns durch solche Aktionen, dass hauptamtliche MitabeiterInnen in Gemeinden Eltern in Trennung bei Bedarf rasch an Fachstellen weitervermitteln können. 6. Was ist innerhalb der Arbeit dieses Jahr besonders aufgefallen? 6.1 Hohe Arbeitsbelastung. Frau Lim übernahm ab Mai ihre Stelle bei der Schuldnerberatung für sie kommt mit 30% Arbeitszeit ab Januar 2006 Frau Evita Zipperle. Sie hat bei Begegnungsangeboten im Jahr 2005 bereits aktiv und engagiert mitgewirkt. Trotz knapper Personaldecke wurden die vernetzten Angebote für allein erziehende Familien im Caritashaus aufrechterhalten. 6.2 Armut bei Trennung und Scheidung nimmt zu. Eine der wesentlichen Ursachen für die zunehmende Armut ist die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Das häufige Auseinanderbrechen von Familien und die hohen Scheidungsraten tragen dazu bei, dass es immer mehr allein Erziehende gibt, die einem hohen Armutsrisiko unterliegen. Alleinerziehende sind Verlierer bei Harz IV. Sie stellen sich mit ALG II schlechter als mit der alten Sozialhilfe. Manche allein erziehende Mutter hat ca 200 weniger, weil z. B. die Miete nicht mehr komplett übernommen wird, oder weil es weniger Geld für Kinder gibt. In der alten Sozialhilfe wurde für ein Kind zwischen sieben und vierzehn Jahren 65% dessen bezahlt, was ein Erwachsener bekommt. Jetzt sind es nur noch 60%.Bei ältren Kindern wurde der Prozentsatz von 90 auf 80 gekappt. Praktisch alle Leistungen wurden pauschaliert Es gibt keine Zuschüsse mehr für Sonderausgaben und die Regelsätze reichen nicht aus, um notwendige Aufwendungen auszugleichen. Bei Kindern ab 14 Jahren werden 10 % der Kosten von rezeptpflichtigen Medikamenten als Zuzahlung verlangt, höchstens aber 10 Euro. Viele Kinder haben keine Möglichkeit ein Musikinstrument zu lernen, einem Verein beizutreten oder an notwendige Lehrmittel zu kommen. Trennungsfamilien sind vielen Belastungen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt. Wohnungssuche, Doppelbelastung, Erschöpfung, Mangel an qualifizierter oder fehlende abgeschlossene Berufsausbildung, Abwertung, Angriffe. Besonders betroffen sind auch die Frauen und Männer, die nicht verheiratet waren. Fehlende Arbeit führt in getrennten Partnerschaften wegen der Unterhaltstragen oft zu Schuldzuweisungen und hohen Spannungen, die das Ausüben des Umgangs mit dem Kind belasten.

7 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite Allein erziehende Eltern möchten arbeiten. Viele Kundinnen und Kunden suchen vergeblich nach einer angemessenen Arbeit. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt und allein Erziehende sind bei Einstellungen deutlich benachteiligt, weil die Unterbringung der Kinder ein großes Problem ist. Es gibt zu wenig angemessene Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder in der Tagespflege oder Tageseinrichtung. Da, wo am ehesten eine Chance für Frauen wäre, in Gastronomie- und Pflegebereichen, wird Schicht- und Wochenenddienst erwartet, was die Situation erschwert. Mehrere Kunden diese Referats hatten Ein Euro Jobs in denen sie gerne tätig waren. Leider konnten sie nicht auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden und sind sehr frustriert. 7. Erfolge unserer Beratungs- und Vernetzungsarbeitarbeit. Erfolge unserer Arbeit sind schlecht messbar. Doch es gibt Ziele, denen wir uns verpflichtet fühlen: Kunden/Kundinnen verlassen ermutigt und gestärkt die Beratung. Sie sind sich ihrer Fähigkeiten und Stärken bewußt. Sie gewinnen oder wiedergewinnen ihre Handlungfähigkeit. Sie akzeptieren eigene Fehler. Sie gewinnen Hoffnung. Sie unternehmen notwendige Schritte. Sie wagen ein Gespräch mit dem Vater/der Mutter ihres Kindes Sie verändern ihr Leitbild. Sie unterstützen sich gegenseitig. Sie geben Erfahrungen und Informationen untereinander weiter. Sie entdecken ihre Bedürfnisse. Sie geben nicht auf. Generell gesagt, sie entdecken in ihrer Krise Chancen. Unsere Aufgabe ist es, sie mit Empathie und unterschiedlichen, professionellen Methoden durch die Krise zu begleiten damit sie selbst ihren Weg entdecken und handeln können. Durch Rückmeldungen von Müttern und Vätern wissen wir, dass ihnen die Kontaktaufnahme zum Caritasverband Karlsruhe e.v. neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten eröffnet hat.

8 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 8 - Referat Beschäftigungsförderung Referentinnen: Finanzierung: Dagmar Finke (Leitung), Antje Viedt, Petra Mols, Ursula Schuhmacher Regiekosten des Jobcenters Karlsruhe, Caritas-Mittel, Spenden Vorwort Arbeitslos- die Tatsache ist für die Betroffenen ein Schock, der noch dadurch verstärkt wird, das der gewohnte Tagesablauf aus den Fugen gerät. Viel Zeit ist für Selbstzweifel, die Frage, warum es gerade einen selbst getroffen hat, Unsicherheit, Zukunftsängste, finanzielle Sorgen, Scham. Wenn die Erwerbslosigkeit länger anhält, ist es fast unmöglich, nicht depressiv und resigniert zu sein und sich apathisch dem Alltag zu entziehen. Die Betroffenen versuchen, ihre Lage zu verbergen. Sie scheuen Begegnungen mit alten Bekannten, geraten in eine soziale Isolation und leiden unter Einsamkeit. Die Chancen einen Arbeitsplatz zu finden, sind geringer denn je und das Thema Arbeitslosigkeit wird gesellschaftlich immer bedrohlicher. Da flieht man mehr oder weniger bewußt oft aus Angst vor dem eigenen Arbeitsplatzverlust- in das Vorurteil, Arbeitslose seien in ihrem Job halt nicht so gut gewesen und hätten ihre Situation verdient. Auch die Faulenzerdebatte erhält durch Politik und Medien neue Nahrung. Der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder sagte in einem Spiegel- Interview: Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht mit Solidarität rechnen. Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft. Nach Aussage des Meinungsforschungsinstitut Allensbach stimmten dieser Aussage 73 % der Bevölkerung zu. Passend dazu brachten Medien und Presse Berichte mit dem Titel Drückeberger & Co und titulierten zum Thema Lohnnebenkosten: Wer arbeitet, ist der Dumme : als ob Arbeitslose schlau seien, weil sie auf Kosten der Arbeitenden lebten. Weil die Caritas sich für den Menschen stark macht und die Hoffnung auf Veränderung nicht aufgibt, hat sie bundesweit als Jahresthema Arbeitslos 2005: Chancen statt Vorurteile ausgerufen und erklärte hierzu: Was Menschen brauchen im Jahr 2005 und darüber hinaus, angesichts des Massenschicksals der Arbeitslosigkeit, das ist, dass sie sich umdrehen- die Einen wie die Anderen und sich ein Ansehen geben, dass sie in der Menge den Einzelnen und im Anderen das Du wahrnehmen. Dass die Transparente mit den vorgestanzten, demonstrativen Parolen eingerollt werden und ein differenziertes Denken und Nachdenken möglich wird. Dass das anonyme und gesellschaftliche Phänomen und Problem der Arbeitslosi gkeit als individuelles Schicksal von Einzelnen erkennbar wird, das Mitgefühl, Verständnis und Mitverantwortung der Mitmenschen herausfordert- und das dennoch ein gesellschaftliches und politisches Problem bleibt, das uns alle a ngeht. Menschen brauchen Chancen statt Vorurteile. Msgr. Bernhard Appel Diözesan-Caritasdirektor für die Erzdiözese Freiburg

9 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 9 - Entwicklungen Referat Beschäftigungsförderung Für den Caritasverband Karlsruhe e.v. war es immer vorrangiges Ziel, ganz pragmatisch an das Thema Arbeitslosigkeit heranzugehen. Bereits seit Oktober 1998 förderte der Caritasverband Karlsruhe e.v. auf der Grundlage von 19,2 BSHG (Bundessozialhilfegesetz) arbeitslose und arbeitssuchende SozialhilfeempfängerInnen, die Schwierigkeiten hatten auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Arbeitsstelle zu finden. Das Angebot der hierbei entstandenen Arbeitsstellen unterlag dem Prinzip der Gemeinnützig- und Zusätzlichkeit. Die Beschäftigung für die TeilnehmerInnen wurde hierbei nach den Arbeitsbestimmungen des öffentlichen bzw. kirchlichen Dienstes auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages und einer tariflichen Bezahlung ausgerichtet. Nach der politischen Entscheidung, Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammen zu legen, trat ab nun das neue Sozialgesetzbuch II (SGB II) in Kraft und damit einhergehend neue gesetzliche Fördermöglichkeiten für Arbeitssuchende. Diese Fördermöglichkeiten sind in 16 Abs. 3 SGB II geregelt : Für erwerbsfähige Hilfebedürftige, die keine Arbeit finden können, sollen Arbeitsgelegenheiten geschaffen werden. Werden Gelegenheiten für im öffentlichen Interesse liegende, zusätzliche Arbeiten.gefördert, ist den erwerbsfähigen Hilfebedürftigen zuzüglich zum Arbeitslosengeld II eine angemessene Mehraufwandsentschädigung zu zahlen; diese Arbeiten begründen kein Arbeitsverhältnis im Sinne des Arbeitsrechts; die Vorschriften über den Arbeitsschutz und das Bundesurlaubsgesetz sind entsprechend anzuwenden.. Da es sich bei dieser Beschäftigungsform um ein ähnliches Förderinstrument handelt, wie es das ehemalige BSHG vorsah - die Stellen müssen auch hier gemeinnützig und zusätzlich sein - es kommt jedoch kein Vertragsverhältnis zustande - hat sich der Caritasverband Karlsruhe e.v. innerverbandlich von Anfang an stark gemacht für eine Beteiligung, denn die weitreichende Bedeutung dieser Fördermöglichkeiten war frühzeitig erkennbar. Wenn wir weiterhin als Anwalt der Schwachen in der Gesellschaft auftreten wollen, müssen wir politisch mitbestimmen können und an neuen Entwicklungen mitbeteiligt bleiben. Dies können wir nur, wenn wir alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Nur die Erfahrungen in der Einrichtung und Durchführung von Zusatzjobs macht uns zu einem glaubwürdigen und kompetenten Gesprächspartner, auch des Gesetzgebers. Die Planungen des Gesetzgebers haben die Erwartung genährt, dass ein Zusatzjob ein Sprungbrett sein würde, denn nur so macht er wirklich Sinn: Arbeiten in zusätzlicher Tätigkeit für eine Mehraufwandsentschädigung, gegen Bewerbungsunterstützung, Coaching, Aufbau sozialer Kontakte und Tagesstruktur sowie ständiger Nähe zum Arbeitsmarkt. Dem Caritasverband Karlsruhe e.v. und seinem Referat Beschäftigungsförderung ist es hierbei wichtig, den Menschen, die in Zusatzjobs kommen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln und Ihnen über ihre Tätigkeit hinaus, Unterstützung und eine Perspektive anzubieten.

10 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 10 - Start für diese neue Form der Beschäftigungsförderung Zusatzjobs war bereits November 2004 : Noch von der Agentur für Arbeit in Karlsruhe erhielten wir Mitte Oktober 2004 die Bewilligung ab Arbeitsgelegenheiten zu besetzen. Da diese Bewilligung recht schnell ausgesprochen wurde, führte der Caritasverband Karlsruhe e.v. in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Karlsruhe kurzfristig eine Informationsveranstaltung für die Einrichtungen des Caritasverbandes, die katholischen Pfarrgemeinden und andere katholischen Einrichtungen durch. Hierbei stellte der Caritasverband Karlsruhe e.v. seine Service- und Dienstleistungen im Rahmen des neuen Aufgabengebietes vor und machte deutlich, dass sich dieses Serviceangebot ausschließlich an die katholischen Träger von Einrichtungen und Einsatzstellen richtet, um hier in keinerlei Konkurrenz mit anderen Anbietern zu geraten. Alle Einsatzstellen konnten bei Interesse an diesem Angebot dann anhand eines von uns entworfenen Vordrucks ihre Stellenbeschreibungen beim CV Karlsruhe e.v. als Kooperations- und Servicestelle einreichen. Innerhalb kürzester Zeit kamen sehr viele Stellenbeschreibungen von den Einsatzstellen für die Zusatzjobs zurück, die im Laufe des Jahres 2005 auch noch um einen erheblichen Anteil an Arbeitsgelegenheiten erweitert werden konnten. Aufgrund der Strukturen in kirchlichen Einrichtungen wurden die meisten Zusatzjobs/ Arbeitsgelegenheiten im hauswirtschaftlichen Bereich (Küche, Reinigung) und haustechnischen (Hausmeistertätigkeiten) Bereich eingerichtet. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, im pädagogischen und verwaltungstechnischen Bereich, sowie bei Zuarbeiten im ambulanten und stationären Pflegebereich mitzuwirken. Seit ist für das ALG II und die Arbeitsgelegenheiten nicht mehr die Agentur für Arbeit zuständig, sondern die ARGE (Arbeitsgemeinschaft aus MitarbeiterInnen der Agentur für Arbeit und Kommune, insbes. MitarbeiterInnen des Sozialamtes der Stadt Karlsruhe). Die ARGE bzw. das neue Job-Center der Stadt Karlsruhe agiert an 3 Standorten: Brauerstraße, Rathaus West und Rathaus Durlach. Die Umstrukturierung zum Job-Center war nicht unproblematisch und stellte für die KundInnen des Job-Centers und die Sozialberaterinnen des Caritasverbandes Karlsruhe e.v. eine hohe Belastungsprobe dar, da die Zusammenarbeit aufgrund personeller Umstrukturierungen und Standortwechsel zeitweise nicht möglich oder nur erschwert möglich war. Die alltäglichen Probleme setzen aber auch viel früher ein- nämlich beim Geld, nur um ein Beispiel zu nennen. Die Pauschalen für Regiekosten, Verwaltung, sozialpädagogische Begleitung und Qualifizierung wird ebenfalls von der ARGE festgesetzt und unterlag im Jahr 2005 einem drastischen Wandel. So wurden im Jahr 2004 noch 300 Regiekosten pro Teilnehmer/in für den Träger dieser Fördermaßnahmen gezahlt, ab Januar wurde dieser Betrag pauschal auf 100 abgesenkt und konnte lediglich im Antragsverfahren für besonders schwer vermittelbare Personen mit entsprechenden Vermittlungshemmnissen aufgestockt werden. Es ist daher leicht nachvollziehbar, daß für 100 kaum eine mehrstündige individuelle Begleitung stattfinden kann, wie sie viele Betroffene bräuchten und sie der Caritasverband Karlsruhe e.v. mit seinem Referat Beschäftigungsförderung aus seinem Selbstverständnis heraus anbieten will. Auch sind bestimmte verwaltungstechnische Vorgaben, z.b. das Erstellen von TeilnehmerInnenbeurteilungen sehr zeit- und arbeitsintensiv und mit dieser geringen Pauschale kaum finanzierbar. Diese Kürzungen wurden dann auch dementsprechend durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit des Caritasverbandes Karlsruhe e.v. kritisiert.

11 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 11 - Auch für die ZusatzjobberInnen haben sich ab Januar 2005 Änderungen in der Bezahlung und Ausgestaltung der Arbeitsgelegenheiten ( AGH `S) ergeben: Während im Jahr 2004 die Arbeitszeit bei wöchentlich mindestens 15 Stunden liegen mußte (gesetzliche Vorgabe bei Erwerbsfähigkeit) und 20 Stunden nicht überschritten werden durften, um Qualifizierungsangeboten und Bewerbungsbemühungen einen ausreichenden Zeitrahmen zu geben, können Zusatzjobber/innen bei entsprechender Eignung- jetzt bis zu 30 Stunden wöchentlich beschäftigt werden. Der Anspruch auf Qualifizierung und die Suche nach einer Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt bleibt hierdurch selbstverständlich erhalten. Die Möglichkeit der Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit wurde von den meisten ZusatzjobberInnen eher positiv aufgenommen. Positive Entwicklungen zeigten sich auch in der Gewährung der Mehraufwandsentschädigung: Mittlerweile kann eine Mehraufwandsentschädigung von 2 pro Stunde + Fahrtkostenzuschuß gewährt werden und stellt damit einen wenn auch nur geringfügig- verbesserten Anreiz einen Zusatzjob auszuüben, dar. Die Laufzeit der Arbeitsgelegenheit beträgt unverändert ½ Jahr und kann in begründeten Ausnahmefällen um ein weiteres halbes Jahr verlängert werden. Sozialpädagogische Begleitung Die Koordination, die Vermittlung der ZusatzjobberInnen in die jeweiligen kirchlichen Einsatzstellen und die psycho-soziale und berufliche Begleitung der TeilnehmerInnen werden vom Referat Beschäftigungsförderung des Caritasverbandes Karlsruhe e.v. übernommen. Das Referat unterlag bzw. unterliegt bei dieser Aufgabe starken internen Veränderungen. Waren Anfang des Jahres hier noch 2 MitarbeiterInnen mit unterschiedlichen Stellendeputaten tätig, kam zum März 2005 durch Erweiterung der Maßnahmeplätze eine weitere Mitarbeiterin hinzu. Zum Ende des Jahres zeichnete sich ab, daß weitere personelle Veränderungen vorgenommen werden müssen: Durch den Weggang einer Mitarbeiterin in eine andere Beratungsstelle der Caritas, werden neben einer Vollzeitmitarbeiterin noch drei weitere Mitarbeiterinnen mit unterschiedlichen Stellenanteilen tätig sein. Für die Teamleitung steht ein Stellendeputat von 20 % zur Verfügung. Zielgruppe des Referates Beschäftigungsförderung ArbeitnehmerInnen ohne Schul- und/oder Berufsausbildung ArbeitnehmerInnen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen BerufsrückkehrerInnen und allein Erziehende MigrantInnen ( Ausländer/ Aussiedler/ Kontingentflüchtlinge ) Jugendliche und junge Erwachsene ältere ArbeitnehmerInnen Caritas-Mitarbeiterinnen sehen täglich, daß Arbeitslos-Sein das psychische, familiäre und gesellschaftliche Gleichgewicht erschüttert. Es ist nicht nur der Einzelne betroffen, Arbeitslosigkeit zerstört die Lebensperspektive und Entwicklungschancen ganzer Familien. Immer wieder hören BeraterInnen den dringenden Wunsch der Betroffenen, möglichst bald wieder eine Arbeit aufnehmen zu können, um dadurch die Lebenssituation materiell und psychisch zu stabilisieren.

12 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 12 - Gerade für Menschen, die zur Zeit keine Beschäftigung auf dem regulären Arbeitsmarkt finden können, sind Zusatzjobs eine wichtige Form der Hilfe in der gesamten Palette der Eingliederungsleistungen. Ziele der Arbeitsgelegenheiten Kennen lernen eines Arbeitsplatzes und den damit verbundenen Aufgaben Entwicklung einer Tagesstruktur und die Gewöhnung an einen kontinuierlichen Arbeitsprozess Bewältigung der Arbeitsanforderungen Qualifizierung unter den Aspekten: Erwerb lebenspraktischer Fähigkeiten und Kenntnisse Stabilisierung/ Stärkung des Selbstwertgefühls und der Persönlichkeit Erkennen persönlicher Fähigkeiten und Ressourcen Befähigung zur Selbsthilfe, Selbstbestimmung und einer autonomen und unabhängigen Lebensorganisation Berufliche Integration und Wiedereingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt Die Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Arbeitsstelle zu finden, hängt ganz entscheidend von den beruflichen Kenntnissen und Qualifikationen der MaßnahmeteilnehmerInnen ab. Das Referat Beschäftigungsförderung hat daher den Anspruch, vorhandene berufliche Qualifikationen der TeilnehmerInnen zu erhalten und neue zu vermitteln. Aus diesem Grunde werden z. B. regelmäßige Verlaufsgespräche zwischen allen Beteiligten ( ZusatzjobberInnen, Einsatzstellen, Sozialberatung ) zur beruflichen Situation angeboten. Auch viele Einzelgespräche zur Abklärung beruflicher Fragestellungen und /oder zu den persönlichen Belangen und ihrer Lebenssituation der ZusatzjobberInnen waren Beratungsinhalte. Hierbei zeigen sich oft eine Vielzahl weiterer Probleme, wie z.b. veraltete Qualifikationen, mangelndes Selbstvertrauen, fehlende Tagesstruktur, Schulden, zerrüttete Familienverhältnisse, gesundheitliche Probleme, Suchtprobleme, Obdachlosigkeit oder Sprachschwierigkeiten bei MigrantInnen. Das Referat Beschäftigungsförderung arbeitet dabei sehr vernetzt mit den Referaten des Caritashauses und anderen Beratungsstellen zusammen. Intensive Kooperationspartner innerhalb des Caritasverbandes stellen hier z.b. die Schuldnerberatung, das Referat für alleinerziehende Familien mit den entsprechenden Gruppenangeboten, der Caritassozialdienst und die Beratungsstelle für MigrantInnen ( Ökumenisches Migrationszentrum ) dar. Auch den Qualifizierungsmaßnahmen kommt ein hoher Stellenwert zu. So konnte das Referat Beschäftigungsförderung zu Beginn des Jahres noch mittels der höheren Regiekostenpauschale aus dem Vorjahr spezielle Förderungen für Zusatzjobber/innen im hauswirtschaftlichen und haustechnischen Bereich anbieten,

13 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 13 - sowie für einzelne MaßnahmeteilnehmerInnen eine Ausbildung zur Schwesternhelferin/ Pflegediensthelfer organisieren. Für alle anderen ZusatzjobberInnen wurden spezielle EDV-Kurse angeboten, die Palette reichte vom Umgang mit dem Internet, als auch der Vermittlung von Kenntnissen in den Programmen Word und Excel. Für die ZusatzjobberInnen im pädagogischen Bereich wurde ebenfalls eine Schulung ihrer Kompetenzen im Umgang mit Kindern durchgeführt. Durch die Unterstützung von zwei ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern im Referat Beschäftigungsförderung, die jeweils im Wechsel an einem Nachmittag in der Woche im Hause waren, konnten die ArbeitnehmerInnen auch ihre Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand bringen und wurden ebenfalls intensiv bei der Stellensuche unterstützt und auf Vorstellungsgespräche vorbereitet. Der Caritasverband Karlsruhe e.v. möchte sich an dieser Stelle auch ganz herzlich für diese engagierte Mithilfe und die gute Zusammenarbeit bedanken. Arbeitsgelegenheiten Der Caritasverband Karlsruhe e.v. verfügt mittlerweile über 80 Arbeitsgelegenheiten, in denen die ZusatzjobberInnen aller Zielgruppen beschäftigt sind. Für weitere, spezielle Projekte stehen nochmals Arbeitsgelegenheiten zur Verfügung. Die Erfahrung zeigt, dass bestimmte Personengruppen besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Hierzu gehören auch MigrantInnen, junge und ältere Personen, für die sich der Caritasverband Karlsruhe e.v. daher auch speziell engagieren möchte. Für ältere Migrantinnen ( +/- 50 Jahre) haben wir für das Jahr 2006 ESF-Mittel (Mittel aus dem Europäischen Sozialfond) beantragt. Wir möchten im Rahmen der 80 Arbeitsgelegenheiten ca Plätze frei halten, um ältere Migrantinnen zu beschäftigen und durch Sprachkurse und spezielle hauswirtschaftliche, pflegerische und pädagogische Qualifizierungmodule -je nach Eignung der Teilnehmerinnen- die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Für Jugendliche und junge Erwachsene wurde bereits in diesem Jahr ein Konzept entwickelt, bei dem sie in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt und durch Patinnen/ Paten betreut und bei ihrem persönlichen und beruflichen Lebensweg unterstützt werden. 30 Zusatzjobs für diese Jugendlichen sind von der ARGE/ Job-Center der Stadt Karlsruhe mit Beginn des Monats September 2005 bewilligt worden, die Zusatzjobs sind jetzt -bis auf ca. 10 Plätze- von jungen Erwachsenen bereits besetzt und wir haben mit der Suche nach geeigneten Patinnen/Paten begonnen und werden dieses Engagement im nächsten Jahr mit weiterer Öffentlichkeitsarbeit fortsetzen. Gedanken haben wir uns auch zur Situation und Förderung älterer langzeitarbeitsloser Menschen gemacht: Die Bundesregierung hatte im Juli diesen Jahres angekündigt, auch die Personengruppe der über 58- jährigen gesondert in einem Maßnahmekatalog zu fördern, u.a. bis zu Arbeitsgelegenheiten für ältere Bezieher/innen von ALG II für einen Zeitraum von 3 Jahren einzurichten. Hierbei soll sich die Beschäftigung dieser Zielgruppe auch besonders nach vorhandenen beruflichen Qualifikationen und der Sinnhaftigkeit der gemeinnützigen Tätigkeit ausrichten. Da der Caritasverband Karlsruhe e.v. mit seinem Referat CSD (Caritasozialdienst) schon seit längerem die Idee eines Tafel-Ladens zur

14 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 14 - Unterstützung bedürftiger Personen und Familien in Karlsruhe plante, ergab sich hier eine sinnvolle Vernetzung der Referate CSD und Beschäftigungsförderung. In einer gut ausgearbeiteten Konzeption an die ARGE wurde die Beschäftigung der o.g. Zielgruppe in einem Tafel-Laden in Karlsruhe und deren Coaching durch den Caritasverband Karlsruhe e.v. beschrieben. Auch wurde innerhalb dieser Konzeption verdeutlicht, welche Berufsgruppen innerhalb dieses Tafel-Ladens beschäftigt werden können. Angefangen von einer/m Marktleiter/in und einer/m Assistentin/Assistenten, bis hin zu Professionen wie Lebensmittelexperte/in, sowie Bürokräfte, Fahrer/innen, Verkäufer/innen, Kassierer/innen, Helfer/innen und Reinigungskräfte. Für diesen Projektvorschlag bekamen wir ab November 2005 von der ARGE in Karlsruhe 16 Arbeitsgelegenheiten für ältere ALG II-Bezieher/innen bewilligt und haben bereits mit der Auswahl der BewerberInnen begonnen, so dass dieses Projekt im Jahr 2006 gestartet werden kann. Für den Caritasverband Karlsruhe e.v. mit seinem Referat Beschäftigungsförderung war das Jahr 2005 ein sehr bewegendes, ereignisreiches Jahr mit sehr viel Herausforderungen, aber auch persönlichem Engagement und der unermüdlichen Bereitschaft der Mitarbeiterinnen die Situation arbeitsloser Menschen zu verbessern und die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. Ausblick Derzeit sind beim Caritasverband Karlsruhe e.v. als Träger der Arbeitsgelegenheiten ca. 80 ALG-Bezieher/innen beschäftigt- in der Maßnahme für Jugendliche sind ca. 20 Plätze besetzt. Besonderes Augenmerk bei der Beschäftigung der ZusatzjobberInnen legen wir auch immer wieder auf die Zusätzlichkeit und Gemeinnützigkeit dieser Arbeitsgelegenheiten. Diese Zusatzjobs dürfen keine regulären Arbeitsplätze verdrängen, die Tätigkeiten müssen im öffentlichen Interesse sein und sie dürfen nicht wettbewerbsverzerrend wirken. Wichtig ist uns daher besonders die notwendige Anleitung der ZusatzjobberInnen vor Ort, die persönliche Begleitung und Qualifizierung dieser Menschen. Bis Ende des Jahres 2005 werden 63 Zusatzjobber/innen eine Arbeitsgelegenheit mit der Verweildauer von 6 Monaten bis zu einem Jahr durchlaufen haben. Lediglich 8 von 63 dieser Zusatzjobber/innen haben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Stelle gefunden. Dies erscheint auf den ersten Blick eine verschwindend kleine Anzahl und läßt eine Antwort nach dem Nutzen dieser Form der Förderung eher mit einem Fragezeichen versehen. Angesichts der sehr schlechten konjunkturellen Entwicklung, die sich eher noch weiter in einer Abwärtsspirale befindet, jedoch auch mehr als nachvollziehbar. Für den Caritasverband Karlsruhe e.v. sind Arbeitsgelegenheiten daher nach wie vor ein wichtiges Förderinstrument zur Integration für arbeitslose Menschen- für uns stellt sich eher die Frage, ob es gelingen wird, neue Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. Vielleicht bringt ja die WM 2006 die große Veränderung. Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit rechnet man hier mindestens mit neuen Stellen, hoffentlich auch mit einem Nebeneffekt für die Region Karlsruhe. Na, dann mal auf zum Anpfiff.

15 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 15 - Caritassozialdienst (CSD) Referentinnen: Finanzierung: Dagmar Finke (Teamleitung), Eva Grich, So Giok Lim, Gabriele Schneider, 1 Stelle zu 80 % Zuschuss Stadt Karlsruhe, 3 Stellen Caritas-Mittel Unterstützung bei der Bewilligung von finanziellen Hilfen durch BNN-Wir-helfen-Aktion, internationaler Frauenclub, Werner-Oberle-Stiftung, Werner- Stober-Stiftung und Spenden Aufgabe des CSD ist die Vermeidung bzw. Bewältigung psychosozialer und ökonomischer Notlagen. Der CSD ist hierbei ein professioneller Beratungsdienst mit eigener Fachlichkeit, der bezirksorientiert ausgerichtet ist. Im CSD sind unverändert vier Mitarbeiterinnen mit einem Stellenumfang von 2 x 50 %, 1x 40 % und 1x 30 % tätig. Für die Teamleitung stehen zusätzlich 20% zur Verfügung. Die CSD - Mitarbeiterinnen arbeiten in vier Bezirken, die nach Stadtteilen / Seelsorgeeinheiten folgendermaßen aufgeteilt sind: West: Südwest: Mitte: Ost: Knielingen, Neureut, Nordstadt, Nordweststadt, Mühlburg und Weststadt Daxlanden, Oberreut und Grünwinkel Rüppurr, Weiherfeld, Dammerstock, Südstadt, Innenstadt, Bulach, Beiertheim und Südweststadt Grötzingen, Durlach, Stupferich, Palmbach, Wettersbach, Wolfartsweier, Waldstadt, Geroldsäcker, Hagsfeld, Rintheim und Oststadt Beratungsformen des Caritassozialdienstes Angebot von zwei offenen Sprechstunden im Caritashaus Termine nach Vereinbarung Aufsuchende Beratung / Hausbesuche Zielgruppen des Caritassozialdienstes Familien, allein Erziehende, allein Stehende, MigrantInnen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen

16 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 16 - Beratungsziele Der CSD erfüllt als professioneller Basisdienst ursprüngliche Aufgaben der verbandlichen Caritas mit dem Ziel, soziale Arbeit zu leisten, welche - dem Wunsch der Menschen nach einem niederschwelligen Hilfeangebot entgegenkommt, das im näheren Umfeld angesiedelt ist und Hilfe aus einer Hand bietet, - eine hohe Wirksamkeit durch Aktivierung der Selbsthilfekräfte und die Nutzung der vorhandenen Ressourcen erreicht, - sich am Caritasleitbild ausrichtet, - die Katholischen Pfarrgemeinden in ihrem caritativen Engagement anregt, unterstützt und ergänzt, sowie sie herausfordert, sich den Menschen in Not zuzuwenden und ihre Situation im Lebensraum wahrzunehmen, - sich am Verständnis einer systemischen und sozialraumorientierten Sozialarbeit orientiert, - sich durch ein eigenständiges Profil als identifizierbar, zukunftsfähig und nachhaltig erweist Aufgaben des Caritassozialdienstes Der CSD ist Erstanlauf (Clearing)- stelle für alle KundInnen, indem er die vorgetragene Problemlage klärt und gegebenenfalls weitergehende Hilfen bereitstellt oder vermittelt. Der CSD führt die familienorientierte Lebensberatung in den Teilen der materiellen Existenzsicherung und der systemischen Beziehungsarbeit selbst durch und unterstützt Personen und Familien mit komplexen Problemlagen unter Berücksichtigung und Einbeziehung ihres gesamten Lebensumfeldes. Der CSD ist auch Kontaktstelle zu und Anlaufstelle für die Katholischen Pfarrgemeinden/Seelsorgeeinheiten und arbeitet an der sozialen Entwicklung im Gemeinwesen mit. Arbeitsschwerpunkte - Information und Erstberatung über Existenz sichernde Maßnahmen und soziale Leistungen sowie Vermittlung materieller Überbrückungshilfen - Beratung bei Inanspruchnahme und Durchsetzung sozialgesetzlicher Ansprüche - Beratung und Hilfe bei Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Krankheit usw. - Beratung und Begleitung von Einzelnen und Familien bei persönlichen Problemen und Krisen - Hilfestellung bei der Gestaltung und Stabilisierung der persönlichen und familiären Situation - Hilfen zur Bewältigung psychischer Krisen, vor allem bei Trennung, Vereinsamung und Beziehungskonflikten - Information über und Weitervermittlung an andere spezialisierte Fach- und Sozialdienste

17 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite intensive Zusammenarbeit mit Diensten, Einrichtungen und Fachverbänden in der Caritas - Mitarbeit in und Kooperation mit vorhandenen sozialen Netzen im privaten und institutionellen Bereich - Gruppenarbeit und Mitwirkung in gemeindlichen und kirchlichen Gremien - Gewinnung, Begleitung und Fortbildung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen - Initiierung und Begleitung von lokalen sozialen Projekten - Schaffung von Mitwirkungsmöglichkeiten für sozial engagierte BürgerInnnen zum Erhalt und Ausbau der lokalen Lebensbedingungen und des sozialen Netzes - Thematisierung von sozialen Problemen und politischen Rahmenbedingungen im Gemeinwesen SGB II - Umstrukturierungen im Stadtgebiet Seit Januar 2005 bilden in der Stadt Karlsruhe für die Leistung Arbeitslosengeld II ( ALG II ) die Agentur für Arbeit und die Stadt Karlsruhe eine Arbeitsgemeinschaft ( ARGE ). Diese Arbeitsgemeinschaft wird von einem Geschäftsführer geleitet. Die offizielle Bezeichnung der ARGE ist Job-Center der Stadt Karlsruhe. Das Job-Center ist nach Stadtteilen aufgegliedert und arbeitet an 3 Standorten : Brauerstraße ( Agentur für Arbeit ), Kaiserallee ( Rathaus West ) und Badener Str. ( Rathaus Durlach ). Für die EmpfängerInnen von ALG II war diese Umstrukturierung der ARGE in Etappen eine sehr hohe Belastungsprobe. Durch die Neugliederung des Job- Centers und personelle Umstrukturierungen war es möglich, daß KundInnen nun nicht nur an einem anderen Standort ihre ALG-Angelegenheiten regeln mußten, sondern im Laufe des Jahres mit mehreren SachbearbeiterInnen konfrontiert waren. Auch die Erreichbarkeit der zuständigen Sachbearbeiter/innen aufgrund der Umstrukturierungen war teilweise nicht oder kaum möglich. Dieser Umstand erschwerte damit auch phasenweise die Arbeit des CSD s, da die direkte Kontaktaufnahme zu MitarbeiterInnen der Job Center, um unbürokratisch Angelegenheiten unserer KundInnen zu klären, erschwert war. Mittlerweile hat sich die Standortfrage und die personelle Zusammensetzung des Job-Centers jedoch positiv stabilisiert, d.h., jede/r Kunde/in kennt seinen/ihren persönliche/n AnsprechpartnerIn (FallmanagerIn) und die zuständigen MitarbeiterInnen der Abteilung Leistungsgewährung. SGB II - Anträge Der CSD hatte seit Oktober 2004 für seine KundInnen einen Service durch 3 ehrenamtliche MitarbeiterInnen organisiert, um die sehr komplexen Anträge ( 16 Seiten ) für das Arbeitslosengeld II (ALG II) auszufüllen. Da die meisten Erstanträge auf ALG II Ende des Jahres 2004/ Anfang des Jahres 2005 gestellt wurden, konnte dieses Serviceangebot in 2005 wieder eingeschränkt werden. In den Folgemonaten des Jahres 2005 wurden daher lediglich noch ca. 2-3 Erstanträge pro Monat durch eine/n Ehrenamtliche/n für die KundInnen des CSD s ausgefüllt. Da der

18 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 18 - Bewilligungszeitraum für einen Erstantrag ca. 6 Monate umfaßt, sprachen im Laufe des Jahres dafür aber verstärkt KundInnen des CSD s vor, die bereits Folgeanträge stellen mußten. Die weitere Antragstellung ist hier auf einem 4-seitigen Formular verkürzt und erleichtert das Ausfüllen der Anträge ganz erheblich. Allgemein läßt sich feststellen, daß die Bewilligungsbescheide von ALG II aufgrund der neuen Gestaltung und der veränderten Berechnungsgrundlagen zu erhöhtem Informationsbedarf führten. Auch sind die Bescheide immer noch sehr unübersichtlich gestaltet und die Berechnungsgrundlagen, z.b. für Freibeträge bei Erwerbseinkommen, sind nicht nachvollziehbar aufgeschlüsselt. Da einige der Bescheide Fehler enthalten, galt es für den CSD auch hier schnell - aufgrund der Widerspruchsfristen - für seine KundInnen beratend tätig zu werden. Pauschalierung in der Sozialhilfe und im Arbeitslosengeld II ( SGB II +SGB XII ) Der CSD wurde im gesamten Jahr 2005 mit dem hohen Informationsdefizit der KundInnen zum ALG II und weiteren Sozialhilfeleistungen des Sozialgesetzbuches ( SGB II +SGB XII ) konfrontiert und leistete hier sehr viel Aufklärungsarbeit. Es wird dabei immer deutlicher, daß die Pauschalierung des SGB II + SGB XII die Entstehung von neuen Armutsrisiken mit sich bringt. Die Anzahl der KundInnen, die unsere Beratungsstelle aufgrund existenzieller Probleme aufsuchen, nimmt stetig zu. Es zeigt sich, daß die finanzielle Bewältigung des Lebensunterhaltes durch steigende Kosten in allen Lebensbereichen immer schwieriger wird. Die Regelsätze wurden schon seit längerem nicht mehr den gestiegenen Lebenshaltungs- und besonders den gestiegenen Energiekosten angepaßt. Einmalige Beihilfen sind bis auf drei Ausnahmetatbestände ( Erstausstattung für Wohnraum, Erstausstattung bei Schwangerschaft und Geburt, sowie Unterstützung von Kindern bei einem Landschulheimaufenthalt ) ausgeschlossen. Die Gewährung von Mehrbedarfen gibt es ebenfalls nur noch für Schwangere, allein Erziehende, Behinderte und bei kostenaufwändiger Ernährung ). Regelleistung des SGB II Alleinstehende/ Erwachsene Ehe-Lebenspartner u. volljährige Kinder jeweils Kinder bis 7 Jahre Kinder 7-13 Jahre Jugendliche Jahre Der Gesetzgeber stellt sich den Verbrauch der Regelleistung ( 345,- ) wie folgt vor: Nahrung, Getränke, Tabak 132, 71 Bekleidung, Schuhe 34,13 Strom, Gas 26,87 Haushaltsgeräte, Möbel 27,77 Gesundheit 13,21 Verkehrsmittel 19,20 Telefon, Post 22,38 Freizeit, Kultur 38,71 Gaststätten 10,33 Sonstiges 20,19

19 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 19 - Rechnet man aus dem Gesamtbetrag von 345,-, welches für eine/n Allein-Stehende/n gezahlt wird, die Posten für langlebige Wirtschaftsgüter wie Bekleidung und Schuhe, Haushaltsgeräte und Möbel - das sollte man ja eigentlich für diesen Zweck ansparen - sowie die laufenden Kosten für Strom und Gas heraus, so verbleiben 256,73 im Monat, pro Tag also 8,56. Dieser Betrag soll reichen für Frühstück, Mittagessen, Abendessen, die Zahnpasta, eine Zeitung, die Fahrt zum nächsten Discounter, eine Eintrittskarte ins Kino oder auch dem Besuch in einer Gaststätte??? Die Praxis zeigt, daß ein großer Teil des Regelsatzes zur Deckung des täglichen Bedarfs verwendet werden muß und Pauschalen nicht angespart werden können. Problematisch wird es, wenn Bekleidung und/oder Haushaltsgeräte angeschafft werden müssen oder zu Schuljahresbeginn die Kindern mit entsprechendem Material ausgestattet werden müssen - ganz abgesehen von der Ausrichtung von Feiern, z.b. Kommunion, Konfirmation, Geburtstagen, Hochzeiten oder Trauerfeiern. Auch die Beihilfe zu Weihnachten ist abgeschafft. Teilweise wird die Haushaltssituation sowohl bei Alleinstehenden, allein Erziehenden, Familien und RentnerInnen noch dadurch verschärft, weil Schulden oder Darlehen beim Job-Center, Sozialamt oder anderen Gläubigern getilgt werden müssen. Hier besteht zwar eigentlich keine gesetzliche Verpflichtung zur Tilgung, aber die Praxis sieht anders aus. Eine Mietkaution des Job-Centers wird beispielsweise nur Darlehensweise übernommen - sicher kann man diese Rückzahlung aufschieben, aber aufschieben heißt bekanntlich nicht aufheben. Viele unserer KundInnen zahlen Raten für Mietkautionen, Zahnersatz, Brillen, Krankenhausaufenthalte ( Eigenbeteiligung ), Haushaltsgeräte u.a. Schulden, die durch den alltäglichen Bedarf entstanden sind. Bisher konnte der CSD mittels Analyse der Haushaltssituation und ggfs. veränderten Ratenzahlungsvereinbarungen bis hin zur Einstellung von Ratenzahlungen die KundInnen in vielen Fällen erfolgreich beraten und die Existenz auch mit dem teilweisen Einsatz von kleineren, in Ausnahmefällen auch höheren Stiftungsgeldern, sichern. In einigen Fällen bietet sich auch die Hinführung zur Schuldnerberatung und ggfs. die Einleitung des Privat-Insolvenzverfahrens als wichtige Unterstützung im Beratungsprozeß an, dies ist aber nicht für alle KundInnen aus den unterschiedlichsten Gründen durchführbar. Nach wie vor kommt es auch immer wieder im Beratungsprozeß vor, daß KundInnen auf Sozialleistungen hingewiesen werden, die sie bisher aus Unkenntnis nicht in Anspruch genommen haben oder nach Gesprächen und Verhandlungen mit dem Job-Center oder Sozialamt bestimmte Leistungen in besonderen Bedarfsfällen übernommen werden. Gesundheitsreform Durch die Gesundheitsreform hat sich die gesundheitliche Versorgung aufgrund von neu geregelten höheren Zuzahlungsbeiträgen und des Wegfalls für bestimmte medizinische Leistungen erheblich verschlechtert. Nach wie vor sind besonders ältere und chronisch kranke Menschen von dieser Reformpolitik finanziell stark betroffen. Auch wenn die gesetzliche Befreiung bei den Zuzahlungen für

20 Geschäftsbericht 2005 Beratung, Angebote im Caritashaus Seite 20 - einkommensschwache und chronisch kranke Personen bei Erreichung bestimmter Beträge vorgesehen ist, zeigt sich dieser Umstand zu Jahresbeginn (wenn die Grenze zur Befreiung noch nicht erreicht ist) für unsere KundInnen als sehr starke Belastung. Hinzu kommt, dass viele Leistungen und Medikamente von der Krankenkasse nicht mehr bezahlt werden und zusätzlich aus Eigenmitteln finanziert werden müssen, so dass entweder manche KundInnen völlig die Regelsätze hierfür aufbrauchen oder - schlimmstenfalls - Schulden entstehen. Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen führt in der Praxis auch dazu, daß medizinisch notwendige Bedarfe nicht mehr vollständig, teilweise gar nicht mehr ausgeschöpft werden. Welche gesamt-gesellschaftlichen Schäden hierdurch entstehen, bleibt abzuwarten. Unterkunftskosten Unterkunftskosten werden, soweit sie angemessen sind, in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen übernommen. Die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft beurteilt sich nach den individuellen Verhältnissen des Einzelfalls (Zahl der Familienangehörigen, Alter) der Zahl der vorhandenen Räume/ m ², dem örtlichen Mietniveau und den Möglichkeiten des örtlichen Wohnungsmarktes. Schon jetzt sind in der Stadt Karlsruhe kaum Wohnungen zu finden, bei denen die Kaltmiete pro Quadratmeter ca. 5 beträgt (bisher angemessen bei ALG II oder Sozialhilfebezug), d.h., diejenigen, die in zu teuren Wohnungen leben, müssen entweder umziehen oder die nicht anerkannten Mietkosten durch den Einsatz ihrer Sozialleistungen ausgleichen! Im CSD-Alltag bedeutet dieser Umstand, daß viele KundInnen verzweifelt nach günstigem Wohnraum suchen, zum Teil schon jahrelang bei der Volkswohnung auf einer Warteliste vermerkt sind und sich keine Veränderung ihrer Wohnsituation abzeichnet, während sich unter Umständen die persönliche Schuldenspirale immer mehr zuspitzt. Da es sich hier um ein gesellschaftspolitisches Problem handelt, sind die Hilfsmöglichkeiten des CSD`s sehr stark begrenzt und es kann auch nur in Einzelfällen für Abhilfe gesorgt werden. Projekt Lebensmittelversorgung armer Menschen in Karlsruhe Aufgrund unserer Erfahrungen vor Ort seit Einführung der Leistungen nach SGB II und XII, sowie nach Gesprächen mit der Karlsruher Tafel halten die Mitarbeiterinnen des CSD s es weiterhin für eine notwendige Aufgabe, in Karlsruhe zusätzlich eine Möglichkeit zu schaffen, um für Menschen in Not kostenlos Lebensmittel zu verteilen. Die Karlsruher Tafel e.v. ist hier bereits seit einigen Jahren tätig, doch ist deren personelle und räumliche Kapazität auch nach einem Umzug in andere Räumlichkeiten völlig erschöpft. Nach Aussagen der