Mit der Elternzeit wird auch Vätern in Führungspositionen ermöglicht, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen

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1 Mit der Elternzeit wird auch Vätern in Führungspositionen ermöglicht, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen Vor allem Vätern stärkt die 2007 eingeführte Elterngeldregelung den Rücken, wenn sie aktiv Zeit mit der Familie verbringen wollen. Jens Kuppert ist Personalmanager des Bamberger Unternehmens Bi-Log Service Group und Geschäftsführer des Bi-Log-Tochterunternehmens MitarbeiterProfi. Auch in seiner Position ermöglichte ihm sein Arbeitgeber, von Februar bis April 2009 in Elternzeit zu gehen. Wichtiger Bestandteil der Personalpolitik bei Bi-Log: die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Familienfreundlichkeit ist bei uns schon sehr lange fester Bestandteil der Personalpolitik und der Unternehmenskultur, sagt die Pressesprecherin und Marketingleiterin Ellen Steffi Widera. Seit über zehn Jahren bietet Bi- Log seinen Beschäftigten verschiedene Möglichkeiten an, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Ob es sich um die tägliche Kinderbetreuung, die Organisation einer Schulferien,- und Wochenendbetreuung, Kontakthalteprogramme während der Elternzeit oder Teilzeitarbeitsmodelle handelt Lösungen gibt es bei Bi-Log viele. Sorglos können die Beschäftigten mit Kindern beispielsweise den Schulferien entgegenblicken. Eine Kooperation ihres Arbeitgebers mit dem Bamberger Ferienabenteuer, einem Angebot des Familienbeirats der Stadt Bamberg, sichert den Sprösslingen der Bi-Log-Beschäftigten Plätze im Ferienprogramm wurde die Firma Bi-Log von den Bamberger Unternehmern Heribert Trunk und Claus Huttner gegründet. Das Unternehmen startete mit 15 Beschäftigten - heute sind es über 500. Unter dem Dach der Bi-Log Service Group GmbH sind die vier eigenständigen Unternehmen Bi- Log Logistik, Kundenprofi, Quips, ein Mobilfunk-Reparaturdienstleister und Mitarbeiterprofi, ein Personaldienstleistungsunternehmen, zusammengefasst. Hauptgesellschafter Heribert Trunk lebt selbst aktiv die familienfreundliche Unternehmenskultur: Ich setze mich in verschiedenen Funktionen stark für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein, sagt Trunk, selbst Vater von vier Kindern. Damals, als seine Kinder klein waren, hätte auch er gerne mehr Zeit mit der Familie verbracht, weswegen er heute die Elternzeit von Vätern begrüßt und stark unterstützt. Wie im Fall seines Personalmanagers Jens Kuppert, der seit 2008 auch Geschäftsführer des Tochterunternehmens MitarbeiterProfi ist. Jens Kuppert nutzte die Elternzeit und blieb zwei Monate zu Hause bei seinem neugeborenen Sohn Cornelius. Personalmanager in Elternzeit Bi-Log zeigt, wie die Realisierung der Elternzeit auch bei Führungskräften reibungslos funktionieren kann

2 Elternzeit zu nutzen. Antonia und Cornelius können sich glücklich schätzen: Zwei Monate hatten sie ihren Papa jeden Tag der Woche bis auf den Dienstag für sich. Anfang des Jahres ging Jens Kuppert nach der Geburt seines Sohnes Cornelius in Elternzeit. Seit dem Inkrafttreten der Elterngeldregelungen 2007 ermöglichte Bi-Log schon fünf Vätern, die Das Elterngeld macht es möglich Die neuen Regelungen zum Elterngeld schufen die Rahmenbedingungen: Seit 1. Januar 2007 wird das Elterngeld an Vater und Mutter für maximal 14 Monate gezahlt. Die Eltern können frei entscheiden, wie sie den Zeitraum untereinander aufteilen. Ein Elternteil kann dabei höchstens zwölf Monate für sich in Anspruch nehmen - zwei weitere Monate gibt es, wenn sich der Partner an der Betreuung des Kindes beteiligt. Durch die Thematisierung in den Medien und die neuen Anreize, die die Regelungen gerade auch für Väter bietet, wurde die Elternzeit auch bei Bi-Log schnell zum Thema. Jens Kuppert ist der zweite Vater, der bei Bi-Log in Elternzeit ging. Die Geburt seines ersten Kindes fiel noch nicht in die neue Elterngeldregelung. Doch schon damals war er sich mit seiner Frau einig, beim nächsten Kind auf jeden Fall die Chance nutzen zu wollen, eine Zeitlang zu Hause zu bleiben. Die Elternzeit gemeinsam Planen 2008 war es dann soweit: Familie Kuppert konnte sich auf ein neues Familienmitglied freuen. Sohn Cornelius sollte im Januar 2009 zur Welt kommen, weswegen Jens Kuppert seine Elternzeit von Februar bis April 2009 plante. Sehr frühzeitig begann er, sich mit dem Thema zu beschäftigten und führte schon vier bis fünf Monate vor dem Beginn seiner Elternzeit erste Gespräche mit seinem Vorgesetzten. Aufgrund seiner Führungsposition als Personalmanager und Geschäftsführer musste viel organisiert und abgestimmt werden. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten erarbeitete der werdende Vater ein Konzept, wie die Arbeit während seiner zweimonatigen Abwesenheit verteilt werden sollte und wie viele Stunden pro Woche er im Unternehmen anwesend sein würde. Einmal in der Woche immer dienstags war der Personalchef während seiner Elternzeit im Büro. Die Dienstage waren wichtig um Dinge zu koordinieren, Termine wahrzunehmen oder um mit Kollegen und Vorgesetzten wichtige Abläufe abzustimmen, sagt Jens Kuppert. Von zu Hause aus arbeitete er zusätzlich etwa acht Stunden in der Woche. Reaktionen von Geschäftsführung und Beschäftigten Die Geschäftsführung unterstützte das Vorhaben von Anfang an. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Vorgesetzten hinter mir stehen, und mich in meiner Entscheidung unterstützen, sagt Jens Kuppert. Das Vertrauen und die Unterstützung sind sehr wichtig, da die Umverteilung und

3 Organisation der Aufgaben mit steigender Personalhierarchie immer komplexer und damit auch schwieriger wird. Von Seiten der Kolleginnen und Kollegen gab es auch einige Bedenken, ob er seine Aufgaben während der Elternzeit wahrnehmen könne. Wichtig ist deswegen für alle Beteiligten zu klären, wie die anfallende Arbeit während der Abwesenheit organisiert und verteilt wird und wer für welchen Bereich verantwortlich ist. Die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein wichtiger Faktor für eine gelingende Elternzeit. Dass der Personalchef einmal in der Woche ins Büro kam, war für alle Beteiligten eine gute Lösung. Schwierigkeiten und Probleme Wirkliche Schwierigkeiten gab es nicht, sagt der zweifache Vater. Zu Beginn wunderten sich einige Beschäftigten im Unternehmen über sein Vorhaben, aber nach einer Weile machte die Verwunderung der Zustimmung Platz. Das Einzige, wogegen er ankämpfen musste, war das Vorurteil, als Mann in Elternzeit zu gehen. Von manchen wurde ich etwas belächelt, aber das hat meinen Entschluss nicht zum Wanken gebracht, sagt er. Sehr offen sei er mit seiner Elternzeit umgegangen und habe einfach seine Überzeugung gelebt. Auch der Wiedereinstieg verlief bei Jens Kuppert problemlos, da er durch die regelmäßige Anwesenheit im Unternehmen auch während seiner Elternzeit immer auf dem Laufenden geblieben war. Positive Auswirkungen der Elternzeit auf das Arbeitsumfeld Die Elternzeit wird oft als große persönliche Bereicherung vor allem bezüglich der Zeit mit der Familie - beschrieben. Doch auch im Beruf lassen sich positive Effekte erkennen, die durch die Elternzeit ausgelöst werden. Jens Kuppert beschreibt, dass beispielsweise die Umverteilung und Neuorganisation der Arbeit aufgrund seiner Abwesenheit frischen Wind in das Zielbewusstsein und das Zeitmanagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebracht habe. Viele Entscheidungen wurden in meiner Abwesenheit eigenverantwortlicher getroffen, sagt er. Die Elternzeit ist für alle Beteiligten eine Herausforderung was Absprachen, Delegation, Selbstorganisation und Effizienz angeht, bestätigt auch Ellen Steffi Widera, Pressesprecherin bei Bi-Log. Das tagtägliche Bewältigen von Herausforderungen kann jedoch auch als organisationaler Lernprozess betrachtet werden und sich sehr positiv auf eine Abteilung oder ein Unternehmen auswirken, ergänzt Widera. und auf die persönliche Kompetenzentwicklung Für Jens Kuppert persönlich hat sich durch seine Zeit zu Hause beispielsweise sein Entscheidungsverhalten geändert. Zu Hause in der Familie können nicht alle Entscheidungen ewig diskutiert werden, manchmal müssen Sachen einfach schnell passieren, sagt er. Diese Entscheidungsfreude konnte er aus seiner Elternzeit mit in den Beruf nehmen und dort sehr produktiv einsetzen. Auch für seine Position als Personalchef ist die eigene Erfahrung der

4 Elternzeit sehr wichtig. Viel glaubwürdiger kann er nun eine familienfreundliche Personalpolitik im Unternehmen umsetzen. Unternehmen, die Vätern ermöglichen in Elternzeit zu gehen, machen ähnlich positive Erfahrungen: Die Väter sind engagierter und motivierter, haben nach der Elternzeit oft ein besseres Zeitmanagement und arbeiten effizienter, da sie so mehr Zeit mit der Familie verbringen können. Tipps für Nachahmer Sehr wichtig ist beim Thema Elternzeit gerade bei Führungskräften der frühzeitige Planungsbeginn. Je früher die Vorgesetzten und Beschäftigten Bescheid wissen, desto besser kann die Abwesenheit kompensiert und organisiert werden. Überlegungen und Planungen, wie die Aufgaben während der Elternzeit verteilt werden, sind von großer Wichtigkeit, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Kommunikation und Transparenz sind dabei ebenfalls Faktoren, die entscheidend zur Akzeptanz bei allen Beteiligten im Unternehmen beitragen können. Gemeinsam mit den Vorgesetzten im Gespräch zu Lösungen und Kompromissen zu kommen, hat sich als produktiv erwiesen. Natürlich ist auch die Unterstützung und Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen von zentraler Bedeutung. Sehr wichtig ist auch der Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der Abteilung während der Abwesenheit. Die Regelung, einen Tag in der Woche im Unternehmen präsent zu sein, hat sich bei Jens Kuppert bewährt. Wird eine Regelung getroffen, bei der keine Anwesenheit während der Elternzeit im Unternehmen vorgesehen ist, sollten Neuerungen und Informationen unbedingt regelmäßig weitergegeben werden. Väter in Elternzeit tun auch dem Unternehmen gut Im Interview berichtet Bi-Log Personalmanager Jens Kuppert über seine Erfahrungen in der Elternzeit und den Nutzen für seine Arbeit. Herr Kuppert, wann genau waren Sie in Elternzeit? Mein Sohn Cornelius wurde am 3. Januar 2009 geboren. Von Februar bis April 2009 war dann ich zu Hause. Warum haben Sie sich für die Elternzeit entschieden? Ich bin inzwischen zweifacher Vater und möchte meine Kinder aufwachsen sehen. Gerade in den ersten Wochen ist es für mich eine schöne Gelegenheit gewesen, einerseits meine Frau zu unterstützen, aber auch unserer großen Tochter behilflich zu sein, mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Sie spielt jetzt nicht mehr ganz so die erste Geige, sondern muss auch auf ihren kleinen Bruder Rücksicht nehmen. Hat sich durch Ihre Elternzeit auch etwas bezüglich Ihrer Tätigkeit als Personalmanager verändert?

5 Aus meiner Sicht und Erfahrung kann ich das Thema Familienbewusste Personalpolitik nur durch Glaubwürdigkeit voranbringen und umsetzten. Deshalb war die persönliche Entscheidung gut, jetzt weiß ich, wovon ich spreche. Die Maßnahmen, die zukünftig geplant werden, kann ich mit einem ganz anderen Hintergrund belegen. Selbst die Argumente bekommen durch die eigene Erfahrung einen anderen Wert.

6 BI-LOG Service Group GmbH Unternehmenskategorie Unternehmen/öffentliche Verwaltung/Hochschule/Einrichtung der freien Wohlfahrtspflege etc. Stammsitz Hafenstraße Bamberg Bundesland: Bayern Internet: Branche Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen Zahl der Beschäftigten Hauptansprechpartner Jens Kuppert, Personal Telefon: