Innovative Laborparameter für die urologische Praxis

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1 Innovative Laborparameter für die urologische Praxis Chlamydia trachomatis Antikörper Darmkrebsvorsorge M2-PK-Quick Dr. Monika Börner UCM 9. Herbstklausurtagung 21. November 2009 Kloster Seeon

2 Innovative Laborparameter für die urologische Praxis Teil 1 Chlamydia trachomatis Antikörper

3 Chlamydia trachomatis Chlamydien: unbewegliche, gramnegative, obligat intrazelluläre Bakterien (fehlende ATP-Produktion) mit besonderem Entwicklungszyklus: Elementarkörperchen (infektiös) 300 nm, Retikularkörperchen nm 3 humanpathogene Chlamydienspezies: C. psittaci, C. pneumoniae, C. trachomatis C. trachomatis: verschiedene Serotypen (A-C Erreger des Trachoms, D-K Infektionen des Genitaltraktes, L1-L3 Erreger des Lymphogranuloma inguinale) Überwiegend 2 antigene Strukturen: LPS (Lipopolysaccharid): gattungsspezifisch MOMP (Major Outer Membrane Protein): spezies-, subspezies- und gattungsspez.

4 Entwicklungszyklus der Chlamydien 1. Anheften und Aufnahme von infektiösen Chlamydien-Elementarkörperchen in Wirtszelle 2. Intrazelluläre Umwandlung in metabolisch aktives Retikularkörperchen 3. Teilung der Retikularkörperchen 4. Reorganisation zu Elementarkörperchen 5. Freisetzung infektiöser Elementarkörperchen und Befall benachbarter Wirtszellen

5 Chlamydia trachomatis Erregerprofil Verursacher weltweit häufigster sexuell übertragener Krankheiten Krankheitsbilder: Mann Frau Neugeborene Urethritis (NGU) Konjunktivitis Zervizitis Urethritis Konjunktivitis Konjunktivitis Prostatitis, Epididymitis, Proktitis, Sterilität, Reitersyndrom, Arthritis Endometritis, Salpingitis, EU, Sterilität, Perihepatitis, Peritonitis, Arthritis, Frühgeburt Pneumonie, Otitis media, Pharyngitis, Vulvovaginitis Probleme bei Chlamydieninfektionen: lange Inkubationszeiten (1-3 Wochen) Neigung zu chronischen Verläufen direkter Erregernachweis nur in zellhaltigem Material Langzeittherapie mit Medikamenten mit intrazellulärer Wirkung häufig Erregerpersistenz

6 Beispiele für Infektionen Lymphogranuloma venereum Trachom Zervizitis vor Therapie normales oberes Augenlied zum Vergleich nach Therapie

7 Nachweisverfahren für C. trachomatis Primärdiagnostik: Erreger-/Antigen-/DNA-Nachweis Zellkultur (alter Goldstandard), sehr aufwendig Fluoreszenztest Enzymtests (EIA, inkl. Schnelltests) DNA-Tests Sondentests Amplifikationstests (PCR): neuer Goldstandard (auch für Urindiagnostik geeignet), höchste analytische Sensitivität, niedrigste Nachweisgrenze Sekundär-/Zusatzdiagnostik: Antikörpernachweis (Serologie, v.a. persistierende Infektionen) KBR (nur gruppenspezifisch) und LPS-Test (gruppenspezifisch) Mikroimmunfluoreszenztest (speziesspezifisch) ELISA: IgG- und IgA-Antikörper i. Serum, IgA-Antikörper i. Sperma

8 Antikörpernachweise Lokal oberflächliche Infektionen des unteren Genitaltraktes: serologische Verfahren meist ungeeignet, da Antikörperantwort oft nur schwach ausfällt und verspätet nachweisbar ist. aszendierende und chronisch persistierende Genitalinfektionen (Sterilität durch Tubenverschluß, Epididymitis): IgG- und IgA-Antikörper diagnostisch bedeutsam da Erregerdirektnachweis in genitalen Abstrichproben schwierig oder nicht mehr möglich Epididymitis: Nachweis sekretorischer IgA-Antikörper nahezu 90% aller Frauen mit Tubenverschluß weisen C. trachomatisspezifische Antikörper auf Einschränkungen: IgG-Antikörper i. Serum: monate- bis jahrelange Persistenz, Information über Krankheitsstand nicht sicher möglich (evtl. Titerverlauf) IgA-Antikörper: Reinfektion oder chronische Infektionen können auch ohne IgA-Anstieg verlaufen, Differenzierung zwischen zurückliegenden und aktiven Infektionen nicht immer eindeutig möglich

9 Zusammenfassung Sinnvoller Einsatz von C. trachomatis Serologie: Sterilitätsdiagnostik der Frau Risikoabklärung Tubeninfertilität Infektionen des männlichen oberen Genitaltraktes (z.b. Prostatitis, Epididymitis): sekretorisches IgA i. Sperma Bei Frauen mit Beschwerden: sinnvolle diagnostische Ergänzung zum Direktnachweis. Sicherster Ausschluß einer Chlamydieninfektion bei negativem Befund in beiden Nachweismethoden.