Mediennutzung im Ost-West-Vergleich ein Test der These von der Populationsheterogenität am Beispiel von Fernsehen und Tageszeitungen
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- Gerhardt Seidel
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1 Mediennutzung im Ost-West-Vergleich ein Test der These von der Populationsheterogenität am Beispiel von Fernsehen und Tageszeitungen VORTRAG ZUM 3. WORKSHOP DES MEDIENWISSENSCHAFTLICHEN LEHR- UND FORSCHUNGSZENTRUMS (MLFZ) AM IN KÖLN MEDIATISIERUNG DER GESELLSCHAFT? MEDIENSOZIOLOGISCHE FORSCHUNG IN VERGLEICHENDER PERSPEKTIVE
2 Forschungsstand Ausgangslage: stabile Unterschiede in der Mediennutzung seit 20 Jahren Presse: ursprüngliche starke Position der regionalen Tageszeitungen ist verloren gegangen; überregionale Tageszeitungen (wie auch Nachrichtenmagazine) haben relativ schwache Reichweiten
3 Befunde 1: Nutzung von Tageszeitungen Jahr Regionale TZ Überregionale TZ Kaufzeitungen Ost West Ost West Ost West Nutzungswahrscheinlichkeiten; MA Presse Nutzung von Tageszeitungen in Westdeutschland weitgehend stabil (Gesamt 1995:.80; 2000:.79; 2005:.76) Nutzung von Tageszeitungen in Ostdeutschland stark rückläufig (Gesamt 1995:.81; 2000:.79; 2005:.71) Unterschiede vor allem bei überregionalen Tageszeitungen sowie bei Mehrfachnutzung
4 Forschungsstand TV: höhere Nutzungszeiten (ca. 30 Minuten), stärkere Position der privaten Programme und der Heimatsender, stärkere Unterhaltungsorientierung, andere zeitliche Rhythmen (Fernsehen beginnt früher und endet eher)
5 Befunde 2: Fernsehen Jahr Nutzung gesamt Öffentlich-rechtlich Privat Ost West Ost West Ost West Nutzung Gesamt in Minuten (5-24 Uhr) Nutzung öffentlich-rechtlich und privat für den Zeitraum Uhr (2000 und 2005) bzw Uhr (1995); Zeit in Minuten für 1995 und 2000, 2005 Summe der Nutzungswahrscheinlichkeiten 1995: MA 95 TV 2000/05: MA Intermedia
6 Erklärungen 1: Vielzahl konkurrierender und nicht-konkurrierender Erklärungen keine Erklärung scheint für alle Befunde geeignet Tradition: TV als Unterhaltungsmedium; Beitritt zur dualen Rundfunkordnung zum Zeitpunkt ihrer Stabilisierung, öffentlichrechtliches Fernsehen kein Distinktionsmerkmal Infrastrukturen/Optionen: Mediennutzung als kostengünstige Alternative der Freizeitgestaltung in strukturschwachen Gebieten Minoritätenbewusstsein: Distanz zu dominierenden Diskursformen
7 Erklärungen 2: Populationsheterogenität Kern: gleiche Muster der Mediennutzung, aber unterschiedliche Verteilung der Determinanten (Berg & Ridder 2002; Darschin & Zubayr 2000) ähnlich z.b. dem Vielseher-Syndrom (VS sind älter, ärmer, seltener vollbeschäftigt, leben in weniger urbanisierten Räumen Buss 1997) jüngste Variante: Ost und West sind lediglich Symptome für die Position der Menschen in der sozialen Hierarchie (Jandura & Meyen 2010) Status und Aufstiegsperspektive (soziales und kulturelles Kapital) führen zu anderer Mediennutzung
8 Erklärungen 2: Populationsheterogenität theoretisch eher schlicht bzw. keine Erklärung; diese liegt in den Voraussetzungen (Zusammenhang von Lebenslage und Mediennutzung) forschungslogisch vorteilhafte These mit wenigen soziodemographischen Variablen prüfbar Zeitreihen ermöglichen die Untersuchung des wandelnden Einflusses der Determinanten der Mediennutzung Sekundäranalyse von MA-Daten
9 Fragestellungen Gibt es (sozialstrukturell) vergleichbare Muster der Mediennutzung, haben Determinanten der Nutzung vergleichbare Erklärungskraft? Voraussetzung für Geltung der These der Populationsheterogenität Welche Rolle spielt die Region innerhalb der Determinanten der Mediennutzung? These der Populationsheterogenität: keine bzw. eine abnehmende Erklärungskraft der Variable Ost-West
10 Methode Sekundäranalyse von MA-Datensätzen drei Messzeitpunkte: 1995, 2000, 2005 Statistik: lineare Regressionen Variablen: Standarddemographie (5 Variable) Bildung: normal vs. gehoben Zeitrhythmus: mit vs. ohne Arbeit/Ausbildung
11 Muster der Mediennutzung: Tageszeitungen Tageszeitungen Gesamt Ost West Ost West Ost West Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung R
12 Erklärungskraft Region: Tageszeitungen Merkmal Regionale Tageszeitungen Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West R
13 Erklärungskraft Region: Tageszeitungen Merkmal Überregionale Tageszeitungen Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West R
14 Erklärungskraft Region: Tageszeitungen Merkmal Kaufzeitungen Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West.12.o6.06 R
15 Muster der Mediennutzung: Fernsehen Fernsehen Gesamt Ost West Ost West Ost West Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung R
16 Erklärungskraft Region: Fernsehen Merkmal Fernsehnutzung Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West R
17 Erklärungskraft Region: Fernsehen Merkmal Nutzung ö.-r. TV (Vorabend) Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West R
18 Erklärungskraft Region: Fernsehen Merkmal Nutzung priv. TV (Vorabend) Alter Geschlecht (w) Einkommen Berufstätigkeit Bildung Ost/West R
19 Zusammenfassung Muster der Mediennutzung weitgehend identische und stabile Determinanten soweit im Modell erklärt: gleiche Zusammenhänge Erklärungskraft der Ost-West-Variable gewählte (Positions-) Modell mit relativ schwacher Varianzaufklärung Einfluss der Variable Ost-West insgesamt schwächer geworden relativ noch stark: privates Fernsehen, überregionale Tageszeitungen mit diesen Ausnahmen: Bestätigung der Befunde zur These der Populationsheterogenität sinnvoll: Einbezug der beruflichen Position; Differenzierung im ö.-r. TV
20 Zusammenfassung Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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