Schulentwicklung und Nachhaltigkeitsaudit

Transkript

1 Schulentwicklung und Nachhaltigkeitsaudit Versuch einer Einordnung Referat im Rahmen des 4. Erfahrungsaustauschs der SINa-Projektschulen am 14. und 15. Mai 2004 in Berlin Referent: Dr. Uwe Lehmpfuhl

2 Überblick 1. Zum Begriff Schulentwicklung 2. Handlungsebenen für Schulentwicklung 3. Phasen und Schwerpunkte von Schulentwicklung in Deutschland ein kurzer Überblick 4. Schulentwicklung als Entwicklung der Einzelschule von der Schulentwicklung zum Qualitätsmanagement 6. Schulentwicklung und SINa-Nachhaltigkeitsaudit ein vorläufiges Fazit Folie 2/15

3 ...ist ein vielgestaltiger und schillernder Begriff Schulentwicklung......und meint: alle absichtsvollen, zielorientierten und systematischen Bemühungen um die Verbesserung der Qualität von Schule Folie 3/15

4 Handlungsebenen für Schulentwicklung Systemebene: Steuerung durch input-vorgaben: - Rechtsgrundlagen und Rahmenbedingungen - Strukturen des Bildungssystems - Lehrpläne und Richtlinien - Personal: Umfang und Qualifikation Schulträgerebene: Bereitstellung der räumlichsächlichen Voraussetzungen: Die richtige Schule, in der richtigen Größe zur richtigen Zeit am richtigen Ort Einzelschule: Was ist eine gute Schule? Und wie wird sie gemacht bzw. gezielt entwickelt? Folie 4/15

5 Phasen und Schwerpunkte der Entwicklung auf der Systemebene Zu Zeiten der Bildungsreform: Schulstruktur und Bildungsbeteiligung im Zentrum, Ziel: Ein gestuftes und integriertes Bildungssystem zur Verbesserung von Bildungsbeteiligung und Chancengleichheit sowie Voraussetzung für innere Reform Seit den 80er Jahren: Ende der Strukturdebatte, Autonomie von Schule, Einzelschule als Motor der Schulentwicklung (Rolff), Schaffung von Anreizen zur Förderung der Entwicklung Seit TIMSS & PISA: Schülerleistung und Unterrichtsqualität als neuer Fokus: Bemühungen konzentrieren sich auf Leistungsfeststellung (Bildungsstandards, Lernstandserhebungen, Vergleichsarbeiten, Zentralabitur): Output-Orientierung; Gefahr der Vernachlässigung anderer Aspekte des Bildungsauftrags Folie 5/12

6 Phasen und Schwerpunkte der Entwicklung auf Schulträgerebene Zu Zeiten der Bildungsreform: Absicht zur Umsetzung der Zielvorgaben aus dem Bildungsgesamtplan für die BRD löst reine Schulversorgungsplanung ab, scheitert mit der Bildungsreform Im Kontext der Autonomiedebatte bzw. des Neuen Steuerungsmodells werden Schulen z.t. neue Handlungs- und Gestaltungsspielräume eröffnet (z.b. Budgetierung) Darüber hinaus versucht Schulträgerschaft in erweiterter Verantwortung die Trennung innerer und äußerer Angelegenheiten zu überwinden, um gemeinsam mit Aufsicht und beteiligten Schulen an der Gestaltung regionaler Bildungslandschaften (vgl. Bildungskommission NRW 1995) zu arbeiten. Stichwort: Dialogische Schulentwicklungsplanung Folie 6/15

7 Phasen und Schwerpunkte der Entwicklung auf Ebene der Einzelschule Einzelschule als abhängige Variable bildungspolitischer und administrativer Vorgaben. Schulqualität ist Thema der Schuleffektivitätsforschung: Was ist eine gute Schule? (z.b. Fend) Einzelschule als Motor der Schulentwicklung im Kontext der Autonomiedebatte führt seit Mitte der 80er Jahre zur Übernahme und Weiterentwicklung von Konzepten aus der Organisationsentwicklung, so etwa das Institutionelle Schulentwicklungs- Programm von Dalin & Rolff) Kritik an diesen Ansätzen führt über stärker unterrichtsbezogene Verfahren (z.b. Klippert) zu einer Weiterentwicklung in Richtung auf umfassendere Ansätze von Schulentwicklung Folie 7/15

8 Regelkreis der Schulentwicklung Implementierung bzw. Modifikation Gemeinsame Diagnose Zielklärung Evaluation Realisierung der Vorhaben Planung von Entwicklungsvorhaben Folie 8/15

9 Systemzusammenhang pädagogischer Schulentwicklung (nach H.-G. Rolff) Umfeld Lehrer- Feedback Supervision/Coaching Kommunikationstraining Schulleitungsberatung Hospitationen Jahresgespräche/ Zielvereinbarungen Führungs- Feedback u.a. Umfeld Lernfortschritte von Schüler -innen als ultimativer Bezugspunkt Personalentwicklung Unterrichtsentwicklung Organisationsentwicklung Schülerorientierung Überfachlliches Lernen Methodentraining Selbstlernfähigkeit Öffnung Erweiterte U-formen Lernkultur u.a. Schulprogramm Schulkultur Erziehungsklima Schulmanagement TEAMENTWICKLUNG Evaluation Kooperation Steuergruppe u.a. Das Drei-Wege -Modell Umfeld Folie 9/15

10 Von der Schulentwicklung zum Pädagogischen Qualitätsmanagement Die (nicht nur durch TIMSS & PISA) neu fokussierten Ansprüche an die Qualität von Schule auf die Lernleistungen der Schüler/- innen führen auch zu einer Neuakzentuierung der Ansätze von Schulentwicklung Der Unterricht als Kerngeschäft von Schule rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Schulentwicklung wird verstanden als umfassende Form eines systematischen Qualitätsmanagements mit dem Ziel, die Schülerleistungen zu verbessern. Angewendet werden hierzu entweder Verfahren, die aus Wirtschaft und Verwaltung übernommen wurden (TQM, DIN ISO 9000 ff.) oder aber Verfahren, die für den Kontext von Schulen entwickelt worden sind (Q2E, PQM) Folie 10/15

11 Merkmale von PQM (nach Rolff): Vier Steuerkreise: Inhaltl. StK (Schulprogramm), operativer StK (Jahrgangs- und Fachgruppen), Leitungs-StK (SL und StG), Eva- StK (Verbindung interner und externer Evaluation mit Referenzrahmen, Benchmarking und Zertifizierung) Ein Referenzrahmen definiert Qualitätsbereiche und Qualitätsfelder für Entwicklung, Evaluation und Vergleich Basis ist ein Strukturmodell, das die Bereiche Input, Prozess und Output unterscheidet (vgl. u.a. Stufflebeam) Teamentwicklung und Feedback-Kultur gelten als zentrale Entwicklungsachsen für Qualitätsentwicklung Qualität wird als Systemeigenschaft verstanden, deren externe Auditierung bzw. Zertifizierung sich am EFQM-Modell orientiert Folie 11/15

12 Beispiel PQM (nach Rolff): 6 Qualitätsbereiche und 42 Qualitätsfelder als Referenzrahmen für deutsche Auslandsschulen 1 Ergebnisse und Erfolge der Schule 2 Lernkultur Qualität der Lehrund Lernprozesse 3 Schulkultur 4 Schulleitung und Schulmanagement 5 Lehrerprofessionalität und Personalentwicklung 6 Ziele und Strategien derqualitätsentwicklung 1.1 Persönlichkeitsbildung 2.1 Schuleigenes Curriculum: Ziele, Inhalte und Methoden 3.1 Sozialen Klima in der Schule und in den Klassen 4.1 Schulleitungshandeln und Schulgemeinschaft 5.1 Zielgerichtete Personalauswahl 6.1 Leitbild- und Programmorientierung 1.2 Fachkompetenzen 2.2 Lernangebote zur Stärkung der Persönlichkeit 3.2 Beteiligung der Schüler- und Elternschaft 4.2 Zielführende Leitung und Beteiligungsformen 5.2 Zielgerichtete Personalentwicklung 6.2 Konzepte und Evaluation der Unterrichts- und Erziehungsarbeit 1.3 Schlüsselqualifikationen 2.3 Unterrichtgestaltung (Lehrerhandeln im Unterricht) 3.3 Öffnung der Schule und Kooperation mit externen Partnern 4.3 Qualitätsmanagement 5.3 Lehrerkooperation (Arbeits- und Kommunikationskultur in der Schule) 6.3 Evaluation der Schule und ihrer Entwicklung (Schule als Ganzes) 1.4 Praktische Kompetenzen 2.4 Leistungsanforderungen und Leistungskontrollen 3.4 Unterstützungssystem für Schüler 4.4 Verwaltungs- und Ressourcenmanagement 5.4 Personaleinsatz und Ressourcenplanung 6.4 Vergleichende Bilanzierung der Ergebnisse 1.5 Schulabschlüsse und weitere Bildungswege 2.5 Schülerunterstützung im Lernprozess 3.5 Integration nichtmuttersprachlicher Schüler 4.5 Unterrichtsorganisation 5.5 Professionalisierung 6.5 Dokumentation der Evaluation und der Umsetzungsplanung 1.6 Schulzufriedenheit und Schulimage 2.6 Außerunterrichtliche Schülerbetreuung 3.6 Begegnungsauftrag 4.6 Operatives Management 5.6 Fürsorgliches Personalmanagement 6.6 Optimierung der Ausgangs- und Rahmenbedingungen 1.7 Gesamteindruck und Selbstpräsentation der Schule 2.7 Integriertes Medienkonzept 3.7 Sonstiger außenkulturpolitischer Auftrag 4.7 Strategisches Management 5.7 Nichtlehrendes Personal 6.7 Reif für eine Zertifizierung 12

13 Die Elemente des CIP(P)-Modells (nach Stufflebeam 1967) C o n t e x t Strukturelle Bedingungen der Ausgangssituation Input rechtl. & inhaltl. Vorgaben personelle & materielle Ressourcen Angebotsstruktur Process Unterricht & Schulalltag Product (Output) Lernleistungen Kompetenzen zu Folie 13/15

14 Schulentwicklung und SINa-Nachhaltigkeitsaudit Nachhaltigkeitsaudit ein vorläufiges Fazit (Teil I) Das Programm zum SINa-Nachhaltigkeitsaudit weist ein hohes Maß an Übereinstimmung zu aktuellen Programmen des Qualitätsmanagements von Schulen auf. Dies gilt zunächst im Hinblick auf - Systematik und Zielorientierung - Bestandteile und Architektur des Programms - Instrumente und Verfahren - Prozess und Ablauf (Phasen) Es gilt auch hinsichtlich der systematischen Einbeziehung aller Beteiligten am Entwicklungsprozess Mit diesem Audit kann sowohl die Schule als Ganzes erfasst, als auch auf wesentliche Teilbereiche fokussiert werden Folie 14/15

15 Schulentwicklung und SINa-Nachhaltigkeitsaudit Nachhaltigkeitsaudit ein vorläufiges Fazit (Teil II) Mit seiner Konzentration auf das Thema Nachhaltigkeit und das Ziel Gestaltungskompetenz besteht allerdings die Gefahr, dass andere bedeutsame Aspekte von Schulentwicklung aus dem Blick geraten, obwohl sie z.t. implizit mit bearbeitet werden (können). Hierzu gehören (nach TIMSS & PISA) u.a. - Lernfortschritte & Fachleistungen der Schülerschaft - Lernkompetenz & Medienkompetenz - Umgang mit Heterogenität (u.a. Benachteiligtenförderung) Diese und weitere Aufgaben müssen von Schulen gleichzeitig bearbeitet werden. Es erscheint deshalb empfehlenswert, die Perspektive des Programms auf diese Bereiche auszudehnen, um die Potentiale dieses Audits auszuschöpfen und die daraus resultierenden Synergien zu nutzen Folie 15/15

16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. Uwe Lehmpfuhl Institut für Schulentwicklungsforschung Universität Dortmund Dortmund Tel.: 0231/ Fax: