Fachtagung für die Mitarbeitenden und Verantwortlichen der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg und Bayern 2011
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- Tobias Auttenberg
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Fachtagung für die Mitarbeitenden und Verantwortlichen der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg und Bayern 2011 WS2 Kooperation & Vernetzung
2 Visionen idealtypische Kooperation und Vernetzung? Dr. Stefan Gerhardinger Diplom Psychologe/Psychologischer Psychotherapeut Sozialpsychiatrischer Dienst Weiden
3 Vernetzung und Kooperation beginnt im Team des multiprofessionell besetzten Sozialpsychiatrischen Dienstes. Die jeweils unterschiedlichen Paradigmen von Verwaltungskräften, Sozialarbeitern, Psychologen und Medizinern werden in der Zusammenschau dem Klienten in seiner Ganzheitlichkeit gerecht, so dass das Ganze weit mehr ist, als die Summe seiner Teile.
4 Vernetzung produziert Netzwerke und Netzwerke geben Halt und Sicherheit, für Hilfesuchende und Leistungserbringer gleichermaßen. Vernetzung und Kooperation schaffen Transparenz und diese wiederum kann ein gutes Mittel der Qualitätskontrolle sein.
5 Es bestehen Kooperationsvereinbarungen zwischen dem Sozialpsychiatrischen Dienst und den umliegenden psychiatrischen Kliniken und den daran angeschlossenen Institutsambulanzen. In regelmäßig stattfindenden Kooperationstreffen (z.b. monatlich) wird u.a. ein funktionierendes Entlass- und Überleitungsmanagements kultiviert. Mit dem Klinikpersonal, also Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern etc. werden auch gemeinsam geleitete Gruppen angeboten. Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche des SpDi s und der Kliniken sind klar und verbindlich beschrieben.
6 Mit den in der Versorgungsregion niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychiatern/Nervenärzten gibt es regelmäßig, mindestens aber einmal jährlich, Kooperationstreffen. Die niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychiater/Nervenärzte werden regelmäßig über die aktuellen Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes informiert.
7 Insbesondere mit weiteren Einrichtungen der sozialpsychiatrischen Versorgung, also Tagesstätten, betreuten Wohnformen etc. bestehen Kooperationsvereinbarungen und regelmäßige - etwa monatlich - stattfindende Besprechungen.
8 Der Sozialpsychiatrische Dienst plant, initiiert und begleitet bzw. verantwortet kontinuierlich Projekte, die zur Weiterentwicklung und Verbesserung der sozialpsychiatrischen Versorgung beitragen. Insbesondere für größere Projekte werden dafür bestehende Kooperationsbeziehungen intensiv genutzt.
9 Die Sozialpsychiatrische Dienste initiieren und unterstützen die Gründung und Entwicklung von Betroffenen- und Angehörigenvereinigungen in der Versorgungsregion. Betroffene und Angehörige sollen Sitz und Stimme im regionalen Steuerungsverbund haben.
10 Der Sozialpsychiatrische Dienst steht in kontinuierlichem Informationsaustausch mit Rehakliniken. Mitarbeiter des Dienstes haben die Möglichkeit, in den Rehakliniken zu hospitieren.
11 Die Hausärzte in der Versorgungsregion werden in angemessenen Abständen über die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes informiert. Das Team des Sozialpsychiatrischen Dienstes bietet für Hausärzte Workshops an, etwa Früherkennung und Behandlung der Depression Krisenintervention etc. Der Sozialpsychiatrische Dienst ist Mitinitiator eines Bündnisses gegen Depression in der Versorgungsregion.
12 Der Sozialpsychiatrische Dienst kooperiert eng mit dem Krisendienst der Versorgungsregion. Erstversorgte Krisen können durch den Sozialpsychiatrischen Dienst übernommen und weiter versorgt werden.
13 Das Team des Sozialpsychiatrischen Dienstes hat regelmäßige Kooperationstreffen mit den Allgemeinkrankenhäusern der Versorgungsregion, dabei gibt es Kontakte sowohl zum Sozialdienst wie auch zu den jeweiligen Klinikleitungen.
14 Der Sozialpsychiatrische Dienst pflegt enge Kooperationsbeziehungen zu den Pfarrgemeinden, religiösen Gemeinschaften in der Versorgungsregion. Dadurch wird auch eine umfassendere Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern am SpDi möglich.
15 Der Sozialpsychiatrische Dienst unterhält regelmäßige Kooperationstreffen mit Ämtern, Behörden, etwa Gesundheitsamt, ARGE, Agentur für Arbeit, Betreuungsstelle, Jugendamt usw.
16 Regelmäßigen Kontakt gibt es zu den Polizeidienststellen im Versorgungsgebiet, worin der Umgang mit verhaltensauffälligen Menschen ebenso thematisiert wird, wie der Umgang mit Suizidgefährdeten.
17 Der Sozialpsychiatrische Dienst arbeitet mit der regionalen Volkshochschule bzw. weiteren Einrichtungen der Erwachsenenbildung zusammen und bietet Seminare, z.b. Psychoseseminare, in Kooperation mit der VHS/den Erwachsenenbildungsinstituten an.
18 Das Team des Sozialpsychiatrischen Dienstes, insbesondere die dort noch anzugliedernde jugendpsychiatrische Fachkraft, geht mit Präventionsangeboten regelmäßig in die Schulen und hält dabei auch engen Kontakt zu den Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen.
19 Der Sozialpsychiatrische Dienst, insbesondere die dort angegliederte gerontopsychiatrische Fachkraft, unterhält Kooperationsbeziehungen zu den Sozialstationen und Altenheimen im Versorgungsgebiet.
20 Der Sozialpsychiatrische Dienst kooperiert eng mit den Krankenkassen, macht in Form von Gruppentrainings Präventionsangebote und klärt bei Bedarf ab, ob und wenn ja welche Form der Psychotherapie notwenig und sinnvoll ist.
21 Der Sozialpsychiatrische Dienst ist Initiator und Koordinator eines Qualitätszirkels in der Versorgungsregion. Am Qualitätszirkel nehmen Leistungserbringer unterschiedlicher Institutionen und Professionen, sowie Kostenträger, Betroffenen- und Angehörigenvertreter teil.
22 Fazit: Sozialpsychiatrische Dienste sind längst keine rein komplementären Angebote mehr, sondern zentrale Anlaufstellen bei psychologischpsychiatrischen Problemen in der Versorgungsregion. Zu Beginn der Arbeit der SpDi s war Vernetzung und Kooperation ein zentrales Element der Tätigkeit. Heute sind die Dienste weitestgehend etabliert, die Versorgungslandschaft ist erheblich vielfältiger und unüberblickbarer geworden, die Teams der Dienste sind völlig mit face to face Arbeit absorbiert, für Kooperation bleibt keine oder kaum Zeit mehr.
23 Fragen Was ist wichtiger, sozialpsychiatrische Versorgung von immer mehr bedürftigen Klienten oder Kooperation/Vernetzung? Ist bei einem geforderten Verhältnis von 70% direkten Klientenleistungen vs. 30% indirekten Klientenleistungen Kooperation/Vernetzung überhaupt effektiv zu betreiben? Heißt denn intensivere Vernetzung/Kooperation nicht auch, dass dann nur noch mehr und noch schwierigere Klienten den Weg in die Sozialpsychiatrischen Dienste finden, wobei diese doch ohnehin schon überlastet sind?
24 Wie viel mehr Personal bräuchte es, um dann sinnvoll kooperieren zu können und wer sollte dieses Personal bezahlen? Braucht eine Verbesserung und Intensivierung der Kooperation/Vernetzung tatsächlich mehr Personal oder lediglich eine bessere Selbstorganisation des vorhandenen Personals? Was wäre, wenn Sozialpsychiatrische Dienste fortan komplett auf jegliche Bemühungen bzgl. Vernetzung und Kooperation verzichten würden?
25 was also ist zu tun?
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