Wöchentliche Information zu den Kapitalmärkten 31. Juli 2015

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1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Kapitalmärkte haben die griechische Krise weitgehend verarbeitet, doch Ruhe ist nicht eingekehrt: Vor allem der spektakuläre Kursverfall an den chinesischen Börsen hat die Investoren in der vergangenen Woche beschäftigt. Doch auch die Berichtssaison in Europa hielt für die Anleger die eine oder andere Überraschung bereit. Unterdessen ist die Lage am Rentenmarkt eher ruhig. Alle Augen waren in der vergangenen Woche auf die US-Notenbank Fed gerichtet. Doch die blieb in der entscheidenden Frage über den Zeitpunkt der Zinswende eine klare Antwort schuldig. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Portfoliomanagement Union Investment Privatkunden. Wöchentliche Information zu den Kapitalmärkten 31. Juli 2015

2 Inhaltsverzeichnis Aktien: Chinas Börsen setzen Talfahrt fort Deutscher Bank steht Stunde der Wahrheit bevor Energiesektor überrascht positiv Renten: Ruhige Handelswoche Fed würde gern die Zinsen erhöhen Brasilien kommt nicht zur Ruhe Ausblick: Kursveränderungen Marktindikator Stand am ca. 16:00 seit Wertentwicklung Seit Dow Jones ,8 % -0,6% EuroStoxx ,1% 13,2% Dax ,4% 14,1% Nikkei ,2% 18,0% DAX-Konzerne öffnen die Bücher Einkaufsmanagerindizes für EMU, USA und Großbritannien Zinsentscheid der Bank of England MSCI Emerging Markets ,4% -1,4% Euro-Leitzins 0,05 0 BP 0 BP Rendite 10-jähriger Bundesanleihen 0,66 0 BP 12 BP IBoxx Euro Sovereign 223,43 0,3% 0,8% Spread EMU-Unternehmenszu EMU-Staatsanleihen 82-1 BP 9 BP US-Leitzins 0,25 0 BP 0 BP Rendite 10-jähriger US-Treasury-Bonds 2,20-7 BP 3 BP Euro-Wechselkurs in USD 1,1088 1,4% -8,7% Ölpreis (WTI) in USD/Barrel 48,20 0,5% -9,8% Marktticker 31. Juli 2015 Seite 2

3 Aktien Chinas Börsen setzen Talfahrt fort Einmal mehr stand zum Beginn der zurückliegenden Handelswoche der chinesische Aktienmarkt im Blickpunkt der Investoren. Ein unerwartet schwach ausgefallener Einkaufsmanagerindex löste an den Börsen im Reich der Mitte eine neuerliche Verkaufswelle aus. Der Shanghai Composite Index (A-Aktien) gab allein am Montag über acht Prozent nach, der Hang Seng Index (H-Aktien) verbilligte sich um über drei Prozent. Auch hierzulande reagierten die Märkte nervös auf die Fortsetzung der chinesischen Talfahrt. Allerdings konnten DAX, EURO STOXX 50 & Co einen Gutteil ihrer Verluste im Wochenverlauf wieder aufholen. Auch der US-amerikanische S&P 500 Index entwickelte sich im Anschluss positiv. Wenig Neues lieferte den Börsianern dabei die Sitzung der US- Notenbank Fed: Die Währungshüter halten hinsichtlich des konkreten Zeitpunkts der Zinswende weiter bedeckt (siehe Abschnitt Renten). Deutscher Bank steht Stunde der Wahrheit bevor Der erste Auftritt des neuen Co-Chefs ist geglückt: John Cryan, neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, hat in der vergangenen Woche ein überzeugendes Quartalsergebnis präsentiert. Dank eines florierenden Investmentbankings konnte das Frankfurter Geldhaus den Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um satte 350 Prozent steigern. Gleichermaßen lag das Interesse der Marktbeobachter auf dem Ausblick des Instituts: Im Oktober will der Konzern Details zur Strategie 2020 vorstellen. Um mit der Konkurrenz Schritt halten zu können, soll das Geschäft auf schlankere Beine gestellt werden. Cryan will vor allem durch den Rückbau des Privatkundengeschäfts, die Verkleinerung des Investmentbankings und den Rückzug aus mehreren Ländern Kosten sparen. Energiesektor überrascht positiv In der Zahlenflut der vergangenen Woche stach eine Branche besonders ins Auge: Dem viel gescholtenen Energiesektor gelang es im zweiten Quartal, die negativen Effekte des drastischen Ölpreisverfalls zumindest einzudämmen. Den Unternehmen macht die Überproduktion bei einer zugleich geringeren globalen Nachfrage zu schaffen. Sowohl beim Umsatz als auch bei der Gewinnentwicklung konnte das Gros der Unternehmen die Analysten positiv überraschen - allerdings war die Erwartungshaltung nach den oftmals enttäuschenden Zahlen der vergangenen Monate auch nicht mehr allzu hoch. So konnte der französische Energiekonzern Total dank seines rigorosen Sparkurses die Folgen des Ölpreisverfalls auffangen: Der bereinigte Nettogewinn fiel lediglich um gut zwei Prozent. Experten hatten mit einem deutlich schwächeren Ergebnis gerechnet. Zum positiven Ergebnis trug auch der Aufschwung im Raffinerie-Geschäft bei. Letzteres gilt auch für Royal Dutch Shell. Der Konzern konnte die Erwartungen übertreffen und sowohl auf der Kostenseite als auch hinsichtlich der Erlöse Fortschritte erzielen. Zwar fiel der Gewinn verglichen mit dem Vorjahresquartal um 37 Prozent. Verglichen mit dem Auftaktquartal hingegen wurde 18 Prozent mehr erwirtschaftet. Neben dem Raffineriegeschäft konnte auch die Erdgas-Sparte gute Zahlen präsentieren. Überdies plant der Konzern, im laufenden Jahr die Kostenbasis um zehn Prozent zu schrumpfen. Für die Aktionäre attraktiv: Sowohl die Pläne für ein Aktienrückkaufprogramm als auch die Dividende wurden vom Management bestätigt. Das Papier kletterte nach Bekanntgabe der Zahlen um gut drei Prozent. Marktticker 31. Juli 2015 Seite 3

4 Renten Ruhige Handelswoche In den vergangenen Handelstagen setzte sich die leicht positive Stimmung am europäischen Rentenmarkt weiter fort. Über Griechenland redet derzeit kaum noch ein Marktteilnehmer. Auch nicht kurz vor Wochenschluss, als der Internationale Währungsfonds (IWF) ankündigte, sich vorerst nicht an einem dritten Hilfspaket beteiligen zu wollen. Unwichtig ist diese Entscheidung nicht, hatte doch Bundeskanzlerin Merkel stets betont, dass Deutschland zu Zahlungen nur dann bereit ist, wenn auch der IWF mit an Bord ist. Auch die erneuten starken Aktienverluste in China und die Befürchtungen, das tatsächliche Wachstum könnte geringer sein als die offiziell ausgewiesenen Zahlen, wirkten sich nicht auf die Kursentwicklung am europäischen Rentenmarkt aus. Verglichen mit den Vorwochen fielen die täglichen Schwankungen gering aus. In Summe ergab sich, gemessen am iboxx Euro Sovereign Index (per Freitag Mittag), ein leichtes Plus. Fed würde gern die Zinsen erhöhen - kann aber wohl nicht Mit Spannung wurde die Sitzung der US-Notenbank Fed erwartet. Marktteilnehmer hofften auf eindeutige Signale, ob die Notenbanker nun im September erstmals die Zinsen anheben werden oder nicht. Die amerikanischen Währungshüter zeigten sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung recht zufrieden, wenngleich der Export und die Investitionen besser dastehen könnten. Sorge bereitet ihnen allerdings weiterhin die zu niedrige Inflationsentwicklung. Man konnte zunächst den Eindruck gewinnen, die Fed würde gern die Zinsen zeitnah anheben, tut sich mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung aber schwer. Da jedoch ein Codewort anders als zuvor ausfiel, interpretierten die Marktteilnehmer das Statement letztlich dahingehend, dass eine erste Erhöhung im September noch immer im Rahmen des Möglichen erscheint. Eine nennenswerte Marktreaktion bei US-Schatzanweisungen blieb dennoch auch hier aus. Lediglich der US-Dollar zog zum Euro, in Erwartung einer größeren Zinsdifferenz, etwas an. Brasilien kommt nicht zur Ruhe Die Ratingagentur Standard & Poor s hat ihren Ausblick für die Bonitätsnote Brasiliens auf Negativ herabgestuft. Das Länderrating steht bereits bei BBB-. Brasilien könnte also den Status als verlässlicher Schuldner bald verlieren. S&P begründete den Schritt mit der anhaltenden Abwertung des Brasilianischen Reals. Der Trend einer schwächeren Währung hält seit Monaten an. Allein seit Jahresbeginn verlor der Real zum US-Dollar mehr als 20 Prozent an Wert. Die Regierung möchte die Finanzlage verbessern und die Staatsausgaben senken, damit das Investmentgrade-Rating erhalten bleibt. Kein einfaches Unterfangen, denn die Wirtschaft dürfte in diesem Jahr schrumpfen. Korruptionsskandale stärken zudem nicht gerade das Vertrauen in den Staat. Nach dem Ölkonzern Petrobras wurden nun auch andere Firmen wegen Schmiergeldzahlungen ins Visier der Behörden genommen. Die brasilianische Notenbank hat in dieser Woche die Leitzinsen abermals erhöht. Der Satz beträgt nun 14,25 Prozent. Damit soll einerseits die hohe Inflationsrate von knapp neun Prozent bekämpft werden. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, damit die Abwertung der eigenen Währung aufzuhalten und respektive umzukehren. Marktticker 31. Juli 2015 Seite 4

5 Ausblick Während sich die Berichtssaison in den USA bereits dem Ende zuneigt, stehen in der kommenden Woche in Deutschland einige DAX-Schwergewichte im Mittelpunkt. Zudem wird sich zeigen, ob sich die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten fortsetzen und die erneuten Interventionen des chinesischen Staates fruchten werden. Auf den Devisenmärkten geht der Blick nach Großbritannien: So könnten innerhalb der Bank of England die Stimmen für eine Leitzinserhöhung in den kommenden Monaten lauter werden. Nach ihrer dreitägigen Sitzung verkündet die Notenbank am Donnerstag die Ergebnisse zu Zinsen, Inflation und Prognosen. In Deutschland dreht sich vieles um Unternehmenszahlen. Von der Commerzbank erwarten Analysten einen Ergebnisrückgang im Vergleich zum starken ersten Quartal. Unter anderem die Kapitalerhöhung aus dem April belastet nach Expertenschätzungen die Rendite des Konzerns. Ein Gewinnsprung wird hingegen der Deutschen Telekom zugetraut: Hier brummt vor allem das Geschäft bei T-Mobile USA, aber auch gegen den starken Wettbewerb auf dem deutschen Heimatmarkt können sich die Bonner behaupten, so die Analystenmeinung. Einen Einblick in die konjunkturelle Lage der Industrienationen bieten die Veröffentlichungen verschiedener Makrodaten. Diverse Einkaufsmanagerindizes, Industrieproduktion (Deutschland) und Arbeitsmarktzahlen (USA) gelten als gute Indikatoren. Insgesamt wird mit einer stabilen bis moderat freundlichen Entwicklung gerechnet. Termine Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, EWU, USA, UK, CHN, IT: Einkaufsmanagerindex Industrie (Jul.) USA: Private Einkommen; Konsumausgaben; Bauinvestitionen (Jun.) Q2: Commerzbank; HSBC; Porsche; Wacker Chemie EWU: Erzeugerpreise (Jun.) USA: Auftragseingang Industrie (Jun.) Q2: Axa; BMW; Evonik; Sprint (Q1); Toyota EWU: Einkaufsmanagerindex Dienstleister und Composite (Jul.); Einzelhandelsumsätze (Jul.) USA: Handelsbilanz (Jun.); ISM- Einkaufsmanagerindex Composite (Jul.) UK: Einkaufsmanagerindex Dienstleister und Composite (Jul.) CHN: Einkaufsmanagerindex Dienstleister (Jul.) Q2: ING; Société Générale; Unicredit; Washtec DE: Auftragseingang Industrie (Jun.) UK: Industrieproduktion (Jun.) JP: Frühindikatoren (Jun.) Q2: Adidas; Deutsche Telekom; Munich Re; Zurich Zinsentscheid der Bank of England DE: Industrieproduktion; Handelsbilanz (Jun.) USA: Beschäftigte; Arbeitslosenquote (Jul.) UK: Handelsbilanz (Jun.) Q2: Allianz, Altana, Groupon Geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan Marktticker 31. Juli 2015 Seite 5

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