Regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien

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1 Regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien Erfassung regionaler Wertschöpfung Bioenergie-Regionen: Abschlusskongress des bundesweiten Wettbewerbs /29. November 2012, Berlin Dr. Astrid Aretz IÖW Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin

2 Kurzvorstellung: Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung - IÖW 2 Seit 27 Jahren Forschung und Politikberatung für nachhaltiges Wirtschaften Zwei Standorte: Berlin (Hauptsitz), Heidelberg / über 40 Mitarbeiter Themenschwerpunkte: Klima und Energie, Nachhaltige Unternehmensführung, Umweltpolitik und Governance, Produkte und Konsum, Wasser- und Landmanagement, Innovation und Technologien, Evaluation und Bewertung Langjährige Erfahrungen in der Analyse, Entwicklung und Bewertung von Innovationen und Märkten (Schwerpunkte: Erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik und Biomasse; Energieeffizienz, insbesondere Gebäude) politischen Instrumenten und Klimaschutzstrategien Unabhängig, 100% durch Drittmittel finanziert Überwiegend öffentliche Auftraggeber, aber auch NGOs, Gewerkschaften, Stiftungen, Unternehmen

3 Was bedeutet (ökonomische) Wertschöpfung? Wertschöpfung ist in ökonomischer Hinsicht die Transformation vorhandener Güter (Vorleistungen und Vorprodukte) in Güter mit höherem Geldwert die Wertgröße, um die der Output den Input übersteigt Gesamtleistung Vorleistungen somit nicht zu verwechseln mit Umsätzen, Investitionen, Wirtschaftlichkeit etc. 3 ABER: Obwohl die kommunale bzw. regionale Wertschöpfung oftmals der zentrale Treiber für den Ausbau erneuerbarer Energien ist, ist die Frage, welche Wertschöpfungseffekte durch Erneuerbare Energien entstehen und wie diese ermittelt werden können, schwierig zu beantworten!

4 Zur Methodik der kommunalen und regionalen Wertschöpfungsermittlung mit dem IÖW-Modell 4 IÖW-Modell zur Ermittlung von Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten Bildet mittlerweile 29 EE-Wertschöpfungsketten ab (dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung, Biokraftstoffe, Holz-Brennstoffe, Wärmenetze) Kommunale/regionale, Bundesländer- und Bundes-Ebene abbildbar Ermittlung direkter Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte durch Erneuerbare Energien ohne Effekte aus Vorleistungen / indirekte Effekte (in der Regel nicht-ee-unternehmen) ohne Betrachtung von Verdrängungseffekten (keine Netto- Betrachtung) Aggregation in jeweils vier zentrale WS-Stufen 1. Produktion 3. Technische Betriebsführung 2. Planung, Installation etc. 4. Betreibergesellschaft

5 Definition kommunaler Wertschöpfung II Kommunale Wertschöpfung Kommunale Steuern Gewinne nach Steuern von kommunalen Unternehmen Nettoeinkommen von Beschäftigten in der Kommune Kommunaler Anteil Einkommenssteuer 5 Gewerbesteuer

6 6 Der Online-Rechner ein Angebot der AEE, wissenschaftliche Konzeption: IÖW

7 7 Was kann mit dem Online-Rechner berechnet werden? Berechnung für einzelne oder mehrere Erneuerbare-Energien-Anlagen für unterschiedliche Gebietsgrößen (Gemeinden, Kommunen, Kreise etc.) Für die Jahre 2011, 2015, 2020 Berechnung folgender Effekte Wertschöpfung (Kommunale Steuereinnahmen, Unternehmensgewinne, Einkommen) Beschäftigung Klimaschutzwirkung (eingesparte Treibhausgase) Anteil EE an Energieverbrauch (über Abfrage EW der Kommune) Jeweils für die Wertschöpfungsstufen Planung/ Installation, Betrieb/Wartung, Betreibergesellschaft

8 Was kann mit dem Online-Rechner berechnet werden: 24 Wertschöpfungsketten Erneuerbarer Strom Erneuerbare Wärme Erneuerbare Kraft- und Brennstoffe 1. Biogasanlagen (klein, bis 150 kw) 2. Biogasanlagen (groß, über 150 kw) 3. Holzkraftwerke 4. PV-Anlagen (klein, Dach, bis 30 kw) 5. PV-Anlagen (groß, Dach, über 30 kw) 6. PV-Anlagen (Freiflächenanlagen) 7. Kleinwasserkraftanlagen (bis 500 kw) 8. Windenergieanlagen (nur Onshore) 1. Erdwärmepumpen 2. Hackschnitzelheizungen 3. Hackschnitzel-HW 4. Holzpelletheizungen (klein, in Ein- und Zweifamilienhäusern) 5. Scheitholzheizungen (groß, in Gebäudekomplexen u.a.) 6. Solarthermieanlagen (klein, bis 20 m 2 ) 7. Solarthermieanlagen (groß, über 20 m 2 ) 8. Wärmenetz (von Biogasanlagen oder HKW) 1. Biodieselanlage 2. Bioethanolanlage 3. Hackschnitzelbereitstellung (teilmechanisiert) 4. Hackschnitzelbereitstellung (vollmechanisiert) 5. Holzpelletbereitstellung 6. Pflanzenölmühle 7. Scheitholzbereitstellung (teilmechanisiert) 8. Scheitholzbereitstellung (vollmechanisiert) 8

9 9 Fokus auf dezentrale, häufige Fälle in Kommunen Was bleibt ausgeblendet? Effekte aus der Produktion von Anlagen und Komponenten Vergleichsweise selten vorhanden, sehr schwierige Datenbeschaffung Effekte von EE-Großanlagen (Großwasserkraftanlagen, Geothermie-Kraftwerke, Offshore-Windparks) Vergleichsweise selten vorhanden, keine homogenen Ketten Effekte aus dem Energiepflanzenanbau Wertschöpfung findet i.d.r. auch anderweitig statt Effekte, die nicht entlang der Wertschöpfungskettenlogik stattfinden Aus- und Weiterbildung, F&E, Tourismus Effekte, die aus dem Export von Dienstleistungen entstehen

10 10 Welche Eingabedaten werden benötigt? Installierte Leistung der Anlagen / produzierte Menge Brennstoffe Zur Ermittlung der standortgebundenen Wertschöpfungseffekte Differenziert nach Bestand, Zubau, Rückbau Als Zeitreihe für eine Technologie oder für ein Betrachtungsjahr für verschiedene Technologien Anteil der Unternehmen bzw. Personen vor Ort an den Umsätzen/Investitionen in die EE-Anlagen Welcher Anteil der in der Kommune installierten Leistungen/ produzierten Mengen wurden von ortsansässigen Unternehmen produziert, geplant, gewartet, betrieben etc. Wahlweise Umsatzanteil oder Anteil an installierter Leistung Abgeschätzte Angabe je Wertschöpfungsstufe oder differenzierte Angabe je Wertschöpfungsschritt möglich

11 11 Eingabefeld für vorhandene Wertschöpfungsstufen

12 12 Ergebnisdarstellung des Online-Rechners

13 13 Projektbeispiel: Ermittlung von Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten Kommunale Wertschöpfung und Beschäftigung durch Erneuerbare Energien in zwei Modellkommunen in NRW Auftraggeber: Land Nordrhein-Westfalen; Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Projektziel: Ermittlung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte durch erneuerbare Energien in zwei ausgewählten Gebietskörperschaften Kreis Steinfurt Stadt Bochum Bearbeiter: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin Sozialforschung Kommunikation (SOKO) Institut, Bielefeld Laufzeit: Januar August 2012

14 Kreis Steinfurt - Wertschöpfungseffekte nach Wertschöpfungsstufen 2011 Insgesamt 46 Mio. EUR Wertschöpfung und über 800 Beschäftigte 14 EE-Anteil (Strom): 27 %, EE-Anteil (Wärme): 5 %, EW, 105 EUR Wertschöpfung/EW

15 Stadt Bochum - Wertschöpfungseffekte nach Wertschöpfungsstufen 2011 Insgesamt 19 Mio. EUR Wertschöpfung und über 300 Beschäftigte 15 EE-Anteil (Strom): 0,4 %, EE-Anteil (Wärme): 0,3 %, EW, 51 EUR Wertschöpfung/EW

16 (Lern)Effekte der Anwendung des Online-Rechners I Erstmals ist differenzierte, modulierbare und skalierbare Abschätzung von Wertschöpfungseffekten durch EE-Anlagen in Kommunen/ Regionen möglich Kommunale/ regionale Entscheider bekommen Argumente für den Ausbau/ die Förderung dezentraler erneuerbarer Energien (Steuern, Einkommen, Beschäftigungswirkung etc.) Der Rechner funktioniert bereits mit abgeschätzten Eingangsdaten aber: Je genauer die Erhebung der Eingangsdaten (Aufwand!), desto genauer das Ergebnis und das Bild der ansässigen EE-Branchen Verwendung als Clusteranalyse/ für Clustermanagement möglich Ausgangspunkt für Maßnahmen wie Ansiedelungspolitik, Aus- und Weiterbildung, F&E, EE-Förderprogramme, Bürgerenergieanlagen etc. 16

17 (Lern)Effekte der Anwendung des Online-Rechners II Je mehr Schritte mehrerer EE-Ketten vor Ort angesiedelt sind, desto höher die lokale Wertschöpfung Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte aus EE werden i.d.r. unterschätzt, da die Produktion und die Exporte von Dienstlistungen nicht betrachtet werden Zur Berücksichtigung dieser Effekte ist empirische Erhebung notwendig (Datenqualität und Abdeckung Datenqualität und Abdeckung ist trotzdem unsicher Keine Netto-Betrachtung möglich, d.h. Verdrängungseffekte können in der Region in sehr unterschiedlicher Intensität auftreten 17

18 Vielen Dank! Dr. Astrid Aretz Nachhaltige Energiewirtschaft und Klimaschutz IÖW Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin