P E R U. Botanische Exkursion Institut für Botanik und Botanischer Garten Universität Hohenheim, Stuttgart

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1 FEARS Forest Ecology and Remote Sensing P E R U Botanische Exkursion 2008 Institut für Botanik und Botanischer Garten Universität Hohenheim, Stuttgart August 2008 Herausgeber: Ina Dinter und Reiner Zimmermann

2 Hinweis für den Benutzer Die Botanische Exkursion nach Peru vom August 2008 war die Lehrveranstaltung Geländeübungen für Fortgeschrittene (Bio)/Geländepraktikum in Botanik (HL) im SS 2008 unter Leitung von Dr. Reiner Zimmermann mit Prof. Dr. Manfred Küppers. Der vorliegende Exkursionsbericht wurde nach den Beiträgen und Tagesprotokollen der Teilnehmer zusammengestellt. Zur Vorbereitung war das Seminar für Botanik (Bio)/Hauptseminar in Botanik (HL) im SS 2008 vorausgegangen (Prof. Dr. Manfred Küppers/Dr. Reiner Zimmermann). Die Seminarbeiträge der Teilnehmer stehen unter online zur Verfügung. ISBN Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Bildnachweis der Titelseite Abb. 1 Ipomoea carnea Jacq. DINTER Abb. 2 Cordia lutea Lam. DINTER Abb. 3 Gentiana sedifolia Kunth Abb. 4 Weberbauerocereus weberbaueri subsp. weberbaueri KÜPPERS (K. Schum. ex Vaupel) Backeb. DINTER Für das Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial der Folgeseiten siehe Abbildungsnachweise in den Legenden. Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdrucks, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung vorbehalten. Korrespondenz der Herausgeber Dr. Ina Dinter Institut für Botanik und Botanischer Garten (210) Universität Hohenheim Garbenstraße 30 D Stuttgart Telefon: Telefax: Internet: ina_dinter@uni-hohenheim.de

3 III Vorwort Mit der Botanischen Exkursion nach Peru im Sommer 2008 knüpft das Institut für Botanik und Botanischer Garten der Universität Hohenheim, Stuttgart sowohl thematisch als auch geographisch an die langjährigen Forschungstätigkeiten des Institutes in Süd- und Mittelamerika an. Die bisher wohl weiteste studentische Exkursion des Institutes wurde mit dem Ziel geplant, den Studenten der allgemeinen und speziellen Botanik einen Überblick über die pflanzenökologischen Verhältnisse der äquatorialen Neotropis zu vermitteln. Das Kennenlernen und intensive Erleben eines unserem mitteleuropäischen Pflanzenraum in Artenvielfalt und Lebensbedingungen so verschiedenen Florenreiches steht ganz in der Tradition des bekannten Ökologen und ehemaligen Institutsleiters Professor Heinrich Walter (Hohenheim ), einem Wegbereiter der vergleichenden globalen Ökosystemforschung. Für Heinrich Walter, dessen Lebenswerk die im deutschen Sprachraum bis heute unübertroffene synoptische Darstellung der "Vegetationszonen der Erde in öko-physiologischer Betrachtung" ist, war eine Grundvoraussetzung zum tieferen Verständnis von ökologischen Verhältnissen, die zu untersuchenden Regionen nicht nur zu kurzen, im Vorfeld bereits inhaltlich eng umschrieben Feldstudien aufzusuchen, sondern zunächst im Lebensraum beobachtend zu verweilen, um erst dann mit einer genauen Fragestellung die ökologischen Verhältnisse zu untersuchen und zu interpretieren. Diese Forderung eines direkten und intensiven "Erlebens" als Schlüssel für einen vertieften Zugang zum Untersuchungsgegenstand mag dem modernen universitären Zeitgeist wenig effizient erscheinen. Doch spricht aus Heinrich Walter's Forderung nichts anderes als die auf jahrezentelange wissenschaftliche Erfahrung beruhende Einsicht, dass komplexe ökologische Zusammenhänge zuverlässiger wahrgenommen und erklärt werden können, wenn man vom Ganzen beginnend zu Detailkenntnissen voranschreitet. In diesem Sinne war es die wichtigste Zielsetzung unserer Botanischen Exkursion 2008, den Teilnehmern diesen direkten pflanzenökologischen Zugang in teilweise stark kontrastierenden tropischen Biomen zu ermöglichen. Die im Verlauf der Exkursion besuchten Gebiete reichten von der hyperariden peruanischen Küstenwüste über extrem trockenkalte Gebirgs-Puna bis hin zum perhumiden Regenwald im Amazonastiefland und den extremen Niederschlagschwankungen ausgesetzten Trockenwäldern in Äquatornähe. Das Erleben von Landschaft, Klima und Vegetation als Stimulus zum "Nachdenken" stand dabei gleichberechtigt neben dem Vertiefen botanischer Kenntnisse. Für den Erfolg der Studienreise zeichneten in erster Linie die interessierten und engagierten studentischen Teilnehmer verantwortlich. Ihr Zusammenhalt, ihre Toleranzbereitschaft und ihre Mitarbeit waren vorbildlich. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass eine erfreulich grosse Zahl der studentischen Teilnehmer nach Abschluss der geistig wie körperlich recht fordernden Studienreise den Weg in die ökologischbotanische Forschungsarbeit am Institut fand. Mit Frau Dr. Ina Dinter konnte eine in der klassischen systematischen Botanik versierte Wissenschaftlerin unseres Institutes als Exkursionsbegleiterin gewonnen werden. Erst ihr Engagement ermöglichte die Auswertung und Zusammenstellung des nun vorliegenden Exkursionsberichtes. Die erhebliche logistische Arbeit vor Ort wurde durch den vorbildlichen, ruhigen Einsatz von Frau Dipl.-Ing. Sabine Remmele bewältigt. Beiden Kolleginnen schulde ich für ihre Hilfe größten Dank. Eine botanische Exkursion in das ferne Ausland kann nicht auf orts- und fachkundige Wissenschaftler und Helfer verzichten: Unser Dank gilt hier insbesondere Herrn Prof. Pedro Vásquez, dem Direktor des Centro de Datos para la Conservacion der Universidad Nacional Agraria La Molina, Lima (Nord-Peru) und Frau MS. Biol. Eliana Linares der Universidad Nacional San Agustín, Arequipa (Süd-Peru). Für die wissenschaftliche Vorbereitung und den reibungslosen Ablauf der Reise war die sachkundige Hilfe von Frau Dr. Viviana Horna, Georg-August-Universität, Göttingen unentbehrlich. Während der Reise wurden wir von vielen Personen unterstützt. Stellvertretend für alle Helfer seien genannt: Jorge "El Diablo", Manager auf der Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos und Maximo, unser Führer zum Bergmassiv des El Viento. Unsere Dankbarkeit und unser Respekt gelten in besonderem Maße der Gastfreundschaft der einfachen Menschen auf dem Lande, deren täglichen Lebensraum wir erkunden durften und die uns dabei stets freundlich und entgegenkommend begegneten. Hohenheim, im Dezember 2009 Reiner Zimmermann

4 IV Teilnehmer Leitung der Exkursion: Dr. Reiner Zimmermann Prof. Dr. Manfred Küppers Wissenschaftliche Betreuer: Dr. Ina Dinter Dipl.-Ing. FH Sabine Remmele Studentische Teilnehmer: Yasmine Abou Rajab Désirée Braun Sören Brose Franziska Bucher Ellen Dickreuter Andrej Niedermann Melike Ömerogullari Adrian Reinehr Angelika Schmuker Simon Schütz Andreas Schummer Aylin Sökücü René Szymanski Magnus Wachendorf Praktikanten: Armin Marquart Simone Weidner Organisatorische Betreuung in Peru: Dr. Viviana Horna, Georg-August-Universität, Göttingen Botanische Betreuung Südperu: MS Biol. Eliana Linares, Universidad Nacional San Agustín, Arequipa (Peru) Prof. Dr. Antonio Galan de Mera, Universidad San Pablo, Madrid (Spanien) Botanische Betreuung Nordperu: Prof. Pedro Vásquez Ruesta, Universidad Nacional Agraria La Molina, Lima (Peru) mit Víctor Pastor Loyola Renzoandré de la Peña Lavander Begleitung und Führung bei Feldexkursionen: Jorge Maximo

5 V Inhalt Vorwort III Teilnehmer IV Tagesprotokolle Lima Treffen und Abreise nach Arequipa Arequipa Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay Cañón del Colca von Chivay nach Huambo Cañón del Colca von Huambo nach Camaná Umgebung von Camaná von Camaná nach Arequipa Arequipa von Arequipa nach Puerto Maldonado Puerto Maldonado zur Forschungsstation CICRA Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos Rundgang Forschungsstation CICRA am Río de Los Amigos Aguajal Forschungsstation CICRA Puerto Maldonado Cusco Cusco Abra Málaga (Cordillera del Vilcanota) Cusco von Cusco nach Lima Lima von Lima nach Piura Piura von Piura ins Schutzgebiet Coto de Caza El Angolo (CCA) CCA entlang der Quebradas Angolo und Potrerillo CCA von der Quebrada Angolo zum Cerro El Viento CCA Aufstieg im Cerro El Viento zum Senal Viento CCA vom Cerro El Viento zum Río Angolo CCA vom Schutzgebiet CCA nach Piura Literatur Bücher, Zeitschriften, Vorträge Internetabfragen Datenbanken Anhang Tabellenverzeichnis und Artenlisten... 82

6 VI

7 Lima 1 Lima PERU Datum Programm 1 Lima Die Anreise der meisten Teilnehmer fand bereits am Wochenende des 9./10. August 2008 statt, um ausreichend Zeit zur Akklimatisierung, zur Lösung eventuell kurzfristig auftretender organisatorischer Probleme und zum Einkauf von benötigter Ausrüstung wie Zelt, Decken, Gummistiefel usw. zu haben. Nach der morgendlichen Besprechung erfolgte daher ein gemeinsame Gang zum Supermarkt mit Geldtausch und den Besorgungen für die anstehenden Exkursionstage, u.a. auch von Grundnahrungsmitteln für die Tage, an denen gezeltet wurde. Der Rest des Tages war zur freien Verfügung und konnte zum Besuch der Innenstadt von Lima 2 genutzt werden. Das gemeinsame Abendessen stimmte auf den Exkursionsbeginn ein. Der Morgen des 11. August, dem offiziellen Beginn der Exkursion, begann mit gemeinsamem Frühstück und anschließender Besprechung, wobei Professor Pedro Vásquez, Universidad Nacional Agraria La Molina, als Gast anwesend war. Wer nicht mit organisatorischen Fragen und Vorbereitungen beschäftigt war, hatte noch Freizeit bis zur gemeinsamen Fahrt mit Taxen zum Busterminal von Oltursa. Nach dem Einchecken pünktliche Abfahrt um Uhr nach Arequipa. Kleines Abendessen an Bord. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: 2 Informationen und Bildmaterial unter: Offizielle Website für Tourismus und Urlaub in Peru. In: Peru Reisen. In: Tagesprotokoll vom von Ina Dinter Prospekt des Busunternehmens

8 2 Arequipa Arequipa PERU Datum Programm 1 Arequipa 2 1 DINTER Nach einem kleinen Frühstück an Bord und morgendlicher Ankunft des Oltursa-Busses in Arequipa ging es mit Taxen zur Unterkunft, einem kleinen, nahe dem Zentrum gelegenen Hostal. Die Verteilung der Zimmer und des Gepäcks gestaltete sich zeitaufwendig, wobei es sich als günstig erwies, dass einige wenige Teilnehmer anderweitig untergebracht werden konnten. Der restliche Vormittag verging mit Besprechungen und der Organisation der folgenden Exkursionstage. Während das Küchenteam weitere Einkäufe, insbesondere frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Salate, tätigte, war für die restliche Gruppe Freizeit, um insbesondere die Sehenswürdigkeiten und die Umgebung von Arequipa 2 zu erkunden. Arequipa liegt auf m Höhe und hat ca Einwohner. Beeindruckend sind die Vulkane in der nahen Umgebung wie der m hohe Misti [1] und der Chachani mit einer Höhe von m NN [2]. Die Hochfläche wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. 2 NIEDERMANN 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: 2 Informationen und Bildmaterial unter: Peru Reisen. In: Tagesprotokoll vom von Ina Dinter

9 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay 3 Cañón del Colca PERU Datum Programm 1 von Arequipa nach Chivay DINTER Es ist morgens halb acht. Vor unserem Hostal in Arequipa herrscht Aufbruchstimmung. Überall stehen kleine Gruppen von Studenten, die zwar noch etwas verschlafen aussehen, aber auch aufgeregt und gespannt auf das, was kommen mag, miteinander plaudern. Dann kommt Bewegung in die Gruppe. Wir schaffen das Gepäck aus dem Hostal auf den Bürgersteig. Zwei Meter weiter steht unser Reisebus für die nächsten Tage bereit und der soll jetzt beladen werden. Reiner steckt seinen Kopf aus dem Fenster und treibt uns alle zur Eile an. Chaos entsteht, als es an das Beladen des Busses geht. Sowohl unsere Reiserucksäcke wie auch die Reiseküche müssen im Kofferraum und auf dem Dach des Busses verstaut werden. Dann ist endlich Abfahrt! Erster Halt bereits am Rand von Arequipa. Unsere Wasservorräte müssen eingekauft werden. Und hier beginnt dann unsere botanische Exkursion mit der Erkundung der Straßenrandflora, erste begeisterte Ausrufe fündig gewordener Botaniker werden laut. Nach diesem kleinen Zwischenstopp geht es weiter und nach kurzer Fahrt erreichen wir den Eingang des Cañon, wo bald ein Stop zur Erkundung der Flora eingelegt wird. Insgesamt gibt es sechs Stops in ansteigenden Höhenstufen. Dabei wird die sich verändernde Vegetation angeschaut. Um die Mittagszeit halten wir am Straßenrand an, und es gibt Brot mit Wurst und Käse zur Stärkung. Am Nachmittag erreichen wir den höchsten Punkt unserer Fahrt auf fast 5000 m NN. Ab hier beginnt dann die Abfahrt zu unserem Zielort Chivay. In Chivay am Hostal angekommen, müssen zunächst die Zimmer verteilt werden. Danach wird der Bus abgeladen und das Gepäck auf die Zimmer gebracht. In kleinen Gruppen werden verschiedene Restaurants aufgesucht, um sich nochmals zu stärken. Zurück im Hostal wird ausgetauscht, wer was gegessen und wie es geschmeckt hat. Aber bald fallen alle erschöpft vom ersten Tag ins Bett. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

10 4 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay Einführung Der Cañon del Colca liegt ca. 100 km nördlich von Arequipa. Er ist, je nachdem ob man vom höchsten Berggipfel nahe der Schlucht bis zum Rio Colca oder vom Rand der Schlucht aus misst, 3200 m bzw m tief und damit der zweittiefste Canyon der Welt 2. Die Vegetation des Cañon del Colca kann in fünf Vegetationsstufen eingeteilt werden, deren Zonierung mit zunehmender Höhe beobachtet werden kann 3 : Die erste Zone beginnt ab ca m NN und zeichnet sich durch hohe Trockenheit aus. Die dominierende Art ist die Cactaceae Weberbauerocereus weberbaueri. Die zweite Zone beginnt ab etwa 2850 m NN und ist gleichfalls trocken. Es dominieren Kakteen, und zwar weiterhin Weberbauerocereus weberbaueri und zunehmend Corryocactus brevistylus. Ab ca m NN aufwärts beginnt die dritte Zone. Es ist eine Übergangszone, in welcher der Kakteenwuchs abnimmt und verschiedene Asteraceen Dominanz erlangen wie z.b. aus der Gattung Ambrosia. Ab etwa 3700 m NN schließt sich eine weitere Übergangszone an, in der die Asteraceae Parastrephia lepidophylla in Depressionen dominiert. An den Hängen kommt bereits die Poaceae Stipa ichu vor. Es folgt die Puna. Mit diesem Begriff wird die Höhenstufe der Anden von ca bis 4800 m Höhe NN sowie die vorherrschende typische Grasvegetation bezeichnet. Die dominierende Art ist die Poaceae Festuca ortophylla. Die fünfte Zone beginnt ab 4800 m NN und bildet den Übergang von der subnivalen zur nivalen Stufe. Sie ist gekennzeichnet durch subalpine Polsterpflanzen, die große Teile des kargen Bodens bedecken. Die dominierende Art ist die Apiaceae Azorella compacta. Fundorte 1. Yura (Chillhua 4 ) Der erste Standort liegt auf einer Höhe von 2850 m NN in der zweiten Zone und zeichnet sich durch sehr wenig Niederschlag aus. Kennzeichnend ist eine ausgedehnte Kakteenvegetation. Charakterarten sind neben den Cactaceae Weberbauerocereus weberbaueri und Corryocactus brevistylus die beiden Asteraceae Ambrosia fruticosus und Tagetes multiflora sowie die Malvaceae Tarasa operculata. Bemerkenswert war das Vorkommen von Cuscuta spec. 5 auf Ambrosia. Die Arten der Gattung Seide oder Teufelszwirn (Convolvulaceae) sind mit meist gelblichen, fadenförmigen Sprossen kletternde Kosmopoliten, die wurzellos ohne Kontakt mit dem Boden auf den Wirtspflanzen parasitieren. Die Blätter sind zu etwa 2 mm großen Schuppen reduziert oder nicht vorhanden, sodass ohne Chloroplasten keine Photosynthese möglich ist. Cuscuta besitzt kein Xylem, aber Phloem. Mittels Haustorien dringt sie in das Phloem des Wirtes ein und nimmt so Nährstoffe und Wasser direkt von diesem auf. Sie ist nicht wirtspezifisch und kann auch auf Tagetes vorkommen. Auch landwirtschaftliche Kulturen können befallen werden. Die frühere Kuhbeweidung degradierte die natürliche Vegetation. Heute findet noch gelegentlich Ziegenbeweidung statt. Die Vegetation hat sich inzwischen erholt. 2 Informationen und Bildmaterial unter: 3 Die Höhenstufen. In: 4 Chillhua ist der lokale Name für Festuca nigrescens Kunth (Poaceae). Abb. unter: 5 Seide (Gattung). In: Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

11 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay 5 Tab. 1: Artenliste des Fundortes 1 (2850 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Weberbauerocereus weberbaueri Cactaceae 2 Corryocactus brevistylus Cactaceae 3 Ambrosia fruticosa Asteraceae 4 Tagetes multiflora Asteraceae 5 Tarasa operculata Malvaceae 6 Senecio yurensis Asteraceae endem 7 Opuntia corotilla Cactaceae 8 Gochnatia arequipensis Asteraceae endem 9 Tiquilia elongata Boraginaceae 10 Cuscuta spec. Convolvulaceae kosmo 11 Ephedra americana Ephedraceae 12 Haageocereus platinospinus Cactaceae endem 2. Fundort Dieser Fundort zeichnet sich durch äußerst geringe Niederschläge von mm/jahr aus. Nachts kann es zu Frösten kommen, dabei vermag die Temperatur bis unter 5 C abzusinken (Abb. 3). Charakteristisch für diese Übergangszone ist die Cactaceae Corryocactus brevistylus und die Asteraceae Ambrosia. Abb. 3: Temperatur-Differenzierung mit Abgrenzung der thermischen Höhenstufen im Süden Perus, verändert nach RICHTER et al. (2007). Diese Übergangszone unterlag langer Zeit einem starkem Weidedruck durch Ziegen und Lamas. Von den Lamas, den Kamelen der Neuen Welt, gibt es zwei Arten, das Guanako (Lama guanacoë), Wildform der Haustiere Lama und Alpaka, und das kleine und zierlichere Vikunja (Lama vicugna) 6. Die Vegetation beginnt gerade sich zu erholen. 6 Vikunja (Lama vicugna) sturmerprobtes Kamel der Anden. In: Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

12 6 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay Tab. 2: Artenliste des Fundortes 2 (3400 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Corryocactus brevistylus Cactaceae 2 Ambrosia spec. Asteraceae 3 Adesmia spinossissima Fabaceae Bl gelb 4 Junellia juniperina Verbenaceae 3. Tola Der Fundort liegt auf einer Höhe von 3700 m und ist gekennzeichnet durch die sog. Tola- Vegetation. Diese wird bedingt durch fortgesetzte Trockenheit. Der Niederschlag beträgt 200 bis 250 mm/jahr. Am Tag kann die Temperatur bis auf 20 C ansteigen. Nachts sinkt sie bis auf ca. - 5 C, und es kann zu Frösten kommen. Die Kakteenvegetation ist bedingt durch die niedrigen Nachttemperaturen verschwunden. Charakteristisch sind Gebüschfluren aus ca. 1 m hohen Sträuchern wie z.b. die Tolaheide Lepidophyllum quadrangulare (Asteraceae) und weitere Asteraceen sowie Tussockgräser (vgl. Seminarbeitrag 16 KANNENWISCHER, S. 78). Neben Hängen mit reiner Grasvegetation (Stipa ichu, Poaceae) dominierte in den Senken die Composite Parastrephia lepidophylla. Tab. 3: Artenliste des Fundortes 3 (3700 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Stipa ichu Poaceae endem 2 Parastrephia lepidophylla Asteraceae 3 Baccharis tricuneata Asteraceae 4 Erodium cicutarium Geraniaceae kosmo 4. Fundort: Fotostop mit Vikunjas Am vierten Haltepunkt wurde ein Fotostop eingelegt, um eine Herde von Vikunjas zu beobachten. Dieser Standort liegt auf einer Höhe von 4080 m NN und ist der Beginn der vierten Höhenzone mit der typischen Puna-Vegetation, einer Grasgesellschaft mit Poaceae- Spezies. Charakterarten sind Calamagrostis curvula und Festuca orthophylla. Das Reitgras Calamagrostis wird von den Vikunjas bevorzugt, u.a. auch Calamagrostis vicunarum, während nur in Notzeiten Festuca gefressen wird, da der Verzehr zu einer Entzündung im Maul führt. Dinter Braun Abb. 4: Vikunjas leben in Familiengruppen von fünf bis zu zwanzig Tieren. Sie konnten beim Durchziehen der leicht hügeligen Graslandschaft beobachtet werden. Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

13 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay 7 Tab. 4: Artenliste des Fundortes 4 (4080 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Calamagrostis curvula Poaceae endem 2 Calamagrostis vicunarum Poaceae endem 3 Festuca orthophylla Poaceae 6 Stipa ichu Poaceae 5 Tetraglochin cristata Rosaceae 4 Parastrephia lucida Asteraceae 5. Bofedal (Sonderstandort) Mit dem Bofedal wird an einem Sonderstandort in der vierten Zone auf einer Höhe von 4400 m NN gehalten. Es findet sich die typische Gras-Vegetation der Puna. Das Klima ist kalt mit wechselhaften, insgesamt geringen Niederschlägen zwischen 200 und 300 mm/jahr. Die Temperaturen können in der Nacht auf unter 0 C sinken. Charakterarten sind die Gräser Triniochloa andina und Distichia muscoides. Beim Bofedal handelt es sich um ein Feuchtgebiet, das bei Verdichtungen des Bodens entstehen kann, wobei das Wasser nicht abfließen und über den Verdichtungen ein ganzjähriger Fluss von Wasser stattfinden kann. Diese Feuchtgebiete sind von sozioökonomischer Bedeutung, da die Bevölkerung ihr Weidevieh im Bofedal grasen lässt und von der Lama-, Alpaka- und Vikunjazucht lebt: Abb. 5: Alpakas weiden im Bofedal. DINTER Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

14 8 Cañón del Colca von Arequipa nach Chivay Tab. 5: Artenliste des Fundortes 5 (4400 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Triniochloa andina Poaceae endem 2 Distichia muscoides Poaceae 3 Elodea potamogeton Hydrocharitaceae 4 Alchemilla spec. Rosaceae 6. Fundort: Subnivale bis nivale Stufe Der letzte Standort liegt in in der fünften Zone in einer Höhe von 4850 m NN. Für die alpinen Wüsten zwischen 3500 und 5200 m Höhe ist die extrem langsam wachsende Yareta Azorella compacta (Apiaceae) charakteristisch. Sie bevorzugt temperaturausgleichend wirkende Steinhaufen und Felsblöcke und ist meist vergesellschaftet mit Parastrephia quadrangularis (Asteraceae). Die Anpassungen an die extremen Bedingungen der Hochanden bestehen u.a. in dem dichten Wuchs, der polsterförmigen Wuchsform und dem extensiven Wurzelsystem, das bis in den Mineralboden vordringt, um die notwendigen Nährstoffe zu erschließen. Die harzhaltigen Inhaltsstoffe halten die Pflanzen frei von Fraßfeinden. Azorella hat in vielen Darreichungsformen Verwendung in der Volksmedizin gefunden. Von größerer Bedeutung, aber auch erheblich problematischer ist die Nutzung der Pflanzen als Brennmaterial. Aufgrund des langsamen Wuchses ist die Verwendung als Brennstoff nicht nachhaltig. Insbesondere die großen und alten Individuen 7 sind bereits dezimiert. DINTER DINTER Abb. 6: Die subnivale Stufe ist gekennzeichnet durch die Polster von Azorella compacta (Apiaceae). Tab. 6: Artenliste des Fundortes 6 (4850 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Azorella compacta Apiaceae 2 Pycnophyllum molle Caryophyllaceae 3 Xenophyllum dactylophyllum Asteraceae 7 über Beschreibung, Verbreitung, Ökologie und Verwendung von Azorella compacta siehe auch: Tagesprotokoll vom von Ellen Dickreuter

15 Cañón del Colca von Chivay nach Huambo 9 Cañón del Colca PERU Datum Programm 1 von Chivay nach Huambo Abb. 2: Tagestour Chivay Cruz del Condor Huambo [verändert nach MAPA TOURISTICO Lima 2000]. Nach dem Frühstück mit Brot, Marmelade und natürlich Cocatee machten sich einige auf den Weg, "Chivay bei Tag" zu erkunden (Marktbesuch, Internetcafé usw.). Dabei ist zum Glück niemand verloren gegangen, und so konnte noch im Rahmen des Zeitplans die Reise um Uhr fortgesetzt werden, direkt mit einer guten Tat durch die Mitnahme zweier Kinder, die ihren Schulbus verpasst hatten. Wir folgten dem enger und tiefer werdenden Cañón de Colca. Das Wort "Colca" hat seinen Ursprung in der Sprache der Inka, bedeutet so viel wie Speicher oder Vorratskammer und drückt die Fruchtbarkeit und den Ertragsreichtum dieser Böden aus. Kurze Zeit darauf machten wir eine beglückende Erfahrung einheimischer Freundlichkeit, indem uns Chicha (Maisbier) angeboten wurde. Vor unserem geplanten Mittagshalt am "Cruz del Condor" noch ein kurzer Stopp mit Blick auf die traditionell bewirtschafteten Felder mit Mischkulturen für ein günstiges Mikroklima und zu zusätzlichem Schutz vor Parasiten wie z.b. beim Anbau von Mais und Bohnen: Die Bohnen können sich am Mais hochranken und bieten dabei dem Mais durch ihre Knöllchenbakterien vermehrt Stickstoff. Nach der Ernte werden die Felder abgebrannt und liegen meist 1-2 Jahre brach. Für das Überleben in Notzeiten ist die Cactaceae Austrocylindropuntia subulata wichtig, denn nach dem Abbrennen ihrer Dornen kann das Fruchtfleisch ans Vieh verfüttert werden. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: Tagesprotokoll vom von Aylin Sökücü

16 10 Cañón del Colca von Chivay nach Huambo Fundorte Haltepunkte 7. Traditioneller Terrassenbau und Bewässerungskultur bei Chivay Zwischen der Straße und den landwirtschaftlich genutzten Feldern fließt der Colca. Die natürliche Vegetation der Flussaue wird durch Salix humboldtiana (Salicaceae) und Alnus acuminata (Betulaceae) gebildet. Zusätzlich stellen sich nichteinheimische Arten ein. Dazu zählen insbesondere Eukalyptus-Kulturen mit den zur Familie der Myrtaceae gehörenden Arten Eucalyptus globulus und E.saligna. Der von der einheimischen Bevölkerung betriebene traditionelle Trockenbau bietet eine Ernte/Jahr. Die Bewässerung erfolgt hierbei ausschließlich über das in der Regenzeit gespeicherte Wasser. Bei Wassernot müssen die Felder aufgegeben werden. Ist jedoch eine zusätzliche Bewässerung möglich, kann der Ertrag auf zwei Ernten jährlich gesteigert werden. Offene Kanalbewässerungssysteme sind in Gemeinebesitz. Daher werden jährlich Feste zur Reinigung und Instandhaltung der Felder und der Kanäle angesetzt. Die harte Arbeit obliegt den Männern, während sich die Frauen um die Verpflegung kümmern. Es werden hauptsächlich angebaut: Kartoffeln ( Solanum tuberosum, Solanaceae), Bohnen (Phaseolus spec., Fabaceae), Linsen (Lens culinaris, Fabaceae), Oka (Oxalis tuberosa, Oxalidaceae) auch Yam oder peruanischer Sauerklee genannt, Mais (Zea mays, Poaceae), dessen Anbau bei zusätzlicher Bewässerung möglich ist, und Quinoa (Chenopodium quinoa, Chenopodiaceae), das als Mehl, für Müsli etc. genutzt wird. Tab. 7: Artenliste des Fundortes 7 (bei Chivay, ca m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Salix humboldtiana Salicaceae 2 Alnus acuminata Betulaceae 3 Eucalyptus globulus Myrtaceae neophyt 4 Eucalyptus saligna Myrtaceae neophyt 5 Solanum tuberosum, Solanaceae 6 Phaseolus spec. Fabaceae 7 Lens culinaris Fabaceae 8 Oxalis tuberosa Oxalidaceae 9 Zea mays Poaceae 10 Chenopodium quinoa Chenopodiaceae 11 Opuntia subulata Cactaceae 12 Ophryosporus peruvianus Asteraceae 13 Austrocylindropuntia subulata Cactaceae 14 Viguiera procumbens Asteraceae Tagesprotokoll vom von Aylin Sökücü SÖKÜCÜ Abb. 3: Blick über den Flusseinschnitt des Colca auf die Anbauterrassen um Chivay.

17 Cañón del Colca von Chivay nach Huambo Cruz del Condor (3780 m NN) Zwischen Cabanaconde und Chivay befindet sich das "Kreuz des Kondors", eine Aussichtsplattform zur Beobachtung des Andenkondors 2 und Gelegenheit, Mittagspause zu machen und in der Halbwüstenlandschaft weitere Kakteenformationen kennen zu lernen. SÖKÜCÜ Abb. 4: In der großartigen Landschaft zog der Andenkondor 2 seine Kreise und beeindruckte mit Flügelspannweiten von 2 3 m 2. Tab. 8: Artenliste des Fundortes 8 (3780 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Grindelia boliviana Asteraceae 2 Diplostephium tacorense Asteraceae 3 Lupinus paruroensis Fabaceae 4 Austrocylindropuntia subulata Cactaceae 5 Hypochaeris meyeniana Asteraceae 6 Echinopsis pampana Cactaceae endem 7 Calceolaria inamoena Scrophulariaceae 8 Mutisia acuminata Asteraceae Während der Weiterfahrt konnte bei ca m NN ein Wechsel der Pflanzengesellschaften beobachtet werden, der sich von der zunächst dominierenden gelblichgrünblühenden, mehrfarbig wirkenden Ophryosporus peruvianus zu Proustia berberidifolia (beide Asteraceae) vollzog, welche schließlich mit einem graugrünen Blütenaspekt der Landschaft einen eher einfarbigen, mehr eintönigen Eindruck verlieh. 2 Andenkondor. In: Tagesprotokoll vom von Aylin Sökücü

18 12 Cañón del Colca von Chivay nach Huambo Tab. 9: Artenliste (ca m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Ophryosporus peruvianus Asteraceae 2 Proustia berberidifolia Asteraceae Bei etwa 3800 m NN wurde die Kakteenstufe erreicht, die sich durch einen Jahresdurchschnitt von ca. 150 mm Niederschlag auszeichnete und zu einem ausgiebigen Halt führte: 10. Cardonales (ca m NN) Die dominante Kaktusart dieses Standortes war Corryocactus puquiensis (Cactaceae) mit auffälligem Befall des Mistelgewächses Ligaria cuneifolia (Loranthaceae). DINTER Abb. 5: Es waren meist sehr stattliche Wirtspflanzen, die von Ligaria cuneifolia befallen waren. Diese Mistel, volkstümlich "Liga liga" genannt, transpiriert ein Mehrfaches an Wasser als ihr Wirt (vgl. MAUSETH et al. 2006) 3. Dies konnte durch einen direkten Temperaturvergleich der Pflanzenoberflächen festgestellt werden, da aufgrund höherer Transpiration die Misteloberfläche kühler war. KÜPPERS KUIJT Abb. 6: Ligaria cuneifolia blüht üppig auf dem Säulenkaktus Corryocactus puquiensis. 3 MAUSETH, J.D., BENIGNO, S. & C. OSTOLAZA (2006): A mistletoe thats attacks cacti. Ligaria cuneifolia infects Corryocactus brevistylus. Cactus and Succulent Journal 78(2): Tagesprotokoll vom von Aylin Sökücü

19 Cañón del Colca von Chivay nach Huambo 13 Obwohl die Mistel Chloroplasten hat und daher zur Assimilation befähigt ist, bezieht sie ihren Hauptbedarf wie z.b. das für den Aufbau von Kohlenhydraten notwendige Kohlendioxid aus dem Xylemsaft des Wirtes. Um ihren Bedarf an Nährstoffen decken zu können, ist die Transpirationsrate sehr hoch, d.h. die Mistel geht keinesfalls sparsam mit den Wasservorräten ihres Wirtes um. Die Beeren der Mistel sind klebrig und ermöglichen damit eine Verbreitung der Samen durch Vögel. Tab. 10: Artenliste des Fundortes 10 (3800 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Corryocactus puquiensis Cactaceae 2 Ligaria cuneifolia Loranthaceae parasit 3 Mutisia orbignyana Asteraceae WACHENDORF WACHENDORF Abends erreichten wir Huambo. Der Schulhof der dortigen Schule sollte ursprünglich unser Platz für diese Nacht sein, aber streunende Hunde und Katzen hatten ihn wohl verunreinigt. So entschied man sich dagegen und für die Weiterfahrt. Es wurde Nacht, als wir endlich südlich Huambo eine sandige Hochfläche ausmachten, wo wir unser Zeltlager aufschlagen konnten. Dies geschah bereits im Schein des Mondes, der das Zurechtfinden in unbekanntem Gelände erleichterte und auch dem Kochteam irgendwie die Zubereitung des Abendessens ermöglichte. Der Gaskocher ging nicht an und das Wasser für die Nudeln wollte und wollte nicht kochen, so blieben die Nudeln "extra al dente". Die Wartezeit bis zum Essen wurde durch pinguinmäßiges Aneinanderreihen und synchrones Zähneklappern überbrückt. Der Vorschlag, das heiße Nudelwasser in leere Getränkeflaschen abzufüllen, um diese als Wärmflaschen mit ins Zelt zu nehmen, fand begeisterte Zustimmung, bereitete uns aber nicht wirklich auf die Minustemperaturen vor. Die zunächst bewunderte, romantisch wirkende sternklare Nacht mit einem atemberaubenden Sternenhimmel erwies sich zunehmend als Alptraum und Kälteschock bei gefühlten mindestens 20 C. Einige versuchten die Kuscheltechnik, andere verließen ihre Leichtbauzelte, um bei den Fahrern im Bus Schutz vor der Kälte zu suchen. Diese ließen vermehrt den Motor laufen, um Wärme zu erzeugen, was nicht wirklich half und zu Lasten der Tankfüllung ging usw. Die meisten von uns haben wenig oder gar nicht geschlafen, sondern waren im permanenten "survival training". Tagesprotokoll vom von Aylin Sökücü

20 14 Cañón del Colca von Huambo nach Camaná Cañón del Colca PERU Datum Programm 1 von Huambo nach Camaná REMMELE BRAUN Nach der sehr kalten Nacht unter klarem Himmel - ein besonderes Erlebnis für alle Exkursionsteilnehmer gab es keinen, der nicht gefroren hatte. Daher hörte man auch keine klagenden Stimmen, so früh bei Sonnenaufgang aufstehen zu müssen. Nach dem Frühstück fuhren wir los, um den Berghang mit der seltenen Puya raimondii zu finden. Nach kurzer Besprechung und einer ca. zweistündigen Wanderung kamen wir schließlich dort an. Nach über einer Stunde Aufenthalt wanderten wir zurück zu unserem Bus und waren froh, als ein verspätetes Mittagspicknick auf uns wartete. Fundorte 11. Puya raimondii An diesem Tag befanden wir uns oberhalb der Kakteenstufe in der Puna. Die Puna stellt eine trockene Hochgebirgsvegetation dar, die zwischen ca m bis 4800 m Höhe NN in den Anden vorkommt 2. In dieser Höhenstufe dominieren Graslandschaften mit den typischen Vertretern Stipa ichu (Abb. 4) und Festuca orthophylla (Poaceae). Ausgehend von einer Höhe von m NN erreichten wir den Puya raimondii-standort in einer Rinne zwischen zwei Berghängen (Abb. 5), in der den Pflanzen vergleichsweise mehr Feuchtigkeit zur Verfügung steht. 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: 2 vgl. html. Abfrage Abfrage Tagesprotokoll vom von Melike Ömerogullari

21 Cañón del Colca von Huambo nach Camaná 15 ÖMEROGULLARI Abb. 4: In der Graslandschaft dominierte Stipa ichu (Poaceae). ÖMEROGULLARI Abb. 5: Die seltene Puya raimondii (Bromeliaceae) wuchs in einer Rinne zwischen den Berghängen. Puya raimondii ist eine seltene Bromeliaceae, die in Peru, Bolivien und im Norden von Chile in Höhenlagen zwischen und m Höhe NN an sonnigen Hängen vorkommt (Abb. 5) 3. Puya raimondii bildet mit bis zu 8 m den längsten Blütenstand der Welt. Die Zeit von der Entwicklung vom Sämling bis zur blühfähigen Pflanze wird mit etwa 50 bis maximal 100 Jahren angegeben 3. Der Blütenstand ist zusammengesetzt aus zahlreichen traubigen Teilblütenständen mit Hochblättern und sehr vielen Einzelblüten (Abb. 6). Diese locken Andenkolibris an, die für die Bestäubung unentbehrlich sind. Ein Rückgang der Andenkolibris würde negative Auswirkungen auf die Bestände der Puya raimondii zeigen. Die Bildung des Blütenstands ist so energieaufwändig, dass die Pflanze danach abstirbt, d.h. nur einmal zur Blüte kommt. Die Pflanzen des Fundortes 11 waren bereits verblüht, die Fruchtstände aber nicht minder eindrucksvoll. S. SHEBS Abb. 6: Die Einzelblüte der Puya raimondii (Bromeliaceae) wird von Kolibis bestäubt 3. Es wurde über die Frage diskutiert, warum Puya raimondii nur an bestimmten Standorten zu finden ist, die z.t. weit voneinander entfernt liegen und somit disjunkte Areale darstellen. Da die verschiedenen Standorte der Puya raimondii durchaus Refugialcharakter aufweisen, ist von der Möglichkeit auszugehen, dass diese Areale früher eine großflächige Einheit bildeten, deren Populationen während der Eiszeiten dezimiert und getrennt wurden. Für diese Theorie spricht z.b. die Tatsache, dass die Pflanzen an verschiedenen Standorten gleichzeitig zum Blühen kommen. Die Schopfform der nahezu kugeligen Blattrosette gilt als Schutzmechanismus gegen die Klimaverhältnisse in der Puna, sowohl gegen die Strahlungsintensität in den Hochlagen als auch insbesondere gegen Fröste. Die sich überlagernden Blätter schützen den Stamm und verhindern, dass Wasser in den Zellen gefriert. Die Blattränder sind mit hakig gekrümmten Stacheln bewehrt. Dies deutet auf Fraßschutz hin und führt zu der Vermutung, dass es vor den Eiszeiten im Gebiet Megaherbivoren gab. 3 vgl. Abfrage Abfrage Tagesprotokoll vom von Melike Ömerogullari

22 16 Cañón del Colca von Huambo nach Camaná Von den Einwohnern wurde früher Puya raimondii als Brennholz verwendet. Dies führte zu einem starken Rückgang der Bestände. Häufig wurden auch die Hänge abgebrannt, da die stachelbewehrten Rosetten eine Gefahr für das Weidevieh darstellten. Heute ist die Puya raimondii unter Schutz gestellt und gilt als Wahrzeichen Perus 3. Tab. 11: Artenliste des Fundortes 11 (ca m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Puya raimondii Bromeliaceae endem 2 Mutisia spec. Asteraceae 3 Opuntia ignescens Cactaceae 4 Senecio nutans Asteraceae 5 Parastrephia lepidophylla Asteraceae 6 Festuca orthophylla Poaceae 7 Stipa ichu Poaceae 8 Chuquieragia spinosa Asteraceae 9 Tetraglochin cristata Rosaceae 10 Astragalus arequipensis Fabaceae endem 12. Polylepis-Wald Nach kurzer Fahrt konnte etwa 25 km südlich von Huambo auf m Höhe NN ein kleiner Polylepis-Wald aufgesucht werden (Abb. 7). Die Gattung Polylepis stellt immergrüne Baumvertreter in der Familie der Rosaceae, die an das kalte Klima der Hochanden angepasst sind und dort überwiegend in Höhenlagen zwischen und m Höhe vorkommen. Polylepis gehört zum Tribus Sanguisorbeae. Die zumeist kleinen, bis etwa 6 m hohen Sträucher und Bäume sind wie Sanguisorba, der heimische Wiesenknopf, windbestäubt 4. BRAUN Abb. 7: Kleiner Polylepis-Bestand von P. rugulosa in sonniger Hanglage südlich von Huambo. Die Polylepis-Wälder besitzen eine einzigarte Flora und Fauna mit Habitatspezialisten und hochgradigem Endemismus und stellen weit über die Anden verteilte, voneinander isolierte Rückzugsgebiete dar 4. Die Verbreitung, die Morphologie und insbesondere die Ökologie dieser interessanten Bäume wurden am Naturstandort diskutiert und sind im Seminarbeitrag dargelegt (18 SZYMANSKI, S ). Ausführliche Bearbeitungen finden sich bei BAUMANN (1988) und KESSLER (2002). Die Polylepis-Bestände sind heutzutage gefährdet. Bereits die Inka verwendeten Polylepis für Bauzwecke und als Feuerholz. Die spätere Nutzung als Weideland führte zu einem weiteren Schwund der Wälder. Inzwischen gibt es Schutzmaßnahmen und Projekte, um die Polylepis- 4 vgl. Abfrage Tagesprotokoll vom von Melike Ömerogullari

23 Cañón del Colca von Huambo nach Camaná 17 Bestände in den Anden zu erhöhen. Aufforstungsmaßnahmen dienen dem Wasserhaushalt des Bodens und damit der Reduzierung der Bodenerosion, denn vor allem spärlich bewachsene oder vegetationslose Hänge sind der Wassererosion ausgesetzt. Tab. 12: Artenliste des Fundortes 12 (4 012 m NN) 5 Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Polylepis rugulosa Rosaceae det. E. Linares 13. Kakteenstufe Es war bereits später Nachmittag, als das Hochgebirge verlassen wurde. Die Kakteenstufe zwischen und m Höhe NN konnte nur im Vorbeifahren studiert werden, da aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit noch ein Zeltplatz für das Nachtquartier gesucht werden musste.. 6 Die dominierende Kakteenart war Browningia candelaris. Der baumartige, säulenförmig wachsende Kaktus hat einen gut ausgebildeten Stamm und kann bis zu 4,5 m hoch werden (Abb. 8). Die weißen, an den Rändern rötlichen Blüten öffnen sich nachts 6. Abb. 8: Browningia candelaris verzweigt sich erst im oberen Drittel des Stammes. Daher kommt auch der einheimische Name "Cactus Candelabro". ALARCÓN Tab. 13: Artenliste des Fundortes 13 ( m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Browningia candelaris Cactaceae 2 Jatropha macracantha Euphorbiaceae endem Nachdem die Sonne bereits unterging und immer noch kein Platz für das Zeltlager gefunden war, fiel der Entschluss nicht schwer, die Berge ganz zu verlassen und in ca. zwei Stunden bis in die Stadt Camaná weiter zu fahren, die direkt an der pazifischen Küste liegt. Hier fanden wir ein Hostal, in dem alle untergebracht werden konnten. Nach der vergangenen kalten Nacht und der anstrengender Wanderung auf über m Höhe wussten wir es alle zu schätzen, was es bedeutet, in weichen, warmen Betten zu liegen. 5 Aufgrund der herrschenden Trockenheit konnte keine detaillierte Artenliste erstellt werden. 6 vgl. Abfrage Tagesprotokoll vom von Melike Ömerogullari

24 18 Umgebung von Camaná von Camaná nach Arequipa Umgebung von Camaná PERU Datum Programm 1 Camaná und Umgebung Camaná Arequipa REMMELE Einführung Camaná, an der pazifischen Westküste Perus gelegen, ist ein beliebter Ferienort insbesondere für die Arequipaner, die in dieser Region ihre Sommerresidenzen haben. Die Zerstörungen durch den Tsunami des Jahres 2001 sind z.t. noch zu sehen. Dies gab Gelegenheit zu einer ausführlichen Diskussion über den kalten Humboldtstrom und desses kaltes, sauerstoff- und nährstoffreiches Tiefenwasser aus der Antarktis, von dem die ganze Nahrungskette bis hin zu der Bevölkerung und der Wirtschaft Perus profitieren (vgl. Seminarbeiträge). Eine Abnahme des Fischreichtums erfolgt i.d.r. für 1-2 Jahre nach einem El Niño-Ereignis, nachhaltiger wirkt sich eine Überfischung aus, sodass inzwischen Fangbeschränkungen von der Regierung erlassen wurden. Im Süden liegen die Probleme anders, hier sind es vielfach Gemeinden, die die Ansiedlung fischfangender und -verarbeitender Industrie verhindern. El Niño hat im Süden Perus kaum Auswirkungen auf die Landwirtschaft, da es sich ohnedies um superaride Zonen mit Niederschlägen von mm handelt. Im Norden an der 1 Karte zur Programmübersicht, verändert nach: Tagesprotokoll vom von Désirée Braun

25 Umgebung von Camaná von Camaná nach Arequipa 19 Grenze zu Ecuador sind die Effekte am stärksten, im Süden nahe Chile kaum mehr zu spüren. Der letzte starke El Niño fand 1998/99 statt. Die mit dem Klimaereignis einhergehenden Überschwemmungen haben in den 20er und 80er Jahren des letzten Jhs. große Zerstörungen wie z.b. in ChanChan, der Lehmstadt, angerichtet. Anscheinend handelt es sich um einen Fehlglauben, dass El Niño heutzutage schlimmere Folgen bringt, da schon frühere Kulturen von Katastrophen berichten. Im Gebirge folgt Trockenheit auf das Ereignis, was zu Waldbränden führen kann. Seit jeher werden die Flusstäler wirtschaftlich genutzt. Zu Kolonialzeiten wurde Baumwolle für den Export angebaut. Mit dem nach Nordamerika ausgeführten peruanischen Saatgut verlagerte sich auch der Baumwollanbau an den Mississippi. Mit dem Sinken der Weltmarktpreise für Baumwolle vor ca. 50 Jahren wurde auf Reisanbau umgestellt. Dieser ist wasserintensiv, da die Sprösslinge in überschwemmten Boden gepflanzt werden. Die Produktivität dieser Region ist aufgrund der hohen Einstrahlung die beste in ganz Peru und ist weiterhin im Ausbau begriffen, auf Kosten der natürlichen Lagunen und der davon abhängigen Vogelwelt. Der Reis kommt hier nicht mit Azolla als Symbiont vor, sondern wird gedüngt. Bewässert wird mit Flusswasser, das über staatliche Stellen zu günstigem Preis vermarktet wird. Bisher ist keine Wasserknappheit zu befürchten. Durch das ständige "Durchspülen" des Bodens wird auch eine Versalzung verhindert. Bei Bewässerung sind zwei Ernten, ohne Bewässerung eine Ernte im Jahr möglich. DINTER Abb. 3: Kulturen in der Küstenregion. Neben Reis werden insbesondere Mais, Tomaten, Spargel (ausschließlich für den Export) sowie Artischocken (Export als Konserven), d.h. möglichst hochwertige Gemüsesorten angebaut. Privatfelder stellen an der Küste einen Wohlstandsfaktor dar, während weiter im Landesinneren keine "cash crops", sondern Pflanzen zur Selbstversorgung gezogen werden. An der Küste können die folgenden Vegetationseinheiten betrachtet werden: Die Küste mit der salztoleranten Strandvegetation. Tagesprotokoll vom von Désirée Braun

26 20 Umgebung von Camaná von Camaná nach Arequipa Der Fluss mit seinem Delta, dessen Vegetation ehemals bei hohem Grundwasserspiegel durch Prosopis-Bäume geprägt war. Die ursprüngliche Vegetation ist inzwischen durch die Landwirtschaft zurückgedrängt bzw. nahezu zerstört. Die Lomas, eine Vegetationseinheit, die als dichter, krautiger Bewuchs an Hängen von ca m Höhe mit starkem Nebel vorkommt und in bevorzugten Lagen Baumwachstum erlaubt. In der Höhe folgt darauf die Kakteenstufe. Anstelle der Lomasvegetation ist hier die Tillandsien-Stufe zu finden. Fundorte 1. Die Küste Der Humboldtstrom ist für seine reiche Meeresfauna wie z.b. Wale, Delphine, Seehunde, Humboldtpinguine, Nutria usw. bekannt. In den meernahen Lagunen und Feuchtgebieten, die selten geschützt sind und daher ein verschwindendes Biotop darstellen, haben ca. 200 Vogelarten ihre Rast- und Nistplätze. Bei den Vögeln handelt es sich um stationäre und um Zugvögel, deren Artenzusammensetzung über die Jahre je nach Klima (El Niño) und Nahrungsangebot variieren kann ("fakultative Zugvögel"). Am Strand von Camaná können handtellergroße Krebse (Oxypouda gaudichaudii) gefunden werden, die Saprophyten sind und aufgrund ihrer Größe nicht als Nahrungsmittel dienen. Ein Beispiel für die Salzwasserflora ist der Meersalat Ulva lactuca, eine lange, blattartige Grünalge, welche z.b. auch in der Bretagne vorkommt und somit wie viele andere Algen ein Kosmopolit ist. Ihre Verwendung als Nahrungsmittel geht bis in die Vorinkazeit zurück. Heutzutage wird sie zusammen mit einer Curcubitacee als Salat zubereitet oder aber in Blöcke gepresst verkauft 2. Algen bevorzugen einen festen, i.d.r. felsigen Boden, kommen bedingt durch das Flussdelta bei Camaná am Sandstrand vor. Sie werden, abgesehen von ihrer möglichen Nutzung als Nahrungsmittel, geerntet und u.a. als Zusatz zu Cremes, Verdickungsmitteln und Parfüm verarbeitet. Inzwischen wird gesetzlich geregelt, dass der großindustrielle Maßstab, den die Algenausbeute angenommen hat, in Zukunft nicht zum Rückgang der Populationen führen soll. Die Strandflora und die den Camaná-Bach begleitenden Pflanzen wurden ausführlich betrachtet, denn Pflanzen, die auf sandigen, salzwasserbeeinflussten Flächen wachsen, haben mit mehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen handelt es sich dabei um das Salz selbst, das die Wasseraufnahme erschwert. Salzeinlagerung, welche osmotisch die Wasseraufnahme möglich macht, zeigen die sog. Halophyten, das sind salztolerante bzw. sogar salzliebende Arten wie z.b. der Queller Sarcocornia fruticosa (Amaranthaceae) oder die Asteracee Tessaria absinthioides, die an Brackwasser gebunden ist 3 (Abb. 4). Eine weitere Art der Gattung Tessaria (T. integrifolia) bildet sukkulente Blätter aus, d.h. Sukkulenz kann gleichfalls eine Anpassung an einen Standort mit schlechter Wasserzugänglichkeit sein. Die Ausbildung von Pfahlwurzeln erleichtern das Vordringen in tiefere, noch feuchte Sandschichten. Ein weiteres Problem stellt der Sand selbst als feines, lockeres und mobiles Substrat dar, das über- bzw. verschwemmt oder verdriftet werden kann. Ausläuferbildende Pflanzen wie z.b. verschiedene Strandgräser (u.a. Sporobolus virginicus) können die Dünen befestigen. Der 2 weitere Informationen unter: Abfrage zur Ökologie siehe: Abfrage Tagesprotokoll vom von Désirée Braun

27 Umgebung von Camaná von Camaná nach Arequipa 21 starke Wind und die damit verbundene Sandverfrachtung fördern eine niedrige Wuchsform und eher kleine, stabile Blätter wie bei der Poacee Distichlis spicata. Weit und reich verästelte Wurzelsysteme sind weitere Möglichkeiten, die Pflanzen dauerhaft im Boden zu verankern. 4 BRAUN Abb. 4: Zur Halophytenflora gehören die Amaranthaceae wie z.b. der Queller Sarcocornia fruticosa (li). Es handelt sich bei Arten dieser Familie um vergleichsweise einfach gebaute Blütenpflanzen (re): typischer Habitus [1], Teil eines blühendes Sprosses [2] mit einzelner Trugdolde [3], Längsschnitt eines Blütensprosses [4], eine Einzelblüte [5] mit geöffnetem vierlappigem Perianth [6] und deren Längsschnitt [7] 4. Je weiter man sich vom Strand entfernt und sich Bächen, Flüssen und damit dem Süßwasser nähert, desto höher werden die Pflanzen, selbst wenn eine nährstoffreiche Humusschicht noch wenig ausgeprägt ist. Tessaria integrifolia ist am Brackwasser wie auch flussbegleitend zu finden, wobei der Phänotyp unterschiedlich ausgeprägt ist. Dem Salzwasser ausgesetzte Pflanzen zeigen sukkulente Züge sowie Salzeinlagerung und sind insgesamt kleiner, da es sich um einen suboptimalen Standort handelt. Tab. 14: Artenliste des Fundortes 14 (Strand- und Bachbereich bei Camaná, 0 2 m NN) Nr Gattung Art Familie Bem. 1 Sarcocornia fruticosa Amaranthaceae 2 Sporobolus virginicus Poaceae 3 Distichlis spicata Poaceae 4 Chenopodium spec. Amaranthaceae 5 Cressa truxillensis Convolvulaceae 6 Potamogeton pusillus Potamogetonaceae 7 Tessaria integrifolia Asteraceae 8 Tessaria absinthioides Asteraceae 9 Phragmites australis Poaceae kosmo 10 Heliotropium curassavicum Boraginaceae kosmo 11 Phyla nodiflora Verbenaceae 12 Hydrocotyle bonariensis Apiaceae 13 Polypogon monspeliensis Poaceae 14 Cynodon dactylon Poaceae 15 Portula oleraceae Portulacaceae Sowohl am Strand als auch an anthropogen beeinflussten Flächen sind Kosmopoliten zu finden wie z.b. nahezu alle Gänsefußgewächse (siehe auch FROHNE & JENSEN 1998). Unter 4 in: Abfrage Tagesprotokoll vom von Désirée Braun