Tan: Ja Du praktizierst richtig. Fake it until you make it, sagt James was bedeutet: Tue erst mal so also ob.

Transkript

1 Übe ich denn richtig? (Karma Yoga, Sadhana, Vasanas) Lieber Tan, meine Name ist Michael, ich bin 34 Jahre alt und beschäftige mich nun seit zwei Jahren mit Vedanta. Wie so viele hab ich den Weg über Neo-Advaita gefunden. Letzten Monat war ich bei James in Köln und er hat mich ermutigt dir zu schreiben. Bis dato wusste ich gar nicht, dass es auch einen deutschen Vedanta-Lehrer in der Tradition von James und seiner Lehrer gibt. Umso besser, den in der Muttersprache ist vieles doch einfacher auszudrücken. Ich arbeite im Außendienst im Vertrieb und betreibe nebenerwerblich eine Gärtnerei, die von meinem Onkel geleitet wird. Also bis ich die die Karma Yoga Attitude kennenlernte, drehte sich bei mir alles um das Erreichen gewünschter Resultate. Wenn ich heute mal einen Auftrag nicht bekomme, nehme ich das als Prasad und versuche es erneut. Bei Kundenbesuche sage ich mir: Ich widme diesen Besuch Bhagavan und nehme das Resultat als seinen Willen voller Dankbarkeit hin. Das passiert willkürlich und ich muss mich zu diesem Denken anhalten, also es ist kein Automatismus und es steht auch kein Gefühl dahinter. Daher meine Frage: Praktiziere ich es richtig? Ja Du praktizierst richtig. Fake it until you make it, sagt James was bedeutet: Tue erst mal so also ob. Damit es zu einer Art Automatismus wird ist aber nicht nur die Wiederholung wichtig sondern das klare Verständnis wieso Karma Yoga eine der Wahrheit entsprechenden Geisteshaltung ist. Was ist das Ziel von Karma Yoga? Das Ziel von Karma Yoga ist eine Beruhigung bzw. Reinigung des Geistes, dadurch das dieser Geist den Resultaten nicht mehr voller Angst oder Hoffnung nachhängt (im Sanskrit genannt antah karana suddhi). Mit einem ruhigen Geist, der nicht jeder Handlung nachhängt, ist dieser Geist erst in der Lage, Selbsterforschung sinnvoll zu betreiben. Hier eine kurze Zusammenfassung des Karma Yoga Ich rede hier mit Dir als Person Michael, nicht mit Dir als Gewahrsein: 1. Du, als Person, hast eine freie Wahl der Handlung. 1

2 Es sollte eine dharmische Handlung sein. Wieso? Ein Diebstahl, Betrug oder noch schlimmere Handlungen werden keinen ruhigen Geisteszustand auslösen. Was ist eine dharmische Handlung? Einfachster Richtwert ist da die goldene Regel. Handle so wie Du selbst behandelt werden möchtest. Wähle Deine Aktion aus und bereite Dich darauf so gut es entsprechend der Dir verfügbaren Fähigkeiten, Zeit und Umständen geht vor. 2. Du, als Person, hast keine Wahl bezüglich des Resultates der Handlung: Du kannst die Aktion ausführen, aber Du bist nicht derjenige, der das Ergebnis kontrolliert. Wenn Du die Kontrolle über das Ergebnis hättest könntest Du einen Knopf drücken und das Ergebnis erhalten. Aber es ist nicht so. Es gibt tausende von Variablen, die Du nicht kontrollieren kannst. Du opferst bzw. wirfst Deine Handlung - Deine Münze - in den großen Spielautomaten der Welt, ziehst den Hebel und erhältst ein Ergebnis. So widmest Du und opferst Du also Deine Handlung Ishvara, weil Du eigentlich keine andere Wahl hast. Dies zu erkennen erzeugt Demut und beruhigt auch Deinen Geist. 3. Nimm das Ergebnis als ein Geschenk an Hier kommt der spirituelle Teil des Karma -Yoga. Du nimmst das Ergebnis Deiner Handlung als Geschenk an. Das Dharma Feld, Gott, das Universum, Ishvara, Bhagavan wie auch immer Du es nennen willst verteilt das passende Ergebnis der Handlung je nach Geschick, Mühe, Zeit, Umgebung, Umständen und den Bedürfnissen der Gesamtheit. Es als Geschenk zu sehen bedeutet das Ergebnis als eine Gelegenheit zu sehen zu lernen und in der entsprechenden Rolle, die Dir in diesem Theaterstück des Daseins gegeben wurde zu wachsen. Ich kenne einige erfolgreiche Geschäftsleute, die ohne sich mit Spiritualität jemals beschäftigt zu haben, erkannt haben das die Punkte 1 und 2 oben der Wahrheit entsprechen und damit konnten sie berufliche Erfolge ohne großen Stress erzielen. Der dritte Punkt jedoch schafft zusätzlich aber Liebe für dieses Universum. Es schafft das Verständnis, dass dieses Universum die Bedürfnisse der kleinen Ich- Person, transzendiert. Vedanta rät uns mit der Meditation so lange zu warten bis wir unsere bindenden Vasanas entfernt haben. 2

3 Du, als Person, musst nicht vorher alle Deine bindenden Vasanas entfernt haben, um zu meditieren bzw. Selbsterforschung zu betreiben. Es muss nicht stringent sequentiell laufen. Es kann auch durchaus parallel laufen. Es ist nur sinnvoll die Vasana-Last so stark gesenkt zu haben, dass wenn Du versuchst zu meditieren es nicht erst einmal min dauert bis der Geist erstmal runterkommt von den stressigen Gedanken. So eine Meditation ist nicht sinnlos, sie wirkt entspannend, aber es kommt nicht mal bis zur Selbsterforschung, da es solange dauert bis die Vasanas abgeklungen sind, wenn sie überhaupt abklingen während der Meditationssitzung. Man muss auch nicht zwingend formal meditieren für Selbsterkenntnis. Die dauernde Unterscheidung zwischen Dir Gewahrsein und allen in Dir erscheinenden Objekten (z.b. Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, die Person Michael, die Welt etc.) ist auch eine Praktik (atma-anatma-viveka), die zu Selbsterkenntnis führt. Sie kann jederzeit von Moment zu Moment betrieben werden auch mitten im Arbeitsalltag. Wie identifiziere ich sie [die bindenden Vasanas] als solche? Bis ich das hörte, habe ich täglich Zen praktiziert, jedoch bin ich schon nach kurzer Zeit abgeschweift und habe das Kulturprogramm für die Gärtnerei gedanklich durchgespielt und dabei natürlich Dinge visualisiert, die ich erreichen wollte. Für gewöhnlich war ich danach aufgewühlter als vorher. Daher denke ich, kann man dies schon als bindendes Vasana bezeichnen kann. Ein bindendes Vasana ist eines was das Missverständnis erzeugt, das das Glück in Objekten ist und es so stark ist dass Du dich dann für einen Handelnden bzw. eine Erfahrenden hältst, der durch das Erlangen dieses Objektes Glück erfährt. Wenn Du glaubst, dass das Glück in Objekten / bzw. in Erfahrungen ist, dann zwingst Du dich geradezu eine Person / ein Erfahrender zu sein, damit Du das Glück erfahren bzw erreichen kannst. Du bist auch genau dann aufgewühlt, wenn Du glaubst dass das Glück in Objekten bzw. Resultaten von Handlungen steckt. Dann hängt nämlich Dein Glück von dem Erfolg der Handlung ab bzw. von dem Handelnden bzw. dem Erreicher der Dinge. Aber was ist die Quelle Deines Glücks? Kann es in Dingen sein, die Du erreichen willst bzw. kannst? 3

4 Wenn das Glück in einem Ding (gespeichert) wäre, dann müsste dasselbe Ding jeden glücklich machen. Ist das der Fall? Macht das T-Shirt Deines Nachbarn jeden glücklich? Oder sein Auto? Oder der Job Deines Nachbarn, macht der jeden glücklich? Etc etc.. Aber ist es nicht auch das Dharma eines jeden Betriebsinhabers seine Angestellten und Rechnungen pünktlich zu bezahlen und den Laden durch Investitionen wettbewerbsfähig zu halten? Ja ein Betriebsinhaber hat vielleicht dieses Dharma, wenn es sich richtig anfühlt dieses zu tun. Aber bist Du denn ein Betriebsinhaber? Bist Du denn Michael, der Betriebsinhaber? Wie kann ich da unterscheiden? Wenn Du unterscheiden willst was das Dharma von Michael ist, kannst Du das über Analyse der Dinge tun, die in Michael Begeisterung und Zufriedenheit auslösen und nicht das Gefühl von ich muss es tun. Sein Svadharma zu erkennen ist zwar wichtig, aber es ist schwierig und langwierig und das Svadharma verändert sich auch noch durch aufgelöstes Karma. Oft ist Dein Svadharma nur durch Versuch und Irrtum zu erkennen. Wie fühle ich mich, nachdem ich das gemacht habe? Einfacher ist es zu erkennen, dass Du Gewahrsein bist und frei von Svadharma, denn Du bist eigentlich keine Person, die ein Svadharma hat. Ähnliches gilt für meine Beziehung. Wie kann ich unterscheiden ob ich zu sehr den Wünschen meiner Partnerin nachgebe und somit meinem Naturell (Svadharma) untreu werde oder ob meine Likes und Dislikes der Grund für Zwistigkeiten sind? 4

5 . Deine Likes / Dislikes sind quasi Dein Naturell. Deine Likes / Dislikes sind quasi Deine Vasanas und bestimmen Dein Svadharma. Analysieren kann man diese erst wenn sie an die Oberfläche kommen aus dem Unbewußten / bzw. dem Kausalkörper. Auch ist es nicht so das Vasanas schlecht sind und Dharma gut. Vasanas sind weder schlecht noch gut. Welches Svadharma ist denn z.b. wichtiger? Das von Michael oder das seiner Freundin? Was wenn die Wünsche diametral gegeneinander stehen? Es ist unmöglich im Karma / Dharma Feld dauerhaft Glück zu finden, denn es ist eine Dualität. Jeder Vorteil hat einen Nachteil. Jeder Nachteil einen Vorteil. Du kennst sicher das Beispiel das James gerne bringt. Eine Beziehung gibt Dir Intimität und Nähe zu einem Menschen, aber sie beschränkt Dich in Deiner Entscheidungsfreiheit. In einer erfolgreichen Beziehung sind Kompromisse an der Tagesordung. Ohne Beziehung, im Single-Dasein, musst Du keine Entscheidungen mehr abstimmen, aber Dir fehlt die echte Nähe / Intimität zu einer Person. Wie so viele Männer genieße ich die Aufmerksamkeit von Frauen und schaue ihnen auch sehr oft nach. Ich sage mir dann, dass Sex mit dieser Frau mir auch keine dauerhafte Befriedigung verschafft und ich auch ohne diese Erfahrung ganz und vollständig bin. Wenn man schönen Dingen nachschaut entsteht zunächst nicht das Problem der Anhaftung des Geistes oder der Aufwühlung. Es macht keinen Unterschied ob man einen schönen Berg, eine schöne Frau, einen schönen Mann, einen schönen Wasserfall anschaut, denn darin sieht man Schönheit dieser Schöpfung. Wie Du richtig erkannt hast, ist aber die Idee, dass Sex mit dieser Frau unbedingt notwendig ist für Dein Glück, das Problem, denn es bindet Deinen Geist an das Objekt der Begierde. Da ist übrigens kein Unterschied ob dies der 5

6 Wunschtraum des Sex mit einer Frau, der Wunschtraum des Sportwagens, oder der Wunschtraum der Yacht ist. Aber welchen Karma Yoga Ansatz gibt es dafür, um diesen Anflug von Fantasien ohne Aufwühlung zu überstehen? Ich sehe keinen Karma Yoga Ansatz hier eine Fantasie, die nicht dharmisch wäre z.b. der Betrug an Deiner Freundin mit einer anderen Frau, Bhagavan zu opfern und Ihm zu widmen in der Geisteshaltung von Karma Yoga. Wenn diese Fantasien eine Last darstellen und Deinen Geist zu sehr aufwühlen, ist es wichtig zu verstehen, dass die Erfüllung jeglicher Begierde nur temporär für eine Be-Friedigung im Verstand sorgt bis das nächste Vasana eintrifft und die nächste Begierde erzeugt. Es ist ein Spiel, daß Du nicht gewinnen kannst. Dies ist das Rad des Samsara. Je mehr Du dich einem Vasana ergibst umso stärker wird dieses, bis daraus eine Sucht wird und eine Abhängigkeit. Zu erkennen, dass Du vollständig, ganz, voll, erfüllung bist und dass diese Begierde nur auftaucht und wieder verschwindet schwächt das Vasana. Das Vasana nicht mit einer Handlung zu folgen schwächt das Vasana. Dahinter stehen auch zwei wichtige Qualfikation. Sama und Dama. Diese Begierde im Keim loszulassen (Sama) oder wenn diese Begierde sich entfaltet nicht hinzuschauen (Dama). Habe mal gelesen, dass der Mensch umso glücklicher ist desto mehr positive Erinnerungen er besitzt, auf die er zurückblicken kann. Wenn Du das Buch von James noch nicht gelesen hast, solltest Du das Kapitel über das Glück lesen (Kapitel 2 The Joy is not in the Object). Glück ist nicht die Summe der positiven Momente, die Du wie in einem Kartoffelsack hinter Dir als Erinnerungen herumschleppst. Das Bild entspricht nicht dem was Vedanta über Glück schreibt. Die einzige Konstante in all deinen Erinnerungen über Glück bist:.du. In jedem dieser Erfahrungen gibt es immer Dich, den Zeugen der Erfahrung. 6

7 Du,Das Gewahrsein, in dem diese Erfahrungen erschienen und wieder verschwunden sind, bist immer da gewesen und wirst immer da sein. Vedanta sagt: Du, Gewahrsein, bist Glück. Du bist die Quelle jeglichen Glücks. Ich hänge Dir einen Aufsatz an diese , den ich mal über das Glück geschrieben hatte. Zwar denke ich an so manch tollen Urlaub oder so einige exzessive Partys oder tolle Frauen, die ich mal kannte, zurück kann aber dem Vedanta nur Recht geben, dass sie mich nicht dauerhaft zu einem zufriedenen Menschen ( sonst wäre ich wohl nicht bei Vedanta gelandet) gemacht haben. Trotzdem möchte ich diese Erinnerungen nicht missen, fühle mich aber auch nicht wirklich wohl, wenn ich ihnen nachhänge. Wieso fühlst Du dich denn nicht wohl? Ich habe da eine Vermutung, aber sehr wahrscheinlich kommst Du selbst drauf. Ebenso geht es mir beim Anschauen alter Fotos. Kann dieses Gefühl schwer beschreiben (Wehmut?). Was ist davon zu halten? Was wäre, denn wenn Du genau dieselbe Erfahrung auf den Fotos immer wieder versuchen würdest zu erfahren? Was ist wenn Du dieselbe Achterbahn, die dich das erste mal so begeistert hat zum mal runterfährst? Wie wahr ist dieses Glück auf den Fotos und in dieser Erinnerung? Was ist wahr daran? Woher weiß ich ob ich Sadhana mache? Ich schaue täglich mindestens eine Stunde James Gita Video und höre die Berlin Talks im Auto. Aufkommende Gelüste und Begierden versuche ich so oft es geht auf ihre Ursache zu untersuchen und versuche mich an der Karma Yoga Geisterhaltung. Genügt das? 7

8 Das ist Sadhana. Es stellt sich mir die Frage, wie klar Dir ist, was Du suchst. Was suchst Du? Was willst Du eigentlich wirklich? Was kann ich noch tun und woher weiß ich das ich es richtig mache? Man kann vieles tun, Doch bei jedem ist es anders und hängt von dem derzeitigen Grad der Qualifikationen, dem Karma und der Stärke des Wunsches nach moksha ab. Man kann jahrelang jede Sekunde des Tages meditieren und z.b. atma-anatmaviveka betreiben (Unterscheidung zwischen Dir und den Objekten), und man kann auch weniger machen und nur einmal in der Woche meditieren. Es gibt keine festen Regeln. Gerne kannst Du mir immer wieder mal berichten wo Du stehst und was Du tust und wir können gemeinsam prüfen wie es weiter geht. Außerdem ernähre ich mich seit einem Jahr fast vegan mit einem hohen Obstanteil, also sehr sattvisch und trinke ganz pro Woche mal ein Bier oder Glas Wein. Meinen Körper halte ich durch Ashtanga Yoga und Schwimmen fit. Ist das Sadhana? Ja das ist Sadhana und ist mehr als ich damals getan habe. Bei mir als Person war erst nach moksha klar, dass ich mich vegan ernähre. James hat lange Zeit auch Essprobleme gehabt auch nach Moksha. Swami Chinmayananda hatte ein riesiges Ego nach Moksha und hat weltweit die Chinmaya Missionen aufgebaut. Ramana Maharishi hatte kaum ein Ego und sass Jahre lang nur in seiner Unterhose auf einem Bett herum. Ich will damit nur sagen, es gibt keine festen Regeln. Der einzige feste Gradmesser sind Zweifel oder Unklarheiten, die Du noch darüber hast: Wer Du bist. 8

9 Im Vedanta geht es nur darum, die Zweifel über Deine wahre Identität als Gewahrsein aufzulösen. Das ist Moksha. Das ist Freiheit. Alles andere ist nur Vorbereitung für den Geist. Möchte auf jeden Fall zu dir zum Ammersee-Retreat von Ram kommen. Wie weit im Voraus muss ich mich anmelden? Wegen der Gärtnerei muss ich das kurzfristig entscheiden. Schon mal allerbesten Dank im Voraus, dass auch dich für die Verbreitung von Vedanta engagierst. Hoffe wir treffen uns mal persönlich. Grüße vom Niederrhein Michael Du kannst auch einfach kurzfristig vorbeischauen. Wir finden schon irgendwie einen Platz. Alles Liebe Tan 9