Demenz und Pflegereform
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- Herbert Kaufer
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1 Medizinischer Dienst der Krankenversicherung in Bayern Demenz und Pflegereform Haben sich die Hoffnungen erfüllt? MDK im Dialog Demenz, eine Herausforderung unserer Zeit Winfried Fischer Leiter Pflegebegutachtung, MDK Bayern Aschaffenburg,
2 Gelungene Reform? Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 2
3 Inhalt 01 Instrument und Bewertungen im Überblick 02 Berücksichtigung der Demenz in den Modulen 03 Erfahrungen - Ergebnisse 04 Hilfe, der Gutachter kommt Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 3
4 Instrument und Bewertungen im Überblick
5 Neue Definition der Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftig sind Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit aufweisen und deshalb die Hilfe von anderen brauchen. Pflegebedürftig sind Personen, die körperliche, kognitive oder psychische Belastungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen nicht selbständig kompensieren oder bewältigen können. Die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, voraussichtlich für mindestens 6 Monate, bestehen Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 5
6 Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff und das neue Begutachtungs-Verfahren Sechs Lebensbereiche werden betrachtet und gewichtet Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 6
7 Bewertung der Module 1. Mobilität Bewertung der Selbständigkeit bei den motorischen Funktionen und Aktivitäten 2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Bewertung der kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten 3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Bewertung der Häufigkeit des Auftretens mit personellem Unterstützungsbedarf 4. Selbstversorgung Bewertung der Selbständigkeit bei der praktischen Durchführung 5. Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen Bewertung der Selbständigkeit bei der praktischen Durchführung und der Häufigkeit der personellen Unterstützung bei ärztlich angeordneten Maßnahmen 6. Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte Bewertung der Selbständigkeit bei der praktischen Durchführung Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 7
8 5 Grade der Pflegebedürftigkeit (Pflegegrade) Pflegegrad 1 geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit Pflegegrad 3 schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit Pflegegrad 5 schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung oder Vorliegen einer besonderen Bedarfskonstellation. 12, , Punktwert Pflegegrad 2 erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit Pflegegrad 4 schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 8
9 Bewertung der Selbständigkeit und der Fähigkeiten Das NBI ist ein Bewertungsinstrument kein Fragebogen keine Befunddokumentation kein Instrument zur Personalbemessung Die gutachterliche Bewertung wird abgeleitet aus Angaben des Betroffenen zur pflegerischen Situation Auswertung der medizinischen Befundberichte eigener Befunderhebung unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes des Krankheitsverlaufes der Prognose Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 9
10 Begutachtungsrichtlinien Punkt Feststellung der gesundheitlich bedingten Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder der Fähigkeiten Im Mittelpunkt steht die Beurteilung der Selbständigkeit eines Menschen in sechs Lebensbereichen, die jeden Menschen jeden Tag betreffen. Selbständig ist eine Person, die eine Handlung bzw. Aktivität alleine, d. h. ohne Unterstützung durch andere Personen oder unter Nutzung von Hilfsmitteln, durchführen kann. Die Selbständigkeit einer Person bei der Ausführung bestimmter Handlungen bzw. Aktivitäten wird unter der Annahme bewertet, dass sie diese ausführen möchte. Es ist unerheblich, welche Hilfeleistungen tatsächlich erbracht werden. Die Beurteilung der Selbständigkeit erfolgt auch dann, wenn die Person die betreffende Handlung bzw. Aktivität in ihrem Lebensalltag nicht (mehr) durchführt Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 10
11 Spezifische Berücksichtigung der Demenz in den Modulen
12 Lebensbereich 2: Kognitive/geistige und kommunikative Fähigkeiten Die Fähigkeit ist: vorhanden/ unbeeinträchtigt größtenteils vorhanden in geringem Maße vorhanden nicht vorhanden Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld Örtliche Orientierung Zeitliche Orientierung Erinnern an wesentliche Ereignisse oder Beobachtungen Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen Treffen von Entscheidungen im Alltagsleben Verstehen von Sachverhalten und Informationen Erkennen von Risiken und Gefahren Mitteilen von elementaren Bedürfnissen Verstehen von Aufforderungen Beteiligen an einem Gespräch Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 12
13 4.3.1 Lebensbereich 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Folie I Motorisch geprägte Verhaltensauffälligkeiten Nie oder sehr selten Selten (ein- bis dreimal innerhalb von 2 Wochen) Häufig (zweimal bis mehrmals wöchentlich, aber nicht täglich) täglich Nächtliche Unruhe Selbstschädigendes und autoaggressives Verhalten Beschädigung von Gegenständen Physisch aggressives Verhalten gegenüber anderen Personen Verbale Aggression Andere pflegerelevante vokale Auffälligkeiten Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 13
14 4.3.8 Lebensbereich 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Folie II Abwehr pflegerischer oder anderer unterstützender Maßnahmen Nie oder sehr selten Selten (ein- bis dreimal innerhalb von 2 Wochen) Häufig (zweimal bis mehrmals wöchentlich, aber nicht täglich) täglich Wahnvorstellungen Ängste Antriebslosigkeit bei depressiver Stimmungslage Sozial inadäquate Verhaltensweisen Sonstige pflegerelevante inadäquate Handlungen Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 14
15 Lebensbereich 6: Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte selbstständig überwiegend selbstständig überwiegend unselbstständig unselbstständig Gestaltung des Tagesablaufs und Anpassung an Veränderungen Ruhen und Schlafen Sich beschäftigen Vornehmen von in die Zukunft gerichteten Planungen Interaktion mit Personen im direkten Kontakt Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfeldes Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 15
16 Erfahrungen - Ergebnisse
17 Gesamturteil - Praxistest bestanden! Von Seiten der Pflegebedürftigen, Angehörigen, Pflegefachkräften und auch den Gutachtern des MDK überwiegen deutlich die positiven Rückmeldungen. Die Beeinträchtigungen der Antragsteller, aber auch die Möglichkeiten, deren Selbständigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen, werden besser erfasst. Es wird klarer als bisher erkennbar, welche präventiven Maßnahmen und welche medizinischen bzw. rehabilitativen Leistungen zusätzlich angezeigt sind. Kritische Rückmeldungen, aber auch Missverständnisse und Informationsdefizite, bestehen in einzelnen Modulen und bei der Nachvollziehbarkeit der Berechnungssystematik Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 17
18 Allgemeine Beobachtungen Zufriedenheit mit der Überleitung von der Pflegestufe in den Pflegegrad Ausweitung der Leistung wird positiv empfunden Leistungen bei PG I werden oft nicht als ausreichend angesehen Inhaltlich ist das neue Verfahren auch für Laien nachvollziehbar und transparent; die Gewichtung der Module und die Berechnung des Pflegegrades erschließt sich aber nicht Wunsch der Betroffenen nach umfangreicher Pflegeberatung Hauswirtschaftliche Hilfen sind häufig Auslöser für den Pflegeantrag Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 18
19 Sicht der Pflegegutachter Ganzheitliche Betrachtungsweise entspricht dem Verständnis der Gutachter von Pflege Hohe Akzeptanz des Verfahrens bei der Fachebene, den Betroffenen und bei den Gutachtern durch Wegfall von Minuten und Häufigkeiten von Pflegemaßnahmen Das Begutachtungsinstrument ist praktikabel, gut strukturiert und nachvollziehbar Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 19
20 Sicht der Antragsteller und Pflegenden Die Begutachtung ist näher an der Lebensrealität des Betroffenen: Durch die Erweiterung auf die elementaren Bereiche der Lebensführung wird die Situation des Antragstellers umfassender erfasst Der Antragsteller fühlt sich durch das neue, erweiterte Begutachtungsinstrument besser wahrgenommen Das Begutachtungsgespräch findet auf Augenhöhe statt Die Bewertung der einzelnen Aktivitäten (selbständig unselbständig) ist für den Laien/Antragsteller nachvollziehbar Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 20
21 Anwendung bei Menschen mit Demenz Angehörige/Pflegepersonen von Versicherten mit kognitiven Fähigkeitsstörungen sehen, durch die ganzheitliche Betrachtung (über alle Module), die Fähigkeiten/Selbständigkeit bzw. deren Einschränkungen, besser dargestellt und bewertet Die bisherige Trennung zwischen Pflege und Beaufsichtigung/Tagesstrukturierung entfällt Der neue Bereich (Modul 5 Behandlungspflege und Therapie ) wird sehr positiv aufgenommen Bei vielen Versicherten besteht gerade in diesem Bereich ein bis dato nicht berücksichtigter hoher Aufwand (Überwachung bzw. Unterstützung bei der Therapie) Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 21
22 Reibungspunkte Insbesondere in der Widerspruchsbegutachtung zeigt sich, dass die Berechnungssystematik (Summenwert und der daraus resultierende gewichtete Modulwert) häufig vom Antragsteller nicht nachvollzogen werden kann Der Unterschied zwischen den Modulen 1 6 sowie den Bereichen Außerhäusliche Aktivität und Haushaltsführung (Nichtberücksichtigung beim Pflegegrad) ist häufig nicht bekannt Erhöhter individueller Beratungsbedarf des Antragstellers Weiterhin hoher Informationsbedarf (auch bei Profis ) Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 22
23 Freigaben - Ergebnisse Pflegebegutachtungen*/** 1.Quartal ,6% 21,9% 26,8% 17,7% 9,3% 4,7% 2.Quartal ,4% 18,3% 26,5% 20,8% 13,1% 6,8% 3.Quartal ,7% 17,2% 26,7% 22,1% 14,2% 7,0% 4.Quartal ,6% 17,2% 27,1% 22,8% 13,5% 6,7% Januar ,4% 16,5% 27,4% 23,4% 14,5% 6,7% nicht pfl.-bed. PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG ,7% 6,7% 34,9% 23,0% 12,7% nicht pfl.-bed. PEA unter Stufe I Stufe I Stufe II Stufe III *Erst-, Änderungs-, Wiederholungs- und Widerspruchsgutachten zu den Anlässen 611, 612, 613, 614, 615, 621, 622; Regelfälle Seite 23
24 Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 24
25 Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 25
26 Die Begutachtung
27 Hilfe, der Gutachter kommt Bereiten Sie sich auf die Begutachtung vor! Welche Situationen sind im Alltag besonders schwierig? Bei welchen Tätigkeiten wird in welchem Maße Unterstützung benötigt? Welche Tätigkeiten können selbständig erledigt werden? Halten Sie vorhandene Unterlagen bereit! Relevante Arztberichte Aktueller Medikamenten- bzw. Behandlungsplan Dokumentationsmappe eines eingebundenen Pflegedienstes Die Pflegeperson soll beim Begutachtungstermin anwesend sein! Insbesondere bei geistigen, kommunikativen sowie psychischen Einschränkungen Es besteht immer die Möglichkeit eines Gesprächs unter vier Augen In der Begutachtung: Verharmlosen oder beschönigen Sie (Ihre) Einschränkungen der Selbständigkeit nicht. Schämen Sie sich nicht, notwendige Aufwände wahrheitsgemäß anzugeben. Machen Sie klare Angaben! Sind Sie realistisch! Sprechen Sie Probleme an! Demenz und Pflegereform - Haben sich die Hoffnungen erfüllt? Seite 27
28 MDK Bayern
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