am Beispiel der Textilindustrie

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1 am Beispiel der Textilindustrie München/Albstadt, 1/35

2 : CO 2 -Simulations-Tool in Albstadt entwickelt Studierende des 6. Semesters an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen haben im Wintersemester 2009/2010 in Kooperation mit dem Münchner Beratungsunternehmen intellgenio GmbH ein dv-gestütztes Simulations-Tool zur Ermittlung des s von Bekleidungsstücken entwickelt. Angetrieben durch die Tatsache, daß jeder Deutsche durchschnittlich jährlich 10 Tonnen Kohlendioxid im Jahr verursacht (und sich die persönlichen Emissionen jedes einzelnen für nur 70 Cent pro Tag neutralisieren lassen würden vgl. FA Nr. 67 vom 20./ , C2), ermittelten die Studierenden zunächst beispielhaft den für ein (weißes) T-Shirt. Ein Textil- & Bekleidungsunternehmen kann nun ersehen, in welcher Produktionsstufe welche CO 2 -Belastung anfällt und wie diese ggf. optimiert/reduziert werden kann (z.b. durch Änderung der Versandart). Ähnliche Simulationstools sind bereits seit einiger Zeit erfolgreich z.b. im Asset- Management in der Energiewirtschaft im Einsatz und führen dort zu erheblichen Einsparungen. Aufgrund der Komplexität des Supply-Chains und der Produktvielfalt in der Textil- & Bekleidungsindustrie sind jedoch bei den einzelnen Unternehmen dieser Branche noch weiter individuelle Anpassungen bis zum endgültigen Einsatz notwendig. 2/35

3 Agenda Einleitung Carbon Footprint-Definition, Zertifikationen Projekt Ziele intellgenio Unser Footprint Prozessstufen Anbau Weiterverarbeitung Textilherstellung Fertigung Transport Wissenswertes / Blick in die Zukunft Quellen 3/35

4 Carbon Footprint Der Begriff Carbon Footprint wird international unterschiedlich definiert und verwendet: Der Carbon Footprint bezeichnet die Bilanz der Treibhausgas - Emissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einer definierten Anwendung. Quelle: PCF Pilotprojekt Deutschland, c/o Thema 1 GmbH Treibhausgas-Emissionen gasförmigen Stoffe Definiert vom Weltklimarat / IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) Koeffizient für das Global Warming 4/35

5 Weiterverarbeitung -Trocknen - Egrenieren - Waschen - Kämmen - Färben/Bleichen - Spinnen Spulen Anbau -Feld Bestellen - Aussaat - Bewässerung - Pestizide/ Düngen -Ernte/ Pflücken Textilherstellung -Weben/ Schlichten - Ausrüsten - Waschen Entsorgung Nutzung -Tragen - Waschen -Trocknen -Bügeln Konfektion -Zuschnitt - Nähen - Zutaten anbringen - Verpacken - PC-Steuerung Verkauf/ Vermarktung -Licht -Heizung -Lagerung -Katalog 5/35

6 Zertifikationen Öko-Tex Standard 100 untersucht gesundheitsschädigende/chemische Komponenten Fair Trade gerechte Zahlung der Arbeiter Quelle: oeko-tex.com/oekotex100 FWF Fair wear Foundation faire Arbeitsbedingungen Global Organic Textile Standard (GOTS) - 90 Prozent der Rohstoffe aus ökologischen Anbau, strengen umweltfreundlichen Richtlinien - Keine Kinder- oder Zwangsarbeit Quelle: fairwear.org The Soil Association - lizenziert ausschließlich Lieferanten echter Biobaumwollkleidung Quelle: soilassociation.org 6/35

7 Projekt - Zielsetzung Entwicklung eines Simulations-Tools zur Berechnung des CO 2- Ausstoßes (Bsp. Bekleidungsindustrie) Erstellen eines Fachkonzeptes Erstellen einer Demoversion (Quelle: Simulation Kick-off-Workshop) In unserem Fall: Beschränkung der Analyse auf den Produktionsablauf von Anbau bis Konfektion für eine Anwendung im Textilgewerbe Fallbeispiel: weißes Basic T-Shirt Recherche Arbeiten: wie viel CO 2 steckt in einem spezifischen Produkt? Wie viel CO 2 steckt in den einzelnen Prozessstufen? 7/35

8 intellgenio GmbH intellgenio entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen Schwerpunkte liegen bei der Geschäftssimulation für den deutschen Energieversorgungsmarkt und der Beratung rund um das Netzgeschäft (Quelle: intellgenio.com) 8/35

9 BSF das Business Simulation Framework Version 2.0 9/35

10 Unser Footprint Für eine Tonne T-shirts: Anbau Transport Transport Transport Weiterverarbeitung Textilherstellung Fertigung / Konfektionierung 10/35

11 Prozessstufe 1: Anbau Weltkarte des Baumwollanbaus Quelle: 11/35

12 Prozessstufe 1: Anbau Die sieben größten Anbauländer Quelle: PDF Öko-Institut e.v. Anbau und Verarbeitung von Baumwolle 12/35

13 Prozessstufe 1: Anbau Boden vorbereiten Säen Düngen Pflanzenschutzmittel Ernte Egrenieren der Baumwolle Quelle: 13/35

14 Prozessstufe 1: Anbau Baumwoll-Anbauarten Konventionelle Baumwolle Ökologische Baumwolle kaum mechanisiert Typ China hochindustrialisiert Typ USA 14/35

15 Prozessstufe 1: Anbau Was ist der Typ China? Länder wie China, Indien und Pakistan Landbearbeitung und Ernte erfolgt händisch Organische und synthetische Düngemittel Pflanzenschutzmittel-Verteilung erfolgt per Hand CO wird wenig exportiert Kommt in weiterverarbeiteter Form auf den Weltmarkt 15/35

16 Prozessstufe 1: Anbau Was ist der Typ USA? Länder wie Australien, ehem. Sovietländer und USA Intensivlandwirtschaft Landbearbeitung und Ernte sind hochmaschinell Pflanzenschutzmittel mit kleinen Flugzeugen Weiterverarbeitung findet in geringen Maße im Erzeugerland statt 16/35

17 Prozessstufe 1: Anbau Kriterien für die Öko-Baumwolle Keine chemisch vorbehandelten Saatgüter Verbot von Mineraldünger Verbot synthetischer Pflanzenschutzmittel Ernte ohne Defolianten Mischkultur 17/35

18 Prozessstufe 1: Anbau Die 5 größten Hersteller von Öko-Baumwolle 18/35

19 Prozessstufe 1: Anbau Für eine Tonne T-shirts: Input: Baumwollsamen 3810 kg Saatgut Output: Rohbaumwolle 1600 kg Ca. 2% CO 2 19/35

20 Prozessstufe 2: Weiterverarbeitung Baumwollflocke wird geöffnet, gereinigt, gekämmt, verstreckt und zu Garn versponnen Es werden bei 1600kg Baumwolle mit ca. 25% Faserverlust gerechnet Arbeitsschritte und die Maschinen dazu: Spinnereivorbereitung Kämmereivorbereitung Kämmerei Streckwerk Flyer Ringspinnen Quelle: Spinning documentation, RIETER, /35

21 Prozessstufe 2: Weiterverarbeitung Für eine Tonne T-shirts: Input: 1,6 Tonnen Rohbaumwolle Kämmerei + Spinnerei: Materialverlust ca. 25% (Richard- Elsner, 1998) Output: 1,2 Tonnen gekämmtes Ringgarn Ca. 7% CO 2 21/35

22 Prozessstufe 3: Textilherstellung Die Textilherstellung unterteilen wir in Stricken und Veredelung. Stricken Single Jersey Rundstrickmaschine Relanit 3.2 II abhängig von mehreren Faktoren der Maschine (Geschwindigkeit, Feinheit, Technik) desweiteren von der Stoffqualität (schwerer oder leichterer Stoff) Quelle: Mayer&Cie Zungennadeln einer Rundstrickmaschine in verschiedenen Strickpositionen 22/35

23 Prozessstufe 3: Textilherstellung Veredelung Textilveredelungsprozess: Vorbehandlung (z.b. Bleichen) Ausrüsten Färben Drucken 23/35

24 Prozessstufe 3: Textilherstellung Für eine Tonne T-shirts: Input: 1,2 Tonnen (Garne) Output: 1,2 Tonnen (single jersey) Ca. 74% CO 2 24/35

25 Prozessstufe 4: Fertigung Zur Fertigung zählen: Zuschnitt Konfektionierung Bügeln Verpacken Es besteht kein Unterschied zwischen konventioneller und Bio- Baumwolle, da der Ablauf der selbe ist 25/35

26 Prozessstufe 4: Fertigung Klassifizierung: Je nach Produktionsstandard, -art und -ort unterscheidet sich der Energieverbrauch Energieverbrauch Definition Minimum Medium Maximum Nutzung neuerer Maschinen entspricht dem Mittelwert Nutzung älterer Maschinen Betriebe achten auf Energie-/ Wasserverbrauch, bzw. Verschmutzung Evtl. Energiesiegel Betriebe achten weniger bzw. nicht auf Energie-/ Wasserverbrauch, bzw. Verschmutzung Quelle: PDF Öko-Institut e.v. Anbau und Verarbeitung von Baumwolle 26/35

27 Prozessstufe 4: Fertigung Für eine Tonne T-shirts: Input: 1,2 Tonnen Material (single jersey) Zuschnitt: Materialverlust ca. 17% (Quelle: Ökoinstitut e. V., Feb 2002) Konfektion: 1t Material, 2-3 min Durchlaufzeit pro Shirt Output: 3333 T-shirts (bei 300g/Tshirt) Ca. 5% CO 2 27/35

28 Prozessstufe X: Transport 28/35

29 Prozessstufe X: Transport Der Transport findet meist zwischen allen Prozessstufen statt und dies oft über Ländergrenzen hinweg. Erste Gedankenschritte: Auswahl der Standorte der einzelnen Produktionsstufen Automatische Ermittlung der Strecken zwischen den Ländern und des Verbrauchs an CO 2. Tatsächliche Umsetzung: manuelle Kilometereingabe mehrere Prozessstufen in einem Land möglich Exakte Eingaben sind vorauszusetzen 29/35

30 Prozessstufe X: Transport Daten aus dem Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Bahn von 2009 Diese stützen sich auf ISO und Greenhouse Gas Protocol (d.h. nicht reiner Verkehrsmittelausstoß, sondern Berücksichtigung anderer Emissionen) Bei LKW Transportwerte für Fernverkehr, da häufig Ländergrenzen überschritten werden 30/35

31 Prozessstufen X: Transport CO2-Ausstoß in kg pro t und km Quelle: /de 0,8 0,713 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,089 0,1 0 0,018 0,023 LKW Schiff Zug Flugzeug 12% CO 2 31/35

32 Wissenswertes Höchster Verbrauch liegt beim Kunden Immer mehr Firmen interessieren sich für den CO 2 -Ausstoß ihrer Produkte Ein Smart verbraucht auf ca. 116 km genauso viel CO 2 wie ein T-shirt Ein Porsche verbraucht das Gleiche auf ca. 20 km Quelle: aktuell: genmanipulierte Biobaumwolle Landwirtschaft benötigt CO 2 Quelle: 32/35

33 Blick in die Zukunft Transparenz schaffen Produktkennzeichnung wird immer wichtiger: Wertesysteme/ Benotungssysteme, die für den Kunden unmissverständlich sind (siehe z.b. Stiftung Warentest) CO 2 -Ausstoß und andere Emissionen müssen drastisch reduziert werden Das Umweltdenken muss gefördert werden 33/35

34 Quellen PCF Pilotprojekt Deutschland, c/o Thema 1 GmbH PDF Öko-Institut e.v. Anbau und Verarbeitung von Baumwolle Spinning documentation, RIETER, Winterthur 2008 Webpages Bilder (T-shirt Zeichnung) 34/35

35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Prof. Dr. Ingo Hirsch Fakultät Engineering Hochschule Albstadt-Sigmaringen Jakobstr Albstadt Tel Fax hirsch@hs-albsig.de intellgenio GmbH Dr. Heiko Spitzer Lamontstr München Tel: Fax: Heiko.Spitzer@intellgenio.com 35/35