Neue Wege ins Klassenzimmer. Wie Quereinstiegsmodelle und klassische Ausbildung voneinander lernen können.
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- Jörg Walter
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1 Neue Wege ins Klassenzimmer Wie Quereinstiegsmodelle und klassische Ausbildung voneinander lernen können.
2 Die gemeinsamen Ziele In Österreich arbeiten Teach For Austria, die Bildungsdirektion für Wien und die Industriellenvereinigung im NEWTT-Projekt zusammen. Im Mittelpunkt steht die Aus- und Weiterbildung von motivierten, vielseitigen Lehrer*innen. Lehrer*in: einer der wichtigsten Berufe für unsere Gesellschaft Lehrer*innen haben direkten Einfluss auf die Zukunft der nächsten Generation. Sie bringen unseren Kindern nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen bei, sondern beeinflussen ihr Sozialverhalten, wie sie Herausforderungen angehen, ihre Offenheit gegenüber neuen Ideen und Neugierde. Wenn wir wollen, dass die Engagiertesten diese Aufgabe übernehmen, müssen wir auch etwas daran ändern, wie wir über Lehrer*innen sprechen, und junge Menschen aktiv für den Beruf begeistern. Machen wir uns bewusst, welchen enormen Wert hervorragende Lehrer*innen haben: für ihre Schüler*innen und die Gesellschaft. Voneinander lernen: Innovation für das System Quereinsteiger*innen und an Pädagogischen Hochschulen ausgebildete Lehrer*innen bringen unterschiedliche Erfahrungen und Wissenshorizonte mit: Das Ziel von NEWTT ist es auch, das Beste aus verschiedenen Ansätzen zu vereinen. Die klassische Ausbildung bereitet die Pädagog*innen gezielt auf ihren langfristigen Einsatz an Schulen vor. Fachliches Wissen wird genauso gelehrt wie die notwendigen pädagogischen oder administrativen Kenntnisse. Eine Stärke des Modells von Teach For Austria ist zum Beispiel die Auswahl der Lehrer*innen nach standardisierten Kriterien wie Durchhaltevermögen, Kommunikationsfähigkeit, Organisationsfähigkeit usw. Beide Modelle können voneinander lernen und dem jeweilig anderen gewinnbringende neue Ansätze bieten. Entwicklung durch Begleitung: Mentoring-Systeme als Best Practice Ergebnisse zeigen, dass sich die befragten Junglehrer*innen mit klassischem Ausbildungsweg mehr Austausch und Feedback wünschen, um sich in ihrer Rolle als Lehrer*innen weiterzuentwickeln. Sowohl die TFA Fellows als auch die Pädagog*innen, die den klassischen Weg gewählt haben, greifen gerne auf die unterschiedlichen Blickwinkel und Erfahrungen der jeweils anders ausgebildeten Kolleg*innen zurück. Die Teach For Austria Fellows haben den Vorteil eigener Trainer*innen, die sie regelmäßig hospitieren, Entwicklungsgespräche führen und Support in schwierigen Situationen bieten. Auch die Pädagog*innenbildung NEU sieht Peer- Hospitationen und Mentoring in einer Induktionsphase für alle Junglehrer*innen vor - wichtige und richtige Maßnahmen. Entsprechende Auswahl und begleitendes Training der Mentor*innen sind essenziell, um Junglehrer*innen den bestmöglichen Support zu bieten.
3 Das Studien-Design Die Teilnehmer*innen Über zwei Jahre evaluierte die Universität Duisburg-Essen insgesamt 92 österreichische Lehrer*innen in deren ersten beiden Unterrichtsjahren. Die Teilnehmer*innen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: klassisch ausgebildete Lehrer*innen (Abgänger*innen der Pädagogischen Hochschulen) und Teach For Austria Fellows (ausgewählte Quereinsteiger*innen, die, begleitet durch das Teach For Austria-Programm, als vollwertige Lehrkräfte unterrichten). Die Ergebnisse Ziel der Studie war es, die Professionalität der beiden Gruppen zu analysieren. Wie steht es um ihr pädagogisches und fachliches Wissen? Wie wirksam schätzen sie sich selbst als Lehrer*innen ein? Warum haben sie sich für den Lehrer*innenberuf entschieden? 92 Teilnehmer*innen 2Jahre 4 Befragungszeitpunkte 2 Testgruppen Teilnehmer*innen Alter Studium 1. Dienstjahr Auswahl 52 traditionell ausgebildete Lehrkräfte 28,6 Pädagog*innenbildung vor der Curriculumsänderung 2016 September 2016 aus einem Pool von 155 Lehrer*innen der Neuen Mittelschulen in Wien in ihrem ersten Dienstjahr (Selbstselektion) 40 Teach For Austria Fellows 27,5 Über 30 unterschiedliche Studienrichtungen wie z. B. Volkswirtschaft, Molekularbiologie, Soziologie u. v. m. September 2016 In einem vierstufigen Prozess inkl. Assessment Center wurden rund 8 % der Bewerber*innen nach standardisierten Kriterien (z. B. Durchhaltevermögen) ausgewählt. 40 davon für das Fellowprogramm. Alle Fellows des Jahrgangs 2016 waren Teilnehmer*innen der NEWTT-Studie.
4 Arbeit mit Kindern im Mittelpunkt Motive für die Berufswahl Für beide Gruppen war die Arbeit mit Kindern eines der wichtigsten Motive für die Berufswahl. Bei Teach For Austria Fellows kommt das Thema Soziale Verantwortung hinzu; bei klassisch ausgebildeten Lehrer*innen überwiegt das Interesse am Unterrichtsfach. Der Umgang mit den Schüler*innen ist für mich einer der schönsten Aspekte des Lehrer*innenberufs. Beide Gruppen bewerteten dieses Statement am höchsten. Einstellung zum Unterrichten 92,5 % Ob klassischer Ausbildungsweg oder Quereinstieg die befragten Lehrer*innen üben ihren Beruf mit viel Begeisterung aus. Nach ihrem beruflichen Enthusiasmus befragt, war dieser am Ende des zweiten Schuljahres sehr hoch. Der Mittelwert über beide Gruppen lag mit 92,5 % fast beim höchstmöglichen Wert. Arbeit mit Kindern Soziale Verantwortung Job- Sicherheit Fachspezifische Motivation Teach For Austria Fellow Arbeit mit Kindern Soziale Verantwortung Job- Sicherheit Fachspezifische Motivation Traditionell ausgebildete Lehrkräfte Pädagogisches und fachliches Wissen Die Studienteilnehmer*innen absolvierten einen standardisierten Test, der ihr Wissen rund um Pädagogik und Didaktik überprüfte. Durch intensive Vorbereitung und die zweijährige Begleitung erzielen Teach For Austria Fellows mindestens genauso gute Ergebnisse wie klassisch ausgebildete Lehrer*innen. Fachlich sind beide Gruppen gut auf den Unterricht vorbereitet. Die Quereinsteiger*innen von Teach For Austria zeichnen sich insbesondere durch fächerübergreifendes Denken aus: 95 % der Teach For Austria Fellows geben an, dass ihnen ihr Vorwissen hilft, Schüler*innenfragen, die über den Kernstoff des Fachs hinausgehen, zu beantworten. Beziehungsarbeit und Wissensvermittlung werden von beiden Gruppen am höchsten bewertet.
5 wirksamkeit als Lehrer*in Entwicklung über die Zeit Pädagogische Skills entwickeln sich gerade in den ersten Unterrichtsjahren. Im NEWTT-Projekt wurden die teilnehmenden Lehrer*innen zu ihrer Selbstwirksamkeit im Klassenzimmer befragt. Dazu mussten sie sich bezüglich ihrer Wirksamkeit im Klassenzimmer und ihres Umgangs mit Schüler*innen selbst einschätzen. Die Quereinsteiger*innen von Teach For Austria schätzten sich vor ihrem Start an der Schule schlechter ein als ihre Kolleg*innen von der Pädagogischen Hochschule, verbesserten sich jedoch über die zwei Jahre deutlich. Die Selbsteinschätzung der klassisch ausgebildeten Pädagog*innen blieb auf gleichem, hohem Niveau. Störendes Verhalten in der Klasse unter Kontrolle bringen. 2,6 Eine*n störende*n Schüler*in beruhigen. 3,1 2,5 3,1 2,9 2,9 2,8 2, Befragte schätzten sich zu Beginn und nach zwei Jahren auf einer Skala von 1 (konnte ich gar nicht umsetzen) bis 4 (konnte ich sehr gut umsetzen) selbst ein. Teach For Austria Fellows Traditionell ausgebildete Lehrkräfte Feedback & Mentoring Ein wichtiger Faktor für die professionelle Weiterentwicklung ist Feedback. Auf die Frage, wie viel Feedback die Teilnehmer*innen durchschnittlich erhalten, erzielen die Fellows von Teach For Austria deutlich höhere Werte. Der Grund dafür ist, dass Teach For Austria Fellows von einer/einem persönlichen Trainer*in über die zwei Jahre regelmäßig hospitiert und durch Entwicklungsgespräche begleitet werden. Durchschnittliche Anzahl der wahrgenommenen Feedback-Gelegenheiten (max. 10) 6 Anzahl an Feedback-Gelegenheiten ,6 3,6 Teach For Austria Fellows Traditionell ausgebildete Lehrkräfte Anteil Teach For Austria-Trainer*in
6 Das Projekt NEWTT New ways for new talents in teaching Europaweit steht der Lehrer*innenberuf vor großen Herausforderungen: Lehrer*innenmangel, schlechte Bildungschancen für sozioökonomisch benachteiligte Schüler*innen, veränderte Anforderungen an Lehrer*innen sowie mangelnde Attraktivität des Berufes sind nur einige davon. Das Erasmus+- Projekt NEWTT New Ways for New Talents in Teaching evaluiert, inwiefern ausgewählte und professionell begleitete Quereinsteiger*innen als Lehrkräfte helfen können, diesen Herausforderungen zu begegnen. Seit 2016 analysiert NEWTT Quereinstiegsmodelle von Teach For- Organisationen in Österreich, Bulgarien, Lettland, Rumänien und Spanien. Die deutsche Universität Duisburg-Essen begleitet das Projekt wissenschaftlich und testet die Einstellung zum Lehrer*innenberuf sowie pädagogische und didaktische Kompetenzen der Quereinsteiger*innen und Lehramtsabsolvent*innen. 7 europäische Länder sind involviert 15 Partner*innen 1Projekt Beteiligt sind Universitäten, NGOs, Interessenvertretungen und das Londoner Büro von Teach For All 145 Schulen sind Teil von NEWTT 265 Quereinsteiger*innen werden wissenschaftlich begleitet Unser Modell wird seit 2012 angenommen von Hochschulabsolvent*innen genauso wie von Schulleiter*innen. Durch NEWTT haben wir nun auch eine Bestätigung seitens der Wissenschaft, damit einen wertvollen Beitrag im System zu leisten. Walter Emberger, Gründer Teach For Austria Lehrer*in ist einer der schönsten und gesellschaftlich wichtigsten Berufe. Mit dieser Botschaft müssen wir aktiv hinausgehen, um noch mehr qualifizierte und ambitionierte Menschen für diese Aufgabe zu begeistern. Patrick Wolf, Bildungsdirektion für Wien Engagierte, gut ausgebildete und motivierende Lehrpersonen sind entscheidend für die Lebenswege unserer Kinder. Neben einer ausgezeichneten Ausbildung ist es uns ein besonderes Anliegen, künftig auch alternative Wege in den Lehrer*innenberuf zu ermöglichen. Denn Quereinsteiger*innen bringen neue Sichtweisen und Erfahrungen aus der Berufswelt in das Klassenzimmer. Gudrun Feucht, Industriellenvereinigung Impressum: Herausgeberin: Teach For Austria ggmbh Projektreferenz: EPP BG-EPPKA3-PI-Policy Redaktion: Miriam Gross, Wilfried Swoboda, Theresa Vonach Druck: Druck.at Grafik: Fotografie: David Blacher
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