Eingewöhnungskonzeption
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1 Eingewöhnungskonzeption AWO Kinderkrippe Sonnenbogen Biberger Straße 24a Unterhaching Tel.: 089/ Fax: 089/ Träger: AWO München gemeinnützige Betriebs-GmbH gefördert durch die Gravelottestr. 8 Landeshauptstadt München München
2 Vorwort Liebe Eltern, [ ] Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. [ ] (Hermann Hesse) Für Sie und Ihr Kind steht nun ein neuer Anfang bevor. Der Eintritt in die Kinderkrippe ist für alle Beteiligten ein neuer Lebensabschnitt. Es müssen Veränderungen auf verschiedenen Ebenen geleistet werden und familiäre Rollen wandeln sich. Veränderungen begleiten uns ein Leben lang und wir möchten Sie beim ersten Übergang Ihres Kindes bestmöglich begleiten und unterstützen. Für die Eingewöhnungszeit Ihres Kindes nehmen Sie sich bitte ca. 4-6 Wochen Zeit, bei der wir zusammen und gemeinschaftlich die erste Zeit zum Wohle des Kindes gestalten und begleiten können. Erst, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsame, transparente Ziele gesteckt haben, kann der Anfang in der Kinderkrippe gelingen. Wir als Team der Kindertageseinrichtung wollen somit die Eingewöhnungszeit gemeinsam mit Ihnen, dem Kind und allen weiteren involvierten Personen fachlich und persönlich professionell gestalten. Hierbei orientieren wir uns am Münchner Eingewöhnungsmodell, welches auf wissenschaftlichen Ergebnissen eines Projektes beruht. Unsere Grundhaltungen und Vorgehensweisen anhand dieses Modells sollen Ihnen nun im weiteren Verlauf näher erläutert werden. Es ist uns ein Anliegen, dass Sie diese Informationen im Vorfeld erhalten, damit die partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Wohle Ihres Kindes von Anfang an gesichert wird. Bitte planen Sie genügend Zeit (4-6 Wochen) für die Eingewöhnung ein, damit ohne Druck und möglichst wenig Stress der erste Übergang für Ihr Kind positiv und gemeinschaftlich gestaltet werden kann.
3 1. Grundlagen der Eingewöhnung Eine unserer wichtigen Grundannahmen ist, dass das Kind als kompetenter Säugling und Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung anzusehen ist. Diese Haltung ist die Basis der Gestaltung der Eingewöhnungsphase. Das Kind wird hierbei von uns nicht als passives und hilfloses Wesen angesehen. Individuelle Bedürfnisse der Kinder hinsichtlich Beziehungsgestaltungen, Umweltaneignung und der Mitgestaltung der eigenen Entwicklung werden somit mit in die Übergangsphase in der Kinderkrippe miteinbezogen (vgl. Winner 2015, S. 4). Das Kind bestimmt somit das Tempo in der Kennenlern- und Ablösungsphase und alle beteiligten Personen versuchen das Wohl des Kindes anhand dieser Bedürfnisse zu orientieren. 1.1 Was heißt Eingewöhnung eigentlich? Eingewöhnung umfasst somit die Anfangszeit der Betreuung eines Kindes und die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Kindertageseinrichtung. Diese sensible Zeit wird durch die Begleitung des Kindes durch die Eltern schrittweise und sensibel geprägt, sodass das Kind die Möglichkeit erhält zu den Pädagogen und den anderen Kindern eine Beziehung aufzubauen. 1.2 Warum ist eine professionelle Eingewöhnung so wichtig? Die Zeit der Eingewöhnung ist als eine Zeit des schnellen und raschen Lernens. Die ersten Übergänge in der frühen Kindheit sind somit prägend für alle weiteren Veränderungen im Leben. Die Kinder erwerben vielschichtige Fähigkeiten und erlangen an Selbstwirksamkeitserfahrungen. Es handelt sich daher um bedeutsame Schlüsselsituationen im Bildungsprozess. Das Kind befindet sich dabei in einem Prozess der Herausforderungen und Lernchancen. Durch die professionelle Gestaltung der Eingewöhnung erlangt das Kind die Sicherheit, dass die Beziehung zu den Eltern nicht verloren geht und die Eltern immer wieder nach der Arbeit ihr Kind abholen. Des Weiteren werden neue und verlässliche Beziehungen zu anderen Personen, wie Fachkräften und Kindern aufgebaut. Emotionen der Trennung und der Freude an der neuen Umgebung müssen in Einklang gebracht werden. Der Umgang mit neuen Situationen, Menschen, Gefühlen und auch Rollen ist somit ein lebensweltprägender Entwicklungsschritt für das Kind, welcher eine professionelle Zusammenarbeit aller Systeme erfordert (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen; Staatsinstitut für Frühpädagogik München 2010, S. 117ff.).
4 Erst, wenn sich ein Kind sicher und geborgen fühlt, kann es lernen und die Umwelt entdecken. Der Aufbau von Beziehung ist daher die Grundlage der Bildung in der Kinderkrippe (vgl. Van Dieken 2015, S. 49). Für die Eltern bedeutet es meistens, die erstmalige, längere Trennung vom Kind. Hierbei wird durch eine professionelle Eingewöhnung eine vertrauensvolle Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Pädagogen hergestellt (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen; Staatsinstitut für Frühpädagogik München 2010, S. 117ff.). 1.3 Welche Rolle trage ich als Elternteil oder Bezugsperson des Kindes? Wir als Team der Kinderkrippe wünschen uns von Ihnen Offenheit, Vertrauen und Mitarbeitsbereitschaft im Hinblick auf die positive Übergangsgestaltung für Ihr Kind. Dies bedeutet, dass Sie uns jederzeit Fragen stellen dürfen oder Ihre Gefühle mitteilen können. Dies schafft die Basis der guten Zusammenarbeit. Während Sie in der Anfangszeit mit Ihrem Kind den Alltag kennen lernen bitten wir Sie, sich an zeitliche Abmachungen zu halten. Dies erleichtert die Planung und Durchführung der sensiblen Zeit. Für Ihr Kind ist es wichtig, dass Sie im Gruppenalltag präsent für Ihr Kind sind, damit es Sicherheit bei der Erkundung erlangt. Suchen Sie sich einen gemütlichen Platz, von dem aus Sie eher in der Beobachterrolle Ihr Kind unterstützen. Kommt Ihr Kind zu Ihnen, lassen Sie die Nähe zu und achten Sie auf die Bedürfnisse Ihres Kindes. Sie kennen Ihr Kind am besten und nur so können wir gegenseitig von den Erfahrungs- und Wissensschätzen profitieren. Wir werden versuchen durch kleine Spielanreize sanft Kontakt zu Ihrem Kind aufzubauen. Dies orientieren wir an Signalen des Kindes. Sie sind Vorbild für Ihr Kind. Wenn Sie bereit sind den neuen Schritt zu gehen, wird Ihr Kind das auch spüren. Sie haben in der Eingewöhnungszeit die Chance den Alltag in der Kinderkrippe umfassend kennen zu lernen und Ihr Kind bei einem sanften Einstieg zu belgeiten. Nähere Informationen zum Ablauf der Eingewöhnung finden Sie im weiteren Verlauf unter dem Ordnungspunkt 2. Des Weiteren sind unter dem Abschnitt 3 Tipps und einen Leitfaden für die erste Trennung für Sie zusammengefasst.
5 2. Wie läuft die Eingewöhnung konkret ab? Vorbereitungsphase Kennenlern- und Sicherheitsphase Vertrauensphase Von der Anmeldung bis zum ersten Krippentag Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8 Tag 9 09:00 10:00 Uhr ca. 08:00/08:30 12:00 Uhr Individuell und am Kind orientiert Information über die Bedeutung der Eingewöhnung und den Verlauf Kennenlernnachmittag in der Kinderkrippe Fragebogen über das Kind Erstgespräche zwischen den Eltern und der jeweiligen Gruppenpädagogin Klärung von Fragen Rollenklärung Vereinbarung für Datum und Uhrzeit des ersten Tages Die Unterteilung in Kennenlern- und Sicherheitsphase verläuft individuell nach den kindlichen und situativen Befindlichkeiten. Die zuständige Pädagogin entscheidet die Schritte in Abstimmung mit dem Gruppenteam und den Bezugspersonen des Kindes. Kennenlernphase: Begleitung durch Bezugsperson Kennenlernen gruppespezifischer Abläufe und Personen Die elterliche Bezugsperson bleibt dabei verlässlich erreichbar und bietet dem Kind Sicherheit bei der Erkundung. Langsamer und kindorientierter Kontaktaufbau zum Kind Pflegesituationen (z.b. Füttern, Wicken) werden von der Bezugsperson übernommen Sicherheitsphase: Begleitung des Kindes weiterhin durch die Bezugsperson Pflegesituationen werden in Beisein der Pädagogin von den Eltern übernommen und können Stück für Stück übergeben werden. Kind und Eltern erlangen Sicherheit in den Abläufen und Beziehungen. Die Vertrauensphase dauert an, bis die Eingewöhnung als beendet gilt. Die Vertrauensgrundlage für die erste Trennung wurde gelegt. Die erste Trennung bzw. ein neuer Schritt finden nie an einem Montag oder Freitag statt. Die erste Trennung dauert nicht länger als Minuten an. * Trennungen werden anhand des kindlichen Wohlbefindens und den Signalen weiter ausgeweitet, sodass innerhalb von ca. 4-6 Wochen die individuelle Buchungszeit eingehalten werden kann. Der Mittagsschlaf des Kindes ist einer der letzten Schritte des Prozesses, da das Einund Durchschlafen in einer neuen Umgebung ein hohes Maß an Vertrauen voraussetzt. Der intensive Kontakt zur Absprache der Trennungsphasen zwischen Eltern und Pädagogen ist hierbei die Grundlage! * nähere Informationen zur ersten Trennung finden Sie in unserer Eingewöhnungskonzeption (vgl. Winner 2015, S. 7ff)
6 3. Der erste Trennungsversuch als sensibler Meilenstein Da die erste Trennung einen sehr sensiblen Moment darstellt, wird diese im Folgenden näher erläutert und in den Blick genommen. Wann findet die erste Trennung statt? Beobachten Eltern und Team gemeinsam, dass sich das Kind längere Zeit von der Bezugsperson lösen kann und Spielanreize angenommen werden, kann somit eine langsame Ablösung stattfinden. Ein wichtiges Zeichen ist auch, wenn das Kind aktiv den Kontakt zu den Pädagogen sucht und sich trösten lässt. In gemeinschaftlicher Absprache wird somit zwischen Pädagogen und Eltern der Zeitpunkt für die erste Trennung rechtzeitig bestimmt. Wie läuft die erste Trennung ab? Am Tag der ersten Trennung kommen Sie bitte wie gewohnt in den Gruppenraum. Nach einer kurzen Ankommphase entscheidet die zuständige Pädagogin den Zeitpunkt und gibt den Eltern ein Zeichen. Eine klare Uhrzeit für die Rückkehr wird somit vereinbart. Bitte verabschieden Sie sich dann bewusst von Ihrem Kind z.b. durch: Augenhöhe des Kindes mit Blickkontakt Verbale Verabschiedung (z.b. Ich gehe jetzt in die Arbeit und du kannst hier bei den Kindern und bei (Name der Pädagogin) spielen. Ich komme später wieder und hole dich ab. ) Abschiedsritual einführen und weiterhin bei den Trennungen beibehalten (z.b. einen Kuss geben, winken oder ein Übergangsobjekt, wie das geliebte Kuscheltier übergeben) Die Pädagogin bleibt an der Seite des Kindes und beobachtet die Reaktionen. Das Kind wird somit bedürfnisorientiert und professionell bei der Trennungssituation begleitet. Sie dürfen sich dann einen schönen Platz in der Kinderkrippe suchen, lesen, erste Portfolioseiten für Ihr Kind gestalten, mit anderen Eltern austauschen oder einfach mal entspannen. Auch, wenn es für Sie schwer ist, verlassen Sie bitte den Raum. Wir kümmern uns um Ihr Kind und holen Sie situativ bei Bedarf. Die erste Trennung dauert ca Minuten. Gefühle zulassen ist hierbei ein wichtiger Aspekt. Das Kind muss und darf seine Gefühle, Protest und auch Trennungsschmerz zeigen. Dies ist ein Zeichen, dass sich das Kind mit der neuen Situation auseinandersetzt. Dies ist wichtig für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung. Wir kümmern uns in dieser Situation liebevoll und professionell um die Emotionsbewältigung und Affektregulierung Ihres Kindes.
7 Literaturverzeichnis Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen; Staatsinstitut für Frühpädagogik München (2010): Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren. Handreichung zum Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung. Weimar, Berlin: verlag das netz Van Dieken, Christel (2015): Was Krippenkinder brauchen. Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern unter 3 Jahren. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder GmbH Winner, Anna; Erndt-Doll, Elisabeth (2013): Anfang gut? Alles besser! Ein Modell für die Eingewöhnung in Kinderkrippen und anderen Tageseinrichtungen für Kinder. Weimar: Verl. das Netz. Winner, Anna (2015): Das Münchener Eingewöhnungsmodell Theorie und Praxis der Gestaltung des Übergangs von der Familie in die Kindertagesstätten. Verfügbar über: (Zuletzt geprüft: )
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