Potential des autoreduziertes Wohnens aus städteplanerischer Sicht
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- Martin Wagner
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1 Potential des autoreduziertes Wohnens aus städteplanerischer Sicht Albert Gubler, Projektleiter Verkehr Departement Bau Amt für Städtebau
2 Autoreduziertes Wohnen: eine städtische Realität Autobesitz der Haushalte (Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Basel Bern Luzern St. Gallen Winterthur Zürich Region Winterthur Kanton Zürich Schweiz kein Auto 1 Auto 2 und mehr Autos In den grossen Städten leben 1 /3 bis 1 /2 der Haushalte ohne eigenes Auto 2
3 Bedürfnis JA, zusätzliches Potential? Das Bedürfnis nach autofreiem/-armen Wohnen ist zumindest in den grösseren Städten nachgewiesen (Bsp: CS-Wohnliegenschaften 2012 in sehr gut erschlossenen Gemeinden: 25% bis 50% unvermietete Parkplätze) Es ist unklar, ob autofreie-/arme Siedlungen einen Einfluss auf gesamthaft das Verkehrsaufkommen reduzieren (Wohnen in diesen Siedlungen vor allem Leute, die ohnehin kein Auto besitzen oder werden neue Kreise zum Autoverzicht animiert?) Lokal können autofreie/arme Siedlungen einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung der Verkehrsprobleme leisten 3
4 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (1) 7'000'000 6'500'000 6'000'000 5'500'000 5'000'000 4'500'000 4'000'000 3'500'000 3'000'000 2'500'000 2'000'000 Keine Probleme Motorfahrzeugbestand in der Schweiz 1'500'000 1'000' '
5 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (2) 5
6 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (4) 7'000'000 6'500'000 6'000'000 5'500'000 5'000'000 4'500'000 4'000'000 3'500'000 3'000'000 2'500'000 2'000'000 Keine Probleme Vollgeparkte Strassen Pflichtabstellplätze Motorfahrzeugbestand in der Schweiz 1'500'000 1'000' '
7 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (4) 7
8 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (5) 7'000'000 6'500'000 6'000'000 5'500'000 5'000'000 4'500'000 4'000'000 3'500'000 3'000'000 2'500'000 2'000'000 Keine Probleme Luft/Lärm/Staus Vollgeparkte Strassen Pflichtabstellplätze Max. zul. PP Motorfahrzeugbestand in der Schweiz 1'500'000 1'000' '
9 Weshalb Vorschriften über Abstellplätze? (6) 9
10 Warum überhaupt (Pflicht-)Abstellplätze Parkplatzvorschriften sind ein Eingriff in die Eigentumsfreiheit Keine Vorschriften bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts (Winterthur bis 1963) Probleme mit abgestellten Fahrzeugen auf den Strassen Minimalvorschriften (Pflichtabstellplätze) ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts (Winterthur 1964) Probleme mit der Luftqualität, dem Verkehrslärm und den Verkehrsmengen (Platzbedarf Verkehrsinfrastruktur, Staus) Maximalvorschriften (Begrenzung der Abstellplatzzahl) gegen Ende des 20. Jahrhunderts (Winterthur erst 2008) 10
11 Beispiele autoarmer Siedlungen in Winterthur Giesserei, Neuhegi 154 Wohnungen und Gewerbe 31 und 29 PP Kanzlei - Wohnen 50+, Seen 16 Wohnungen 3 PP Hagmann-Areal, Seen 50 Wohnungen + Arztpraxis 25 PP Pappelweg, Oberwinterthur 35 Wohnungen 17 PP Werkstattgespräch Mobilität und Wohnen,
12 Bauvolumen nach Erstellungsjahr (Winterthur 2014) 100% Keine Vorschriften Erstellungspflicht (Minimalvorschiften) Unterund Ober- Grenze 90% 80% ~40% ~50% ~10% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% bis 1899 bis 1909 bis 1919 bis 1929 bis 1939 bis 1949 bis 1959 bis 1969 bis 1979 bis 1989 bis 1999 bis % bis heute 12
13 Folgen der Abstellplatzvorschriften Abstellplatzvorschriften sind ein sehr träge wirkendes Instrument Signifikante Auswirkungen stellen sich erst nach Jahrzehnten ein Die heutige Situation ist geprägt von den Vorschriften der letzten 20 bis 50 Jahre Dadurch besteht gemessen an den heutigen Standards und Erfordernissen in vielen Gebieten ein deutlicher Überhang an privaten Abstellplätzen Ein Teil dieses Überhangs wird zweckentfremdet (z.b. Wohn-PP Pendler-PP!) und führt zu höherem Verkehrsaufkommen 13
14 Fazit Autofreies/-armes Wohnen ist heute eine Realität und soll ermöglicht werden Lokals können autofreies/-armes Siedlungen einen Beitrag zur Entschärfung der Verkehrsprobleme leisten Auf das ganze Verkehrsaufkommen haben autofreie/-arme Siedlungen vermutlichen nur einen geringen Einfluss (allenfalls Vorbildfunktion, Leuchtturm-Projekte) 14
15 Absicherungen Seit 2011 regelt die stadträtliche Dienstanweisung den Parkplatzbedarf in Baubewilligungsverfahren: «Autoarme Nutzungen werden gefördert. Wird das Minimum des Parkplatzbedarfs massgebend unterschritten, muss die Bauherrschaft in einem Mobilitätskonzept den reduzierten Bedarf nachweisen.» Randbedingungen: Kein Abstellen der Fahrzeuge im öffentlichen Raum (z.b. keine Anwohnerparkkarten) Gute Standortwahl (zentral, gut erschlossen mit öv, LV) Mobilitätskonzepte / Controlling (Aufwand beachten!) Rückfallebene: Nachweis der Möglichkeit für Pflichtabstellplätze (Verhältnismässigkeit beachten) 15
16 Welche Vorschriften brauchen wir für die Zukunft? 100'000 90'000 80'000 Bedarf an Strassenkapazität? 10'000'000 9'000'000 8'000'000 70'000 7'000'000 Mio Fahrzeug-km pro Jahr 60'000 50'000 40'000 Bedarf an Abstellplätzen? 6'000'000 5'000'000 4'000'000 Motorfahrzeug-Bestand 30'000 3'000'000 20'000 2'000'000 10'000 1'000' Fahrzeug-Kilometer / Jahr Motorfahrzeug-Bestand 16
17 Welche PP-Zahl mit Blick auf die Zukunft? Thesen Das Mobilitätsverhalten steht vor einem grossen Umbruch (Shared Economy, autonomes Fahren, ) Mögliche Tendenzen: Weniger private Fahrzeuge (Uber, Carsharing, ) Mehr private Fahrzeuge (autonome Fahrzeuge, Fz als zusätzliches Wohnzimmer, Büro, ) Der langfristige Abstellplatzbedarf kann momentan kaum vorausgesagt werden Auch ein stagnierender oder verringerter Fahrzeugbestand wird eher (viel?) mehr Fahrten erzeugen Die Entwicklung des Fahrzeugbesitzes und der Fahrleistungen könnten sich stark entkoppeln Abstellplatzvorschriften als heute wirksamstes Mittel zur Beeinflussung der Verkehrsmenge werden ihre Wirkung verlieren Dringender Forschungsbedarf 17
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Albert Gubler Projektleiter Verkehr Amt für Städtebau Pionierstrasse Winterthur Telefon albert.gubler@win.ch Departement Bau Amt für Städtebau
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