SEI FELS MT 16,13-25 SIMON PETRUS UND UNSERE BERUFUNG
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- Sebastian Kästner
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1 Jahresschlussgottesdienst DEZEMBER 2018 SEI FELS MT 16,13-25 SIMON PETRUS UND UNSERE BERUFUNG Die Lebensgeschichte des Simon, genannt Petrus, mit Jesus von Nazareth ist wie ein Modell. Unsere eigene Lebensgeschichte ist nichts anderes, als eine ebensolche Petrus - Geschichte des Suchens, der Berufung, der Zweifel, der Scheu vor Leid und Schmerz, des Verrates, der Suche nach Vergebung und einer Liebe, die das Leben erfüllen kann. Unsere Geschichte ist eine ebensolche Liebesgeschichte mit Gott, wie die des Petrus mit seinem Christus. Nach allem Verrat sind wir wie Petrus gefragt : Liebst du mich? Durch Menschen wie uns, will Gott die Not der Welt wandeln und andere Menschen tragen. Einer trage des anderen Last. Baut auf den Felsen, auf Gott, und seid Fels. K. W. WOLF ST. GEORG Küsnacht
2 Mt 16,13-25 Simon Petrus und unsere Berufung Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? 14 Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. 15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? 16 Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! 17 Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus 1 und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. 19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. 20 Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei. 21 Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen. 22 Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! 23 Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. 24 Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 25 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. 1 Das dem Beinamen Petrus zugrunde liegende griechische Wort petra bedeutet «Fels». - «die Mächte der Unterwelt», wörtlich: «die Pforten des Hades». Hades, hebräisch Scheol, bezeichnete damals den als Gebäude, Festungsanlage gedachten Bereich des Todes, aller Toten. Die Totenwelt, die man sich unter der Erde befindlich vorstellte, war jedoch nicht der Aufenthaltsort Satans oder der Dämonen. Die Pforten oder Tore des Hades sind ein Bild für die alles verschlingende Macht des Todes und der Vergänglichkeit. 1
3 S I M O N PETRU S I M EV A N G E L I U M N A C H M A T T H Ä U S Petrus der Fels : Seine Berufung Begegnung mit seiner eigenen Wahrheit Simon später Petrus genannt begegnet Jesus zum ersten Mal am See. Mt 4,18 Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; er rief sie und sie folgten ihm. - Wie nur Lukas beschreibt drängen sich viele Menschen am Ufer. Er braucht ein Boot um vom See aus besser zu allen sprechen zu können. Er bittet um ein Boot es ist das des Simon. Unerwartet und gegen alle Regeln der Fischerei schickt ihn Jesus am hellichten Tag zum Fischfang. Als Petrus mit seinem Boot entgegen seiner Zweifel und Erwartung so viel fängt, dass er ein zweites Boot zum Einholen der Fische braucht, erschreckt Simon über sich. Bei dieser Begegnung sagt er über sich zu Jesus : Herr geh weg von mir ich bin ein sündiger Mensch. Sein Eheleben und sein Familienleben waren nicht ohne Sorgen In seiner Familie gibt es Krankheit und Sorgen seine Schwiegermutter ist schwer an Fieber erkrankt. 8,14 Jesus ging in das Haus des Petrus und sah, daß dessen Schwiegermutter im Bett lag und Fieber hatte. - Nach diesem Ereignis, in dem Jesus die Schwiegermutter aufrichten kann, wohnt er in Kapharnaum in der Familie Simons. Es entwickelt sich eine echte Freundschaft. Im Jüngerkreis bekommt er einen Auftrag : Sprecher Primus Chairman zu sein 10,2 an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Er ist mit Jesus Aussteiger und wagt Ungewöhnliches 14,29 Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Er wird der engste Vertraute Jesu und ein Fels in der Gemeinschaft 16,18 Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Jetzt hat er eine neue Perspektive, er sieht sein Leben in einen vollkommen neuen Horizont gestellt. Vielleicht kann er aber gerade deshalb mit Schwäche und Versagen, mit Schmerz und Leid nicht umgehen. Als Jesus ihn und die Freunde damit konfrontiert, dass er in Jerusalem auf Widerstände treffen und von den religiösen und staatlichen Autoritäten verfolgt und schliesslich getötet werden wird, 2
4 macht ihm Petrus Vorwürfe und stellt sich gegen ihn. Wie kann Gott Leid zulassen und ausgerechnet für Jesus wollen? Seine Abwehr des Leidens und des Schmerzes weißt Jesus aufs Schärfste zurück 16,22 Da nahm ihn Petrus beiseite und machte Jesus Vorwürfe; - Jesus weißt ihn scharf zurück : Satan, Du willst nicht was Gott will In der folgenden Zeit geht es um ein Umdenken. Er wird Zeuge der verwandelnden Gotteserfahrung Jesu 17,1 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes, beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Er ist öfter im Gespräch mit Jesus und erfährt : die Söhne sind wirklich frei 17,24 Als Jesus und die Jünger nach Kafarnaum kamen, gingen die Männer, die die Tempelsteuer einzogen, zu Petrus und fragten: Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht? In der Auseinandersetzung um Vergebung: sagt ihm Jesus vergib, immer und ohne Einschränkung 18,21 Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder ( d.h. Andreas, dem ebensolchen Apostel) vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Simon hat für Jesus zu dieser Zeit schon viel riskiert. Er hat alles verlassen. Er fragt nach dem Preis der Nachfolge : das andere Leben 19,27 19:27 Da antwortete Petrus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen? 19:28 Jesus erwiderte... 19:29 jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen. In den drei Jahren, die er Jesus kennt ist eine echte Beziehung gewachsen. Er ist sich seiner selbst sehr sicher und nimmt das grosse Wort in den Mund : Ich, dich verraten - niemals 26,33 Petrus erwiderte ihm: Und wenn alle an dir Anstoß nehmen ich niemals! 26:34 Jesus entgegnete ihm: Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 3
5 Als sie in Jerusalem angekommen sind, brechen schwere Tage an. Er geht mit Jesus auch in der Nacht nach Gethsemane Gebet wechselt mit Schlaf und Flucht 26,37 Und er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich. - Bei der Verhaftung Jesu jedoch flieht er wie alle. Beim Verhör schleicht er sich in den Hof des Hohenpriesters 26,58 Petrus folgte Jesus von weitem bis zum Hof des hohepriesterlichen Palastes;- Wir finden ihn unter den Zuschauern - dann folgt seine dunkelste Stunde. Beim Verrat steht er am Feuer und wird im Hof beim Weggehen erwischt 26,69 Petrus aber saß draußen im Hof. - Dreimal verrät er Jesus und behauptet ihn nicht zu kennen. Es endet in bitteren Tränen als einer Schlüsselerfahrung 26,75 und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte : Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich. So endet Simons Geschichte bei Matthäus, er wird danach nicht mehr namentlich erwähnt. Offensichtlich ist an diesem tiefsten Punkt etwas mit ihm passiert. Die bitteren Tränen des Petrus sind zugleich sein Wendepukt : Mt 26,75 und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte : Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Erst in Galiläa wird er ihn als einer der Elf wieder treffen. Nicht Matthäus sondern Johannes berichtet dann über die Begegnung mit Jesus am See von Genezareth am frühen Morgen. Nach der überraschenden Nacht, in der Jesus plötzlich am Ufer steht und sie nach vergeblicher Mühe schliesslich doch das Netz voller Fische haben, frühstücken sie zusammen. Bei diesem Frühstück am See fragt ihn Jesus dreimal : Liebst du mich? Und von da an finden wir Petrus als Liebenden und tragenden Fels in der Brandung seiner Zeit. In den Auseinandersetzungen der jungen Kirche, beim Apostelkonzil in Jerusalem, ist er einer der weitsichtigsten Männer, die die geistige Wende der jungen Kirche zu einer weltweiten Gemeinschaft mit den Werten der unveräusserlichen Würde von Mann und Frau, durch die Abschaffung der Beschneidung vorbereiten. Seine Vision ist eine weltumspannende Gemeinschaft über Religionsgrenzen hinweg, die Gottebenbildlichkeit aller Menschen, der Einsatz für den 4
6 Frieden und für Menschenrechte. Für Kranke und Arme steht er im Dienst, bis hin zum Martyrium in Rom. Dann erst wird es wahr : Gott, der Fels, trägt die Welt und die Menschen nicht anders, als durch Menschen wie ihn, die wiederum Menschen tragen. Unsere eigene Lebensgeschichte ist nichts anderes, als eine ebensolche Geschichte des Suchens, der Berufung, der Zweifel, der Scheu vor Leid und Schmerz, des Verrates, der Suche nach Vergebung und einer Liebe, die das Leben erfüllen kann. Unsere Geschichte ist eine ebensolche Liebesgeschichte mit Gott, wie die des Petrus mit seinem Christus. Nach allem Verrat sind wir wie Petrus gefragt : Liebst du mich? Durch Menschen wie uns, will Gott die Not der Welt wandeln und andere Menschen tragen. Einer trage des anderen Last. Baut auf den Felsen, auf Gott, und seid Fels. 5
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