Er ist auferstanden!
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- Dörte Fried
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1 ST. ANNA-GEMEINDE ZÜRICH Er ist auferstanden! Predigt von Pfarrer Walter Gisin gehalten am 5. April 2015 Schriftlesung und Predigttext: 1. Korinther 15,1-11 Ich tue euch, liebe Brüder und Schwestern, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr es genau so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe wenn nicht, wärt ihr umsonst zum Glauben gekommen. Denn ich habe euch vor allen Dingen weitergegeben, was auch ich empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäss den Schriften, dass er begraben wurde, dass er am dritten Tage auferweckt worden ist gemäss den Schriften und dass er Kefas erschien und dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben, einige aber entschlafen sind. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Zuallerletzt aber ist er auch mir erschienen, mir, der Missgeburt. Ich bin nämlich der geringste unter den Aposteln, der es nicht wert ist, Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Durch Gottes Gnade aber bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben; nein, mehr als sie alle habe ich gearbeitet, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist. Ob nun ich oder jene: So verkündigen wir, und so seid ihr zum Glauben gekommen.
2 2 Liebe Gemeinde Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Mit diesem Ostergruss der Orthodoxen Kirchen will ich die heutige Osterpredigt beginnen. Sie entspricht auch der Aussage des Apostels Paulus in 1. Korinther 15! Im ganzen Kapitel geht es dem Apostel darum, dass man an der Auferstehung von Jesus Christus festhalten soll. Darum: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Das ist die größte Botschaft der Weltgeschichte! Es gibt zwei Grundtatsachen der heutigen Wissenschaft und Theologie, die mir das Leben vergällen wollen und ganz anders verkündigt werden. Die eine habe ich schon in einer Predigt erwähnt: Das Universum ist durch den Urknall entstanden, Gott braucht es dazu nicht. Das ist die atheistische Theorie. Diese wissenschaftliche Theorie wird in dieser Welt als Wahrheit verkündigt. Da müssen wir sagen, dass es eine falsche Theorie ist, die in der heutigen Gesellschaft grassiert. Die zweite Grundtatsache ist: Jesus sei nicht leiblich auferstanden, sondern nur irgendwie geistlich. Seine Botschaft und sein Leben sei in den Köpfen der Jünger auferstanden. Sie sahen nur einen Geist, und manchmal erkannten sie ihn nicht einmal. Ostern sei die Botschaft, dass unser Leben nicht nur im Leib besteht, den wir jetzt tragen. Wir tragen auch unsere Vorfahren in uns, und in unseren Kindern erleben wir unsere Auferstehung, etc. Viele Menschen leben mit dieser Osterbotschaft. Sie wurde gestern in unserer Regionalzeitung von einer katholischen Pfarrerin verkündigt. Kein Wunder, dass der Osterhase und das Osterei zu den wichtigsten Requisiten von Ostern geworden sind. Unser Gott ist unser Bauch geworden (Philipper 3,19). Das schlägt auf mein Gemüt, wenn ich solches höre oder lese. Dann muss ich einfach
3 3 Paulus Recht geben, der in 1. Korinther 15,14 schreibt: Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. Wenn die Kirche diese Botschaft preisgibt, hat sie ihre Existenzberechtigung verloren! Darum lege ich diese Gedanken zur Seite und freue mich an der Osterbotschaft des Apostels Paulus. Er schreibt: Es gibt da viele verlässliche Zeugen, die Jesus gesehen haben. Er ist Kefas das ist Petrus erschienen, dann den Zwölfen. Die Frauen erwähnt er nicht. Sie waren ja die ersten, denen der Auferstandene erschien. Das hat nichts mit der Frauenfeindlichkeit von Paulus zu tun, die man ihm zuschreibt. Er kennt vielmehr seine eigenen Leute. Sie anerkannten bei wichtigen Ereignissen nur Männer als Zeugen. Paulus wollte für das wichtige Ereignis der Auferstehung Zeugen nennen, die von allen anerkannt waren. Dann erschien er den Zwölfen, schreibt Paulus. Er benützt immer noch den Ausdruck die Zwölf für die Jünger Jesu, obwohl damals Judas nicht mehr dabei war. Diese Erscheinung geschah am Abend desselben Tages, als Jesus auferstanden war (Lukas 24,36). Er kam durch die verschlossene Tür und grüsste sie: Friede sei mit euch. Die Jünger glaubten einen Geist zu sehen. Aber er zeigte ihnen die durchbohrten Hände und Füsse. Dann ass er mit ihnen sogar etwas von ihrer Mahlzeit: Fisch und Honigseim (Lukas 24,42-43). Damit war den Jüngern klar, dass ihnen nicht nur ein Geist eines geliebten Menschen erschienen war, den sie verloren hatten. Jesus erschien ihnen in einem neuen, ewigen Leib, der durch geschlossene Türen gehen konnte. Anschließend legte er ihnen die Schrift aus und zeigte ihnen auf, dass schon bei Mose, den Propheten und in den Psalmen von seinem Leiden und seiner Auferstehung am dritten Tag geschrieben
4 4 stand (Lukas 24,44-46). So schreibt es Lukas. Er hat den Jüngern, wie zuvor auch den Emmausjüngern, klar gemacht, weshalb Jesu Leiden, Tod und Auferstehung geschehen musste. Es ist wie wenn Paulus genau diese Oster-Bibelstunde aus dem Lukasevangelium kannte. Er schreibt: Ich habe euch weitergegeben, was auch ich empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäss den Schriften, dass er begraben wurde und dass er am dritten Tage auferweckt worden ist gemäss den Schriften. Paulus weiss noch von einer Erscheinung Jesu vor 500 Brüdern auf einmal. Diese Erscheinung wird nicht in den Evangelien oder der Apostelgeschichte erwähnt. Es muss eine Versammlung der Nachfolger Jesu gegeben haben, bei der sich Jesus zeigte. Wann diese Versammlung stattfand, wissen wir nicht. Dann erschien Jesus auch seinem Bruder Jakobus, von dem wir den Jakobusbrief in der Bibel haben. Auch das wird uns in den Evangelien nicht berichtet. Zudem erwähnt er eine Erscheinung Jesu vor allen Aposteln. Damit wird er nicht die Zwölf gemeint haben, sondern weitere Nachfolger Jesu, die später als Apostel in die Welt hinaus gesandt wurden. Zuletzt erschien Jesus auch ihm Paulus selbst. Er nennt sich eine Missgeburt. Er spielt auf seine Begegnung mit Jesus vor Damaskus an. Die Korinther wussten davon, darum brauchte er nur darauf anzuspielen. Durch diese Begegnung wurden das Leben und das Denken von Paulus vollständig verändert. Von da an war er nicht mehr der Christenverfolger, sondern der Christusnachfolger. Aus dem Saulus ist ein Paulus geworden, wie man so schön sagt. Weil er dem Auferstandenen begegnet ist, kehrte Paulus um das ist seine Umkehr. Jeder der zum Glauben an Jesus Christus kommt, hat eine Begegnung mit dem Auferstandenen erlebt!
5 5 Plötzlich wird uns klar, dass Jesus lebt, er ist mir begegnet und er spricht zu mir. Das ist Osterbotschaft! Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Es gibt kein wichtigeres Ereignis in der gesamten Weltgeschichte, als dieser Ostermorgen, als Jesus von den Toten auferstand. Die Geschichtsbücher berichten uns von den Mächtigen dieser Welt, wie sie gelebt haben, wie sie regiert haben und welche Kriege sie geführt haben. Sie berichten über Mächte und Gewalten, die das Leben auf diesem Planeten gestalten. Jesus war am Kreuz der machtloseste Mensch. Er starb ohne je auf einem Thron gesessen zu haben, ohne regiert zu haben, ohne Krieg geführt zu haben. Er war in den Augen der damaligen Geschichtsschreiber ein Niemand! Der römische Geschichtsschreiber Tacitus erwähnt als einer der wenigen Jesus Christus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pilatus hingerichtet worden war, sodass der verderbliche Aberglaube der Christen unterdrückt wurde, leider dann aber wieder in Judäa aufflammte und bis nach Rom verbreitet wurde. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius erwähnt Jesus als Wundertäter, als einer der unter Pilatus gekreuzigt wurde und gemäss den Christen am dritten Tag vom Tod auferstanden sei. Durch die Christen weiss er sehr vieles von Jesus! Aber er bezeichnet diese Ereignisse ähnlich wie Tacitus als Unglück in dieser Welt, weil die Christen sich mit ihrem Aberglauben immer mehr ausbreiteten! Als Jesus starb, war er der machtloseste Mensch. Aber bei seiner Auferstehung wurde eine Macht überwunden, die kein Mensch vor und nach ihm besiegt hat: der Tod! Das ist die wahre Osterbotschaft. Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist nun dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?, so ruft Paulus aus (1. Kor
6 6 15,54-55) und zitiert dabei den Propheten Hosea (Hosea 13,14). Das ist die Botschaft, die mich glücklich macht. Sie macht das Leben lebenswert! Nur sie gibt dem Leben überhaupt einen Sinn! Denn wenn mit dem Tod alles aus und vorbei ist, hat das alles doch keinen Sinn. Nein, Jesus lebt, mit ihm auch ich! So haben wir es mit Überzeugung gesungen! Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken, und das nicht nur in meinen Nachkommen, sondern ich selbst, leibhaftig, mit einem neuen, ewigen Leib! Es ist der lebendige Christus, der uns Menschen eine Macht in die Hand gibt, die uns selbst in der grössten Krankheitsnot, ja selbst in Todesnähe zu grossen Taten befähigt. Wir sind mit einem Leben ausgerüstet, das stärker ist als der Tod! Das Leben Jesu Christi, der in uns lebt, befähigt uns dazu. So haben Menschen aller Zeiten ihren Folterern die frohe Botschaft von Jesus Christus bezeugt, ihnen von der Vergebung gepredigt und selbst den Tod auf sich genommen. Sie wussten: Jesus lebt, mit ihm auch ich! Dieses Leben Jesu, das in uns ist, macht sich bemerkbar, es will sich auswirken und uns zu Taten bewegen, die Jesus in dieser Welt tun will. Pfarrer Richard Wurmbrand, der vor einigen Jahren gestorben ist, schrieb in einem seiner Bücher nieder, was er alles erlebt hatte. Einmal wurde er vom amerikanischen Kongress eingeladen. Er war Jude und wurde als rumänischer Pfarrer von der marxistischatheistischen Regierung wegen seines Glaubens verfolgt. Er war acht Jahre in einem Gefängnis, wurde frei und bald danach wieder fünf Jahre inhaftiert. Davon litt er drei Jahre in einem Kerker ohne Licht. Später wurde er freigekauft und erzählte vor dem Kongress von seinen Erfahrungen. Dabei zog er sein Jackett, sein Hemd und sein Unterhemd aus und jeder konnte alle seine Foltermerkmale
7 7 sehen. Sein Körper wurde geschunden, dennoch blieb Pfarrer Wurmbrand ein fröhlicher Mann und sagte, dass er allen seinen Verfolgern und Peinigern vergeben konnte und ihnen das Evangelium von Jesus Christus, dem Auferstandenen, verkündete. Eine grosse Macht ist in unserem Leben, bewegt uns, stärkt uns und gibt unserem Leben Sinn. Mit ihm werden wir zu neuem Leben auferstehen, nach unserem Tod ist nicht einfach alles zu Ende. In einem Punkt haben die Modernisten Recht: Jesu Auferstehung bewirkt auch etwas in unseren Köpfen. Sein Leben und seine Botschaft wird in uns lebendig, weil Jesus durch uns alles bewirkt. Zum Beispiel so: Wenn ich mich mit meinen jüngsten Enkelkindern hinsetze und ihnen die Karfreitag- und Ostergeschichten erzähle, ist es Jesus, der in mir solches wirkt. Ich könnte mich so fühlen wie er, als er sich hinsetzte und den Menschen von damals die frohe Botschaft verkündete. Wenn ich es tue, weil meine Frau mich dazu drängt, ist es wegen meiner Frau. Auch das ist gut so! Oder: Wenn ich dem Mann, der vor mir geht und der sein Portemonnaie neben seine Tasche steckte, das Portemonnaie aufhebe, ihm nachrenne und es ihm ohne etwas daraus entwendet zu haben, einfach wieder gebe, tue ich das, weil ich weiss: Jesus lebt in mir und er will das Gute durch mich tun, dann wirkt sich sein Leben in mir aus. Wenn ich das tue, weil ich so erzogen bin, dann wirkt sich die Erziehung meiner Eltern in mir aus. Das ist auch in Ordnung. Aber es ist wichtig, dass jeden Tag die Macht der Auferstehung Jesu in uns wirksam ist und uns die Freude, die durch die Osterbotschaft verkündet wird, niemand nehmen kann. Ostern heisst für uns: So tut um Gottes Willen etwas Tapferes! Dieses Lebensmotto Zwinglis wurde in der Sakristei des Gross-
8 8 münsters von Zürich an die Wand gemalt! Niemals aber wird uns Jesus dazu bewegen, eine Waffe in die Hand zu nehmen, um unseren Glauben zu verteidigen oder auszubreiten. Vielmehr bewegt Jesus uns dazu, einem Menschen in seiner Not aufzuhelfen, oder uns in unserer Not von lieben Menschen geduldig und dankbar helfen zu lassen. Jesus lebt und nichts kann uns von ihm scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, und auch kein Leiden! Er lebt und hat den grössten Feind des Lebens besiegt: den Tod! Amen. ST. ANNA-GEMEINDE ZÜRICH St. Anna-Kapelle, St. Annagasse 11, 8001 Zürich Gottesdienste: Sonntag Uhr, Bibelstunden: Mittwoch Uhr Sekretariat St. Anna, Grundstrasse 11c, 8934 Knonau, Telefon
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