Schritte auf dem Weg zur Vermittlerperson
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- Nadja Susanne Langenberg
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 Schritte auf dem Weg zur Vermittlerperson
2 Vermittlerperson wird man nicht von einem Tag auf den anderen. Beginnen aber kann man jederzeit.
3 Mein Wissen Als Vermittlerperson bin ich informiert über: das Thema Illettrismus allgemein die Situation von Betroffenen die Angebote in meiner Region
4 das Thema Illettrismus allgemein Erkennen: Je mehr ich weiss, desto sicherer werde ich beim Erkennen. Ansprechen: Hintergrundinformationen sind nötig, um ein Gespräch zu führen. Vermitteln: So kann ich die Person über das Angebot informieren und besser beraten. Infos und Links auf dieser Webseite
5 die Situation von Betroffenen Wenn ich mich in eine Situation hinein versetzen kann, kann ich ein Gespräch besser vorbereiten. Ich kann Reaktionen voraussehen, besser einordnen und den Gesprächsverlauf flexibel anpassen. Infos unter dem Symbol: Filmtipp:
6 die Angebote in meiner Region Ich kenne konkrete Lösungsvorschläge, die ich weitergeben kann. Beim Kursanbieter kann ich jederzeit Informationen und Tipps einholen. Allgemeine Infos unter dem Symbol: Link zum Anbieter der Region:
7 Meine Rolle Als Vermittlerperson mache ich mir Gedanken über: die Beziehung zur Person die Rahmenbedingungen den richtigen Zeitpunkt
8 die Beziehung zur Person Besteht die nötige Vertrauensbasis? Finde ich «den Draht» zur betroffenen Person? Bin ich die richtige Person für dieses Thema? Ist es mir ein wichtiges Anliegen? Kann ich ein Gespräch «auf gleicher Augenhöhe» führen?
9 die Rahmenbedingungen Passt dieses Thema in mein Aufgabenfeld und zu meiner Funktion? Wie regelmässig sehe ich die Person und über welchen Zeitraum? Wie weit kann ich sie begleiten? Kann ich ein Einzelgespräch führen?
10 den richtigen Zeitpunkt Ist die Person bereit für ein Gespräch? Sind andere Themen dringender? Ist es für mich der richtige Zeitpunkt? Habe ich genug Infos? Kann ich Raum und Zeit dafür schaffen?
11 Auch nur eine ganz kurze Erwähnung, dass es viele Menschen mit Unsicherheiten beim Lesen und Schreiben gibt, kann eine betroffene Person weiterbringen.
12 «Wenn mir das nur schon viel früher jemand gesagt hätte ich wäre heute viel weiter. All die Jahre wären nicht vergeudet gewesen.» Aussage einer Kursteilnehmenden
13 Das Gespräch über Illettrismus
14 Wie das Gespräch verläuft, hängt stark von der Funktion, den Stärken und der Persönlichkeit der Vermittlerperson und natürlich von der Bereitschaft der betroffenen Person ab.
15 Ich vermute... bei einer Person Lese- und Schreibdefizite. Was nun? Wie sicher muss ich sein? Kann ich allgemein einsteigen? Was sage ich konkret?
16 Wie sicher muss ich sein? Eine 100%ige Sicherheit habe ich nur durch Hinweise praktisch nie. Der einzige Weg dazu führt über ein Gespräch. Genaue Abklärungen dauern lange und müssen von einer Fachperson bei Lesen und Schreiben gemacht werden. Ich kann die Person aber bis zu diesem Schritt begleiten.
17 Kann ich allgemein einsteigen? Beispiel allgemeine Aussage: «Mit diesem ganzen Papierkram und diesen technologischen Geräten sind viele Menschen heute überfordert. Es gibt ja sogar Kurse, in denen man das alles von Grund auf lernen kann.» Reaktion abwarten. Aktiv zuhören.
18 Kann ich allgemein einsteigen? Beispiel allgemeine Aussage: «Es ist heute ganz normal, dass man nicht mehr überall mitkommt. Alles ist viel komplizierter geworden. Sehr viele Menschen brauchen ab und zu eine Auffrischung der Kenntnisse. Lesen und Schreiben ist nicht mehr das, was wir in der Schule gelernt haben.» Reaktion abwarten. Aktiv zuhören.
19 Was sage ich konkret? Beispiel: «Wie haben Sie die Schulzeit erlebt?» Mit dieser Frage kann ich mich nach und nach zum Thema vortasten. Beispiel: «Mir ist aufgefallen, dass Sie ihre Unterlagen oft nicht dabei haben / die Formulare immer mit nach Hause nehmen» Ich kommuniziere, was ich beobachtet habe und frage nach den Gründen.
20 Wie bei anderen Tabuthemen muss man das Ansprechen üben. Anfangs kostet es Überwindung, mit der Zeit wird es immer selbstverständlicher.
21 Wie weiter? Wie setze ich das Gespräch fort? keine Reaktion Widerstand Bereitschaft zum Gespräch
22 keine Reaktion Ausstiegsmöglichkeit anbieten: «Möchten Sie nicht über dieses Thema sprechen?» oder «Wir kommen zum nächsten Punkt...» Gesprächsbereitschaft signalisieren: «Sie können mich jederzeit darauf ansprechen.» Weiterleiten: «Hier ist ein Flyer/eine Broschüre. Sie können sich jederzeit unverbindlich bei Lesen und Schreiben melden.»
23 Widerstand Ausstiegsmöglichkeit: «Es gehört zu meiner Aufgabe, dies abzuklären. Damit haben wir diesen Punkt besprochen und kommen zum nächsten.» Dranbleiben: «Ich verstehe Ihre Reaktion. Es ist kein einfaches Thema. Vermutlich aber eines, das Sie mal anpacken sollten.»
24 Bereitschaft zum Gespräch Aktiv zuhören und nachfragen: «Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie so offen darüber sprechen können. Was denken Sie, sind die Ursachen dafür?» Auf Lösungen hinarbeiten: «Wären Sie denn bereit etwas zu verändern? Was benötigen Sie, damit Sie das anpacken?»
25 Wichtiger als die richtige Formulierung ist die Haltung: Das Gespräch soll «auf gleicher Augenhöhe» geführt werden.
26 Viele Schritte Der Weg in einen Lese- und Schreibkurs ist oft nicht einfach: das Eingeständnis die Entscheidung die Anmeldung
27 das Eingeständnis Sich selbst und anderen eine Schwäche eingestehen ist für uns alle nicht einfach. Eine Vermittlerperson kann diesen Prozess der Auseinandersetzung anregen.
28 die Entscheidung Menschen mit Lese- und Schreibdefiziten trauen sich oft keine Lernerfolge zu. Sie wissen nicht, dass es Kurse gibt, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Eine Vermittlerperson kann informieren und motivieren.
29 die Anmeldung Vor dem ersten Kursabend muss viel geregelt und organisiert werden: die Betreuung der Kinder oder die Finanzierung. Der Kursort muss bekannt, die Anmeldung erfolgt sein Eine Vermittlerperson kann konkret Unterstützung bieten.
30 Meistens braucht es mehrere Vermittlerpersonen: die, die den Prozess in Gang setzt; die, die das Kursangebot beschreibt; die, die das Formular ausfüllen hilft.
31 Was kann ich sonst noch tun?
32 Tipps einfach anfangen darüber diskutieren Erfahrungen austauschen
33 einfach anfangen Über Illettrismus sprechen, muss man üben. Am besten fange ich einfach damit an. Ich suche mir für das erste Gespräch einen «einfachen» Fall: eine Person, zu der ich eine gute Beziehung habe.
34 darüber diskutieren Ich diskutiere mit Familienangehörigen, Bekannten oder Arbeitskolleginnen und -kollegen darüber. Dabei finde ich heraus, ob ich genügend Infos habe und ob ich diese Informationen verständlich erklären kann.
35 Erfahrungen austauschen Ich frage andere, wie sie vorgehen würden oder wie sie meine geplante Vorgehensweise finden. Ich frage Arbeitskolleginnen und -kollegen, ob sie bereits Erfahrungen damit haben. Ich rufe beim Anbieter von Lese- und Schreibkursen oder beim Verein Lesen und Schreiben Deutsche Schweiz an und frage nach.
36 Infos Wie kann ich mich näher informieren? Website Material bestellen Veranstaltungen buchen
37 Website Hier finde ich viele Links und Infos:
38 Material bestellen Beim Verein Lesen und Schreiben kann ich Material bestellen: Broschüre «Illettrismus. Wenn Schreiben und Lesen Mühe machen» allgemeine Informationen, A4, 16 Seiten. Broschüre «Lesen und Schreiben (k)eine Selbstverständlichkeit» für Vermittlerpersonen, A5, 20 Seiten.
39 Material bestellen So zeige ich meine Bereitschaft für ein Gespräch: «Probleme beim Schreiben Sprechen Sie mit uns» A4-Plakate und Aufkleber für die Bürotür oder das Wartezimmer
40 Veranstaltungen buchen für Institutionen: Kostenlose Sensibilisierungsveranstaltungen zum Thema «Illettrismus erkennen, ansprechen, unterstützen, vermitteln» 1-3 Stunden
41 Veranstaltungen buchen Wanderausstellung «Lesen und Schreiben (k)eine Selbstverständlichkeit.» 10 Rollups Filmvorführungen «Boggsen. Wer zur Schule gegangen ist, kann lesen und schreiben.» von Jürg Neuenschwander
42 Von Illettrismus betroffene Menschen zu unterstützen heisst, ihnen Wege aufzuzeigen und sie ermutigen, diese zu gehen.
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