Geld, Zinssätze und Wechselkurse Dr. Marco Portmann
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1 Geld, Zinssätze und Wechselkurse Dr. Marco Portmann Aussenwirtschaft I Universität Freiburg i.ü. Herbst 2014
2 Geldmarkt und Wechselkurs Einführung Im letzten Kapitel wurden die Wechselkurserwartungen, die Zinssätze und das Preisniveau als gegeben angenommen. Die Geldnachfrage hängt im Wesentlichen vom Preisniveau, dem Zinssatz und der Produktion ab. ^ Sowohl das Preisniveau als auch der Wechselkurs bestimmen den Preis inländischer Güter für Ausländer. ^ Es bestehen offensichtliche Interdependenzen zwischen dem Geld- und dem Vermögensmarkt. Folie 2
3 Geldmarkt und Wechselkurs Einführung Funktionen von Geld ^ Tauschmittel Allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel ^ Recheneinheit Weithin anerkannter Wertmassstab ^ Geld als Wertaufbewahrungsmittel Die Fähigkeit, Kaufkraft von der Gegenwart in die Zukunft zu übertragen Eigenschaften von Geld ^ Vermögenswerte, die als Zahlungsmittel weithin benutzt und akzeptiert werden. ^ Geld ist liquide, wirft aber geringe Rendite ab. Folie 3
4 Geldmarkt und Wechselkurs Einführung Die Geldmenge wird von der Zentralbank kontrolliert. ^ Notenbankgeldmenge/monetäre Basis M0: Notenumlauf und Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank ^ Geldmenge M1: Gesamtmenge des Bargelds und der Sichteinlagen von Privathaushalten und Unternehmen. Kann jederzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden ^ Geldmenge M2: M1 + Spareinlagen Spareinlagen können innerhalb einer Rückzugslimite in Bargeld umgewandelt werden. ^ Geldmenge M3: M2 + Termineinlagen ^ M1 - M3 bestehen hauptsächlich aus Geld, das die Banken geschaffen haben. Zentralbank hat nur indirekte Kontrolle über den Umfang der von Privatbanken ausgestellten Sichteinlagen ^ Zentralbank steuert Geldbasis, M3 jedoch relevanter für Preisstabilität. Folie 4
5 Notenumlauf und Notenbankgeldmenge in der Schweiz Quelle: SNB, Statistisches Monatsheft, August Folie 5
6 Geldnachfrage Einzelner Drei Faktoren beeinflussen die Geldnachfrage ^ Erwartete Rendite ^ Risiko ^ Liquidität Zinssatz misst die Opportunitätskosten des Haltens von Geld anstelle verzinslicher Wertpapiere Bei ansonsten gleichen Bedingungen senkt eine Zinssatzerhöhung die Geldnachfrage. Steigendes Preisniveau senkt reales Vermögen Viele Vermögenswerte sind in Geld bewertet: Zusammenhang von mit Geldhaltung verbundenem Risiko und Geldnachfrage unklar Benötigt zur Finanzierung der täglichen Einkäufe Nachfrage steigt mit durchschnittlichem Wert der Transaktionen Folie 6
7 Aggregierte Geldnachfrage Die aggregierte Geldnachfrage kann von der Geldnachfrage der Einzelnen abgeleitet werden. Sie wird hauptsächlich geprägt vom Zinssatz, dem Preisniveau und dem realen Nationaleinkommen. Geldnachfrage kann geschrieben werden als: ^ M d = P x L(R,Y) P: Preisniveau Reale Geldnachfrage: Y: reales Nationaleinkommen L(R,Y): reale Geldnachfrage (sinkt mit R und steigt mit Y) ^ M d /P = L(R,Y) Bedingung für das Geldmarkgleichgewicht: ^ M d = M s ^ M s /P = L(R,Y) Analyse in der kurzen Frist ^ Preisniveau und reale Produktion werden als gegeben vorausgesetzt. Folie 7
8 Geldmarkgleichgewicht Folie 8
9 Effekt einer Erhöhung des Geldangebots auf den Zinssatz Folie 9
10 Effekt eines Anstiegs des Realeinkommens auf den Zinssatz Folie 10
11 Interaktion von Geld- und Vermögensmarkt Der Geldmarkt bestimmt den Zinssatz, der wiederum den Wechselkurs beeinflusst, zu dem die Zinsparität erhalten bleibt. Folie 11
12 Interaktion von Geld- und Vermögensmarkt Folie 12
13 Effekt einer Erhöhung der US-Geldmenge auf den $/ - Wechselkurs Folie 13
14 Effekte von Geldmengenänderungen Die Erhöhung der nationalen Geldmenge führt zu einer Abwertung der Landeswährung im Devisenmarkt. Veränderung der ausländischen Geldmenge ^ Eine Erhöhung/Reduzierung der ausländischen Geldmenge führt zur Abwertung/Aufwertung der ausländischen Währung (Aufwertung/Abwertung der inländischen Währung). Aus ausländischer Perspektive analoges Schaubild wie auf letzter Slide ^ Inländische Perspektive Erhöhung/Reduzierung der ausländischen Geldmenge verringert/erhöht den ausländischen Zinssatz. Die Kurve, welche die Rendite auf dem ausländischen Vermögensmarkt widerspiegelt, verschiebt sich nach links/rechts. Die Veränderung der ausländischen Geldmenge hat keinen Einfluss auf das Geldmarktgleichgewicht im Inland. Folie 14
15 Effekte einer Geldmengenänderungen im Ausland Folie 15
16 Preisniveau und Wechselkurs in langer Frist Bisher: Preisniveau konstant In langer Frist: Preise passen sich der Geldmenge, Zinsen und Produktion an, sodass die Vollbeschäftigung gewährleistet bleibt. ^ P = M s /L(R, Y) ^ Eine Veränderung der Geldmenge hat keine Auswirkung auf die langfristigen Zinssätze oder die reale Produktion. ^ P = M s /L => P/P = M s /M s - L/L ^ Die Inflationsrate ist gleich der Geldmengenwachstumsrate abzüglich der Wachstumsrate der Geldnachfrage. Eine ständige Erhöhung (Reduzierung) der Geldmenge eines Landes führt in langer Frist zu einer Abwertung (Aufwertung) der Landeswährung gegenüber Fremdwährungen. Folie 16
17 Preisniveau und Wechselkurs in langer Frist Folie 17
18 Preisstarrheit und Preisflexibilität Zahlreiche Preise sind in langfristigen Verträgen festgeschrieben. ^ Bspw. Löhne gehen nicht direkt in Preisindices ein, machen aber einen grossen Anteil an den Produktionskosten aus. Eine Veränderung der Geldmenge erzeugt einen unmittelbaren Nachfrage- und Kostendruck, der zu zukünftigen Erhöhungen des Preisniveaus führt. Dieser Druck entstammt drei Quellen: ^ Nachfrageüberschuss in den Bereichen Produktion und Arbeit ^ Inflationserwartungen ^ Rohstoffpreise Folie 18
19 Effekte einer Geldmengerhöhung in der langen Frist Erster Schritt der Analyse wie in der kurzen Frist ^ Veränderung der Geldmenge im M/P-R-Diagramm darstellen ^ Übertragung der Veränderung von R ins E-R-Diagramm Im zweiten Schritt wird die zukünftige Anpassung des Preisniveaus als Änderung des erwarteten Wechselkurses berücksichtigt. ^ Erhöhung der Geldmenge führt zu einer Abwertung. ^ Rechtsverschiebung der Kurve im E-R-Diagramm Im dritten Schritt sinkt die reale Geldmenge auf das ursprüngliche Niveau ab. Folie 19
20 Effekte einer Geldmengenerhöhung in der langen Frist Folie 20
21 Effekte einer Geldmengenerhöhung in der langen Frist Folie 21
22 Überschiessen des nominalen Wechselkurses Man spricht von einem Überschiessen des nominalen Wechselkurses, wenn dieser auf eine Störung unmittelbar stärker reagiert als in der langen Frist. ^ Erklärt teilweise heftige Ausschläge der Wechselkurse von einem Tag auf den anderen ^ Direkte Folge der kurzfristigen Starrheit des Preisniveaus und der Zinsparität Folie 22
23 Übungen und Diskussionsaufgaben 1. Die aggregierte reale Geldnachfrage sinkt, d.h. die aggregierte reale Geldnachfragekurve wird in negative Richtung verschoben. Zeigen Sie die Auswirkungen einer solchen Entwicklung auf den Wechselkurs, den Zinssatz und das Preisniveau in kurzer und in langer Frist. 2. Bei unseren Ausführungen zum Überschiessen des nominalen Wechselkurses setzten wir die Produktion als gegeben voraus. Nehmen Sie nun an, dass eine Erhöhung der Geldmenge die reale Produktion kurzfristig erhöht. Welche Auswirkungen hat dies auf das Ausmass des unmittelbaren Überschiessens infolge der Geldmengenerhöhung? Ist ein Unterschiessen des Wechselkurses wahrscheinlich? Folie 23
24 Übungen und Diskussionsaufgaben 3. Nehmen Sie an, die Zentralbank einer von Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Volkswirtschaft verdreifache die Geldmenge. Langfristig wird wieder Vollbeschäftigung hergestellt und die Produktion kehrt auf Vollbeschäftigungsniveau zurück. Gehen Sie von der (zugegebenermassen unwahrscheinlichen) Annahme aus, dass der Zinssatz vor der Geldmengenerhöhung gleich dem langfristigen Zinssatz war. Steigt in diesem Fall das Preisniveau in langer Frist überproportional oder unterproportional zur Geldmengenerhöhung? Welches Resultat stellt sich ein, wenn sich der Zinssatz ursprünglich unterhalb seines langfristigen Niveaus befand (der wahrscheinlichere Fall)? 4. Wie könnte ein Zinssatz von null Prozent die Aufgabe der monetären Politik erschweren? (Hinweis: Bei einem Zinssatz von null ist es nicht von Vorteil, von Geld auf Wertpapiere umzusteigen.) Folie 24
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