Pr Mt. 2,1-12: Die Huldigung der Sterndeuter 6. Jan. 2019, 9.45 Uhr Ref Kirche Villmergen, Pfr. Thomas Graf

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1 1 Pr Mt. 2,1-12: Die Huldigung der Sterndeuter 6. Jan. 2019, 9.45 Uhr Ref Kirche Villmergen, Pfr. Thomas Graf Mt. 2,1 Als Jesus in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes zur Welt gekommen war, da kamen Sterndeuter aus dem Morgenland nach Jerusalem 2 und fragten: «Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.» 3 Als der König Herodes davon hörte, geriet er in Aufregung und ganz Jerusalem mit ihm. 4 Und er liess alle Hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: «In Bethlehem in Judäa, denn so steht es geschrieben: 6 Und Du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird (Micha 5,1.3).» 7 Darauf rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und wollte von ihnen genau erfahren, wann der Stern erschienen sei. 8 Und er schickte sie nach Bethlehem mit den Worten: «Geht und forscht nach dem Kind! Sobald ihr es gefunden habt, meldet es mir, damit auch ich hingehen und ihm huldigen kann.» 9 Auf das Wort des Königs machten sie sich auf den Weg, und siehe da: der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. 10 Und als sie den Stern sahen, überkam sie grosse Freude. 11 Und sie gingen in das Haus hinein und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter; sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm, öffneten ihre Schatztruhen und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Weil aber ein Traum sie angewiesen hatte, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Mt. 2,1 Als Jesus in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes zur Welt gekommen war, da kamen Sterndeuter aus dem Morgenland nach Jerusalem 2 und fragten: «Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.» - Zeitbestimmung in der antiken Welt wurde über die Regierungszeit des jeweiligen Königs bestimmt. In diesem Fall: Herodes der Grosse herrschte von 37-4 vor Chr. In Judäa und er genoss die Gunst des römischen Senats.

2 2 Im Alter war er ein herrschsüchtiger Tyrann, der sogar Angehörige seiner eigenen Familie ermorden liess. Herodes wachte natürlich eifersüchtig über seiner Königsherrschaft. So war es ganz natürlich, dass er die Botschaft, es sei ein neuer König der Juden geboren worden, nicht so gerne hörte. 3 Als der König Herodes davon hörte, geriet er in Aufregung und ganz Jerusalem mit ihm. 4 Und er liess alle Hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: «In Bethlehem in Judäa, denn so steht es geschrieben: 6 Und Du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird (Micha 5,1.3).» - Die Israeliten lebten zu der Zeit aus der unsere heutige Geschichte berichtet, sehr stark in der Erwartung des durch die Propheten verheissenen Messias: Wenn Gott etwas tut, lässt er es in der Regel seine Propheten wissen. So sagt der Prophet Amos (Amos 3,7): «Gott der Herr tut nichts, ohne seinen Dienern, den Propheten, seinen Plan offenbart zu haben.» Das unerhörte Geschehen, das mit der Geburt Jesu bezeugt ist, blieb in der damaligen Welt

3 3 nicht verborgen, denn es war ein universales Geschehen, das den Lauf der Welt veränderte. Es war eine Zeitenwende, die sich darin ausgedrückt hat, dass mit Jesu Geburt die Zählung der Zeit neu begann: wir teilen seit etwa 1500 Jahren bis heute die Zeit in «vor Christus» und «nach Christus» ein. - Für König Herodes, der mitten in diesem Geschehen lebte, war das, was er da von den Schriftgelehrten und Pharisäern hörte, eine grosse Herausforderung. (7 Darauf)... Darum rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und wollte von ihnen genau erfahren, wann der Stern erschienen sei. 8 Und er schickte sie nach Bethlehem mit den Worten: «Geht und forscht nach dem Kind! Sobald ihr es gefunden habt, meldet es mir, damit auch ich hingehen und ihm huldigen kann.» 9 Auf das Wort des Königs machten sie sich auf den Weg, und siehe da: der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. 10 Und als sie den Stern sahen, überkam sie grosse Freude. 11 Und sie gingen in das Haus hinein und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter; sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm, öffneten ihre Schatztruhen und brachten ihm Geschenke dar:

4 4 Gold, Weihrauch und Myrrhe. Warum gerade Gold, Weihrauch und Myrrhe? Sie hätten ja auch irgend etwas anderes Schenken können: Holzspielzeug, Windeln,... Ich habe den Eindruck, dass diese Geschenke eine Art «Einsetzungsgaben bzw. -Geschenke waren, die auf den späteren Dienst Jesu hindeuten sollten. Etwa so, wie ein Hirte, wenn er in sein Hirtenamt eingesetzt wird, einen Hirtenstab erhält, so erhielt Jesus das Gold, den Weihrauch und die Myrrhe als Gaben, die auf sein späteres Amt als König, Priester und Prophet hinwiesen. Weil, um ein Amt ausüben zu können, braucht es etwas wie eine Ermächtigung, bzw. Beglaubigung. Es ist zu vermuten, dass dies bei Jesus durch die drei Weisen aus dem Morgenland geschah. Aber warum hat es Gott gefallen, Jesus durch Ausländer in seine Ämter einzuführen? Gottes Wege sind oft wunderlich. Das alte Babylon und dessen Umfeld war zu der Zeit Jesu berühmt für seine Zeichendeuter und Sterngucker, die beim Volk Israel nicht gerade gross geachtet waren, da sie in fremden Kulten verwurzelt waren: aber das ist gerade ein Hinweis darauf, dass das Jesusgeschehen einen universalen Charakter hat. Bis heute.

5 5 Doch werfen wir noch einen Blick auf die Gaben und wofür sie stehen: Gold: Es steht für das königliche Amt Jesu in der Welt: Der König ist verantwortlich für den Frieden (Shalom) in seinem Land. Er wacht über seinem Volk und ist um das Wohlergehen der Seinen verantwortlich. In seinen Händen ist Heilung von Beziehung; von Krankheit und von Mir und Dir... Darum heisst Jesus übersetzt auch «Heiland, Retter» und er wird bei Jesaja in der Messiasverheissung «Friedefürst (Jes.9.5)» genannt. Weihrauch: der Weihrauch steht für das priesterliche Amt Jesu in der Welt: Der Priester ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Der Weihrauch steht auch für die Gebete, die zu Gott aufsteigen und mit ihrem Duft die Atmosphäre verändern. Bsp. dazu: vor kurzem traf ich eine ältere Frau, die einen Termin beim Augenarzt hatte. Dort traf sie ein jüngeres Paar und sie kamen kurz ins Gespräch. Unvermittelt fragte das Paar, ob sie für die Frau noch beten dürften? Das Paar betete kurz für die Frau und dann verliessen sie die Praxis. Und dann sagte die ältere Frau zu mir: «Sowas ist mir noch nie passiert!» Und dann fügte sie noch hinzu: «ich war danach den ganzen Tag voller Freude!»

6 6 Im Alten Testament gab es den Stamm der Leviten, der zum Priestertum berufen war: sie durften keinen Erbbesitz haben, weil Gott ihr Erbbesitz sein wollte (Dtn. 10,9) und ihr Amt war, den Lobpreis Gottes am Tempel zu leiten und das Volk zu segnen (z.b. Dtn. 21,5). Das priesterliche Amt Jesu hat den Zugang zum himmlischen Vater eröffnet: und damit für uns Menschen eine persönliche Begegnung mit Gott eröffnet. Das Gebet ist der Schlüssel zu einer persönlichen Gottesbeziehung, wo wir nicht mehr über Gott reden, sondern mit Gott reden. Die Musiker, Kantoren und Kirchenchöre versehen eigentlich auch einen priesterlichen Dienst in der Kirche. Myrrhe: Die Myrrhe steht für das prophetische Amt Jesu in der Welt. Als ein Bitterkraut war Myrrhe sowohl Bestandteil des heiligen Salböls, womit die Propheten im Alten Testament die Könige salbten; und auch Leichen wurden mit Myrrhe behandelt (Joh. 19,39). Das prophetische Amt war und ist wohl das umstrittenste und verfolgteste. In Johannes 4,44 steht: «... Jesus selbst bezeugte, dass ein Prophet nichts gilt in seiner Vaterstadt.» Der Prophet hat den Auftrag, Ungerechtigkeit zu benennen und das Wort Gottes Menschen zuzusprechen beziehungsweise es in bestimmte Situationen hineinzusprechen.

7 7 In dem Volk Gottes, der Kirche, soll ja auch seine Gerechtigkeit; sein Friede und seine Gebote gelten. Das prophetische Amt hat Jesus viel Wiederstand und Verfolgung eingetragen. Diese drei Gaben der Weisen aus dem Morgenland wurden in der Zeit der Reformation von Calvin und Luther zur Lehre von dem dreifachen Amt Jesu Christi (triplex munus Christi) als König, Priester und Prophet auf die Kirche hin ausgelegt und eingefordert. Mit anderen Worten: Wir dürfen uns heute, am Dreikönigstag die Frage stellen: Wo werden heute in der Kirche Jesu Christi in unserer Kirche der königliche; der priesterliche und der prophetische Dienst ausgeübt? Gold: Wo erlebe ich in der Kirche Heilung; Vergebung; Erneuerung und Frieden? Weihrauch: Wo erlebe ich in der Kirche Gebet, Gottes Lobgesang; Musik und seinen Segen? Myrrhe: Wo erlebe ich in der Kirche Trost, Auferbauung, Ermahnung und wo wird seine Gerechtigkeit sichtbar?

8 8 Wie ging es aber nun mit den Weisen aus dem Morgenland weiter, nachdem sie die Geschenke für Jesus abgegeben hatten? 12 Weil aber ein Traum sie angewiesen hatte, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Amen