Tumoren des Kopf- und Halsbereiches Schwannom der Orbita von Dr. med. Hans-Joachim Thiel aus radiologie assistent
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1 Dieser Artikel wurde bereitgestellt von Verlag Beleke KG Essen Tumoren des Kopf- und Halsbereiches Schwannom der Orbita von Dr. med. Hans-Joachim Thiel aus radiologie assistent Die Schwannome sind gutartige Tumoren (Neurinome), die von den Schwannschen Zellen der Nerven ausgehen (WHO-Grad l). Sie sind von einer Kapsel umgeben. Abhängig vom Ausmaß der möglichen fettigen Degeneration, von Zystenbildungen und auch intratumoralen Einblutungen ist ihre Struktur homogen bis inhomogen. Häufigste intrakranielle Manifestation der Schwannome ist das Neurinom des VIII. Hirnnerven, des N. statoacusticus. Schwannome anderer Lokalisation sind viel seltener. Schnittbildmorphologisch finden sich globulare, gut abgrenzbare Tumoren mit starkem Enhancement nach Kontrastmittelgabe sowohl in der Computer- wie auch Kernspintomographie. Je nach Lage gehören Knochenusuren, Erweiterungen von Nervenkanälen und gelegentlich auch Verkalkungen zum Erscheinungsbild (1). Bei der retrobulbären intrakonalen Lage der Läsionen müssen verschiedene tumoröse Raumforderungen differenziert werden (siehe Tabelle 1). Das Optikusscheidenmeningeom wurde in diesem Zusammenhang bereits in radiologie assistent", Heft 2, Juni 2001, vorgestellt. Im vorliegenden Fall wird über ein seltenes intraorbitales Schwannom berichtet. Vom N.opticus oder seinen Hüllen Nicht vom N.opticus ausgehend ausgehend Optikusgliom Meningeom Kavernöses Hämangiom der Lymphangiom Optikusscheide Lymphon Neurofibrom Schwannom Hämangioperizytom Metastasen Tabelle 1: Differentialdiagnose retrobulbärer intrakonaler Tumoren (nach 1)
2 Schnittbilddiagnostik Die MRT hat die Computertomographie weitgehend in der Diagnostik von Orbitaprozessen verdrängt. Die Fähigkeit der Kernspintomographie, ohne Strahlenbelastung der Augenlinse in allen drei Raumebenen Schnittbilder des Auges und der Orbita zu liefern, erleichtert die Zuordnung von Orbitalen Prozessen und die Differentialdiagnose. Ebenso hat die MRT einen höheren Weichteilkontrast als die CT. Bei Verkalkungen, z.b. beim Optikusscheidenmeningeom, kann die Computertomographie ergänzende Informationen bringen (2). Computertomographisch sind die Schwannome gegenüber dem retrobulbären Fettgewebe hyperdens abgrenzbar, scharf begrenzt und nehmen deutlich Kontrastmittel auf (3) (z.b. Ultravist 300, Schering). Kernspintomographisch sind die Schwannome durch ein hypointenses Signal in T1- gewichteten und hyperintenses Signal in T2-gewichteten Aufnahmen charakterisiert und zeigen ebenfalls ein deutliches Enhancement nach Kontrastmittelgabe (z.b. Magnevist, Schering) (3, 4). Abhängig von der Größe der Tumoren ist bei kleinen Raumforderungen der Signalanstieg homogen und, bedingt durch zentrale Nekrosen, Zysten und Einblutungen, bei größeren Tumoren auch inhomogen (5). Abb. 1: MRT der rechten Orbita sagittal (T1-SE, TR 577/TE 14 ms): Große, homogene hypointense Raumforderung im Bereich der lateralen retrobulären Orbitaanteile
3 Abb. 2: MRT der Orbitae transversal ((T1-SE, TR 577/TE 14 ms): Der rechten lateralen Orbitalwand anliegender ovalärer Tumor, konsekutiv Exophthalmus Fallbeispiel Ein 64-jähriger Mann wurde vom Augenarzt zur MRT der Orbitae überwiesen, nachdem sich beim Patienten innerhalb mehrerer Monate ein Exopthalmus des rechten Auges entwickelt hatte. Neben einem Druckgefühl im Bereich der rechten Orbita bestand eine Sehstörung mit Doppelbildern und eine Einschränkung der Mobilität des rechten Bulbus. Kernspintomographisch wurde ein tumoröser Prozess der rechten Orbita lateral diagnostiziert, der den Musculus rectus lateralis nach medial abdrängte bzw. ummauerte und auch den Augapfel nach ventral verdrängte (Abb. 1 bis 4). Die histologische Sicherung des Prozesses ergab bei der transkonjunktival durchgeführten Exzision den Befund eines Schwannoms. Intraoperativ zeigte der gallertige Tumor eine Kapsel. Auf die vollständige Entfernung wurde verzichtet, sie hätte eine laterale Orbitotomie erforderlich gemacht. Bei dem benignen Befund konnte auch von einer nur langsamen Größenprogredienz ausgegangen werden. Ophthalmologische und bildgebende Kontrollen wurden empfohlen.
4 Abb. 3: MRT der Orbitae transversal nach Gd-DTPA (T1-SE mit FS, TR 530/TE 11 ms): Homogener Signalanstieg des Tumors, gute Abgrenzbarkeit gegenüber dem Bulbus und retrobulbären Fettgewebe, Orbitalwand und N. opticus nicht alteriert Abb. 4: MRT der Orbitae koronal nach Gd-DTPA (T1-SE mit FS, TR 915/TE 11 ms): Ergänzende Darstellung des Schwannoms in einer dritten Ebene mit exakter Beurteilbarkeit der Tumorausdehnung in der Frontalebene Diskussion Die intraorbitalen Schwanno-me zählen zu den seltenen Lokalisationen der
5 Neurinome. Häufig sind die Tumormanifestationen im Bereich des VIII. Hirnnerven, selten bei Nervus IX bis XI und sehr selten bei den motorischen Hirnnerven wie N. oculomotorius, trochlearis oder abducens. Bildgebend ist die MRT der CT überlegen und ermöglicht sowohl wegen des höheren Weichteilkontrastes wie auch der multiplanaren Darstellung der Prozesse eine bessere OP-Planung. Die Gutartigkeit der Tumoren lässt ein geringes Größenwachstum erwarten. Literaturverzeichnis: 1. Sartor, K., Hrsg.: Neuroradiologie. 2.. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York: (2001) 2. Lemke,A.-J., Hosten, N., Foerster, P. l., Felix, R.: Schnittbilddiagnostik von Orbitatumoren. Radiologe, 41: (2001) 3. Bittner, R. C., Rossdeutscher, R.: Leitfaden Radiologie. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York: 111 (1996) 4. Hosten, N.: Auge und Orbita: Radiologische Differentialdiagnostik. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York: (1995) 5. Uhlenbrock, D.: MRT und MRAdes Kopfes. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York: (1996) Autor: Dr. med. Hans-Joachim Thiel Arzt für Radiologie Radiologische Praxisgemeinschaft Kellereistr Göppingen Dieser Artikel wurde bereitgestellt von Verlag Beleke KG Essen
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