Was kostet Glaube? Predigt zu Lk 18,28-30 (15. So n Trin, )

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1 Was kostet Glaube? Predigt zu Lk 18,28-30 (15. So n Trin, ) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, was kostet Glaube? Komische Frage. Jedenfalls für uns. Hier in Deutschland. Hat es für uns irgendwelche Nachteile, dass wir Christen sind? Müssen wir etwas befürchten, weil wir Mitglied einer christlichen Kirche sind, zum Gottesdienst gehen, das Glaubensbekenntnis sprechen, an Jesus Christus glauben? Nicht wirklich. Zu der Freiheit, die wir haben, wenn wir heute wählen gehen, gehört auch die Freiheit, dass niemand uns vorschreibt, was wir glauben sollen oder nicht. Gott sei Dank! In vielen Ländern ist die Situation eine andere. Und auch in der Vergangenheit war es oft anders. Ganz am Anfang, zu Beginn der Kirchengeschichte vor 2000 Jahren waren Christen überall dort, wo sie lebten, in der Minderheit. Christ zu werden, hatte damals ganz konkrete Folgen. Das galt zum Beispiel für diejenigen, die als erste das Evangelium von Lukas lasen. Der Predigttext heute Morgen steht in Lukas 18, die Verse Es ist ein kurzes Gespräch zwischen Petrus und Jesus: 1

2 30 Da sprach Petrus zu Jesus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, 30 der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben. (Gebet) Liebe Gemeinde, warum sollte man um des Reiches Gottes willen etwas verlassen? Wir sind Christen. Für die meisten von uns gilt: Wir sind getauft, konfirmiert, sind ganz bewusst Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Baden, Glieder unserer Kirchengemeinde Großeicholzheim-Rittersbach: Wann hätten wir je vor der Frage gestanden, jemanden oder etwa zu verlassen für das Reich Gottes? Glaube kostet doch bei uns nichts. Außer der Kirchensteuer. Aber davon spricht Jesus hier nicht. Er spricht davon, dass man etwas hinter sich lässt, auf etwas verzichtet. Gut, im Blick auf die Jünger können wir das verstehen: Sie hatten tatsächlich etwas verlassen, als sie zu Jesus kamen. Sie waren aus ihrem gewohnten Alltag herausgetreten und Jesus nachgefolgt. 2

3 Bei den Brüderpaaren Simon Petrus und Andreas, Johannes und Jakobus, alles Fischer, wird das ganz eindrücklich geschildert: Zuerst haben sie dank Jesus den Fischfang ihres Lebens, dann möchte Petrus eigentlich, dass Jesus von ihm weg geht, weil er sich als Sünder für unwürdig hält, bei Jesus zu sein. Aber Jesus fordert ihn auf, mit ihm mitzukommen und dann geht es sehr schnell: Sie stehen auf, verlassen ihre Netze und folgen ihm nach. Und aus dem Zusammenhang wird klar: Sie verlassen nicht nur ihre Netze, sondern auch ihre Familien. Zumindest vorrübergehend. Solange sie mit Jesus umherziehen. Dann später sind wieder mit ihren Familien zusammen. Jedenfalls berichtet Paulus das über Petrus in einem seiner Briefe. Trotzdem: Für die Jünger wurde das ganze Leben neu, als sie mit Jesus mitzogen. Und das hieß auch: Gewohntes hinter sich zu lassen. Das liegt in der Aussage von Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Das klingt fast ein bisschen vorwurfsvoll. Vielleicht findet Petrus, dass Jesus ruhig ab und zu nochmal betonen, welches Risiko sie aufgenommen haben, als sie ihm nachgefolgt sind. 3

4 Und was sie da alles hinter sich gelassen haben: Einen sicheren Beruf, ein bestelltes Haus. Und es kommt ja noch heftiger: Am Ende als Jesus gefangen genommen wird müssen sie selbst um ihr Leben fürchten! Warum betont Petrus das an dieser Stelle: Schau her, Jesus, was wir alles für dich geopfert haben! Wahrscheinlich hat es mit der Geschichte davor zu tun. Vor dem Gespräch mit Petrus trifft Jesus einen Mann, der ihm fragt: Meister, wie bekomme ich das ewige Leben? Und Jesus trifft den wunden Punkt dieses Mannes: Geh hin und verkaufe alles, was du hast und folge mir nach. Das ist der Mann nicht bereit, und er geht weg. Und Jesus stellt fest: Wer reich ist, kommt nur schwer in den Himmel. Das, was Petrus sagt, klingt wie eine Antwort darauf: Siehst du, Jesus, wir haben getan, wozu diese reiche Mann nicht bereit war. Wir haben alles verlassen auch unseren Besitz und sind dir nachgefolgt. Und Jesus bekräftigt, dass das die richtige Entscheidung war: Keiner verlässt irgendetwas um des Reiches Gottes willen, ohne es vielfältig zurück zu bekommen jetzt schon, und dazu kommt noch das ewige Leben dazu. 4

5 Jesus möchte, dass Petrus ganz genau weiß: Wer Jesus nachfolgt, verliert nicht er gewinnt. Jesus möchte, dass alle Jünger wissen: Wer Jesus nachfolgt, verliert nicht er gewinnt. Jesus möchte, dass wir ganz genau wissen: Wer Jesus nachfolgt, verliert nicht er gewinnt. Denn es gibt Situationen, in denen Glaube etwas kostet. letzte Woche mit dem Pfarrkonvent in Paris: Evangelisch sein in Frankreich = Minderheit, früher: Verfolgung, auch Märtyrer das prägt die evangelische Kirche in Frankreich bis heute. Aber viele haben sich darauf verlassen: Gott ist treu, es lohnt sich, wenn wir uns zu ihm halten. Und manche sind dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Christen an anderen Orten, z.b. Saudi-Arabien; Open- Doors-Info Mai 2017: Bericht einer jungen Christin, die zum Glauben an Jesus gekommen ist Konflikt mit der Familie, Gerichtsprozess: Sie muss das Land verlassen, aber ist dadurch von ihrer 11-jährigen Tochter getrennt. Eine andere Frau, die auf einem Studienaufenthalt in den USA Christin geworden ist, muss ihren Glauben vor ihrem Mann und ihren Kindern geheim halten, weil sie sonst ebenfalls befürchten muss, von ihrer Familie getrennt zu werden. 5

6 Da klingt die Zusage Jesu schon ganz anders: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben. Beides: Jetzt schon und in der kommenden Zeit: Jetzt schon die Eingliederung in die große Familie der Kinder Gottes, der Reichtum einer weltweiten Gemeinschaft, an der wir Anteil haben. Jetzt schon die Gewissheit: Mein Leben ist wertvoll, denn ich bin ein einzigartiges Exemplar aus der großen wunderbaren Schöpfung Gottes, Jetzt schon die Bekanntschaft mit diesem wunderbaren Gott, der uns ganz nahe gekommen ist, in Jesus gezeigt hat, wer er für uns ist: Ganz und gar Liebe. Jetzt schon die Adresse von demjenigen, bei dem wir alle Lasten loswerden können: Die Last von Schuld und Versagen, von Unsicherheit und Zukunftsangst. Der Wochenspruch ist ein Spruch für heute: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Und jetzt schon die feste Gewissheit, dass wir gehalten sind im Leben und im Sterben. 6

7 Konfis: Am Mittwoch gelernt: Was ist dein Trost im Leben in im Sterben An diesem Tag ist eine Frau aus unserer Gemeinde gestorben, die gewusst hat, was dieser Trost bedeutet, und einmal einer Zimmernachbarin im Krankenhaus erzählt hat: Ich weiß, wohin ich komm, wenn ich sterb Wie gut, dass Jesus betont: Was ihr als meine Nachfolger bekommt, ist jetzt schon so viel mehr als das, was ihr möglicherweise verliert. Und dann ergänzt er das andere: und in der kommenden Welt das ewige Leben. Auch das sollen wir jetzt schon wissen: Dass er uns einen Platz in seiner Ewigkeit bereit hält. Es könnte ja sein, dass auch wir einmal den Eindruck haben: Als Christen stehen wir irgendwie auf der Verliererseite. Zwar ist es nicht zu vergleichen, was Christen an anderen Orten und zu anderen Zeiten für ihren Glauben riskieren, aber auch bei uns gibt es das: - dass andere einen belächeln, weil man an Jesus glaubt - dass man Widerspruch bekommt, wenn man nicht einfach zustimmt, dass alle Heilswege gleich gut und alle Wahrheitsangebote gleich richtig seien 7

8 - dass man auf etwas verzichtet, wenn man ehrlich bleibt - dass man den Kürzeren zieht, wenn man nicht die Ellenbogen ausfährt Der Wochenspruch fragt auch uns: Woraus vertraust du? Wem folgst du nach? Was gibt dir Halt? Wer soll sich um deine Sorgen kümmern? 1. Petr 5,7: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Oder mit dem Wochenlied von Georg Neumark, geschrieben mitten in der Zeit des 30-jährigen Krieges: Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, Verricht das deine nur getreu. Und trau des Himmels reichem Segen, So wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht Auf Gott setzt, den verlässt er nicht. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. G: Amen. 8