Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde
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- Bernhard Peters
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1 Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde Alle Abbildungen: Kreis Gütersloh, Biologische Station Gütersloh/ Bielefeld e. V. Fachtagung Grünlandperspektiven in Nordrhein-Westfalen vom Juni 2016 Wilhelm Gröver, Abteilung Umwelt Kreis Gütersloh
2 Vortragsgliederung 1. Entwicklung in den Gebieten 2. Umsetzungsfahrplan 3. Kooperationsvereinbarungen 4. Meine Vision Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 1
3 1. Entwicklung in den Gebieten Die aktuelle Entwicklung in den Schutzgebieten Hörster Wiesen und Rietberger Emsniederung FFH Gebiet Feuchtwiesen Hörste Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 2
4 1. Entwicklung in den Gebieten Die aktuelle Entwicklung in den Schutzgebieten Hörster Wiesen und Rietberger Emsniederung FFH Gebiet Feuchtwiesen Hörste 531 Hektar Ca. 50% durch öffentliches Eigentum und KLP Verträge gesichert, mindestens 25% nicht mehr naturschutzwürdig bzw. intensiv bewirtschaftet Dramatischer Einbruch bei den Wiesenvögeln, Kiebitz fast nicht mehr im Gebiet, Großer Brachvogel geht ständig zurück Verschlechterung der Lebensraumtypen seit Meldung als FFH-Gebiet nicht eingetreten, aber weitere Verschlechterung im Sinne des Schutzzwecks des Landschaftsplanes Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 3
5 1. Entwicklung in den Gebieten Wie sieht die aktuelle Entwicklung in den beiden Schutzgebieten NSG Hörster Wiesen und NSG Rietberger Emsniederung aus? Vogelschutzgebiet Rietberger Emsniederung Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 4
6 1. Entwicklung in den Gebieten Wie sieht die aktuelle Entwicklung in den beiden Schutzgebieten NSG Hörster Wiesen und NSG Rietberger Emsniederung aus? Vogelschutzgebiet Rietberger Emsniederung 445 Hektar Ca. 40 % des Grünlandes durch Eigentum und KLP-Verträge gesichert, ca. 55 % intensiv genutzt. Entwicklung der Wiesenvögel: dramatische Verschlechterung der Kiebitzpopulation Uferschnepfe geht von 6 auf 2 Paare zurück Großer Brachvogel nimmt zu, aber geringer Bruterfolg Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 5
7 1. Entwicklung in den Gebieten Wie sieht die aktuelle Entwicklung in den beiden Schutzgebieten NSG Hörster Wiesen und NSG Rietberger Emsniederung aus? Vogelschutzgebiet Rietberger Emsniederung Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 6
8 1. Entwicklung in den Gebieten Wie sieht die aktuelle Entwicklung in den beiden Schutzgebieten NSG Hörster Wiesen und NSG Rietberger Emsniederung aus? Vogelschutzgebiet Rietberger Emsniederung Fazit: Verschlechterung der wertgebenden Wiesenvogelpopulation bei gleichzeitiger Intensivierung! Weitere Gründe der Verschlechterung u.a. : trockene Frühjahre zunehmender Prädatorendruck Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 7
9 1. Entwicklung in den Gebieten Wie ist die Situation in der Landwirtschaft? Reduktion auf weniger Milchviehbetriebe neue Stallerweiterungen große Flächenknappheit hohe Pacht- und Kaufpreise für Grünland in den Schutzgebieten Spezialisierung und Vereinheitlichung der Bewirtschaftungsmethoden Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 8
10 1. Entwicklung in den Gebieten Wie ist die Kommunikation mit der Landwirtschaft? Gute Kommunikationsstrukturen auf Grund des Gütersloher 3 Säulen Modells seit Beginn des Feuchtwiesenschutzprogramms Landwirtschaft, ULB und Biologische Station beraten sich regelmäßig Die ULB beauftragt zwei praktizierende Landwirte und einen Grünlandexperten der LWK zur Beratung der Landwirte Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 9
11 2. Umsetzungsfahrplan Wie kann die untere Landschaftsbehörde die weitere Grünlandintensivierung in Schutzgebieten stoppen? vereinbaren statt verfügen Bestandsanalyse des Grünlandes nach vergleichbaren Kriterien und Abgleich mit Altkartierungen Fachkonzept aufstellen: Was muss ich zwingend erhalten? Was will ich erreichen in den nächsten 10 Jahren? Einzelbetriebliche Strukturen und Betroffenheit der Betriebe ermitteln Flexible Instrumente (z.b. Nutzungsanzeige bei Intensivierung, Widerspruchsrecht der unteren Landschaftsbehörde, Bonusregelung ) Dialog mit der Landwirtschaft fördern unter Hinzuziehung von Grünlandexperten der Biologischen Station und der LWK; Abschluss von Bewirtschaftungsvereinbarungen Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 10
12 2. Umsetzungsfahrplan Wie setze ich meine Ziele in konkretes Handeln um? Beauftragung der Biologischen Station mit einer konkreten Bestandsanalyse des Grünlandes. 1. Stand mit der NSG Ausweisung 2. Stand mit FFH Ausweisung 3. Heutiger aktueller Stand. Verschlechterungen im Gebiet wird dokumentiert Dialog mit Landwirtschaft kann beginnen Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 11
13 2. Umsetzungsfahrplan Wie setze ich meine Ziele in konkretes Handeln um? Die untere Landschaftsbehörde erstellt in Abstimmung mit der Biologischen Station ein Fachkonzept für das jeweilige Gebiet. Inhalt: Entwicklung des Grünlandes und der Avifauna Zielsetzung für das Gebiet Lösungsansätze Nutzungsanzeigen und Bewirtschaftungspläne für einzelbetriebliche Regelungen Umsetzungsfahrplan Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 12
14 2. Umsetzungsfahrplan Wie reagiert die untere Landschaftsbehörde auf Nutzungsanzeigen, die eine weitere Intensivierung der Bewirtschaftung beinhaltet? Die untere Landschaftsbehörde hat 3 Grünlandkategorien gebildet: 1. Allgemeines Grünland mit mittlerer und hoher Nutzungsintensität 2. Ökologisch bedeutsames Grünland z.b. Brut- und Nahrungsräume der Wiesenvögel 3. Vegetationskundlich bedeutsames Grünland Aus den Grünlandkategorien werden Nutzungsauflagen abgeleitet, die im Rahmen des Widerspruchsrechtes umgesetzt werden können. Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 13
15 2. Umsetzungsfahrplan Wie kann ein Bewirtschaftungsplan in den Rietberger Emsniederung für die nächsten 3-5 Jahre aussehen? Fallbeispiel Ausgangssituation Landwirt Müller bewirtschaftet 20 Hektar Grünland im Schutzgebiet; er hat in den letzten Jahren nach guter landwirtschaftlicher Praxis zunehmend intensiviert, keine Verträge abgeschlossen und seinen Rindviehbestand erhöht. Er hat einen Hofnachfolger. Ziel Nutzungsdifferenzierung auf Basis eines Fachkonzepts und der Betriebsstruktur Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 14
16 2. Umsetzungsfahrplan Wie kann ein Bewirtschaftungsplan in den Rietberger Emsniederung für die nächsten 3-5 Jahre aussehen? Fallbeispiel Lösung 10 Hektar werden weiterhin intensiv bewirtschaftet mit max. 170 kg N/ha/a; Randstreifen entlang der Gräben bleiben ohne Düngung; Verzicht auf Hybrid-Weidelgräser 5 Hektar werden als Brut- und Lebensraum für Wiesenvögel nach den Vorschlägen der Biologischen Station bewirtschaftet; max. 3 Schnitte; reduzierte Düngung ggfls. mit Bonusregelung 5 Hektar sind ursprünglich vegetationskundlich wertvolles Grünland gewesen, es wird ein KLP-Vertrag mit auskömmlichen finanziellen Ausgleich abgeschlossen. Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 15
17 3. Kooperationsvereinbarungen Vereinbaren statt verfügen Die ULB beabsichtigt Ziele und Vorgehensweisen in Kooperationsvereinbarungen mit den landwirtschaftlichen Ortsverbänden zu verankern Die Verhandlungen stehen allerdings erst am Anfang Ziel der Vereinbarung ist es, die Wertigkeit des Grünlandes und die Wiesenvogelpopulation in den beiden Gebieten zu erhalten Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 16
18 3. Kooperationsvereinbarungen Potentieller Vereinbarungsinhalt (je nach Gründlandkategorie) 1. Extensiv genutzte Randstreifen entlang von Schlägen/ Gräben 2. Minimierung der Nachsaaten, Einsatz abgestimmter Saatgutmischungen 3. Förderung der Selbstnachsaat durch gelegentliche Heunutzung 4. Begrenzung in der Regel auf max. 3 Schnitte im Jahr 5. Verzicht auf zusätzliche Entwässerung bei der Unterhaltung Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 17
19 3. Kooperationsvereinbarungen Potentieller Vereinbarungsinhalt (je nach Gründlandkategorie) 6. Verstärkte Teilnahme am Vertragsnaturschutz 7. Brutplätze der Wiesenvögel bei der Bewirtschaftung besonders berücksichtigen 8. Einsatz von Wildrettern und keine Bewirtschaftung nach Sonnenuntergang Der Kreis Gütersloh verzichtet auf ordnungsrechtliche Maßnahmen, soweit die Ziele im Rahmen der Vereinbarung erreicht werden. Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 18
20 3. Kooperationsvereinbarungen Erste Erfolge! Nach 2-3 jähriger intensiver Diskussion mit den Landwirten vor Ort gehen Naturschutz und Landwirtschaft aufeinander zu Freiwillige und gemeinsame Experimente: extensiv bewirtschaftete Randstreifen entlang von Gräben Spezielle Nachsaatmischungen angepasste Düngung Es findet mehr Wissenstransfer über eine fach- und naturschutzgerechte Grünlandbewirtschaftung statt Landwirte agieren vorsichtiger bei der Bewirtschaftung Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 19
21 4. Meine Vision Meine Vision für die nächsten 10 Jahre 1. Die Grünlandintensivierung in den beiden Schutzgebieten wird durch gemeinsame Zielsetzung und vertragliche Regelungen gestoppt. 2. Extensiv genutzte Grünlandflächen und Randstreifen nehmen zu; vegetationskundlich wertvolle Flächen sind durch öffentliches Eigentum und KLP-Verträge gesichert. 3. Die Wiesenvogelpopulation in den Gebieten erholt sich durch individuelle Absprachen mit den Landwirten, Vernässung auf landeseigenen Flächen und gezielte Prädatorenbejagung. 4. Durch individuelle Bewirtschaftungsvereinbarungen werden betriebliche Betroffenheiten stärker als bisher berücksichtigt. Für besondere Leistungen der Landwirte wird ein Bonusinstrument eingeführt 5. Verordnungen und Festsetzungen im Landschaftsplan erlauben flexible Lösungen und Vereinbarungen auf Augenhöhe mit den Nutzern 6. Dialog mit Landwirtschaft ist fester Bestandteil der Gebietsbetreuung Chancen und Risiken im Grünlandschutz aus Sicht einer unteren Landschaftsbehörde, Wilhelm Gröver Kreis Gütersloh 22
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