an die 30 Wahlkämpfe bestritten.
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- Walter Wolf
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1 begleitende, 1014 Hannes Andrsch ist seit über 30 Jahren nicht mehr in der Parteiplitik, aber immer nch plitisch aktiv. "Da hängt das Pferd wahrlich am Schweif!" Der Industrielle, ExVizekanzler und Initiatr des Bildungsvlksbegehrens Hannes Andrsch spricht über die ungeklärte Schnittstelle vn Universitäten und Fachhchschulen, teure Kindergärten und die Privatwirtschaft, die das Land über Wasser hält, vn Flrian streb Sie sind in diversen Vrständen und Aufsichtsräten in der Industrie und Frschung. Wher nehmen Sie die Zeit, um plitisch aktiv zu sein, Bücher zu schreiben und sich um Ihre Familie zu kümmern? Hannes Andrsch: Die meisten Aufgaben sind keine ausführenden, sndern unterstützende strategisch rientierte. Das erfrdert nicht s viel Zeit wie die Umsetzung. Meine Wchen sind ausgefüllt und erfüllend und dennch bleibt genug Zeit für kntemplative Balance: um mmentanen Interessen nachzugehen, Sprt zu treiben, zu lesen, ins Theater und in die Oper zu gehen der einfach bei einem guten Essen über Gtt und die Welt zu plaudern. Beim Bildungsvlksbegehren hatten Sie aber auch viele ausführende Aufgaben, nehme ich an? Hannes Andrsch: Das war eine sehr intensive Tätigkeit. Ich habe während meiner Zeit als Plitiker 1D Studi! September 2D1 2 an die 30 Wahlkämpfe bestritten. Für das Bildungsvlksbegehren war ich erneut in ganz Österreich unterwegs. Das war mit Sicherheit der längste und auch anstrengendste Einsatz, wenn man das s vergleichen möchte. Machen Sie das, weil Sie sich der Gesellschaft verpflichtet fühlen, der für Ihren eigenen Nachwuchs? Hannes Andrsch: Wenn man sich bewusst ist, dass die Arbeiterbewegung als Bildungsbewegung entstanden ist und dass den aus Klster und Dmschulen hervrgegangenen Universitäten für die Entwicklung Eurpas eine überaus wichtige Rlle zukmmt, dann wird einem schnell klar, dass die bestmögliche Ausbildung für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft zukunftsentscheidend ist. Zudem habe nicht nur ich in meinem Selbstverständnis als Cityen auch aus Gründen der Generatinsgerechtigkeit Verantwrtung dafür zu übernehmen, um den nächsten Generatinen bestmögliche Entwicklungschancen mit auf den Weg zu geben. Diesbezüglich sind wir in Österreich nicht nur in Bildungsfragen ins Hintertreffen geraten, weil scheinidelgische, vr allem aber an Privilegien und Machterhalt ausgerichtete Interessen im Vrdergrund stehen und ein Bllwerk gegen überfällige Refrmen bilden. Was ist der Grund für die Blckade? Liegt das an den Plitikern vn heute, am System,...? Hannes Andrsch: Die Zeiten haben sich immer geändert, allerdings verläuft die durch neue Technlgien getriebene Entwicklung seit den letzten 20, 30 Jahren in einem äußerst rasanten, in der Menschheitsgeschichte nch nie dagewesenen Temp. Dies bedingt auch, dass jene Menschen, die plitische Verantwrtung tragen, mit einem neuen Anfrderungsprfil knfrntiert sind. Gleiches gilt für Institutinen. Wir hinken > ö pwered by Meta Cmmunicatin Internatinal ffice@metacmmunicatin.cm 1/5
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3 aber b 1014 damit der Realität hinterher. Diese unbefriedigende Entwicklung darf nicht verharmlst werden, darin verbergen sich hhe Ksten für die Zukunft. Was muss man ändern, damit man diesen Rückstand aufhlt? Hannes Andrsch: Man muss vr allem in der Gesellschaft das Bewusstsein für diese tiefgreifenden und raschen Veränderungen und deren Bedeutung wecken, auch wenn es dafür eine gewisse Eigenverantwrtlichkeit und Selbstverpflichtung gibt. Diesbezüglich sind vr allem Entscheidungsträger gefrdert das in der Schule, in einem Sprtverein der in der Plitik ist. Drt erleben wir nch immer den Versuch, natinale Interessen als sakrsankt zu sehen und den eurpäischen beziehungsweise glbalen Knnex auszuklammern. Dabei sind viele Prbleme nicht einmal mehr kntinental zu lösen. Die G20Treffen der die Umweltgipfel zeigen, dass man zwar die Ntwendigkeit glbaler Kperatin erkannt hat, aber nch immer zu sehr in kurzfristigen Eigeninteressen verfangen ist. Hat es diese kurzfristigen Interessen früher nicht gegeben? Hannes Andrsch: Während meiner Zeit als aktiver Plitiker war alles nch islierter, man knnte vielfach ganz gut im eigenen Schrebergarten zurechtkmmen. Im Zuge der Bevölkerungsentwicklung und der immer größeren Verflechtungen und wechselseitigen Abhängigkeiten ist das längst nicht mehr möglich viel zu viele wllen über den eigenen Kirchturm nch immer nicht der nicht weit genug hinausschauen. Unser heutiges "Glbal Village" bringt zwangsweise auch mit sich, dass die Aufgabenstellung für heutige Entscheidungsträger in der Plitik, in der Wirtschaft ungleich größer und kmplexer gewrden ist. Was raten Sie jungen Leuten, die heute in die Plitik gehen wllen? Hannes Andrsch: Zunächst brauchen sie eine rdentliche Ausbildung, damit sie für die Plitik tätig sein können und nicht alleine vn der Plitik abhängig werden. Plitiker ist kein Beruf, sndern eine Berufung, das ist ein grßer Unterschied. Plitiker muss man aus Überzeugungen und Leidenschaft werden und die ntwendige Tatkraft aufbringen können, um die gesetzten Ziele auch in die Tat umzusetzen. Dafür ist auch Augenmaß erfrderlich, das kluge Erkennen, was wann und wie möglich ist. Allerdings muss sich ein Plitiker auch die Frage stellen, welche beruflichen Möglichkeiten in einem Leben nach der Plitik ergriffen werden können. Die plitische Frühpensinierung kann ja nicht das Ziel sein. Wenn wir schn beim Ausbildungsthema sind: Mit dem Bildungsvlksbegehren kritisieren Sie das unzeitgemäße Schulsystem. Sind wir bei der Hchschulbildung auf einem besseren Weg? Immerhin gibt es seit einiger Zeit Fachhchschulen, die dch ein bisschen anders funktinieren als Universitäten. Hannes Andrsch:Fachhchschulen gibt es bei uns seit etwa 20 Jahren, sie haben eine erflgreiche Entwicklung genmmen und verkörpern eine wichtige Säule des tertiären Bildungssystems. Fachhchschulen sind lebens und berufsbezgen und praktizieren seit jeher ein Aufnahmemanagement und Studiengebühren, wfür ihnen der Erflg Recht gibt. All das ist bei der anderen Säule, unseren Universitäten, nicht der Fall. Zudem leiden sie unter der finanziellen Aushungerung durch die öffentliche Hand, fehlt unseren Universitäten dch jährlich mindestens eine Milliarde Eur. Das können die Universitäten nicht aus eigener Kraft kmpensieren. In der Flge liegen unsere Hchschulen im internatinalen Vergleich nur im Mittelfeld. Das ist eine höchst unbefriedigende Situatin. Und es ist unverständlich, dass das Bildungsbürgertum diese gefährlichen Versäumnisse mit einer sträflichen Gleichgültigkeit quittiert. Auch meine eigene Partei, die wissen müsste, dass sie aus einer Bildungsbewegung entstanden ist, pririsiert diese Prblematik nicht hinreichend. "Unsere öffentlichen Institutinen sind überbürkratisiert, verkrustet Und erstarrt." Hannes Andrsch Geht es in erster Linie um ein Finanzierungsprblem bei den Universitäten? Hannes Andrsch: Da spielt Geld eine wichtige Rlle, aber auch die gesamte Organisatinsstruktur. Es muss an einer ganzen Reihe vn Schrauben gedreht werden. Man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass hchwertige Universitäten Geld ksten, das zeigt der internatinale Vergleich. Nur ein Beispiel: Am MIT (Massachusetts Institute f Technlgy, Anm.) werden pr Student pr Jahr USDllar, an der TU Wien nur aus 1 2 Studi! September 2D1 2 pwered by Meta Cmmunicatin Internatinal ffice@metacmmunicatin.cm 3/5
4 1014 gegeben. Dieses Missverhältnis geht letztlich zu Lasten und damit zum Schaden unserer Zukunft. Die Tatsachen, dass unsere Universitäten ein Drittel des Jahres leer stehen und Gelder vrdringlich in die Verwaltung statt in Lehre und Frschung gehen, sind ebenfalls wichtige Ansatzpunkte zur Verbesserung der Strukturen. Kann man sagen, die Einheit vn Lehre und Frschung ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß, wenn es um Berufsausbildung geht? Hannes Andrsch: Die Universitäten sind in erster Linie ein Ort für grundlegende wissenschaftliche Ausbildung und damit verbundene Lehre und Frschung. Sie haben keine berufliche Ausbildung im engeren Sinn zu vermitteln. Und sie dürfen keinesfalls als sziale Wärmestuben missbraucht werden, wie dies nicht selten der Fall ist, wenn sich junge Menschen über die Anmeldung zu einem Studium sziale Begünstigungen sichern, hne ernsthaft studieren zu wllen. Dazu sind unsere Universitäten zu wichtig, zu wertvll und zu teuer. Was die Schnittstelle zwischen Fachhchschulen und Universi täten betrifft, s ist es hch an der Zeit, diese eindeutig zu klären. Es kann ja nicht sein, dass jemand, der eine berufsrientierte Ausbildung sucht, sfrt an jeder Universität studieren kann, nachdem er sich erflgls bei einer Fachhchschule bewrben hat. Stimmt in Ihren Augen das Verhältnis vn Hchschulbildung zu anderen Frtbildungsmöglichkeiten, wenn man die Finanzierung betrachtet? Als Pensinist kann man gratis studieren, aber für einen ErsteHilfeKurs muss man zahlen... Hannes Andrsch:... und für den Kindergarten muss man am meisten zahlen. Diese Missverhältnisse sind traurige Realität. Das ist eine Kurisität. Da hängt das Pferd wahrlich am Schweif! Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, dass Pensinisten aus Interesse studieren können, aber dass das zum Nulltarif möglich ist, während für den Besuch vn Kindergärten nicht geringe Beträge zu entrichten sind, ist dch absurd. Ebens absurd ist, dass unser Staat viel Geld in das öffentliche Schulwesen investiert und wir dennch in den internatinalen Rankings beim Bildungsniveau immer weiter absacken. Damit schneiden wir uns ins eigene Fleisch, weil hne Bildung keine Qualifikatin, hne Qualifikatinen keine Frschung und damit keine neuen Erkenntnisse und keine Innvatinen. Diese benötigt die Wirtschaft aber wie einen Bissen Brt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das wiederum ist eine wichtige Vraussetzung für die Aufrechterhaltung unseres Whlstands, einer breiten Whlfahrt und hher Beschäftigung. Aprps Wettbewerbsfähigkeit: Man hört viele Unternehmer jammern, dass sie keine qualifizierten jungen Leute finden. War das früher einfacher? Hannes Andrsch: Mag sein, man darf aber nicht außer Acht lassen, dass zwischenzeitlich die Anfrderungen erheblich gestiegen sind. Der Arbeitsmarkt spaltet sich in ganz einfache Tätigkeiten auf der einen Seite und sehr kmplexe berufliche Aufgabenstellungen auf der anderen. Im Bereich dazwischen dünnt der Arbeitsmarkt zunehmend aus. Ums wichtiger ist daher, dass s viele junge Menschen wie > pwered by Meta Cmmunicatin Internatinal ffice@metacmmunicatin.cm 4/5
5 1014 möglich eine hchwertige, zeitgemäße Ausbildung erhalten. Wir aber verzetteln uns in Klein und Kleinstschulen mit einem Halbtagsunterricht an 150 Tagen im Jahr. Ein Ergebnis davn ist, dass wir viel zu viele Abslventen der 9. Schulklasse haben, die nicht die nötigen Vraussetzungen für eine Lehre mitbringen, weil sie nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen können. Umgekehrt sind wir bei den Erflgreichsten und Talentiertesten mit einem "Brain Drain" knfrntiert, weil jährlich Tausende aufgrund besserer Studien und Arbeitsbedingungen ins Ausland gehen, vn w sie nur selten auch wieder zurückkehren. Haben sich die Unternehmer, die Unternehmen in Ihren Augen in den letzten 20, 30 Jahren stark verändert? Hannes Andrsch: Das haben sie müssen, snst hätten sie sich im eurpäischen und im weltweiten Wettbewerb nicht behaupten können. Der Erflg unserer Exprte und unseres Turismus bringt uns einen Leistungsbilanzüberschuss, den nicht sehr viele Länder haben. Das steht zum Beweis dafür, dass sich unsere Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten weitaus flexibler und anpassungsfähiger erwiesen hat als unsere öffentlichen Institutinen. Letztere sind überbürkratisiert, verkrustet und erstarrt. In der Flge haben wir ein zweigeteiltes Land: den ungeschützten Sektr, der im Wettbewerb steht und der sich auch in den letzten schwierigen Zeiten erflgreich bewähren knnte, und den geschützten Sektr, der in selbstgefälliger Versteinerung verharrt und sich vn der Wettbewerbsfähigkeit des ungeschützten Sektrs alimentieren lässt und sich in finanzieller Schieflage befindet. Wenn Sie auf Ihre Zeit in der Plitik und Ihre früheren Jahre in der Wirtschaft zurückblicken, sehen Sie heute irgendetwas anders als damals? Hannes Andrsch: Neue Zeiten bringen auch neue Anfrderungen mit sich. Ich habe vr Kurzem ein Interview mit einem österreichischen Prfessr für Philsphie gelesen, der verwundert war, dass ein Helmut Schmidt der Hannes Andrsch nicht all das, was sie jetzt öffentlich frdern, bereits zu ihren aktiven Zeiten umgesetzt haben. Dabei wurde in philsphischer Grßzügigkeit nnchalant darüber hinweggesehen, wie sehr sich die Welt in den letzten 30 Jahren verändert hat. Erst wenn man am Ufer eines Flusses steht, den man überqueren möchte, sllte man sich den Kpf darüber zerbrechen, wie man das am besten bewerkstelligen kann. Die Überlegung, b mit dem Wissen vn heute der Fluss vr 30 Jahren anders überquert werden hätte sllen, wird für die aktuell gestellte Aufgabe wenig hilfreich sein. Was wünschen Sie sich vn der nächsten Generatin, vn den jungen Menschen? Hannes Andrsch: Ich sehe es in meinem schn frtgeschrittenen Alter als Aufgabe, Verpflichtung und Verantwrtung an zu helfen, für die junge Generatin Grundlagen zu schaffen, die für eine erflgreiche Bewältigung ihres Lebenswegs wichtige Vraussetzungen sind. Daher habe ich das Bildungsvlksbegehren initiiert, für dessen Frderungen ich mich bis zu deren Umsetzung weiterhin einsetzen werde. Ihre Chancen müssen sie aber selbst nutzen. Bildlich gesprchen: Die jungen Menschen sllen ein gut gesatteltes Pferd bereitgestellt bekmmen, reiten müssen sie es selbst. Vielen Dank für das Gespräch!m Zur Persn: Hannes Andrsch wurde 1938 in Wien gebren bis 1981 war er in den Kabinetten Brun Kreisky I IV Finanzminister, ab 1976 auch Vizekanzler. Nach seinem Ausscheiden aus der Plitik war er bis 1988 Generaldirektr der CA CreditanstaltBankverein und anschließend Knsulent der Weltbank gründete er die Firma AIC Andrsch Internatinal Management Cnsulting. Der Industrielle ist u. a. Aufsichtsratsvrsitzender der Österreichischen Salinen AG, der AT&S und des Frschungsinstituts AIT swie Vrsitzender des Rats für Frschung und Technlgieentwicklung und des Universitätsrats der Mntanuniversität Leben. Der Initiatr des Bildungsvlksbegehrens hat zahlreiche Publikatinen verfasst und gilt in Österreich als Eider Statesman. ö pwered by Meta Cmmunicatin Internatinal ffice@metacmmunicatin.cm 5/5
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