Andreas D. Schulz Seminar Haushaltsnahe Dienstleistungen Unterlagen zu Thema 9: Dienstleistungen im Bereich häuslicher Hilfen
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- Christoph Beckenbauer
- vor 8 Jahren
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1 Andreas D. Schulz Seminar Haushaltsnahe Dienstleistungen Unterlagen zu Thema 9: Dienstleistungen im Bereich häuslicher Hilfen Steuerliche Vergünstigungen + Mini-Jobs Gem. Dienstleistungspools Gutscheine Legale Familienund Nachbarschaftshilfe Dennoch: Schwarzarbeit weit verbreitet in Haushalten!!! Beschäftigungspotenziale: 2,9 bis 3,8 Mill. Arbeitsplätze für gering Qualifizierte, davon im haushaltsnahen Bereich (IW 997) 3 Mill. Hh-nahe Beschäftigungsverhältnisse als legalisierungsfähiges Potenzial (IZA/ DIW 2002); Niedriglohnbeschäftigung in 3,63 Mill. HH möglich (IZA 2004) Aktuelle Marktsituation: 4,388 Mill. Haushalte (11,5%) nahmen 1999 eine externe Haushaltshilfe in Anspruch, davon 2,747 Mill. (7,2%) regelmäßig (SOEP) 1,4 Mill. Geringfügig Beschäftigungen 1999 (Anstieg seit 1992 um 91,2%) (ISG/Kienbaum) 1999: sozverspfl. Beschäftigungsverh., Erwerbstätige (Mikrozensus) stärkste Inanspruchnahme durch Haushalte mit mehr als DM netto (SOEP Schupp) stärkste Inanspruchnahme durch gut verdienende Singles sowie Familien mit mehreren Kindern aber auch in Rentnerhaushalten (Munz 1996) 1,373 Mill. Geringfügig Beschäftigte in privaten Haushalten (ISG 1997) für einen Verdienst zwischen 800 und 1000 EUR arbeiten 2004 nur Personen, 2,6% aller sv-beschäftigten 2004: in 3,5 Mio. Privathaushalten; legale Beschäftigte, Schwarzarbeiter bei 1,2 bis 2,9 Mill. 1
2 Diskussions- und Problemfelder: Durch Schwarzarbeit entgehende Einnahmen von Steuern und Sozialbeiträgen Neue Beschäftigungsform neben Erwerbsarbeit (z.b. Bürgerarbeit) Reguläre Beschäftigungsverhältnisse Element des Strukturwandels Haushalt als Unternehmen Beschäftigungspotenzial in HHnahen Dienstleistungen bei ca. 3 Mill. Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit (auch von Alleinerziehenden) Realisierung von Familie und Beruf; Element gegenwärtiger Familienpolitik und mehr Kindern Bewältigung der demographischen Entwicklung (Zunahme älterer Personen) und ihre ambulante Betreuung Leistungen durch gesetzliche SV nicht gedeckt; aber Zunahme von Personen, die HHleistungen benötigen, sich gängige Marktangebote aber nicht leisten können (Altersarmut) Integration legal in Deutschland lebender Ausländer Entlohnung nicht am Existenzminimum Möglichkeit der Schaffung eines Niedriglohnsektors für Arbeitslose, d.h. Aufhebung der Sozialfalle (da gegenwärtig Abstand zwischen Transfer und Billigentlohnung so gering, dass sich Annahme einer Arbeit nicht lohnt) Mini-Job als Job-Killer Beschäftigungswunder für Ostdeutschland Flexibilität und Sicherheit für eine erfolgreiche Wirtschaft Definition und Formen Haushaltsnahe Dienstleistungen kein Standardbegriff/ keine Abgrenzung: Dienstleistungen für private Haushalte; Hausarbeit als Beruf; einfache hauswirtschaftliche, soziale und life-style Dienste (IAT) Gesetzliche Definition: Zubereitung von Mahlzeiten, Reinigung der Wohnung, Gartenpflege, Versorgung und Betreuung kranker alter Menschen und pflegebedürftiger Personen Formen: Dienstleistungsunternehmen, Sozialstationen, private Pflegedienste, Familienpflege- und Dorfhilfedienste, private Personen, Schwarzarbeit Erklärungs- und Strategieansätze: a) Dienstleistungslücke (Nachfrageseitig) Vergleich von Beschäftigungsdichten/ Besatzziffern (sektorale Erwerbstätigkeit/Bevölkerung) Strategie: Lohndifferenzierung, Niedriglohnbereich b) Beschäftigungslücke (Angebotsseitig) Vergleich von Frauenerwerbsquoten (D: 57%, DK: 72%) Strategie: Verbesserung der Rahmenbedingungen für Frauenerwerbstätigkeit wie Besteuerung, Sozialversicherung, Kinderbetreuung, Professionalisierung der Hausarbeit c) Schattenwirtschaftspotenzial (legalitätsseitig) Schätzung geringfügig und schatten-wirtschaftlicher Arbeitsverhältnisse Strategie: Überführung der Schwarzarbeit in legale Arbeitsverh. 2
3 d) Aktivierungspotenzial (individuell) Zu geringe Bereitschaft zur Aufnahme eines niedrig entlohnten Jobs bei Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern Strategie: Fördern und Fordern, Niedriglohnbereich, Mini-Job Charakteristika im allgemeinen: Der Großteil wird in Schwarzarbeit erbracht Arbeitsmarkt ist kaum reguliert Stundenlöhne liegen zwischen 6 und 12 Euro, bei illegal beschäftigten Ausländern niedriger Geringes Ansehen haushaltsnaher Dienstleistungstätigkeiten Geringe staatliche Kontrollmöglichkeiten und Rechtsbewusstsein Vorteile für beide Seiten: geringe Preise und keine Steuer- und Abgabenbelastung Keine Markttransparenz über reguläre Angebote Charakteristika der Nachfrageseite: Fördernde Faktoren: Wunsch nach Entlastung, Höhere Freizeitpräferenz, günstiger Preis, geringes Potenzial an Eigenarbeit Hemmende Faktoren: Mentalität ( Luxus, entwürdigend ); Kosten (höherer legaler Preis, Transaktionskosten) Marginale Faktoren: Qualitätsbewusstsein, Professionalität Charakteristika der Angebotsseite: Gering qualifizierte und Ausländerinnen überrepräsentiert Ausübung erfolgt aus Mangel an Alternativen: Mangel an Teilzeitangeboten mit adäquaten Arbeitszeiten und ausreichenden Kinderbetreuungsangeboten; ausländerrechtliche Regelungen (fehlende Arbeitserlaubnis) Steuer- und sozialversicherungsrechtliche Regelungen unattraktiv Perspektiven für Nachfrage: Aufgeschlossenheit für die Inanspruchnahme regulärer kommerzieller DL- Angebote steigt auch bei Älteren, wenn der Bedarf wächst. Qualität, Professionalität, Vertrauen treten langsam stärker in den Vordergrund Soziodemographische Trends: Haushalte werden kleiner, individueller, anspruchsvoller, älter; Frauenerwerbstätigkeit steigt Fördermöglichkeiten Dauerhafte oder zeitliche Befristungen mit und ohne Auflagen, Zielgruppenbeschränkungen Z.B. Anschubfinanzierung zur Gründung von Initiativen (A); dauerhafte Subventionierung der Preise (DK); befristete LKZ für Zielgruppen (B, NL); Steuervergünstigungen (D, F), Gutscheinmodelle (D, F) Steuerliche Förderung in Deutschland: : Für HH mit mindestens 2 Kindern unter 10 Jahren (Alleinerziehende 1 Kind) bzw. einer pflegebedürftigen Person bis zu DM pro Jahr als Sonderausgaben absetzbar : Für alle HH DM pro Jahr absetzbar. Bedingung: sozialversicherungspflichtige Haushaltshilfe seit 1997: in Kombination mit HHscheckverfahren nutzbar, aber Inanspruchnahme sehr gering nur Fälle 3
4 seit 2003: 20% Steuerermäßigung für Aufwendungen um bis zu maximal 600 EUR jährlich, wenn Aufwendungen durch die Vorlage von Rechnungen und die Zahlung an den Dienstleister nachgewiesen werden HARTZ (siehe unten) Haushaltsscheckverfahren seit 1997 in Deutschland: Ziel: Vereinfachte Anmeldung einer svp. Beschäftigung zwischen 630 und DM pro Monat im Haushalt und Abführung der Sozialbeiträge Ende 1999 nur Fälle (13%) von allen gemeldeten Fällen, bis 2000 nur Fälle Dienstleistungspools Beschäftigungsförderungsunternehmen, die privaten HH, Freiberuflern und kleinen Unternehmen DL anbieten Bündelung geringfügiger Tätigkeiten zu svp. Teilzeit- und Vollzeitarbeitsplätzen Ziel ist bessere Ausgestaltung (Professionalisierung, Qualifizierung) des Arbeitsfeldes und Zunahme regulärer Beschäftigung Modellhafte Erprobung seit 1995 Übernahme der Arbeitgeberfunktion, Entlastung der Kunden von Transaktionskosten: Personalauswahl, Personalbetreuung und Qualifikation, Einsatzplanung inkl. Urlaubs- und Krankheitsvertretung, Akqusition, Kundenbetreuung, Reklamationsdienst, Vertragsgestaltung 1999: 120 DL-Pools mit rd HHhilfen trotz Anschubfinanzierung keine volle Kostendeckung: Deckungsgrad Ende 2000 nur 60 80% Wachstums- und Wirtschaftlichkeitsbremsen: Mangel an geeignetem, qualifiziertem Personal, Konkurrenz durch Schwarz- und Eigenarbeit; Anspruch an die Qualität der Arbeitsplätze; Sozialpolitische Ziele HARTZ II seit in Kraft Verringerung der Schwarzarbeit und zusätzliche Frauenerwerbstätigkeit durch Minijobs Bis 400 Euro Abgabenfreiheit (vorher 325 EUR), Arbeitgeber zahlt Pauschale von 25%; Beschäftigter zahlt keine Abgaben oder Steuern, für HH-nahe DL beträgt die Pauschale 1%; bis 800 Euro gestaffelt deutlich weniger Sozialabgaben (ab 400,01 EUR ca. 4% bis 21% bei 800 EUR) Mehrfachbeschäftigungen sind unschädlich, d.h. keine Addition der Einkommen, Ausnahmen: im gewerblichen und in Privathaushalten Verdienstgrenze bis 15 Stunden fällt für Mini-Jobs: man darf billig arbeiten, solange man will Steuerliche Förderung von Privathaushalten: HH kann für einen sv- Arbeitnehmer 12% seiner Aufwendungen, max EUR von Steuerschuld abziehen. Wenn DL durch eine Agentur vermittelt wurde kann man 20%, maximal 600 EUR von Steuerschuld abziehen. 3,3 Mill. Haushaltshilfen in Deutschenland 2004, v.a. aus Osteuropa grenzüberschreitende, EU-weite Beschäftigung von HHhilfen möglich, wenn durch ausländische Agentur entliehen wird und HHhilfen nach deutschen Standards qualifiziert sind November 2003: 1 Mill. Neue Billigjobs, davon 94% in Privathaushalten 2004: geringfügig Beschäftigte in Kneipen, Geschäften und Haushalten bei 7,5 Mill. 4
5 Verdrängung niedrig qualifizierter Frauen durch qualifizierte Arbeitslose aus Sozialberufen Ich-AG zur Reduzierung der Schwarzarbeit Arbeitsloser: 3 Jahre mtl. Zuschuss orientiert an Höhe des Arbeitslosengeldes, degressiv, abhängig von Einkommenshöhe, pauschal mit 10% versteuert. Kritik: Verdrängung Selbständiger oder abhängig Beschäftigter (Scheinselbständigkeit) Fehlen einer klaren Definition als Abgrenzung zu berufsmäßigen Tätigkeiten der Pflege, Kinderbetreuung, Gebäudereinigung und für HauswirtschafterInnen Neue Arbeitsplätze v.a. für Rentner, Studenten und Zuverdiener; kaum für Langzeitarbeitslose Noch zu geringer Abstand zwischen Transfers und Minilohn Übergang in reguläre Beschäftigung fraglich Vollzeitbeschäftigung zwischen 1991 und 2001 schon um 11% zurückgegangen Sozialabgabenbefreiungen erheblich zugenommen Substitution Vollzeitarbeitsplätze durch Mini-Jobs Chancen für SV-Arbeitsplätze wird geringer da gegenüber Mini-Jobs zu teuer Die meisten Putzhilfen haben mehrere Mini-Jobs, dadurch höherer Verdienst als 400 EUR, deutlich höhere Versicherungsbeträge in der Gleitzone von 400,01 bis 800 EUR HARTZ IV: Flächendeckende Einführung von Niedriglöhnen Mit Zusammenlegung Arbeitslosen- und Sozialhilfe, Zwang auf Arbeitslosen, jede Arbeit anzunehmen, selbst wenn sie bis zu 30% unter Tariflohn bezahlt wird, d.h. auch Annahme von Mini-Jobs Gemeinnützige Arbeit Weitergehender Vorschlag vom IFO-Institut: kommunale Jobangebote für Arbeitslose sowie flächendeckende Zuschüsse zu Niedriglöhnen für alle Personen (Niedriglohnkostensektor) 5
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