Erfahrungsbericht: Instituto Tecnológico Autónomo de México (ITAM) - Maestría en Economia
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- Johann Salzmann
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht: Instituto Tecnológico Autónomo de México (ITAM) - Maestría en Economia Martin Schulz-Kirchner, (Master in Economics) Spring Term 2012 (Januar bis Juni)
2 Vorbereitung Das ZIB der Uni Köln bietet ein hervorragendes Netzwerk an Partneruniversitäten für ein Auslandssemester. Da ich generell ein großes Interesse an Lateinamerika und insbesondere Mexiko habe, war die Entscheidung schnell getroffen. Das Instituto Tecnológico Autónomo de México (ITAM) ist die einzige mexikanische Hochschule, die als Partneruni beim ZIB gelistet ist. In Mexiko, Lateinamerika und auf dem amerikanischen Kontinent gilt das ITAM als herausragende Uni für Economics. Welches ein weitere Grund war, warum ich diese Uni wählte. Die Bewerbung verlief recht problemlos, nachdem ich alle Bewerbungsunterlagen zusammen hatte und meine Präferenzen angegeben habe, wurde mir meine Erstwahl zugeteilt. Da Mexiko doch eher eines der exotischeren Ziele ist, vermute ich, dass die Nachfrage nicht so groß wie bei anderen Universitäten war. Das ITAM ist aber auf jeden Fall empfehlenswert und vom Niveau her, zumindest in den Economics Kursen auf gleicher Höhe (oder besser) als in Köln. Nachdem ich die Zuteilung der Uni angenommen habe, schickte mir das ITAM über das ZIB verschiedene Info-Materialien, außerdem muss man noch eine Application ausfüllen, in dem man den gewünschten Studiengang angibt und sein Leistungsniveau einschätzt. Des Weiteren wird eine Leistungsübersicht (Transcript of Records) und die Kurswahl gefordert. Die Kurse die angeboten werden kann man im Internet einsehen (mit jeweiligen Passwort des Exchange Office), allerdings kamen die Kurse erst sehr spät online und die Kurse die ich eigentlich wählen wollte erst kurz vor meinem Abflug. Deshalb habe ich Kurse aus dem Master Economics mit Schwerpunkt Development gewählt, was sich im nachhinein als sehr gute Entscheidung herausgestellt hat. Am ITAM kann man aber zu Beginn des Semester noch die Kurse ändern oder streichen. Das Exchange Office des ITAM ist immer sehr hilfsbereit. Zur weiteren Vorbereitung gilt es natürlich sich einen Flug herauszusuchen. Da ich aus der Nähe von Frankfurt komme und ich schon einige Male in Mexiko war, bin ich mit der Lufthansa geflogen. Sie bietet die einzige Direktverbindung zwischen Frankfurt und Mexiko-Stadt. Eine zusätzliche Auslandsversicherung kann man abschließen, jedoch bietet das ITAM ein Rundum-Sorglos Versicherungs-Paket an (einmalige Zahlung von (ca. 300 US-$)). Für diejenigen, die kein oder sehr wenig Spanisch sprechen, würde ich raten, sich schon vorher intensiver mit der Sprache auseinander zu setzen. Ansonsten habe ich noch die nötigen Unterlagen für die Bewerbung des PROMOS Stipendium vorbereitet, die ich schließlich abgeschickt habe als ich schon in Mexiko war. Unterkunft Das ITAM schickt eine Liste mit Wohnungsmöglichkeiten, wobei die meisten in der Nähe zum ITAM gelegen sind. Daneben kann man sich auch selbst vor Ort eine Wohnungsmöglichkeit suchen. In dem ITAM hängen viele Wohnungsangebote aus. Ich selbst habe aber auf eine 3er-WG, die auf der Liste des ITAM stand zurück gegriffen. Es gibt auch zwei bis drei Häuser in der Austauschstudenten wohnen (meist nur wenig Mexikaner), dort ist zwar immer was los, aber meistens wird Englisch gesprochen. Ich persönlich wollte mit Mexikanern leben um auch mein Spanisch weiter zu verbessern, außerdem bevorzuge ich es, wenn man sich mal zurück ziehen und seine Ruhe haben kann. Das ist aber jedem selbst überlassen. Es gibt reichlich Möglichkeiten eine geeignete Wohnung zu finden. 1
3 Die WG lag in einer Straße direkt hinter dem ITAM (wenn es leise war, konnte man sogar das Erdbeben-Alarm-System des ITAM hören, was sicherlich ganz nützlich sein kann). Die Vermieterin wohnt mit ihrer Familie im Hinterhaus, aber man teilt sich lediglich nur das Eingangstor, ansonsten hat man einen privaten Eingang mit 3 Zimmern, Bad und Küche. Während meiner Zeit dort wurden 2 weitere Zimmer im ersten Stock gebaut, so dass wir am Ende eine 5er-WG waren. Die Miete (Wasser, Strom und eine Putzfrau die einmal die Woche kommt) lag bei 3250 $-MXN (mex. Pesos) im Monat, was ungefähr 190 e entspricht und relativ günstig ist für San Angel. Eine Waschmaschine gab es nicht, sodass man eine der Wäschereien in der Nähe in Anspruch nehmen muss. Eine Internetverbindung bietet die Vermieterin, aber in der WG hatten wir einen anderen Anbieter mit einer schnelleren Verbindung gehabt, die Rechnung haben wir Ende des Monats aufgeteilt. Studium am ITAM Das ITAM gilt als eine der führenden Hochschulen in Lateinamerika im Bereich Economics. Absolventen mit sehr guten Studienleistungen gehen häufig an die großen amerikanischen Top- Unis. Die Lehre am ITAM (insbesondere in Economics) ist hervorragend, jedoch anders als man es in Deutschland gewöhnt ist. Kleinere Gruppen, mehrere Klausuren (2-3 Zwischenklausuren), Präsentationen (einzeln oder Gruppenarbeit) und Hausarbeiten regen den Studenten schon zu Beginn des Semesters zum lernen an. Als Austauschstudent hat man viele Möglichkeiten seine Kurse zu wählen und man ist nicht an den Studienplan gebunden (wie die anderen Studenten). So habe ich mich schließlich für vier Kurse aus dem Master Development Economics und ein Kurs aus dem Master Economic Theory entschieden. Letzterer ist für die Studenten, die einen PhD in Mexiko oder den USA anstreben. Die Kurse in Economic Theory sind sehr mathelastig und man sollte generell ein sehr gutes mathematisches Verständnis haben, darüber hinaus sind Kenntnisse in Computersoftware (Matlab, R, Stata) empfehlenswert. Den Kurs aus dem Master Economic Theory, den ich besuchte, habe ich zum Teil unterschätzt, da meine Matlab Kenntnisse sehr beschränkt sind und der Inhalt des Kurses Advanced Topics in Macroeconomics war Computational Economics in dem man Business Cycles in Matlab berechnet. Also auch eigene Algorithmen, etc schreiben muss. Ich habe den Kurs schließlich gestrichen, jedoch ihn freiwillig weiter besucht. Aus dem Master Development Economics habe ich jedoch alle vier Kurse besucht und erfolgreich absolviert. Während der Kurs aus dem Master Economic Theory in Englisch gehalten wurde, waren aus dem Master Development Economics alle Kurse die ich besucht habe in Spanisch. Da ich schon vorher Spanisch sprechen konnte, hatte ich keine Probleme dem Inhalt und dem Dozenten zu folgen. Jedoch hängt die Unterrichtssprache vom Dozenten ab. Ist dieser Muttersprachler in Spanisch, dann wird der Kurs meistens in Spanisch sein. Anders herum, ein Dozent aus den USA oder anderen Ländern wird seinen Kurs meistens in Englisch halten. Der Inhalt der Kurse aus dem Master Development Economics ist für mich sehr interessant gewesen. In Köln gibt es momentan keine vergleichbaren Kurse, die Themen wie Armut und Entwicklung behandeln. Die Dozenten sind zum Teil Professoren des ITAM, aber auch Dozenten, die wichtige Positionen in der Wirtschaft Mexikos inne haben. So hatte ich zwei Dozenten, die Direktoren von wichtigen Regierungsprogrammen sind (Oportunidades: Programm für Menschen die in absoluter Armut leben; Pronabes: Programm das als Ziel hat 2
4 Stipendien für alle Schüler bereit zu stellen). Dadurch sind die Inhalte sehr anwendungsbezogen und die Kompetenz der Dozenten weckten ein großes Interesse in mir. Das ITAM ist eine Privatuni an der die Studenten pro Kurs zahlen. Bei 5 Kursen sind das ca e e pro Semester. Somit kommen die meisten Studenten aus eher wohlhabenden Familien und bilden keine Repräsentation für die mexikanische Bevölkerung. Dennoch hatte ich mir die Studentenschaft extremer vorgestellt. Ganz im Gegenteil, im Master, dessen Kurse auf einem kleineren Campus sind, sind die Studenten keineswegs abgehoben sondern, so normal wie an jeder gewöhnlichen Uni. Auch mit meinem Mitbewohnern habe ich mich sehr gut verstanden und es war eine sehr lohnenswerte Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann. Die Austauschstudenten müssen keine Studiengebühren an dem ITAM zahlen, da man ja den Semesterbeitrag in Köln zahlt. So kommt doch recht günstig in den Genuss einer Privatuni mit internationalem Renommee. Alltag & Freizeit Mexiko-Stadt ist zwar eine riesige Stadt, dennoch findet man sich dort recht gut zurecht. Viele Studenten am ITAM haben ein eigenes Auto und auch die Buddys bieten einem an, eine Stadttour zu machen. Dennoch kann ich das öffentliche Transport System nur empfehlen. Mit der Metro kommt für 3 $-MXN (0.18 e) an alle interessanten Orten innerhalb der Stadt. Das ITAM liegt in San Angel, eine eher wohlhabende Gegend. Vom ITAM aus fahren Busse für die Studenten zu zwei Metrostationen. In Mexiko-Stadt gibt es für jeden Geschmack das Richtige. Will man feiern, so findet man von Cantinas bis zu den Nobel Discotheken alles. Ist man an Kultur interessiert bieten zahlreiche Konzerte, sehr interessante Museen für jeden etwas. Unter der Woche ist man mit der Uni beschäftigt. Jedoch bietet das Exchange Office in Kooperation mit einem Reiseveranstalter Wochenendtrips zu interessanten und sehenswerten Zielen in Mexiko an. Da ich vorher schon einige Male in Mexiko war, kannte ich das meiste schon, sodass ich an Wochenenden andere Orte besuchen konnte, die ich noch nicht kannte. Aber das ist jedem selbst überlassen, wie man seine Freizeit gestaltet. Häufig hat man kaum Zeit, da man für die Uni lernen muss, oder Hausarbeiten schreibt. Das mexikanische Essen ist sehr lecker, leider auch sehr fetthaltig. Von teuren Restaurants bis zu Straßenständen kann man alles ausprobieren (je nach Robustheit des Magens). Im ITAM gibt es eine Cafeteria die jeden Tag Essen anbietet, aber kaum Variationen kennt. Direkt vor der Uni gibt es zahlreiche Essensmöglichkeiten. Ein Tagesmenü (Salat oder Suppe, ein Teller Nudeln, Hauptgericht und evtl. ein kleiner Nachtisch kostet zwischen 50 $-MXN und 70 $-MXN (zwischen 3 e e). Das ITAM bietet auch ein kleines Fitnessstudio und andere Sportarten (je nachdem wie sich die Studenten organisieren, meistens wird Fußball angeboten). Hat man neben der Uni noch Zeit, kann man sich verschiedenen Studentenorganisationen engagieren. Daneben gibt es auch ein Musikprogram, dort kann man in einer Gruppe spielen oder aber auch einzeln mit einem Lehrer. Kosten & Tipps Von den Kosten her kann man günstig leben. Die Lebensmittel im Supermarkt (Walmart, etc.) sind zum größten Teil billiger als in Deutschland (außer Importware wie Nutella). Aber 3
5 sollte man jeden Tag auswärts essen, dann steigen natürlich die Kosten. San Angel ist eine eher teure Gegend, aber auf dem Markt kann man trotzdem günstig einkaufen. Mit Hilfe des PROMOS Stipendium konnte ich die Miete zahlen und es blieb mir noch etwas für sonstige alltägliche Kosten. Jedoch keine 100 %ige Kostendeckung. Will man darüberhinaus noch reisen, dann steigen die Kosten, dennoch sind die Busse in andere Städte recht günstig und in der Ferienzeit bekommt man Rabatt mit seinem Studentenausweis. Ich hatte eine Bankkarte und eine Kreditkarte, mit der Bankkarte konnte ich nur an internationalen Banken Geld abheben (HSBC, Scotiabank), während man mit einer Kreditkarte an allen Automaten Geld bekommt. Man sollte jedoch die Gebühren beachten, und sich vorher überlegen wieviel man abheben will. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer von Vorteil ist, wenn man etwas Bargeld dabei hat. In Bus und Metro zum Beispiel zahlt man in bar da die Beträge so klein sind. In einfachen Restaurants oder an Straßenständen wird auch nur Bargeld akzeptiert. In Einkaufszentren oder im Supermarkt kann man dagegen auch mit Karte bezahlen. Am Besten vorher nachfragen. Im Winter kann es kühl werden in Mexiko-Stadt, da die Stadt auf einer Höhe von 2400 m liegt, sinkt die Temperatur auf höhere einstellige Werte, aber da die meisten Häuser schlecht isoliert sind und keine Heizung haben, kann es doch kalt im Zimmer werden. Der wärmste Monat ist der Mai, aber es herrscht immer ein angenehmes Klima in Mexiko-Stadt. Ab Juli/August fängt die Regenzeit an, dann kann es nachmittags schon mal heftig regnen, das dauert aber nicht mehr als eine Stunde. Wegen der Sicherheit fragt man am Besten Einheimische, welche Gegenden man meiden sollte. Generell ist das Zentrum ungefährlich und überhaupt wo viele Touristen sind. Man sollte jedoch wissen, dass die Metro nur bis Mitternacht fährt und die meisten Busse auch, danach ist man auf ein Taxi angewiesen (wenn man nicht mit Freunden unterwegs ist, die ein Auto haben). Ein Taxi nimmt man nachts am Besten von so genannten Taxi-Sitios, da diese am Sichersten sind. Aufgrund des einschlägigen Studentenprofils am ITAM, lernt man dort nicht den Durchschnitts-Mexikaner kennen. Viele von den Studenten dort haben ihr eigenes Auto und leben in guten Verhältnissen, da sie meistens aus wohlhabenden Familien kommen. Dementsprechend fahren sie selten Bus und einige haben auch noch nie die Metro benutzt, weil sie ihnen zu gefährlich ist. Möchte man einen besseren Einblick in die mexikanische Kultur bekommen, so kann ich jedem raten, dass man auch mal außerhalb des ITAM Mexiko kennen lernen sollte. Abschließend kann ich noch sagen, dass das Auslandssemester eine absolut geniale Erfahrung für mich war. Neben dem was man an der Uni lernt und die Erfahrung die man dort macht, entwickelt man sich auch persönlich weiter, da man neue Erfahrungen in einer anderen Kultur sammelt. 4
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