Corneal Crosslinking. Zur Stabilisierung der Erkrankung Keratokonus

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1 Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Corneal Crosslinking (CXL) Zur Stabilisierung der Erkrankung Keratokonus - -

2 Was ist ein keratokonus? Beim Keratokonus handelt es sich um eine Fortschreitende Erkrankung der Hornhaut. Diese ist an einer Stelle verdünnt und wölbt sich vor, wodurch die Sicht beeinträchtigt wird. Bisher war bei einer sehr ausgeprägten Form des Keratokonus als einzige Möglichkeit der Sehverbesserung eine Transplantation der Hornhaut gegeben. Um dies rechtzeitig zu verhindern, wird die neue Behandlungsmethode Crosslinking eingesetzt. Das Crosslinking verhindert ein Fortschreiten des Keratokonus und somit eine Verschlechterung des Sehvermögens. Charakteristisch für den Keratokonus sind die Vorwölbung und Auswölbung der Hornhaut (Foto links) zunächst im unteren Drittel und die daraus resultierende Ausdünnung der Hornhaut (rechts). ursachen Der Keratokonus tritt in der Normalbevölkerung mit einer Häufi gkeit von 1:2000 auf, das heißt Einer von 2000 Personen ist betroffen. Die Ursachen dieser Erkrankung sind heutzutage nicht bekannt. Vermutet wird allerdings eine erbliche Ursache, da die Erkrankung in den meisten Fällen familiär gehäuft vorkommt

3 Erste Anzeichen Erste Symptome stellen sich vorwiegend mit der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter ein. Die Patienten bemerken zumeist eine zunehmende Sehverschlechterung und Sehschwankungen (verschwommenes oder verzerrtes Sehen) bzw. erhöhte Lichtempfindlichkeit, Blendung und das Wahrnehmen von Lichtringen um eine Lichtquelle. Es fällt eine fortschreitende Kurzsichtigkeit mit deutlicher Zunahme der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) auf. Typische Beschreibungen unserer Patienten sind z. B.: Plötzlich war der Kirchturm schief oder Die Blendung nachts beim Autofahren ist extrem schlimm. Prognose Die Prognose ist sehr variabel. Eine Heilung des Keratokonus ist nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht möglich. Während das Fortschreiten der Erkrankung in seltenen Fällen spontan zum Stillstand kommt (stabile Form), verschlechtern sich bei manchen Betroffenen das Sehvermögen und der klinische Befund rapide (progressive Form). Beim stabilen Keratokonus kann die verschlechterte Sehleistung bis zu einem gewissen Grad durch eine Brille und noch besser durch die Anpassung formstabiler Kontaktlinsen angehoben werden. Bei der progressiven Form kann die verschlechterte Sehleistung bis zu einer bestimmten Phase ebenfalls mit einer formstabilen Kontaktlinse verbessert werden. Nimmt die Vorwölbung der Hornhaut (Konus) immer weiter zu, kann es sein, dass auch Kontaktlinsen nicht mehr getragen werden können, da sie durch den Konus nicht optimal angepasst werden können und immer wieder herausfallen oder nicht vertragen werden. Einzige Therapieoption in diesem Falle war bisher die Transplantation einer Spenderhornhaut. Dieser Eingriff ist jedoch eine Organverpflanzung, die neben den Risiken und Komplikationen auch einen langen Heilungsprozess nach sich zieht und eine zufrieden stellende Sehleistung häufig erst nach 2 Jahren erreicht werden kann. - -

4 die diagnose Die Diagnose wird vom Augenarzt bei der Untersuchung der Augen unter mikroskopischer Vergrößerung gestellt. Der Spezialist kann hier die ty pi schen Anzeichen (kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut, Verdünnung der Hornhaut, Fältchen in der Hornhaut, Trübung) sehen. Zur Erkennung im frühen Stadium, sowie zur Sicherung der Diagnose und der Verlaufskontrolle werden eine Oberfl ächenvermessung der Hornhaut (Hornhauttopographie, siehe Foto) und eine Dickenmessung der Hornhaut (Hornhautpachymetrie) durchgeführt. Corneal Crosslinking (CXl) Das Wort Crosslinking bedeutet Quervernetzung. Die Kombination von Ribofl avin Augentropfen (Vitamin B2) und UV-Strahlen sorgt am Auge für eine Quervernetzung der Hornhautfasern. Dies ist vergleichbar mit einem Netz, das zusätzlich Verstrebungen erhält und dadurch stabiler wird. Die Hornhaut wird durch die Quervernetzung der Fasern stabiler und somit tritt, nach heutigem Kenntnisstand, keine weitere Vorwölbung ein. eine VÖllig neue methode? Das Crosslinking von Geweben ist in der Medizin keine neue Technologie. Es wird in der Zahnmedizin, der Orthopädie, im Hals-Nasen-Ohren Bereich und in der Herzchirurgie seit vielen Jahren angewandt. Am Auge fi ndet das Verfahren seit 2007 in unserem klinischen Alltag Anwendung. Im Rahmen von Studien wird die Methode bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt. durchführung der Crosslinking - behandlung Die Behandlung wird in unserem OP unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Sie erhalten eine örtliche Betäubung mit Augentropfen. Das Crosslinking dauert insgesamt circa 45 Minuten

5 Damit Sie während der Behandlung nicht blinzeln können, wird zunächst ein Lidhalter eingesetzt, um Ihr Auge offen zu halten. Damit die Vitamin-Augentropfen (Riboflavin) in die Hornhaut gelangen können, wird im ersten Schritt die oberste Schicht der Hornhaut (Epithel) entfernt. Das Epithel erneuert sich ständig von selbst und ist nach Tagen wieder nachgewachsen. Anschließend werden die Ribovlavin-Augentropfen auf die Hornhaut geträufelt und müssen einwirken. Wenn sie durch die gesamte Hornhaut gedrungen sind, wird diese 30 Minuten lang mit einem speziell eingestellten UV- Licht bestrahlt. Alle 5 Minuten werden die Ribofl avin-augentropfen verabreicht. Nach Ablauf der Behandlungszeit wird das Ribofl avin ausgespült. Damit die oberste Hornhautschicht in Ruhe verheilen kann, erhalten Sie am Ende der Behandlung eine Verbandskontaktlinse, die für circa 4 bis 5 Tage am Auge verbleibt. Für die Tage nach der Operation ist Vorsicht geboten. In den ersten 3 Tagen empfehlen wir viel Ruhe. Sie erhalten von uns selbstverständlich Schmerzmittel und antientzündliche Augentropfen zur Vorbeugung. Ziel der behandlung Ziel der Crosslinking-Behandlung ist es, eine Stabilisierung des Hornhautgewebes zu erreichen und somit die fortschreitende Vorwölbung der Hornhaut zu stoppen. Die Erkrankung kann, wie bereits erwähnt, also nicht geheilt werden, sondern der vorhandene Zustand wird eingefroren um eine weiteres Fortschreiten des Befundes zu verhindern und die oft noch sehr gute Sehschärfe zu erhalten. Sollte nach dem Crosslinking später eine andere medizinisch notwendige Augenoperation durchgeführt werden müssen, ist dies jederzeit möglich

6 nach der operation Schmerzen: Die oberste Schicht der Hornhaut wurde zum Teil entfernt, was Schmerzen verursacht. Dies ist ein ganz normaler Heilungsvorgang. Die Schmerzen klingen langsam ab und sind in der Regel nach 4 Stunden völlig verschwunden. Sie erhalten von uns ausreichend Schmerzmittel. Rotes Auge: Ihr Auge wird für 10 bis 14 Tag gerötet sein. Dies ist normal und sollte Sie nicht beunruhigen. Kratzen und Brennen: Kann in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Operation auftreten. Sie erhalten von uns künstliche Tränen, die die Beschwerden etwas lindern. Verschwommenes Sehen: In den ersten sechs bis acht Wochen ist das Sehen verschwommener und etwas trüber als vor der Behandlung. Nach dieser Zeit ist das Sehvermögen aber wieder genauso gut oder besser als vorher. Blendungsempfindlichkeit: Sie werden in den ersten Wochen stärker geblendet sein und besonders empfindlich auf Licht reagieren. Diese Symptome sind völlig normal und unbedenklich. Um diese Beschwerden zu reduzieren, sollten Sie möglichst oft das Tränenersatzmittel verwenden. Falls Sie übermäßig starke Schmerzen haben, wenn Sie verunsichert sind oder in jedem Notfall ist rund um die Uhr ein Dienstarzt in der Klinik zur Stelle. -6-

7 Weitere arztbesuche Kontrolluntersuchungen sind in den ersten drei Tagen nach der Behandlung und am 5. Tag zur Kontaktlinsenentfernung notwendig. Weitere Kontrollen sind nach 1, 3 und 6 Monaten nach dem Behandlungstermin zu planen. Wir bitten Sie, Termine rechtzeitig in der Hornhautsprechstunde zu vereinbaren. ihre behandelnden ÄrZte ProF. dr. dr. Chris P. lohmann direktor der klinik dr. ChristoPh Winkler Von mohrenfels oberarzt der klinik Alle Untersuchungen werden von unseren Assistenzärzten durchgeführt. Das Abschlussgespräch fi ndet selbstverständlich mit dem zuständigen Oberarzt statt. Mit ihm besprechen Sie die Notwendigkeit einer möglichen Operation und Ihre persönliche Prognose auf eine Chance der Sehverbesserung

8 Impressum Kontakt Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Direktor: Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann Ismaninger Str München Tel: (089) Fax: (089) Herausgeber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Anstalt des öffentlichen Rechts Redaktion und Gestaltung Andrea Huber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Tel: (089) Fax: (089) Druck HM Scherer GmbH, München Inhaltlich verantwortlich Prof. Dr. Dr. Chris Patrick Lohmann Umsatzsteuer-Identifikationsnummer DE MAU-75-FB-200 / Revision 00 Gültig ab