Sonderprojekt im Jahr 2006
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- Manuela Goldschmidt
- vor 8 Jahren
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1 Tätigkeitsbericht ausgetrickst und eingenommen. eine feministische raum-pflege in 2 arbeitsgängen Sonderprojekt im Jahr 2006 Verein Interdisziplinäres Archiv für feministische Dokumentation Müllerstrasse 26, 6020 Innsbruck Telefon: archfem@aon.at Öffnungszeiten: Mo Uhr, Do und nach Vereinbarung 1
2 I. Konzeptionelle Ausgangspunkte Wäre der Zugang zur Öffentlichkeit aufgrund fehlender Ressourcen (Entscheidungsmacht, Geld, Männlichkeit) nicht beschränkt, dann wären feministische Inhalte in der Öffentlichkeit und die Thematisierung der Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen selbstverständlicher Bestandteil der politischen Kultur mit allen positiven Auswirkungen im Hinblick auf eine Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse. Hätten Frauen selbst einen unreglementierten Zugang zur Öffentlichkeit, würde das Gruppenbild mit Dame in der Politik, die ausschließlich von Männern geführte Diskussionsrunde im Fernsehen oder die Fachtagung, bei der Männer dominieren, der Vergangenheit angehören. Der Verein ArchFem hat im Rahmen des einjährigen Kulturprojektes Ausgetrickst und eingenommen. Eine feministische Raum-Pflege in 2 Arbeitsgängen versucht, die vielen Hindernisse im Zugang zur Öffentlichkeit auszutricksen. Mittels mehrerer kunstpolitischer Interventionen wurden feministische Forderungen in den öffentlichen Raum getragen sowie Diskussionsprozesse initiiert. Anlass zur Planung dieses Projektes war die Ausschreibung tki-open 06 der Tiroler Kulturinitiativen. II. Konzeptionelle Anpassung an das vorhandene Projektbudget Das zur Verfügung stehende Projektbudget betrug ,32. Für die Durchführung des gesamten Projekts laut Konzept waren (abzüglich ehrenamtlicher Arbeit im Sinne von Eigenleistung) vorgesehen. Aufgrund des fehlenden Budgets in der Höhe von 5.201,68 konnte der zweite Teil des 1. Arbeitsganges mit dem Titel Mein Fahrrad gehört mir (vorgesehen für den 30. April 06) nicht durchgeführt werden. Auch beim Rahmenprogramm mussten Einsparungen stattfinden, allerdings ist es durch die Kooperation mit dem Tiroler Frauenhaus in Form der gemeinsam organisierten Veranstaltung am 25. November gelungen, einen Großteil der im ursprünglichen Konzept vorgesehenen Programmpunkte durchzuführen. Aufgrund des geringeren Budgets war die Durchführung des Projekts nur deshalb in dieser Form möglich, weil einerseits wesentlich mehr ehrenamtliche Arbeit geleistet werden musste und dadurch die im Finanzplan vorgesehenen Honorare für Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung und Organisation wesentlich geringer ausfielen und andererseits die Kosten für die Infrastruktur (Räumlichkeit, Telefon und Fax, Kopierer, PC, Internet, ) und das Büromaterial großteils vom Verein ArchFem zur Verfügung gestellt wurden. 2
3 III. Projektverlauf 1. Arbeitsgang : Aktion hintergangen, vorgehangen Im 1. Arbeitsgang des Projektes ausgtrickst und eingenommen. eine feministische raum-pflege in 2 arbeitsgängen wurden unkonventionelle Medien für eine öffentliche Kommunikation feministischer Inhalte genutzt: Unter dem Motto Hintergangen, Vorgehangen machten rund um den 8. März 2006, dem Internationalen Frauentag, in Innsbruck und Umgebung ca. 350 Vorhänge an den Fenstern großteils privater Wohnungen von Frauen auf die vielfältigen feministischen Anliegen der autonomen Frauenbewegung aufmerksam. Vorhänge zu nähen oder auszuwählen gehört in unserer Gesellschaft zu den klassischen Tätigkeiten von Frauen. Vorhänge trennen das Private vom Öffentlichen, markieren die Grenze zwischen innen/außen, sie erlauben Einblicke und Ausblicke. In unserem Projekt ermöglichten sie traditionellerweise im Privatbereich verorteten Frauen, ihre Botschaften an dieser Schnittstelle in die Öffentlichkeit zu tragen. Trotz ihrer Wirkung nach außen gehören Vorhänge aber zum Privatbereich und unterliegen deshalb nicht den Reglementierungen im öffentlichen Raum. Für das Anbringen dieser Vorhänge ist beispielsweise im Unterschied zu aus Fenstern hängenden Transparenten keine Genehmigung erforderlich; kein Hausbesitzer/keine Hausbesitzerin hat das Recht, ein Verbot auszusprechen. Mit dem politischen Vorhang als Schnittstelle zwischen öffentlichem Raum und feminisierter Privatheit wurde somit der Reglementierung des öffentlichen Raums entgangen und gleichzeitig interveniert. Der gesamte erste Arbeitsgang war partizipativ angelegt: Beteiligungsmöglichkeiten waren konkret vorgesehen für die kreative Textproduktion, also die Festlegung der Inhalte und Botschaften für die Vorhänge, das gemeinsame Produzieren und Verschönern der bedruckten Vorhänge sowie das Weiterverteilen und Aufhängen. Am 28. Jänner 2006 lud das ArchFem Künstlerinnen, Wissenschafterinnen und politisch engagierte Frauen zu einem Abend kreativer Textproduktion ein. Gemeinsam wurden 5 Botschaften erarbeitet, die dann mit Siebdruck auf die Vorhänge gedruckt wurden. Anschließend folgte das kollektive Nähen der Vorhänge, insbesondere an dem Wochenende 24. und 25. Februar Am 8. März 2006 fand schließlich ein Stadtspaziergang zur Besichtigung der Vorhangaktion statt, anschließend ein Fest mit Kulturprogramm (u.a. thematischer Vortrag mit einer Projektpräsentation/Visuals). 2. Arbeitsgang : Feministische Realitätsproduktion Im Rahmen des 2. Arbeitsganges wurden vom ArchFem Künstlerinnen dazu eingeladen, utopisches Potential freizulegen. Der Auftrag an die Künstlerinnen umfasste die Gestaltung von Sujets für Plakate und Postkarten, die tatsächliche Machtverhältnisse zuungunsten von Frauen bewusst mit Hilfe des So tun, als 3
4 ob... ignorieren, damit aber gleichzeitig Ausschlussmechanismen sichtbar machen sollten. Ziel der Plakataktionen war das Sichtbarmachen einer Zukunftsvision, in der Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen überwunden ist. Die Wirklichkeiten, die mit diesen künstlerischen Plakaten in ironischer Weise vorgetäuscht wurden, thematisierten aber gleichzeitig in unserer Gesellschaft bestehende Diskriminierungen von Frauen. Jede der beteiligten Künstlerinnen hat diesen Auftrag unterschiedlich ausgeführt und andere thematische Schwerpunkte gesetzt: Eine Frau als Päpstin in einer sozial engagierten Kirche, die ihr Vermögen auflöst; das Ende der Gewalt gegen Frauen; die Aufhebung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern und ein nicht-normierender Blick auf Frauen als Menschen, die weder den klassischen Schönheitsidealen zu entsprechen haben, noch auf ihren Körper reduziert werden. Auf ca. 300 Plakatflächen in Innsbruck waren die künstlerischen Sujets jeweils ca. 14 Tage lang nach den Innsbrucker Gemeinratswahlen im April und den Nationalratswahlen im Oktober zu sehen. Eines der vier A0-Plakate (Sujet mit Päpstin) musste bei der zweiten Plakataktion im Herbst umgestaltet und neu produziert werden, weil die Tiroler Tageszeitung gegen die grafische Gestaltung dieses Plakates bzw. gegen Assoziationen mit der TT Einspruch erhoben hatte. Die Präsenz der Plakate im öffentlichen Raum wurde umsetzbar, weil die Grünen kostenlos einen Teil ihrer Wahlplakatständer zur Verfügung gestellt haben und weil von der Stadt Innsbruck, insbesondere von Frau Bürgermeisterin Hilde Zach, die Gebühren für die Nutzung öffentlicher Flächen erlassen wurden. Beteiligte Künstlerinnen: Christine Prantauer ( Angela Zwettler ( Monika K. Zanolin ( gemeinsam mit Petra Nachbaur sowie Katerina Haller. Am fand das Abschlussfest des Projekts ausgetrickst und eingenommen statt, u.a. mit einer Fotoausstellung von Monika K. Zanolin, einem Konzert der Band Les Reines Prochaines und einer filmischen Präsentation des gesamten Projekts. 4
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