Sport in Deutschland

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1 Sport in Deutschland

2 Im pressum : Broschürentitel: Sport in Deutschland Herausgeber: Redaktion: 19. Auflage Mai2003 Auflagenhöhe: Stück ISBN Deutscher Sportbund Generalsekretariat D Frankfurt am Main Tel. 069 / Fax: 069 / E-m ail: info@ dsb.de Friedrich Mevert Die Publikation ist direkt über den Herausgeber zu beziehen. II

3 INHALTSVERZEICHNIS Seite 1 Struktur des Sports 1.1 Organisation Geschichte 6 2 Selbstverwaltung des Sports Der organisatorische Aufbau der deutschen Turnund Sportbewegung Deutscher Sportbund (DSB) Organe Entwicklung Von der Charta zum Leitbild des deutschen Sports Leistungssport Sport für alle Ehrenamt Verein Die politische Mitverantwortung Sport als Teil der Kultur Sportanlagen und Umwelt Entwicklung der vereinten Sportbewegung Internationale Sportpolitik Nationales Olympisches Komitee für Deutschland (NOK) Stiftung Deutsche Sporthilfe 63 3 Öffentliche Sportverwaltung Bund Länder Gemeinden 69 4 Subsidiäre Partnerschaft Sport/Staat 70 Einheit in der Vielfalt Leitbild des deutschen Sports 73 Entwicklung des DSB seit Mitgliedsorganisationen des DSB 78 Literaturhinweise 86 Organigramm: Organisation des Sports in der Bundesrepublik Deutschland 91 III

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5 1 Struktur des Sports 1.1 Organisation Der Sport ist zu einem Phänomen der modernen Welt geworden. Millionen Menschen betreiben ihn aus unterschiedlichen Motiven als Leistungs- oder Freizeitsport, und noch mehr nehmen Anteil an den großen Ereignissen des Spitzensports: Mit Hilfe von Presse, Funk und Fernsehen waren es bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wiederum mehr als 2 Milliarden Menschen. Der Deutsche Sportbund (DSB) ist mit fast 27 Millionen Sportlern die zahlenmäßig größte Organisation in der Bundesrepublik Deutschland; er nimmt demokratische Mitverantwortung und außerparlamentarische Mitbestimmung von hohem gesellschaftspolitischen Rang wahr. Die Organisation des Sports unterscheidet in Deutschland zwischen der Selbstverwaltung des Sports (mit ihren Vereinen und Verbänden) und der öffentlichen Sportverwaltung (mit Bund, Ländern und Kommunen). Es soll hier Aufschluss gegeben werden über Werk, Wirkung und Zusammenwirken beider Teile. Der Verein ist der Träger der Turn- und Sportbewegung. Er schafft die Voraussetzungen, um unter bestmöglichen Bedingungen Sport zu treiben. Für jede Sportart gibt es eigene Spitzenverbände (Bundesfachverbände). Die regionalen, nationalen und internationalen Verbände regeln den Wettkampfverkehr und die fachlichen Fragen. Die meisten Sportarten haben eigene Weltfachverbände; die größten sind die IAAF (Leichtathletik), die FIBA (Basketball), die FIVB (Volleyball) und die FIFA (Fußball). Die weiteste Verbreitung haben Basketball und Volleyball mit jeweils über 300 Millionen Sportlern. Neben den Weltfachverbänden bestehen Vereinigungen mit besonderen Interessen: der Weltrat für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE), Zusammenschlüsse der Sportwissenschaft, der Sportpädagogik (ICHPER), der Sportpresse (AIPS), des Frauen- und Mädchensports (IAPESGW), des Hochschulsports (FISU), des Breitensports (TAFISA) u.v.a.m. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist für den olympischen Sport zuständig; es hat zurzeit 134 persönliche Mitglieder und inzwischen 198 Nationale Olympische Komitees (NOK) anerkannt. Die Nationalen Olympischen Komitees repräsentieren den olympischen Sport in ihren Ländern; sie besitzen eine Ständige Versammlung (ANOC) und die Weltfachverbände eine Generalversammlung (AGFI) als Sprecher gegenüber dem IOC. Es ist also ein weit verzweigtes Organisationsnetz um den Weltsport gezogen; in ihm haben auch die Europäische Sportkonferenz (ESK) und weitere europäische Institutionen ihren besonderen Platz. 5

6 Die Ursprünge des Sports selbst reichen bis in die Vorgeschichte zurück. Die Entwicklung des modernen Sports hängt vor allen Dingen mit dem Aufkommen der Industriegesellschaft zusammen; ihre Grundprinzipien wie Leistung und Konkurrenz kehren auch im Sport wieder. Sport im aktuellen Sinn des Wortes umfasst heute als Sammelbegriff alle Formen körperlicher Betätigung in Turnen, Spiel, Gymnastik etc. Auch diese Studie versteht ihn so, ohne dabei die verschiedenen Entwicklungslinien in der Geschichte des deutschen Sports zu übersehen. 1.2 Geschichte Die Geschichte des Sports erhellt einen Teil der menschlichen Kultur; sie umfasst Epochen und Völker. Jede Zeit prägt ihren Sport, und das Wesen eines jeden Volkes spiegelt sich in seinem Sport wider; er entspricht den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaftsordnung. Zum geschichtlichen Phänomen wurde der Sport allerdings erst, als er sich aus einem bloß triebhaften Verhalten zu bewusst gestalteter Handlung entwickelte. Die Entwicklung reicht vom kultischen Ursprung bis zur neuen Rolle des Sports in den Lebensformen einer modernen Welt; dazwischen liegen viele Stationen, u. a. die Entstehung der Turn-, Spielund Sportbewegung sowie die Wiederbelebung der Olympischen Spiele Ende des 19. Jahrhunderts. Das Bildungsziel der Aufklärung griff Friedrich Ludwig Jahn ( ) auf, als er die Gymnastik der Philanthropen zu einem differenzierten System von Übungen entwickelte, das nicht aufs Geräteturnen begrenzt war, sondern Laufen, Springen, Werfen, Klettern, Schwimmen, Ringen, Spielen und Wandern einschloss. Es wirkte weit über die Schule hinaus und wurde als Turnen zu einer Volksbewegung, die mit ihren patriotischen Zielen allerdings nur im Schatten der Befreiungskriege richtig verstanden werden kann. Am eröffnete Jahn auf der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz. Wenig später gründeten sich die ersten Turnvereine, die für jedermann offen waren und von denen die Hamburger Turnerschaft von 1816 heute zu den größten und modernsten Vereinen gehört. Dies war die Geburtsstunde des deutschen Turnens, das sich 1848 beim ersten deutschen Turntag in Hanau erstmals in einem Deutschen Turnerbund und dann 1860 in Coburg in der Deutschen Turnerschaft organisierte. Nicht vergessen werden dürfen in diesem Zusammenhang die Schützen; der älteste deutsche Schützenverein sollen die Aachener Karlsschützen sein, die bereits im 9. Jahrhundert bestanden haben: vor der Schützengilde Gymnich (1139), der Schützengilde Düsseldorf (1190) und der Schützengesellschaft zu Oldenburg (1192). Schießen hatte damals allerdings noch eine andere Bedeutung als heute, 6

7 so dass man nicht (allein) von einem Vorläufer der Sport-Bewegung sprechen kann. Erste Sportvereine im heutigen Sinne gründeten sich dann 1836 mit dem Hamburger Ruder-Club, 1861 mit dem Schlittschuhverein Frankfurt/Main, 1869 mit dem Bicycle-Club Altona, 1878 mit dem Schwimm-Verein Neptun Berlin und ebenfalls 1878 mit dem Fußball-Verein Hannover als ältestem deutschen Rasensportverein. Ab 1850 wurden auch erste regionale Meisterschaften durchgeführt. Ab 1861 entstanden die selbstständigen Spitzenverbände: 1861 Deutscher Schützenbund Gotha 1877 Deutscher Schach-Bund Leipzig 1883 Deutscher Ruder-Verband Köln 1884 Deutscher Radfahrer-Verband Leipzig 1885 Deutscher Kegler-Bund Dresden 1886 Deutscher Schwimm-Verband Berlin 1888 Deutscher Segler-Verband Hamburg 1890 Deutscher Eislauf-Verband Berlin 1891 Deutscher Athletik-Sport-Verband München 1898 Deutsche Sportbehörde für Athletik Berlin 1899 Automobilclub von Deutschland Berlin 1900 Deutscher Fußball-Bund Leipzig Deutscher Rugby-Verband Hannover 1902 Deutscher Tennis-Bund Berlin Deutscher Aero Club Gersfeld/Rhön 1903 Allgemeiner Deutscher Automobil Club Stuttgart 1905 Deutscher Ski-Verband München 1907 Deutscher Golf-Verband Hamburg Deutscher Motoryacht-Verband Bonn 1909 Deutscher Hockey-Bund Berlin Nach der Aufhebung der Sozialisten-Gesetze (von ) war auch die Gründung von Arbeiter-Turn- und Sportvereinen und entsprechenden Verbänden möglich: 1893 Arbeiter-Turner-Bund (ATB) 1895 Touristenverein Die Naturfreunde 1896 ARB Solidarität 1897 Arbeiter-Schwimmer-Bund 1906 Arbeiter-Athleten-Bund Deutschlands 1907 Freier Deutscher Ruder-Verband 7

8 Am schlossen sich die Arbeitersportverbände in der Zentralkommission für Sport und Körperpflege zusammen zählte die Zentralkommission elf Verbände mit 1,3 Mio. Mitgliedern. Der Arbeiter-Turnerbund, ab 1919 Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATUS), war der größte mit Mitgliedern (1932); er hatte in Leipzig eine eigene Turnschule, führte eigene Meisterschaften sowie 1922 (Leipzig) und 1929 (Nürnberg) seine Arbeiter-Turnund Sportfeste durch. Der ATUS gehörte der 1920 in Luzern gegründeten Sozialistischen Arbeitersport-Internationale an, die 1925 in Frankfurt/Main und 1931 in Wien ihre Arbeiter-Olympiaden veranstaltete. Die Arbeiter-Sport-Organisation wurde 1933 von den Nationalsozialisten zwangsweise aufgelöst, Einrichtungen und Vermögen wurden beschlagnahmt, viele Angehörige verfolgt. Ihr letzter Vorsitzender Friedrich Wildung ( ) gehörte nach 1945 zu den Vorkämpfern einer einheitlichen deutschen Sportorganisation. Parallel zur Arbeitersportbewegung sind auch die konfessionellen Sportorganisationen Deutsche Jugendkraft (DJK), Eichenkreuz (CVJM) und die jüdischen Sportaktionen mit ihren in die Jahre 1870 (CVJM), 1896 (Katholische Jünglingsvereine) und 1898 (Bar Kochba Berlin) zurückreichenden Wurzeln zu nennen. DJK (1920), der Reichsverband des CVJM und der Deutsche Makkabi-Kreis (1921) trugen auch im größeren internationalen Zusammenhang dazu bei, Turnen, Sport und Spiel in bis dahin unerschlossene Kreise einzuführen, die Sportbewegung insgesamt zu erweitern und mit neuen Formen zu beleben. Das heute erreichte Partnerschaftsverhältnis zwischen Kirche und Sport hat hier seinen historischen Ursprung. Auch diese Organisationen wurden Makkabi aufgelöst, ihre Einrichtungen beschlagnahmt, Angehörige verfolgt und ermordet. Einer ihrer führenden Männer, Prälat Ludwig Wolker ( ), war nach 1945 eine der treibenden Kräfte zur Schaffung des Deutschen Sportbundes. Über den Bund für Sport, Spiel und Turnen (1894) sowie die drei Komitees für die Beteiligung Deutschlands an den Olympischen Spielen in Athen, Paris und St. Louis kam es 1904 zum Deutschen Reichsausschuss für Olympische Spiele und schließlich 1917 zum Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen (DRA) mit Staatssekretär Theodor Lewald als Vorsitzendem und Carl Diem als Generalsekretär; ihm gehörte dann auch der 1891 gegründete Zentralausschuss für Volks- und Jugendspiele (ZA) an. Beiden Reichsausschüssen hat der deutsche Sport wichtige Initiativen zu verdanken: die Einführung des Deutschen Sportabzeichens für Männer (1913), für Frauen (1921), für die männliche Jugend (1925) und für die weibliche Jugend (1927), die Reichsjugendwettkämpfe (1920), die heute in den Bundesjugendspielen fortleben, die Gründung der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin (1920) mit ihrem ersten Rektor 8

9 Prof. Dr. August Bier, die Deutschen Kampfspiele (1922) sowie die staatliche Unterstützung der Turn- und Sportvereine. Bereits der DRA forderte die tägliche Turnstunde in den Schulen und regte ein Spielplatzgesetz an; er holte schließlich die Olympischen Spiele 1936 nach Berlin und Garmisch-Partenkirchen. Das alles geschah in bitterer Nachkriegs- und Wirtschaftskrisenzeit und trotz des anhaltenden Streits zwischen Turnen und Sport sowie der weiteren Zersplitterung der sportlichen Einheit, z. B. durch die zeitweilige Gründung eines Deutschen Sportbundes (1924) in Konkurrenz zum DRA. Dennoch: der deutsche Sport hatte wieder Geltung und Vertrauen in der Welt. Es war eine hoffnungsvolle Entwicklung, die sich anbahnte und die dann mit Hitlers Machtübernahme (1933) in ganz andere Bahnen gelenkt wurde. Am schaltete Reichssportkommissar Hans von Tschammer und Osten ( ) den deutschen Sport gleich, als er den DRA auflöste. Der Nationalsozialismus trat damit seine Herrschaft in der Turn- und Sportbewegung an. Die sozialistischen Arbeiter-Turn- und Sportverbände und -vereine wurden verboten, die konfessionellen Organisationen auf rein religiöse Aufgaben beschränkt und ihre führenden Männer politisch verfolgt. Am gründete Tschammer den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL), dem alle Turnund Sportvereine unmittelbar angehörten. Die Deutsche Turnerschaft und die Spitzenverbände hatten sich inzwischen auf Geheiß aufgelöst; ihnen entsprachen die 23 Fachämter des neuen Reichsbundes. Die regionale Untergliederung war die gleiche wie die der Partei; sie bestand zuletzt aus 43 Gauen. Als die Sportorganisationen in das Spannungsfeld der politischen Gliederungen der NSDAP gerieten, versuchte Tschammer dem wachsenden Druck auszuweichen, indem er den 1938 umbenannten Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) zu einer von der Partei betreuten Organisation machte. Am begann Hitler den 2. Weltkrieg, dessen totale Niederlage auch den totalen Zusammenbruch des deutschen Sports besiegelte. Am ordnete der Alliierte Kontrollrat, der zu dieser Zeit in Deutschland regierte, mit seiner Direktive Nr. 23 die Auflösung aller deutschen Turn- und Sportverbände und - vereine an; gleichzeitig gestattete er die Errichtung nichtmilitärischer Sportorganisationen lokalen Charakters. Damit konnte der deutsche Sport wieder von vorn beginnen. In Deutschland bestanden bis zum zwei deutsche Staaten mit unterschiedlicher gesellschaftlicher Ordnung, der entsprechend sich auch der Sport und seine Organisationen unterschiedlich entwickelt hatten. Spätestens 1948 begann sich der Sport auseinanderzuleben; am wurde der Deutsche Sportausschuss (DSA) - am 27./ in den Deutschen Turn- und Sport- 9

10 bund (DTSB) der DDR überführt - im Ostberliner Haus der FDJ und am der Deutsche Sportbund (DSB) im Hodler-Saal im Rathaus Hannover, am das NOK für Deutschland in Bonn und am das NOK der DDR in Ostberlin gegründet. Traten die Spitzenverbände beider deutscher Organisationen anfangs mit getrennten Mannschaften bei Welt- und Europameisterschaften auf, so gab es doch immer noch gemeinsame deutsche Olympiamannschaften in den Jahren 1956, 1960 und Aber sie waren eigentlich nur noch eine letzte Phase der unaufhaltsamen Spaltung, die sich am in Madrid vollzog, als das Internationale Olympische Komitee dem Drängen des NOK der DDR nachgab und auch die allerletzte deutsche Gemeinsamkeit teilte. Bei den Olympischen Spielen 1972 traten dann aufgrund eines Beschlusses des IOC vom in Mexiko die beiden deutschen Olympiamannschaften zum ersten Male mit eigenen Flaggen, Hymnen und Emblemen auf. Der Sportverkehr zwischen den Vereinen, Gemeinschaften und Verbänden des DSB und des DTSB der DDR regelte sich später nach dem Protokoll vom mit alljährlichen Sportkalendern bis Ende 1989; danach vollzog sich ein offener Austausch in direkter freier Vereinbarung zwischen den Partnern: 1990 allein mit über Vereins- Begegnungen zwischen Ost und West. Die am begonnenen politischen Umwälzungen in der DDR und der damit in Gang gesetzte Prozess der Vereinigung beider deutscher Staaten hatte auch den Zusammenschluss der beiden Sportbünde (DSB und DTSB der DDR) und der beiden NOKs zur Folge: Ohne Pomp, aber mit Würde (Daume) vollzog sich im Berliner Reichstag am die Vereinigung im NOK für Deutschland und am in Hannover mit dem Beitritt der fünf neuen Landessportbünde Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen zum DSB die Einheit der deutschen Sportbewegung, nachdem sich bis dahin die Spitzenverbände bereits vereinigt und die Vereinsbasis demokratisch neu zu ordnen begonnen hatte. Die Olympischen Spiele sollen nach der Charta des IOC auch einer besseren und friedlicheren Welt dienen. Angesichts der militärischen Intervention der UdSSR in Afghanistan sah das NOK für Deutschland diese Zielsetzung für die Moskauer Spiele ( ) nicht als gegeben an und verzichtete - nachdem der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung am eine in die gleiche Richtung zielende Empfehlung gegeben hatten - am in Düsseldorf wie vorher die USA, Japan, Norwegen u.a.m. mit 59 zu 40 Stimmen aus politischen, moralischen, menschlichen und sportlichen Gründen auf eine Teilnahme in der sowjetischen Hauptstadt. Von den 146 durch das IOC damals anerkann- 10

11 ten NOKs waren ohnehin nur 81 - die niedrigste Zahl seit Melbourne bei den Olympischen Sommerspielen 1980 in Moskau und Tallinn am Start. Auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles verzichteten daraufhin die UdSSR und andere sozialistische Länder; trotzdem gab es eine Rekordbeteiligung von 140 NOKs in Seoul waren dann wieder mehr als 160 Länder vertreten. Nimmt man alles in allem, so wird die Geschichte des Sports in Deutschland entscheidend von den Entwicklungslinien der deutschen Geschichte mitbestimmt. Die sportlichen Organisationen haben viele Wandlungen mitgemacht, sie waren immer auch in die gesellschaftspolitischen Veränderungen hineingestellt. Heute gehört der Sport zu den wichtigsten Kräften, mit denen wir das Leben in unserer modernen Welt gestalten. Der Leistungsgedanke drängt immer stärker nach vorn. Gleichzeitig kommen mit der ständig wachsenden Freizeit des Menschen in der industriellen Gesellschaft und der Öffnung der Grenzen sowie der Vereinigung Europas aber auch neue Aufgaben auf den Sport zu. Seine Stärke liegt in seinen humanitären Zielen; dem Menschen zu helfen, sein Leben aus eigenem freien und freiwilligen Antrieb lebenswerter zu gestalten. Das ist sein gesellschaftspolitischer Auftrag. 2 Selbstverwaltung des Sports Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert die freie Entfaltung der Bürger dieses Landes. Auch im Sport bestimmen die Bürger selbst darüber, in welcher Weise sie sich sportlich betätigen und in welcher Form und Gruppe sie sich zu diesem Zweck zusammenschließen wollen. So entstand die unabhängige Turn- und Sportbewegung, die unter dem Begriff der sportlichen Selbstverwaltung in das Bewusstsein des Volkes ebenso wie organisatorisch in die größere Einheit des Deutschen Sportbundes eingegangen ist. Der freien Gemeinschaft des Deutschen Sportbundes gehörten am Jahresende 2001 insgesamt 90 Sportverbände und Institutionen mit Mitgliedern in Sportvereinen an. Das sind 32,67 % der gesamten Bevölkerung Deutschlands. 2.1 Der organisatorische Aufbau der deutschen Sportbewegung Die ersten sportlichen Gemeinschaften, die sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder bilden durften, waren die Vereine. Der Sportverkehr wurde schon 11

12 1945 auf kleinstem Raum eröffnet. Zwischen 1946 und 1949 entstanden die Zusammenschlüsse der Vereine auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene; ab 1949 erfolgte die Wiedergründung der Spitzenverbände. Die organisatorische Zusammenfassung unter einem Dach bildete dann 1950 der Deutsche Sportbund: Zum erstenmal gab es damit eine freie Organisation, in der alle Turn- und Sportverbände vereint waren. Das Schlussstück bildete nach der politischen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten die Vereinigung der beiden deutschen Sportorganisationen am am Gründungsort des DSB in Hannover. a) Vereine Die Turn- und Sportvereine umfassen heute über 27 Millionen Menschen. Seit 1960 wird eine kontinuierliche jährliche Zuwachsrate bei den Mitgliedern verzeichnet; darunter befinden sich insbesondere Frauen und ältere Männer, die über Jedermann-Programme oder Trimm-Aktionen mit Volkswettbewerben, Spielfesten, Trimm-Spielen und Trimm-Trab neue sportliche Anregungen erhielten. Es darf allerdings auch nicht übersehen werden, dass immer noch zahlreiche Vereine nur eine Sportart anbieten; hier setzen die Breitensportaktionen des DSB und seiner Verbände mit ihren vielfältigen Kampagnen an. b) Landesfachverbände Die Vereine sind wiederum Mitglieder der Kreis-, Bezirks- und Landesfachverbände, deren Sportart sie betreiben. Die Landesfachverbände haben hauptsächlich die Aufgabe, den Sportbetrieb innerhalb ihrer Bereiche mit dem Ziel der Ermittlung der Landesmeister in den verschiedenen Disziplinen zu organisieren. Neben der Durchführung des Wettkampfbetriebs obliegen ihnen noch andere wichtige Aufgaben wie die Talentsuche und -förderung, die Abhaltung von Lehrgängen, die Einrichtung und Unterhaltung von Landesleistungszentren mit Landestrainern, die Intensivierung der Breitensport-Programme in den Vereinen sowie die Führung und Verwaltung des Verbandes und seiner Organe. c) Spitzenverbände (Bundesfachverbände) Die Landesfachverbände sind - mit wenigen Ausnahmen wie den Spitzenverbänden für Hockey, Rudern, Segeln, wo die Vereine direkt Mitglieder sind - in den ab 1949 wieder oder neugegründeten Spitzenverbänden zusammengeschlossen, die alle grundsätzlichen Angelegenheiten in ihrer Sportart regeln, denen die Vertretung in den internationalen Föderationen obliegt und die in ihrer Sportart - auch gegenüber dem Deutschen Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland - autonom sind. Sie veranstalten die 12

13 Deutschen Meisterschaften, wählen die Vertretungen für Länderkämpfe, Weltoder Europameisterschaften aus, bilden die Spitzenkader heran und kümmern sich um deren soziale Probleme in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe, sind für die Lehrarbeit und für die Weiterentwicklung des Regelwerks u.a.m. verantwortlich. Die Spitzenverbände verfügen durchweg über Bundes- Leistungszentren und Bundestrainer. d) Landessportbünde Parallel zur fachlichen Gliederung des deutschen Sports in den Spitzenverbänden gibt es noch eine regionale überfachliche Organisation: Alle Sportvereine eines Bundeslandes bilden - unabhängig davon, welche Sportart sie betreiben - wiederum Landessportbünde; in Baden-Süd, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Saarland sind die Sportbünde ausschließlich Zusammenschlüsse der Landesfachverbände. Angesichts der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik Deutschland (mit der bei den Ländern liegenden Kulturhoheit) haben die Landessportbünde - untergliedert in Bezirks- und Kreissportbünde - eine Reihe überfachlicher Aufgaben: Vertretung der Interessen der Turn- und Sportvereine auf Landesebene gegenüber den politischen Institutionen, Förderung der Ausbildung und Honorierung von Übungs- und Jugendleitern sowie von Führungs- und Leitungskräften, Förderung des Sportstättenbaus, Organisation der kulturellen Betreuung, Regelung des Versicherungsschutzes, Entwicklung von sozialen Initiativen u.a.m. Die Gründung der Landessportbünde erfolgte ab 1945, die der neuen LSB in der ehemaligen DDR im Herbst 1990: Landessportverband Baden-Württemberg e.v. - Gegründet am in Böblingen. Vorsitzender: Hans Gmelin. Verband der drei Sportbünde und ihrer Spitzenverbände: - Badischer Sportbund: in Karlsruhe. - Badischer Sportbund: in Freiburg. - Württembergischer Landessportbund: in Stuttgart. Zusammenschluss aus dem Bund für Sport und Körperpflege (US-Zone) und des LSB Württemberg-Hohenzollern (Französische Zone) Bayerischer Landes-Sportverband e.v. - Gegründet am in München. Vorsitzender: Georg Maier. Landessportbund Berlin e.v. - Gegründet als Sportverband Groß-Berlin am , ab Sportverband Berlin. Vorsitzender: Gerhard Schlegel. Vereinigung des gesamten Berliner Sports am

14 Landessportbund Brandenburg e.v. - Gegründet am in Potsdam. Vorsitzender: Prof. Dr. Gerhard Junghähnel. Landessportbund Bremen e.v. - Gegründet am (als Bremer Sportbund). Vorsitzender: Oscar Drees. Hamburger Sport-Bund e.v. - Gegründet am (als Hamburger Verband für Leibesübungen). Vorsitzender: Ernst Junge. Landessportbund Hessen e.v. - Gegründet am (als Landessportverband Hessen). Vorsitzender: Heinz Lindner. Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern e.v. - Gegründet am in Güstrow. Vorsitzender: Wolfgang Remer. Landessportbund Niedersachsen e.v. - Gegründet am in Hannover (als Sportausschuss Niedersachsen). Vorsitzender: Heinrich Hünecke. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.v. - Gegründet am in Hagen. Vorsitzender: Dr. Peco Bauwens. Landessportbund Rheinland-Pfalz e.v. - Gegründet am in Bingen. Vorsitzender: August Zeuner. Verband der drei Sportbünde, ab 1976 auch ihrer Landesfachverbände: - Sportbund Pfalz: als Südwestdeutscher Sportbund Pfalz. - Sportbund Rheinhessen: in Bingen. - Sportbund Rheinland: in Bad Ems. Landessportverband für das Saarland, Körperschaft des öffentlichen Rechts. - Gegründet am in Saarbrücken. Vorsitzender: Hans Hellmer. Landessportbund Sachsen e.v. - Gegründet am in Dresden. Vorsitzender: Andreas Decker. Landessportbund Sachsen-Anhalt e.v. - Gegründet am in Dessau. Vorsitzender: Prof. Dr. Klaus-Dieter Malzahn. Landessportverband Schleswig-Holstein e.v. - Gegründet am in Neumünster. Vorsitzender: Johannes Stoll. Landessportbund Thüringen e.v. - Gegründet am in Bad Blankenburg. Vorsitzender: Prof. Dr. Manfred Thieß. Genannt sind jeweils die Gründungsvorsitzenden. 14

15 e) Deutscher Sportbund In der Zeit vom in Detmold bis zum in Köln gab es in der frühen Vorbereitungsphase des späteren DSB sieben Zonensporttagungen, in denen vor allem um das Organisationsprinzip, d. h. konkret um die Vereinsoder Fachverbands-Struktur, gerungen wurde, ehe der Zonensportrat am auf Antrag Hamburgs aufgelöst wurde. Die Wortführer beider Seiten waren mit Hugo Grömmer und Dr. Peco Bauwens zwei Vertreter aus Nordrhein-Westfalen. Diese Struktur-Debatte setzte sich in den elf Sportkonferenzen vom in Frankfurt - noch mit Vertretern aus allen vier Besatzungszonen - bis zum in der Sportschule München-Grünwald fort, von denen die Leitsätze aus Frankfurt, München (am 17./ ), Schönberg/Taunus (am ) und Bad Schwalbach (am 16./ ) wichtige Orientierungen im Hinblick auf die Gründung des DSB darstellen, während die Bad Homburger Konferenz am mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sport (ADS) unter Vorsitz von Heinz Lindner nur eine Zwischenstation bildete. Die Gründungsversammlungen des Deutschen Sportbundes, die zunächst für den und dann den vorgesehen waren, sagte Dr. Peco Bauwens namens einer Reihe von Spitzenverbänden ab. Außerdem fühlten sich die Turner nicht richtig eingeschätzt; die Lösung dieses Problems war vor allem ihrem Vorsitzenden Dr. Walter Kolb zu danken. In diesen letzten Verhandlungen trat der damalige Handball-Präsident Willi Daume immer stärker in den Vordergrund. Zum Gründungsakt des DSB am wurden die Militärregierungen und die Bundesregierung nicht eingeladen, letztere wohl, um eine Entsendung von Carl Diem, inzwischen Sportreferent im BMI, und somit neue Konflikte zu vermeiden. Nach den nicht immer glücklich geführten Vorgesprächen, den weiter schwelenden Struktur-Differenzen etc. war es schließlich dem Verhandlungsgeschick von Prälat Ludwig Wolker zu verdanken, dass mit der Annahme der Satzung am 10. Dezember 1950 im Hodler-Saal des Rathauses zu Hannover der Deutsche Sportbund gegründet und mit Willi Daume sein erster Präsident gewählt werden konnte; der DFB hatte seinen Kandidaten Dr. Constanz Jersch zurückgezogen. Betroffenheit kam noch einmal auf, als Heinrich Hünecke und Dr. Max Danz zu Vizepräsidenten gewählt wurden. In diesem kritischen Augenblick bewies Dr. Max Danz menschliche Größe und ein feines Gefühl für die brisante Lage: Er verzichtete auf diese Position zugunsten von Oscar Drees, Vertreter des DTB und alter Arbeitersportler. Beisitzer im ersten Vorstand des DSB wurden Dr. Max Danz, Bernhard Baier, Gerhard Schlegel, Dr. Walter Wülfing, Paul Rein- 15

16 berg, Grete Nordhoff (ab Mai 1951), Johannes Stoll, August Zeuner, Ottoheinz Ertl, Prälat Ludwig Wolker, Herbert Kunze und Heinz Lindner. Landessportbünde und Spitzenverbände gründeten den Deutschen Sportbund. In seiner Struktur liefen die Vorstellungen der bürgerlichen (Fachverbandsprinzip), der konfessionellen (ethisches Prinzip) und der Arbeiter-Sportbewegung (Vereinsprinzip) zusammen. Der historische Kompromiss von damals hat sich bis heute als stabil genug erwiesen, um höchst unterschiedliche Gestaltungskräfte zusammenzuhalten und eine tragfähige Basis für den fortlaufenden Wandel des Sports in unserer Zeit zu bilden. Mag sein, dass dies 1950 eine Einigung auf den kleinsten Nenner war; aber kann dies in einer pluralistischen Gesellschaft und in einem kooperativen Föderalismus überhaupt anders sein? Was den Namen des Deutschen Sportbundes anging, so gab es bereits auf dem Bundestag 1952 einen Antrag des DTB, ihn in Deutscher Turn- und Sportbund umzuändern. Dies wurde mit 53 gegen 31 Stimmen abgelehnt, aber der erste Satz der Satzung doch wie folgt geändert: Der DSB ist eine freie Gemeinschaft der deutschen Turn- und Sportverbände und Sportinstitutionen. Damit tat man den alten Traditionen des Turnens in Deutschland Genüge. Heute gehören dem Deutschen Sportbund 90 Mitgliedsorganisationen in folgenden Gruppen an: a) Landessportbünde (16) b) Spitzenverbände (55) c) Sportverbände mit besonderer Aufgabenstellung (11) d) Verbände für Wissenschaft und Bildung (6) e) Förderverbände (2). Landessportbünde sind überfachliche Zusammenschlüsse auf Landesebene. Für jedes Land der Bundesrepublik Deutschland kann nur ein Landessportbund in den DSB aufgenommen werden. Spitzenverbände sind Verbände, welche die Bundesrepublik Deutschland durch ihre Mitgliedschaft in den zuständigen internationalen Föderationen auf einem oder mehreren Fachgebieten im Wettkampfsport vertreten. Besteht für ein Fachgebiet bereits ein anerkannter Spitzenverband im DSB, so kann kein anderer Verband als Spitzenverband für dieses Fachgebiet in den DSB aufgenommen werden. Spitzenverbände und Sportverbände mit besonderer Aufgabenstellung sollen im Bereich von mindestens der Hälfte der Landessportbünde Landesverbände halten, die ihre Fachgebiete regional betreuen. 16

17 Die Aufnahme in den Deutschen Sportbund und die Eingruppierung in eine der fünf Mitgliedsgruppen regelt sich nach der Satzung des DSB und einer Aufnahmeordnung. 2.2 Deutscher Sportbund Der DSB ist geschaffen worden, um alle erforderlichen gemeinsamen Maßnahmen zur Förderung des Sports koordinieren, die gemeinschaftlichen Interessen seiner Mitgliedsorganisationen gegenüber Staat und Öffentlichkeit vertreten, alle überfachlichen Fragen im In- und Ausland zum Wohle des deutschen Sports regeln zu können. Es geht ihm dabei um die wachsende Bedeutung des Sports in einer Freizeitgesellschaft, die Interessenvertretung der Turn- und Sportbewegung gegenüber Bund, Ländern und Gemeinden, die Verbesserung des Sports in den Schulen und Hochschulen, den Ausbau der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet des Sports, neue Programme im Freizeit-, Breiten- und Leistungssport, die Errichtung vielgestaltiger Sport-, Spiel- und Erholungsanlagen sowie die Lenkung der Olympiastützpunkte des Spitzensports. Der DSB versucht, seine Aufgaben in enger Partnerschaft mit Bundesregierung und Bundestag, Kirchen und Parteien, Schule und Elternhaus, kulturellen und gesellschaftlichen Organisationen zu lösen, durch den Diem-Wettbewerb (seit 1952), das Altrock-Stipendium (seit 1960) für Sportwissenschaften, die Friedrich- Wildung-Plakette für soziale und die Ludwig-Wolker-Plakette für ethische Leistungen (seit 1980), durch Erfahrungsaustausch mit den Mitgliedsorganisationen, Abhaltung von Tagungen und Seminaren, Entwicklung von Modellen und Arbeitshilfen, Koordination überfachlicher internationaler Aufgaben und Öffentlichkeitsarbeit, durch die Regelung des innerdeutschen Sportverkehrs (bis 1990), der sportlichen Fragen im Hinblick auf die EU, des Deutschen Sportabzeichens, durch Errichtung und Betrieb der Trainerakademie Köln (1975) und der Willi- Weyer-Akademie (FA) Berlin (1980). Bei der Erfüllung seiner Aufgaben lässt sich der DSB vom Grundsatz der Einheit und Einigkeit im deutschen Sport leiten. Der DSB wird ehrenamtlich geführt und tritt für die freie und freiwillige Sportausübung ein. Mit diesem Ziel hat die deutsche Sportbewegung 1966 die vielen aktuellen Teilaussagen in einer am Menschen und an der Zeit orientierten Charta des deutschen Sports zusammengezogen und diese Charta beim Jubiläums-Bundestag 2000 in Hannover in einem Leitbild des deutschen Sports fortgeschrieben. 17

18 2.2.1 Die Organe des Deutschen Sportbundes Der DSB erfüllt seine Aufgaben nach dem Prinzip der Toleranz: Die Mitgliedsorganisationen besitzen die organisatorische, finanzielle und fachliche Selbstständigkeit, der DSB selbst hat ihnen gegenüber kein Weisungsrecht. Organe des DSB sind der Bundestag, der Hauptausschuss, die Ständige Konferenz der Landessportbünde, die Ständige Konferenz der Spitzenverbände und das Präsidium. a) Bundestag (Mitgliederversammlung) Der Bundestag ist das oberste Organ des Deutschen Sportbundes; er tritt alle zwei Jahre zusammen. In diesem Parlament des deutschen Sports sind die Landessportbünde und Spitzenverbände mit einem Stimmrecht entsprechend ihrer Größe (bis Mitglieder l Stimme, bis zwei, bis drei und für jede weiteren eine weitere Stimme), alle weiteren Mitgliedsorganisationen (ohne Rücksicht auf ihre eigene Mitgliederzahl) und die Mitglieder des Präsidiums mit je einer Stimme vertreten. Der Bundestag beschließt über die grundsätzlichen Fragen und Angelegenheiten der deutschen Turn- und Sportbewegung und wählt - mit Ausnahme der Vorsitzenden des Bundesausschusses für Frauen im Sport sowie der Deutschen Sportjugend, die alle zwei bzw. vier Jahre zu bestätigen sind - in jedem vierten Jahr die Mitglieder des Präsidiums des DSB. Die ordentlichen und außerordentlichen Bundestage, die jeweils auch Änderungen der Satzung des DSB brachten, hatten bisher folgende Generalthemen: in München Klärung der Position in gesamtdeutschen Fragen und Strukturanpassung der Organisation des DSB 6./ in Düsseldorf Philosophische Standortbestimmung des Sports durch Ortega y Gasset 14./ in Berlin Darstellung der Rolle des Sports in Bildung und Erziehung 18./ in Hamburg Schaffung des Selbsthilfefonds und eines neuen Standorts im gesamtdeutschen Sport 7./ in Duisburg Resolution über den Zweiten Weg des (außerordentlicher Bundestag) Sports in Düsseldorf 10 Jahre DSB: Dialog des Sports mit den Parteien des Deutschen Bundestages 24./ in Berlin Vereinshilfe-Programm mit der Zielvorstellung Eine Million Aktive mehr 18

19 in Wiesbaden Aktion Deutsches Sportabzeichen - Olympia für jedermann in München Entwicklung der Charta des deutschen Sports als umfassendes Partnerschaftsprogramm 23./ in Stuttgart Orientierungsrahmen für die Arbeitsbereiche Sport und Staat, Frauensport, Führungsfragen in Bremen Neuordnung des Bundesausschusses für (außerordentlicher Bundestag) Leistungssport, Bestellung eines Geschäftsführenden Präsidenten des DSB, Haus des deutschen Sports in Frankfurt 24./ in Mainz Veränderung der Führungsstruktur des DSB durch Einführung des Ressortprinzips und vierjähriger Legislaturperiode in Hannover 20 Jahre DSB: Kritische Selbstdarstellung (außerordentlicher Bundestag) des deutschen Sports 6./ in Berlin Sport für alle mit Generalaussagen zum Spitzensport, Breitensport und Sport für gesellschaftlich benachteiligte Gruppen in Frankfurt Anpassung der Führungsstruktur mit dem (außerordentlicher Bundestag) Ziel einer einheitlichen Vertretung des Sports durch den Deutschen Sportbund 24./ in Essen Politische Analyse der Rolle des Sports in der modernen Gesellschaft 18./ in Kiel Freizeitpolitische Konzeption des Sports 26./ in München Vereint für die Vereine 27./ in Bremen Politische Mitverantwortung des Sports 21./ in Düsseldorf Das Ehrenamt im Sport, Sport und neue Medien 25./ in Bad Homburg Fair miteinander umgehen, Umweltpolitische Grundsätze des DSB. Erste Verleihung der Sportplakette des Bundespräsidenten für 100-jährige und ältere Turn- und Sportvereine. 2./ in Saarbrücken Jugend braucht Sport - Sport braucht Jugend 3./ in Würzburg 75 Jahre Deutsches Sportabzeichen - Schaffung eines modernen Managements im Spitzensport 19

20 in Mainz Abschluss der Strukturanpassung im Spit- (außerordentlicher Bundestag) zensport in Hannover 40 Jahre DSB mit der Vereinigung des bis dahin geteilten deutschen Sports 27./ in Berlin Sport 2000 Soziale Offensive des Sports 2./ in Timmendorfer Sportvereine Für uns alle ein Gewinn Strand 29./ in Leipzig Mädchen und Frauen im Sport: Mit uns in die Zukunft! 27./ in Baden-Baden Der Sport: Leitbild für alle? 8./ in Hannover 50 Jahre Deutscher Sportbund Sport ein Kulturgut unserer Zeit in Bonn In Verbindung mit DSB-Kongress Sport gestaltet Zukunft! b) Hauptausschuss Der Hauptausschuss des DSB besteht aus den Vorsitzenden der Mitgliedsorganisationen, die bei Abstimmung die Stimmrechtszahlen des Bundestages auf sich vereinigen, und dem Präsidium; er tagt in den ungeraden Jahren zwischen den Bundestagen und beschließt über Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung, soweit diese nicht dem Bundestag vorbehalten sein sollen. Er genehmigt die Jahresrechnung, berät den jährlichen Haushalt und entscheidet über die Aufnahme neuer Mitgliedsorganisationen. Der 1964 geschaffene Hauptausschuss hat sich als sehr wirksam erwiesen; zu seinen Entscheidungen zählen u. a. die Verabschiedung zahlreicher Richtlinien, Konzeptionen, Grundsatzerklärungen und Empfehlungen des DSB, z. B. zur Ausbildung von Übungsleitern, zur Bekämpfung des Dopings, zur Förderung der Jugendarbeit im Sport, zum Sport der Behinderten, zum Sport für ausländische Mitbürger, zur Werbung im Sport, zum Goldenen Plan für den Sportstättenbau, zur Förderung des Leistungssports sowie der Frauenförderplan des DSB. c) Das Präsidium Das Präsidium ist die Exekutive des DSB. Es ist verantwortlich für die Durchführung der Beschlüsse des Bundestages und des Hauptausschusses sowie für eine wirksame Vertretung der deutschen Sportbewegung nach innen und außen. Es wird vom Präsidenten im Sinne eines kooperativen Führungsstils geleitet und bedient sich zur Erledigung seiner Aufgaben der Hauptverwaltung des DSB, die vom Generalsekretär geleitet wird. 20

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