Lernfeld 11. Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern. 1 Buchung von Wareneinkäufen. 1.1 Bestandskonten Erfolgskonten
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1 Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern Lernfeld 11 1 Buchung von Wareneinkäufen 1.1 Bestandskonten Erfolgskonten Buchungen, die nur die Bestandskonten betreffen, führen auch lediglich zu Bestandsveränderungen, z. B. Einzahlung der Kassenabschöpfung auf das Bankkonto. Siehe Lernfeld 8 Erfolgswirksame Buchungen verändern das Eigenkapital des Einzelhändlers. Aufwendungen (z. B. Mietzahlung) verringern es, Erträge (Umsatzerlöse) vermehren das Eigenkapital. Die Aufwendungen und Erträge werden aber nicht unmittelbar auf dem Konto Eigenkapital gebucht, weil das bei der Vielzahl der Vorgänge zu unübersichtlich wäre. Vor allem will der Einzelhändler auch wissen, wie viel Geld er für bestimmte Aufwandsarten ausgegeben hat, z. B. Aufwendungen für Waren, Gehälter, Miete, Werbung usw. Daher werden zum Konto Eigenkapital Unterkonten gebildet, die Eigenkapital verändernde Buchungen (= erfolgswirksame Buchungen) aufnehmen. Diese Unterkonten nennt man Erfolgskonten, weil sie das Eigenkapital des Einzelhändlers mehren oder mindern und damit etwas über den Erfolg seiner unternehmerischen Tätigkeit aussagen. Es kann sich dabei um Aufwandskonten oder Ertragskonten handeln; Buchungen auf Aufwandskonten mindern das Eigenkapital, Buchungen auf Ertragskonten mehren das Eigenkapital. Unterkonten bewegen sich wie das übergeordnete Konto. Eine buchung auf dem Konto Aufwendungen für Waren hat die gleiche Wirkung wie eine buchung auf dem Konto Eigenkapital: Das Eigenkapital wird gemindert. Wie später noch gezeigt wird, schließt man die Unterkonten über ein Zwischenkonto zum Konto Eigenkapital ab. Letztlich erreichen die Buchungen also wieder das Konto Eigenkapital.
2 10 Lernfeld 11: Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern Erfolgswirksame Buchungen verändern das Eigenkapital Eigenkapital Buchung auf Unterkonten Buchung auf Unterkonten Aufw. für Waren Umsatzerlöse Gehälter usw. Miete usw. Aufwandskonten Ertragskonten Aufwendungen mindern das Eigenkapital Erträge mehren das Eigenkapitel 1.2 Aufwandsbuchung Bezahlung der Geschäftsmiete Ein Einzelhändler überweist am 01. eines Monats die Miete für sein Geschäftslokal an den Vermieter durch eine Banküberweisung über 1 000,00. Dies führt zunächst zu einer Minderung auf dem Vermögenskonto Bank in Höhe von 1 000,00. Da immer doppelt gebucht werden muss, lautet die Frage: Welches Gegenkonto nimmt die 2. Buchung auf? Der Einzelhändler kauft eine Dienstleistung (die Nutzung der Verkaufsräume) ein. Er muss also für das Nutzungsrecht im Voraus Geld aufwenden. Mit dieser Entscheidung ist sein Eigenkapital betroffen. Die Geldausgabe (der Werteverzehr ) liegt in der Verantwortung des Unternehmers. Hat er die richtige Entscheidung getroffen (weil das Ladenlokal
3 Buchung von Wareneinkäufen 17 Wareneinkauf Aufwendungen für Waren Verbindlichkeiten (Einkauf gegen Rechnung) Vorsteuer Bestandkonten Eigenkapitalminderung 1.6 Eingekaufte Waren als Aufwand oder als Lagerbestand? 1: 2: Ein Möbelgeschäft kauft 3 Luxus- Sofas zum Stückpreis von rund 1 000,00 ein. Ein Lebensmitteleinzelhändler erhält von seiner Zentrale täglich 4 Paletten mit Milchflaschen. 1 Milchflasche kostet 85 Cent. In beiden fällen wird der Wareneinkauf als Aufwand gebucht. Das bedeutet, man geht davon aus, dass die eingekaufte Ware sofort verkauft und nur für sehr kurze Zeit im Geschäft eingelagert wird (im Verkaufsraum oder im Reservelager). Die Sofas können aber durchaus mehrere Monate im Ausstellungsraum bleiben, bis sie einen Käufer gefunden haben. Die Grundüberlegung lautet: Heute versuchen Einzelhändler, ihre eingekauften Produkte möglichst schnell zu verkaufen (sie wollen einen hohen Umschlag ihrer Produkte erreichen). Reserveläger wenn sie überhaupt vorhanden sind sollen möglichst sehr klein gehalten werden. Moderne logistische Versorgungssysteme sind in der Lage, Bestellungen des Einzelhändlers in
4 18 Lernfeld 11: Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern Definition Aufwendungen siehe Seite 12 kürzester Zeit zu erledigen. Waren müssen daher oft nur noch für wenige Tage vorrätig gehalten werden. Konsequenz für die Buchführung: Eingekaufte Ware wird nicht erst über Lager genommen und damit als Lagerbestand auf dem Vermögenskonto Waren gebucht, um nach und nach in den Verkaufsraum gebracht zu werden (wo sie verbraucht wird). Sie ist vielmehr direkt für den Verkauf, zum Verbrauch bestimmt und geht unmittelbar in den Verkaufsraum. Der Verbrauch von Waren und Dienstleistungen ist siehe Definition oben Aufwand. Aus der Inventur ist bekannt, dass in einem aufwendigen Verfahren der Wert der vorhandenen Waren ermittelt wird. Das ist eigentlich ein Widerspruch, weil eingekaufte Waren bereits eigenkapitalmindernd als Aufwand gebucht wurden. Der Einzelhändler steht aber am Jahresende vor der Frage, wie erfolgreich er im Geschäftsjahr gewirtschaftet hat. Er muss dazu unter anderem die Aufwendungen für die verkauften Produkte kennen, um sie den Erlösen für die verkauften Produkte gegenüberzustellen. Denn der Wert der eingekauften Waren stimmt in der Regel nicht mit dem Wert der verkauften Waren (zu Einkaufspreisen) überein. Man sieht diesen Sachverhalt in jedem Geschäft: Die Regale sind mit Waren gefüllt lauter eingekaufte Produkte, die noch nicht verkauft worden sind. Mit 2 Verfahren lassen sich die Aufwendungen für die verkauften Produkte ermitteln: Bestandsrechnerisches Verfahren Hier wird angenommen, dass eingekaufte Ware zunächst ins Lager des Einzelhändlers übernommen wird. Dementsprechend erhöht sich der Bestand an Waren auf dem Vermögenskonto Waren. Am Ende des Jahres wird in der Inventur festgestellt, wie viel Waren noch vorhanden sind; die Differenz wurde offensichtlich verkauft (oder gestohlen oder durch Verderb unbrauchbar usw.). Dieser Betrag wird auf dem Konto Aufwendungen für Waren gebucht. Nähere Ausführungen zu diesem Verfahren auf Seite 26 Rechenbeispiel Eröffnungsbestand am Jahresanfang ,00 Einkäufe im Laufe des Jahres ,00 Inventurbestand am Jahresende ,00 Aufwendungen für die verkauften Waren = ,00 Verbrauchsrechnerisches Verfahren Eingekaufte Waren gehen direkt in den Verkauf und sind dazu bestimmt, möglichst schnell umgeschlagen ( verbraucht ) zu werden. Sie werden daher auch buchungstechnisch als Aufwand festgehalten (Konto Aufwendungen für Waren). Am Jahresende wird durch die Inventur festgestellt, wie viele Produkte noch vorhanden sind. Dieser Bestand wird auf dem Vermögenskonto Waren als Schlussbestand gebucht. Auf dem Konto befindet sich auch der Eröffnungsbestand vom Jahresbeginn (ermittelt in der Inventur des vorangegangenen Geschäftsjahres). Mit dem Saldo des Kontos Waren wird das Konto Aufwendungen für Waren korrigiert, z.b. weil nicht alle eingekauften Produkte auch verkauft worden sind.
5 Buchung von Wareneinkäufen 19 Rechenbeispiel Einkäufe im Laufe des Jahres (Konto Aufwendungen für Waren) ,00 Konto Waren Eröffnungsbestand am Jahresanfang ,00 Inventurbestand am Jahresende ,00 Von den eingekauften Waren wurden demnach nicht verkauft , ,00 Aufwendungen für die verkauften Waren = ,00 Beide Verfahren führen zum selben Ergebnis. Sie unterscheiden sich in den Grundüberlegungen zum Warenfluss in einem Einzelhandelsgeschäft. Das verbrauchsrechnerische Verfahren entspricht den heutigen Bedingungen im Einzelhandel besser. Es wird daher an dieser Stelle eingesetzt. Zusammenfassung Bestandskonten S BGA H S Eigenkapital H Erfolgskonten S Waren H S Darlehen H Eigenkapitalminderung Vermögenskonten Kapitalkonten Aufwandskonten Ertragskonten S Forderungen H S Verbindlichk. H S AfW H S Umsatzerlöse H S Bank H S Gehälter H S Kasse H S Miete H Eigenkapitalmehrung Unterkonten des Kontos Eigenkapital
6 20 Lernfeld 11: Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern 2 Warenverkauf Beleg 1 Biker-Shop Ratingen Oberstraße 17 Telefon: Telefax: USt.-ID: DE Herrn Dietmar Hauser Speyerweg 15 Datum: (0) Düsseldorf Bestellung vom: (0) Rechnung Nr.: 1568/20(0) Kunden-Nr. 142 Menge Bezeichnung Einzelpreis: Gesamtpreis 1 Timbuk Reiserad 800,00 800,00 Nettobetrag 800,00 19 % USt 152,00 Rechnungsbetrag 952,00 Wir gewähren ein Zahlungsziel von 30 Tagen nach Rechnungsdatum. Bankverbindung: Commerzbank Düsseldorf Konto BLZ Beleg 2 Bericht Biker-Shop Oberstraße Ratingen Tel (0) MON Finanzbericht Gesamtbetrag brutto 4165,00 Gesamtbetrag netto 3500,00 Gesamtbetrag Umsatzsteuer 665,00 Anzahl Artikel 84 Anzahl Kunden 32 Artikelzahl pro Kunde 2,6 Nettoumsatz pro Kunde 109,38 Nr Zeit 19:05 Die Belege 1 und 2 zeigen typische Buchführungsbelege über Warenverkäufe in einem Einzelhandelsgeschäft. Beleg 1: Rechnung über den Verkauf eines Produktes. Der zu zahlende Betrag wird nach Nettobetrag, Umsatzsteuer und Bruttobetrag aufgeschlüsselt. Der Einzelhändler hat in diesem Fall eine Forderung über 952,00 an den Kunden. Allerdings steht die Umsatzsteuer in Höhe von 152,00 dem Finanzamt zu. Beleg 2: Hier handelt es sich um den Finanzbericht einer elektronischen Kasse anlässlich des Kassenabschlusses am Ende eines Geschäftstages. Das Gerät kann die Barverkäufe des Tages (Umsatzerlöse aus Barverkäufen) nach verschiedenen Gesichtspunkten aufschlüsseln. Auch in diesem Fall werden Netto- und Bruttozahlen getrennt ausgewiesen. Dem Einzelhändler gehört der Nettobetrag.
7 Warenverkauf 21 Konto Umsatzerlöse Die Verkäufe von Waren werden mit dem Nettobetrag auf dem Erfolgskonto Umsatzerlöse erfasst. Die Umsatzsteuer wird auf dem Konto Umsatzsteuer gebucht. Über das Gegenkonto entscheidet die Art des Verkaufs: Barverkäufe erfordern das Konto Kasse, Verkäufe gegen Rechnung nimmt das Konto Forderungen auf. Das Konto Umsatzerlöse ist ein Unterkonto des Kontos Eigenkapital. Verkäufe von Waren mehren das Eigenkapital eines Einzelhändlers. auf einem Kapitalkonto stehen auf der seite. Da das Erfolgskonto Umsatzerlöse ein Unterkonto des Kontos Eigenkapital ist und Unterkonten sich wie die übergeordneten Konten bewegen, muss auf dem Konto Umsatzerlöse im gebucht werden. Eigenkapital Buchung auf Unterkonten Umsatzerlöse Ertragskonten Erträge mehren das Eigenkapitel Die eingenommene Umsatzsteuer ist eine Verbindlichkeit gegenüber dem Finanzamt. Das Umsatzsteuerkonto ist demnach ein Kapitalkonto. auf Kapitalkonten stehen auf der seite. Bei Barverkäufen liegt ein Geldzugang in der Kasse vor. Auf dem Konto Kasse ist demnach im zu buchen ( auf einem Vermögenskonto). Auch auf dem Konto Forderungen ist eine buchung erforderlich, weil sich die Forderungen des Einzelhändlers gegenüber seinen Kunden erhöhen; auf einem Vermögenskonto stehen im. Bezahlt der Kunde mit einem Scheck oder mit seiner Bankkarte, geht das Geld auf dem Bankkonto des Einzelhändlers ein. Das Gegenkonto ist dann das Konto Bank.
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