THOM A S UR BA N DIE IRRTÜMER DES K REMLS Warum wir den Krieg im Osten Europas stoppen müssen

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Arnim Beutel
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1 THOM A S UR BA N DIE IRRTÜMER DES K REMLS Warum wir den Krieg im Osten Europas stoppen müssen

2 In memoriam Jochen Piest ( ) THOM A S UR BA N DIE IRRTÜMER DES K REMLS Warum wir den Krieg im Osten Europas stoppen müssen Süddeutsche Zeitung GmbH, München für die Süddeutsche Zeitung Edition 2015 Projektleitung: Sabine Sternagel Art Director und Umschlaggestaltung: Stefan Dimitrov Innengestaltung: Sibylle Schug Foto: Konrad Urban Herstellung: Hermann Weixler Druck- und Bindearbeiten: CPI Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany ISBN:

3 INHALT VORWORT Anmerkungen eines Russlandverstehers... 7 Die Irrtümer des Kremls Wer führt den Krieg im Osten Europas? Wollten Krim und Donbass befreit werden? Gibt es russischsprachige ukrainische Patrioten? Was treibt Putin an? Hat die Nato Russland gezielt eingekreist? Was können die Deutschen tun? Chronik

4 VORWORT Anmerkungen eines Russlandverstehers Was geht uns der Krieg in der Ostukraine an? Und die Krim-Krise? Sollten wir uns nicht aus dem Konflikt zwischen Moskau und Kiew heraushalten? Das hektische Moskau und das gemütliche Kiew, die Mutter der russischen Städte ich habe in beiden Städten Auslandssemester verbracht. Auch Kiew war stets überwiegend russischsprachig. Nach dem Studium der Fächer Slawistik und Romanistik in Köln folgte die Mitarbeit bei Lew Kopelews großartigem Projekt West-östliche Spiegelungen, einer zehnbändigen Kulturgeschichte der gegenseitigen Wahrnehmung von Russen und Deutschen. Kopelew stammt aus Kiew, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Moskau, bevor er als unbequemer Dissident aus der Sowjetunion ausgebürgert wurde. Er gab mir Anregungen für zwei Bücher sowie eine Reihe von Aufsätzen über russische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, darunter Nabokov, Ehrenburg, Pasternak, Gasdanow, Chodassewitsch und der geheimnisumwitterte Agejew. Die gemeinsame Liebe zur russischen Literatur und Kultur hat auch meine Frau und mich zusammengebracht. Während unserer Zeit in Moskau besuchte unser Sohn einen russischen Kindergarten, er ist mit russischen Liedern und Spielfilmen 6 7

5 VORWORT aufgewachsen. Die Kontakte zu unseren Moskauer Freunden sind eng. Fast täglich lese ich in der Moskauer Presse, ich höre in den Nachrichten russische Politiker und habe keine Probleme, sie zu verstehen. Ich bin ein Russlandversteher. Wenn es an Verständnis zwischen den Nationen fehlt, so gibt es manchmal Krieg. Und Krieg bringt es mit sich, dass er auch unter den nicht unmittelbar beteiligten Beobachtern Streit hervorruft. Wer ist der Aggressor? Diese Streitschrift will vor allem versuchen, Ordnung in die Flut an Argumenten zu bringen, die zur Begründung des militärischen Schlagabtauschs angeführt werden. Sie beruht auf meinen zwei Dutzend Jahren ( ) als SZ-Korrespondent in Osteuropa. Die Analyse der Beziehungen zwischen Russland und seinen Nachbarn mit all ihrem historischen Ballast nahm dabei einen beträchtlichen Teil der Arbeit ein. Diese Streitschrift soll also dazu beitragen, dass der deutschsprachige Leser die Reaktionen in Russland, aber auch bei dessen Nachbarn besser versteht. * * * Dieses Bändchen ist dem Andenken des jungen Stern-Reporters Jochen Piest gewidmet, dem Freund und Kollegen, der zuvor Mitarbeiter des Moskauer SZ-Büros war. Er wurde vor genau zwei Jahrzenten im Ersten Tschetschenien-Krieg erschossen. Auch dieser Krieg war selbst nach den Maßstäben einer zynischen Kalkalution völlig sinnlos. Denn er befriedete Tschetschenien nicht, sondern trieb vielmehr einen Teil der jungen Generation dem islamistischen Terrorismus zu. 8

6 Die Irrtümer des Kremls Wer führt den Krieg im Osten Europas? Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen! Unter dieser Schlagzeile wurde Ende 2014 ein Appell zum Dialog mit Russland veröffentlicht. Eine gute Sache! Wer möchte unter den Deutschen schon einen Krieg in Europa, außer vielleicht der Rüstungsindustrie? So bekamen die Unterzeichner, darunter Altbundespräsident Roman Herzog, Altbundeskanzler Gerhard Schröder und ehemalige Bundesminister, auch viel Lob und Anerkennung für den Aufruf, der zweifellos den meisten unserer Landsleute aus der Seele gesprochen war. Allerdings hatte die gute Sache einen nicht unwesentlichen Schwachpunkt: Sie kam um Monate zu spät. Denn als der Aufruf formuliert wurde, herrschte in Europa längst Krieg. Raketenwerfer, schwere Artillerie und Panzer legten ganze Ortschaften in der Ostukraine in Schutt und Asche, die Zahl der Toten ging in die Tausende, wenn nicht gar Zehntausende, spektakulärster Fall dabei: der Abschuss einer Passagiermaschine mit 298 Personen an Bord. Auch sind Hunderttausende aus ihrer Heimatregion geflohen. Aber vielleicht haben die wohlmeinenden Unterzeichner des Aufrufes das Ganze nicht so dramatisch gesehen. Jedenfalls bevorzugen viele Politiker das Wort Krise, was sich ziemlich harmlos anhört

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