Altern ohne Alzheimer: Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, MdB,
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- Friederike Engel
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1 Altern ohne Alzheimer: Herausforderung für die Gesundheitsforschung Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, MdB, anlässlich des Welt-Alzheimertags Jung und Alt gegen das Vergessen am 21. September 2007 in Berlin Es gilt das gesprochene Wort!
2 - 1 - Anrede Ein Leben in Würde in allen seinen Phasen zu ermöglichen, darum geht es uns, wenn wir über die Weiterentwicklung der Demenzforschung in Deutschland beraten. Ein Leben in Würde zu ermöglichen, das ist eine der vornehmsten Aufgaben in einer humanen Gesellschaft. Daraus erwachsen neue Aufgaben und Pflichten auf der Agenda der Gesundheitsforschung. Deshalb ist Gesundheitsforschung ein Schwerpunkt in der Forschungspolitik der Bundesregierung. Deshalb arbeiten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium für Gesundheit in den damit verbundenen Fragen eng zusammen. Heute leiden in Deutschland rund eine Million Frauen und Männer in der Gruppe der über 65-Jährigen an einer Demenzerkrankung der überwiegende Teil davon an der Alzheimer- Krankheit. Und jedes Jahr kommen rund Neuerkrankungen hinzu. Demenzen gehören damit zu den häufigsten und folgenschwersten neuro-degenerativen Erkrankungen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, wird die Zahl der Erkrankungen schnell steigen: Bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 4 Millionen. Davon werden wohl 40 Prozent der Erkrankten auf intensivste Betreuung und Pflege angewiesen sein. Die Belastungen für die Angehörigen und die Gesellschaft sind offensichtlich. I. Auch wenn wir vergleichsweise gut verstehen, wie die Demenz entsteht, ist das Problem der klinischen Behandlung dennoch nicht gelöst. Es fehlen verlässliche frühzeitige Diagnosemöglichkeiten und wirksame Therapien, die den Krankheitsverlauf anhalten oder die Krankheit gar heilen. Diese gilt es jetzt mit Nachdruck zu entwickeln. Deshalb müssen wir durch Forschung Lösungen für die Herausforderungen finden, die sich mit den steigenden Anforderungen an Versorgung und Pflege der Erkrankten ergeben. Schon jetzt sind wir bei der Forschung zu Demenz und insbesondere Alzheimer gut aufgestellt: In den Kompetenznetzen in der Medizin arbeiten die besten Forschungs- und Versorgungseinrichtungen an den Grenzen von Fachbereichen eng zusammen. Das Kompetenznetz, das zum Thema degenerative Demenz ausgeschrieben wurde, wird im Herbst seine Arbeit aufnehmen und an innovativen Medikamenten arbeiten.
3 - 2 - Im vergangenen Jahr lag im Gesundheitsforschungsprogramm das Augenmerk auf der Alters- und Demenzforschung. Weil bei älteren Menschen die Ko- bzw. Multimorbidität häufig auftritt, müssen wir altersrelevante Erkrankungen viel stärker in ihrem Zusammenspiel erforschen. Dafür haben wir neue Schwerpunkte zum Thema Altern geschaffen, die wir in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 32 Millionen Euro fördern. II. Auf der Kabinetts-Klausur in Meseberg hat die Bundesregierung wie von mir vorgeschlagen ein Nationales Zentrum zur Bekämpfung von Demenzen beschlossen. Dieses Zentrum soll das wissenschaftliche Potential in unserem Land bündeln und auf die klinische Forschung zum Nutzen der Patienten ausrichten. Der Mensch steht dabei im Zentrum unseres Handelns. Die Forschung ist anwendungsorientiert und soll zielgerichtet ihren Weg in die Praxis finden. Das Nationale Zentrum für die Bekämpfung von Demenzen soll ein Leuchtturm sein und uns bei der Erforschung von altersbedingten neuro-degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer international an die Spitze führen. Wir sollten ehrgeizige Ziele haben gerade auf einem so wichtigen Forschungsfeld. Das Nationale Zentrum sollte Ende 2008/Anfang 2009 seine Arbeit aufnehmen können. Deshalb müssen wir alles daran setzen, um bald einen geeigneten und kompetenten Gründungsdirektor zu finden. Die Forschung des Instituts wird breit angelegt: Auf der Agenda steht das gesamte Spektrum patientenorientierter Forschung von Krankheitsursachen und Prävention, Früherkennung, Medikamententherapie und Verhaltenstherapie, psychosozialen Folgen und Pflegeforschung, sowie die Evaluation der Leistungsfähigkeit des Versorgungssystems. Weil unser Forschungsansatz so umfassend und interdisziplinär ist, brauchen wir eine Einrichtung, in der die Fäden zusammenlaufen. Genau das ist die Aufgabe dieses Nationalen Zentrums. Etwa zehn Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen, die bei der Demenzforschung exzellente Arbeit leisten, sollen als Satelliteneinrichtungen in das Konzept eingebunden werden. Für mich spielen hier auch die Ziele der Bundesregierung eine wichtige Rolle, im Innovationsdialog Ost die Kompetenzen in den Neuen Ländern besonders zu stärken.
4 - 3 - Das Zentrum wird die Demenzforschung bundesweit koordinieren. Damit betreten wir strukturpolitisch Neuland. Das Zentrum wird indikationsorientiert aufgestellt sein ähnlich dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Deshalb wollen wir dieses Zentrum in einem geeigneten klinischen und wissenschaftlichen Umfeld ansiedeln. Der Kern des Zentrums soll nicht für sich allein stehen. Er wird in die Helmholtz- Gemeinschaft eingebunden. Das bietet sich an. Denn die Gesundheitsforschung der Helmholtz-Zentren ist an Krankheitsbildern orientiert und fördert durch strategische Partnerschaften mit Hochschulkliniken zur translationalen Forschung den engen Austausch zwischen Wissenschaft und Patienten. Ich beabsichtige für das Nationale Zentrum mit seinen Satelliteneinrichtungen 50 bis 60 Millionen Euro aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Verfügung zu stellen. Damit erhöhen wir die Mittel der Projektförderung und der institutionellen Förderung auf diesem Gebiet noch einmal deutlich. Derzeit beträgt die Förderung des BMBF für neurologische Forschung allein bei der Helmholtz-Gemeinschaft mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr. In der Projektförderung investieren wir derzeit rund 35 Millionen Euro pro Jahr für altersassoziierte Erkrankungen davon etwa 10 Millionen Euro für neuro-degenerative Erkrankungen. Ingesamt werden wir also die Mittel für diesen Bereich verdoppeln. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Länder ihren Beitrag leisten werden. Das betrifft nicht nur Fragen der Ko-Finanzierung im Rahmen der Gemeinsamen Forschungsförderung. Vielmehr sehe ich bei den Hochschulen gute Chancen, den Brückenschlag zwischen biomedizinischer Grundlagenforschung und klinischer Praxis zu verbessern beispielsweise durch die Einrichtung entsprechender Ausbildungsgänge. III. Vor hundert Jahren (1906) diagnostizierte der Arzt Alois Alzheimer an seiner Patientin Auguste Deter die später nach dem Arzt benannte Alzheimer-Krankheit. Seither ist das Altern ohne Alzheimer eine zentrale Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Ich bin mir sicher: Mit gemeinsamer Unterstützung durch Bund und Länder vor allem aber auch der Wirtschaft wird es Forschern gelingen, auch die drängenden Probleme der
5 - 4 - Alzheimer-Forschung zum Wohl der Patienten und deren Angehörigen zu lösen oder zumindest Linderung zu verschaffen. Leben in Würde, in allen seinen Phasen, dazu leistet Forschung einen zentralen Beitrag.
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