Informationsressourcen Wie geht es weiter mit dem Sachbuch? Teil 1: Sach- und Fachressourcen 1.0. Prof. Tom Becker tom.becker@fh-koeln.

Transkript

1 Informationsressourcen Wie geht es weiter mit dem Sachbuch? Teil 1: Sach- und Fachressourcen 1.0

2 Kundenbefragung der ekz 2012 (Rücklauf 543) Viele öffentliche Bibliotheken berichten von einem Rückgang der Sachbuchausleihen. Sind auch in Ihrer Bibliothek die Ausleihen im Sachbuchbereich der letzten Jahre zurückgegangen? Kein Rückgang 23,58% (129) Rückgang bis zu 5% 19,38% (106) Rückgang zwischen 5% und 25% 36,20% (198) Rückgang zwischen 25% und 50% 07,13% (39) Rückgang um mehr als 50% 01,83% (10) Keine Angabe 11,15% (61)

3 Kundenbefragung der ekz 2012 (Rücklauf 543) Viele öffentliche Bibliotheken berichten von einem Rückgang der Sachbuchausleihen. Sind auch in Ihrer Bibliothek die Ausleihen im Sachbuchbereich der letzten Jahre zurückgegangen? Interpretationsversuche Fast 240 Bibliotheken hatten keinen oder nur einen moderaten Rückgang. Fast 250 Bibliotheken verzeichnen einen signifikanten Rückgang von über 5%.

4 Ranking der 10 gefragtesten Kategorien in der Onleihe 2012 Quelle: ekz Bezug: unter Sachmedien u. Ratgeber subsummierten Sachtitel 1. Rubrik Lebenshilfe: "Selbstmanagement" 2. Rubrik Reiseführer n. Ländern u. Regionen: "Europa" 3. Rubrik Wirtschaft u. Unternehmen : "Allgemeines" 4. Rubrik Gesundheit: "Ernährung u. Diät" 5. Rubrik Computer u. Internet: "Programmierung" 6. Rubrik Gesundheit: "Heilmethoden" 7. Rubrik Computer u. Internet: "Grafik u. Multimedia" 8. Rubrik Pädagogik u. Psychologie "Entwicklungspsychologie u. Persönlichkeitspsychologie 9. Rubrik Hobby u. Lifestyle : "Kochen u. Backen" 10. Rubrik Beruf u. Karriere: "Rhetorik u. Präsentation"

5 Marktwachstum Sachbuchportfolio im Dialog Bestandsportfolioanalyse entspricht der Umsatzentwicklung (Hamburger Modell) oder der Entwicklung der Primärentleihungen (Münchner Modell)? Selektiv vorgehen ARME HUNDE deinvestieren, liqidieren STARS fördern, investieren MILCHKÜHE Position halten Relativer Marktanteil nach Schade 2011 S. 119 entspricht dem Effizienzquotienten

6 Bestandsportfolioanalyse Schade / Umlauf: Bewegtenquote wäre eine Alternative Primärentleihungen noch nicht analysiert Umsatzentwicklung (Umsatz Bestandssegment aktuell : Umsatz Bestandssegment Vorjahr - 1) * 100 Entwicklung der Primärentleihungen (Primärentleihungen Bestandssegment aktuell : Primärentleihungen Bestandssegment Vorjahr - 1) * 100 Schäfenacker / Becker 2012: Primärentleihungen sinnvoll, 0,7 als Matrixgrenze Effizienz fraglich Effizienzquotient (Primär)Ausleihanteil : Bestandsanteil Ausleihanteil Ausleihen einer Bestandsgruppe : Gesamtausleihen Bestandsanteil Bestand einer Bestandsgruppe : Gesamtbestand

7 Bestandsportfolioanalyse / Normstrategien Stars sind Bestandssegmente, die eine steigend hohe Nachfrage haben, die von dem bisher zur Verfügung stehenden Angebot nicht gedeckt werden kann. Die Normstrategie legt nahe, diese Bestandssegmente auszubauen. Q: Schade: Portfolioanalyse. In: Schade / Umlauf / Becker: Handbuch Sachliteratur & Sachinformation ÖB, 2012, S. 142

8 Bestandsportfolioanalyse / Normstrategien Milchkühe sind Bestandssegmente, die von den Kunden als Standardangebote erwartet werden und die keinen Neuigkeitswert mehr darstellen oder keinen aktuellen Trend repräsentieren. Der Bestand ist im Verhältnis zur Nachfrage zu klein. Relevante Umsatzsteigerungen zeichnen sich hier nicht ab. Die Normstrategie legt hier nahe, diese Bestandssegmente auf dieser Position zu halten. Q: Schade: Portfolioanalyse. In: Schade / Umlauf / Becker: Handbuch Sachliteratur & Sachinformation ÖB, 2012, S. 142

9 Bestandsportfolioanalyse / Normstrategien Fragezeichen sind Bestandssegmente, die im Vergleich zur Nachfrage zu klein sind, aber hohe Umsatzsteigerungen aufweisen. Sie setzen Investitionen voraus, bis ein ausreichend großer Bestand vorhanden ist. Diese Bestandssegmente sollten beobachtet und gegebenenfalls ausgebaut werden. Q: Schade: Portfolioanalyse. In: Schade / Umlauf / Becker: Handbuch Sachliteratur & Sachinformation ÖB, 2012, S. 142

10 Bestandsportfolioanalyse / Normstrategien Arme Hunde sind Bestandssegmente, die eine niedrige Effizienz haben und auch keine hohen Umsatzentwicklungen (mehr) aufweisen. Die Empfehlung ist hier, das Bestandssegment zu verkleinern, zu eliminieren oder aber dahingehend zu profilieren, dass es attraktiver gestaltet, an einem anderen Ort präsentiert bzw. stärker beworben wird. Q: Schade: Portfolioanalyse. In: Schade / Umlauf / Becker: Handbuch Sachliteratur & Sachinformation ÖB, 2012, S. 142

11 Die Bibliotheken bereinigte Grundgesamtheit = 165 Stück davon Rücklauf = ca. 30 ÖBs Datenakquise und Aufbereitung durch Studierende der FH Köln Datenanalyse in Kooperation von Leko, FH Köln und HAW Hamburg Eine Annäherung Vorsicht bzgl. Validität der Daten

12 Rückblick /2011

13 Fragezeichen Stars Arme Hunde Milchkühe

14 State of the Art 2011 / 2012

15 Fragezeichen Stars Arme Hunde Milchkühe

16 Hypothesen für die LeKo

17 6 Thesen zur Diskussion gestellt Methoden und Standards für ein bibliotheksübergreifendes Bestandsmanagement im 21. Jahrhundert müssen neu definiert werden, um einer weiteren Deprofessionalisierung entgegen zu wirken. Nur mit einem passgenauen Bestandsprofil und einem entsprechenden Bestandsmanagement bleiben Bibliotheken attraktive Wissenszentren. Sachbücher werden verstärkt durch e-sach-medien und freie Datenbanken substituiert, SachBUCHanalysen werden daher zunehmend überflüssig. Die LeKo muss die Marktsichtung für virtuelle (Sach-)Medien in ihr Portfolio aufnehmen. Mit der festgestellten überproportionalen Berücksichtigung der Armen Hunde beim Bestandsaufbau wird vorrangig der (selbstgestellte?) Informationsauftrag der Bibliothek, nicht aber vorrangig das Kundeninteresse, bedient. Der ID sollte sich dem entgegenwirkend noch stärker auf ein höheres Angebot in den Sektoren Milchkühe und Stars konzentrieren.

18 6 Thesen zur Diskussion gestellt Der bisherige Anschaffungsvermerk hat ausgedient, er sollte modifiziert und "vielfältiger werden: Kategorisierungen gekoppelt an bspw. informationslogistische Rollen (Lernort, Informationszentrum, Freizeitgestaltung, u.a.m.) und deren unterschiedlichste Zielgruppen (Formulierung vgl. Sinus-Milieus). Die zunehmende Spezifizierung des Bestandes auf die tatsächlichen Zielgruppen vor Ort erfordern eine breitere Marktsichtung der Neuerscheinungen in allen Niveaus, um der einzelnen Bibliothek neben standardisierten Standing Orders spezifische Auswahlmöglichkeiten im individuellen Bestandsaufbau anbieten zu können. "Nur was sich ändert, bleibt!" - ID und LeKo müssen sich angesichts der in der Medienwelt erkennbaren Veränderungen inhaltlich und in der Distributionsform zu einem modernen, passgenauen, flexiblen Fachinformationsdienst zusammen mit den Bibliotheken weiterentwickeln, sonst büßen beide ihre Relevanz und Unverzichtbarkeit ein.