TYMPANON. Gemeindebrief Nr. 6 Juni 2014

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1 TYMPANON Gemeindebrief Nr. 6 Juni 2014 Das Tympanon ist eine Schmuckfläche im Bogenfeld von Portalen. Auf einem Tympanon werden reliefartig biblische Überlieferungen dargestellt. Auch am Hauptportal, an der Himmelspforte des Münsters, hat es einst ein Tympanon gegeben. Diese Bildfläche fehlt heute. Wenn etwas fehlt, kann man jammern oder sich vom frei gewordenen Platz inspirieren lassen, zum Beispiel dazu, einen Gemeindebrief zu schreiben und an dieser zentralen Stelle anzudeuten, was in unserer Gemeinde am Münster geschieht. Deshalb - "Tympanon". Mögen Sie es als Einladung verstehen, die inneren Räume unserer Gemeinde zu betreten!

2 was? Inhalt Schöne Begegnungen mit unseren Hochbetagten Seite 2 was? Inhalt und Schöne Begegnungen mit unseren Hochbetagten Seite 3 wer da? Frau Nelly Bächlin Margaretha Lützelmann, Ländliheim Seite 4 was denkst du? 24. Juni: Johannistag Seite 5 was gibt's? Spezielle Anlässe und Voranzeigen Rosa Maurer, St. Jakob-Strasse Hanna Bernardi, Ländliheim Menschen über 100 in unserer Gemeinde 2

3 wer da? Frau Nelly Bächlin? Nein, man sieht ihr ihre 100 Jahre wirklich nicht an, der zierlichen Frau mit dem wachen Blick, die mir die Tür öffnet und mich mit einem Lachen begrüsst. Freundlich lädt mich Frau Bächlin in ihre Stube ein und beginnt zu erzählen. Sie stammt aus einer kinderreichen Familie sie war das drittjüngste von neun Kindern und ist als junge Frau viel in der Welt herumgekommen. Ihr Mann war Geologe und hat für eine Ölgesellschaft in Borneo und verschiedenen Ländern Südamerikas gearbeitet. Zu der Zeit, vor und während des 2. Weltkriegs, war bereits die Reise dorthin ein grosses Abenteuer, war man doch damals noch nicht per Flugzeug, sondern per Schiff unterwegs. In diesen fremden Ländern hat sich Frau Bächlin sehr wohl gefühlt. Den Kontakt zu den Einheimischen mochte sie und so hat sie viele Sprachen gelernt. Auch ihre drei Kinder wurden dort geboren. Doch bereits 1946 wurde das junge Familienglück zerstört: Der Ehemann und Vater ertrank während der Regenzeit in einem reissenden Fluss. Frau Bächlin blieb allein zurück mit den drei kleinen Kindern. Es folgte die Rückkehr in die Schweiz. Der Anfang war hart: Die Kinder mussten sich daran gewöhnen, dass hier vieles verboten war (z.b. den Rasen zu betreten ) und Frau Bächlin musste sich eine Arbeit suchen, die sie schliesslich als Sekretärin im Physiologischen Institut des Unispitals fand. Inzwischen ist Frau Bächlins Familie sehr gross geworden, hat sie doch 9 Grosskinder und 16 Urgrosskinder im Alter zwischen 8 Monaten und 23 Jahren. Zu ihnen pflegt sie regen Kontakt und es ist ihr wichtig, keinen der Geburtstage zu vergessen. Nur mit den vielen Namen sei es manchmal etwas schwierig, meint sie. Die seien heute so modern, das könne sie sich schlecht merken. Und Frau Bächlin lacht. Das tut sie sowieso immer wieder, während sie erzählt. Und immer wieder meint sie: Ich habe ein so schönes Leben gehabt. Zum 80. Geburtstag hat Frau Bächlin ihre Erinnerungen für ihre Familie in einem Buch aufgeschrieben. Aber wissen Sie, meint sie zu mir und lacht wieder, ich habe so viel erlebt, eigentlich könnte ich zehn Bücher schreiben! Unsere Vikarin Manuela Lehmann Ich bin vergnügt Erlöst Befreit Gott nahm in seine Hände Meine Zeit Mein Fühlen Denken Hören Sagen Mein Triumphieren Und Verzagen Das Elend Und die Zärtlichkeit Hanns-Dieter Hüsch 3

4 was denkst du? 24. Juni: Johannistag Dietrich Bouts der Jüngere, Johannes in der Landschaft, 1470, Alte Pinakothek, München Zu Pfingsten ist es Hochsommer geworden. Die Temperaturen haben Menschen ins Grüne getrieben, in den Rhein und in die Badeanstalten. Es ist die Zeit der längsten Tage. Am 24. Juni, kurz nach der Sommersonnenwende, ist Johannistag - benannt nach Johannes dem Täufer. Auf vielen Bildern der christlichen Kunst ist Johannes der Täufer an seinem Zeigefinger erkennbar. Mit diesem verweist er auf Jesus, von dem er sagt: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt." (Joh. 1,29) Im Johannesevangelium ordnet sich Johannes der Täufer Jesus ganz unter: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." (Joh. 3,30) Dieses Wort ist hier im Münster seit 17 Jahren fest in einer kleinen Liturgie verankert: Am 24. Juni zieht am frühesten Morgen eine Schar von Menschen ins Münster, um den ersten Sonnenstrahl zu feiern, der nach Sonnenaufgang in die Krypta fällt. In der Zeit der längsten Tage und des aufblühenden Sommers verweist das Licht der aufgehenden Sonne auf Christus, der geboren wird, wenn die Tage am finstersten, am kältesten und am kargsten sind. So grüsst der Johannistag im hellsten Sommer bereits den dunkelsten Winter: "Sommerweihnacht", wird dieser Tag auch genannt. Er ist seiner Zeit voraus, indem er auf Christus als das kommende Licht zeigt - darum der Zeigefinger, an dem man Johannes den Täufer erkennt. Er thematisiert sich nicht selbst, er ordnet alles, was er sagt und tut, Christus unter. So jedenfalls nach der Darstellung der Evangelien. Johannes der Täufer war Bussprediger in der Wüste. Im Zentrum seiner Botschaft steht die Aufforderung: "Kehret um, denn Gottes Reich ist schon ganz nah!" Derselbe Satz ist auch von Jesus überliefert. Beiden gemeinsam ist das Bewusstsein: Gott ist nahe. Gefährlich nahe für Johannes den Täufer. Bedingungslos liebend nahe für Jesus. Mit diesem Bewusstsein gehören sie beide der Zeitenwende an, unter deren Eindruck bereits die alttestamentlichen Propheten standen: Altes vergeht, Neues wächst auf. Damit ist keineswegs der Gegensatz zwischen Altem und Neuem Testament oder gar zwischen Judentum und Christentum gemeint. Die Erwartung einer Zeitenwende, die Licht bringt in menschliche Finsternis, ist in den jüdischen Schriften entstanden, sie scheidet uns nicht, sie verbindet uns. Johannes der Täufer fordert uns angesichts dieser Zeitendwende auf, uns doch nicht auf irgendwelche Sicherheiten und Besitzstände zu berufen (Taufe - Konfirmation - und fertig!), sondern Gott ernst zu nehmen. Er ist mit dieser eindringlichen Botschaft nicht etwa "von gestern". Die Umkehr ist ein Lichtwerden in der Dunkelheit: keine moralische Läuterung, kein Gesinnungswandel, sondern eine unbedingte Offenheit für das, was von Gott her geschehen kann und geschehen wird. Die Geburt des Täufers und die Geburt Jesu liegen jahreszeitlich so auseinander, wie es weiter nicht sein kann. Und doch gehören Jesus und der Täufer zusammen: Der Bussprediger richtet mit seiner Botschaft nichts aus, wenn er nicht auf den Leonardo da Vinci, , Louvre, Paris verweist, der mit seinem Leben für alle Menschen einsteht. Und Christus kann nur gehört werden, wenn Menschen aus ihren Sicherheitssystemen ausbrechen. Wenn sie sich verunsichern lassen. Heilsam. Caroline Schröder Field 4

5 was gibt s? Spezielle Anlässe Johannisabend Montag, 23. Juni, Uhr Konzert mit Schülerinnen und Schülern der Musikschule Basel und einer Einführung zum Johannistag Haus Kleinbasel, Rebgasse 70, Saal Johannisnacht Montag, 23. Juni, 21 Uhr Kammermusik-Konzert mit Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Basel A. Caplet: Légende A. Schönberg: Verklärte Nacht Abendlieder Kreuzgang Münster Johannismorgen Dienstag, 24. Juni, Uhr Morgenlieder mit dem Stadtposaunenchor und liturgische Feier in der Krypta mit dem Werk Schraffur von Fritz Hauser (*1953) Pfrn. Caroline Schröder Field Besammlung auf der Pfalz Benefizkonzert Gospelchor am Münster Music meets Münster Special Sonntag, 22. Juni, 19 Uhr, Münster Gemeindewochenende Juni in Todtmoos Singen über Mittag Freitag, 5. Juli, bis Uhr, Münster Münsternacht Freitag, 8. August, 22 Uhr, Münster Pfrn. Caroline Schröder Field Kindertageslager 11. bis 15. August Taizégebet Sonntag, 31. August, 18 Uhr, Münster Voranzeigen Frei sein, froh sein, Frau sein Ein Gemeinschaftsabend organisiert von Annamengia Ganther, Susanne Henny und Steffi Mattmüller Mit einem Impulsreferat von Sabine Fürbringer Donnerstag, 30. Oktober, Uhr Münstersaal Impressum Redaktion Caroline Schröder Field und Tabea Eugster Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Caroline Schröder Field, Manuela Lehmann, Sr. Esther Herren, Tabea Eugster nächste Ausgabe: Juli / August Redaktionsschluss: 15. August Pfarrer / Pfarrerin Lukas Kundert (Schwerpunkt Stadtkirchenarbeit) lukas.kundert@erk-bs.ch Caroline Schröder Field (u. a. kirchlicher Unterricht Münster / St. Jakob) caroline.schroederfield@erk-bs.ch Stefan Burkhalter (u. a. kirchlicher Unterricht Münster / St. Jakob) stefan.burkhalter@erk-bs.ch Sozialdiakonin Tabea Eugster (Familien, Jugend) tabea.eugster@erk-bs.ch Sekretär Peter Fenk peter.fenk@erk-bs.ch Sigristin Sandra Schmied / Ines Burkhalter sigristin.muenster@erk-bs.ch Förderverein Münster Basel Basler Kantonalbank 4002 Basel CH