KONZEPTION Aufbau eines Familienzentrums in der Kirchengemeinde St. Nicolai Coppenbrügge

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1 KONZEPTION Aufbau eines Familienzentrums in der Kirchengemeinde St. Nicolai Coppenbrügge Gliederung 1. Ausgangslage Kinderarmut, Notwendigkeiten in Coppenbrügge Bestandsaufnahme 2.1 Expertenbefragung Elternbefragung Ergebnisse aus den Erhebungen Vorgehensschritte- Zeitplan 4 5. Ziele und Zielgruppen 5.1 Zielgruppen Ziele und Handlungsstrategien Ziele in der kirchlichen Kindertagesstätte Ziele in der Kirchengemeinde Projektnutzen Finanzierung Kosten- und Finanzierungsplan.. 7 Vorbemerkung Der Flecken Coppenbrügge liegt im südlichen Niedersachsen 15 km östlich von Hameln im Landkreis Hameln-Pyrmont und umfasst neben der Gemeinde Coppenbrügge 12 dörfliche Ortsteile mit ca Einwohnern. Die Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Nicolai unterhält eine Kindertagesstätte mit zwei Standorthäusern in Coppenbrügge. Im Kernort gibt es zudem noch einen Waldkindergarten mit 15 Plätzen in Trägerschaft einer Elterninitiative, in der Region Ith existiert ein Spielkreis (Diedersen) und ein weiterer kirchlicher Kindergarten befindet sich in Bisperode (Trägerschaft der Ev.-luth. Kirchengemeinde am Ith). Im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld gibt es zurzeit keine weiteren Überlegungen ein Familienzentrum zu gründen. Unser langfristiges Planen und Umsetzen wäre somit ein erstes ländliches Familienzentrum, das über die Kirchengemeinde hinaus bedeutungsvoll sein würde. 1

2 1. Ausgangslage Kinderarmut, Notwendigkeiten in Coppenbrügge Nach den offiziellen Daten (Stand Januar 2011) weisen die unten aufgeführten Zahlen im Vergleich zum Durchschnitt in Niedersachsen eine erhöhte Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und Altersarmut im Landkreis Hameln-Pyrmont auf. Dies ist Anlass ein Familienzentrum im Bereich Flecken Coppenbrügge zu gründen, damit die Lebensqualität auf dem Lande nicht verloren geht, sondern aktiv von kirchlicher Seite erhöht wird und Hilfsangebote standortnah genutzt werden können. Landkreis Niedersachsen Hameln-Pyrmont Arbeitslosenquote 9,5 % 7.8 % SGB II Quote * 6,3 % 5,1 % SGB III Quote ** 2,7 % 3,2 % Altersarmut 2,7 % 2,5 % (Bertelsmann-Stiftung 2010) Kinderarmut 20,6 % 16,5 % (Bertelsmann-Stiftung 2010) *SGB II bedeutet mehr als ein Jahr Arbeitslosigkeit und beim JobCenter anhängig **SGB III bedeutet bis zu einem Jahr Arbeitslosigkeit, also bei der Agentur für Arbeit anhängig 2. Bestandsaufnahme 2.1 Expertenbefragung Im September und Oktober 2009 wurden diverse Experten, wie Schul- und Kindergartenleiterinnen, Mitarbeitende in der kommunalen und kirchlichen Jugendarbeit, Allgemeiner Sozialdienst u.a. im Raum Coppenbrügge befragt, mit der Zielsetzung, Einschätzungen über die aktuelle Situation von Familien in Coppenbrügge zu erhalten. 2.2 Elternbefragung Im November und Dezember 2009 wurden über 100 Fragebögen an Eltern aus den Kindertagesstätten und Eltern von Kindern, die kirchengemeindliche Angebote nutzen, verteilt und Bedarfe u.ä. abgefragt. 3. Ergebnisse aus den Erhebungen Von den Experten wurden vor allem folgende Probleme benannt: - Überforderung der Eltern - Finanzielle Probleme in Familie, Armut - Erhöhter Leistungsdruck, der auf Eltern, Kindern und Lehrern lastet - Mangel an generationsübergreifenden Angeboten - Mangel an kostenlosen oder kostengünstigen Bildungsangeboten - unzureichende Integration von Behinderten 2

3 ALLE Interview-Partner benannten, dass es zurzeit keine Chancengleichheit für die Entwicklung von Kindern gäbe. Sie formulierten folgende Erwartungen an ein Familienzentrum: - Kleiderbörse/Tauschbörse - Kochkurse, gesund, lecker, preiswert! - Wissenstransfer zwischen den Generationen ( Leihoma, Lese-Oma/Opa..) - Kompetente Beratung und Unterstützung - Elterncafe` und Treffpunkt - Vernetzung - Elternschule ( z.b. Theatergruppe, Kurse.) - Kurzurlaube ( Tagesfahrten z.b. zum Zoo...) - Hausaufgabenhilfe - Geburtsvorbereitungskurse - Kontaktbörse - Sammelbörse aller Angebote und Hilfen im Flecken, im Landkreis mit dem Ziel des Voneinander Wissens und boten an, sich zu bestimmten Themen mit ihren Kompetenzen einzubringen oder sich an verschiedenen Punkten zu beteiligen. Aus der repräsentativen Auswertung des Elternfragebogens wurden folgende Punkte und Probleme deutlich: Im Durchschnitt haben alle Familien zwei Kinder, die Geschwisterkinder sind zum Großteil älter als das Kindergartenkind. Mehr als zwei Drittel aller Mütter arbeiten zumindest in Teilzeit Fast die Hälfte der Befragten wünscht sich Möglichkeiten für Austausch und Begegnung, ein Drittel Beratung und Unterstützung und fast ein Viertel Angebote zur Elternbildung. Gut die Hälfte aller Eltern hat bisher noch keine Familienbildungsangebote wahrgenommen, zum Teil, weil das Angebot nicht interessant genug war, Kurse zu weit entfernt waren, Kosten zu hoch waren oder keine Informationen vorlagen. Zwei Drittel aller Eltern wünschen sich aber Familienbildungsangebote im Bereich Musik, mehr als die Hälfte Angebote im Kreativen Gestalten, mehr als ein Drittel Bewegungs- und Spielangebote für Kinder und ein Viertel Angebote zur Sprachentwicklung. Im Bereich Erziehungsthemen wünschen sich fast 45% der Befragten einen Kurs Starke Eltern Starke Kinder, knapp 40% einen Kurs zum Grenzen setzen, ca. 20% der Befragten wünscht sich ein Angebot zu Fragen der Erziehung und zu besonderen Entwicklungsbedürfnissen. Im Bereich Ernährung wünscht sich die Hälfte der Befragten einen Kochkurs für Kinderernährung oder Informationsangebote. An Beratungsangeboten wird von 20% Erziehungsberatung gewünscht, gefolgt von Schuldnerberatung mit ca. 6%. An Elternangeboten wünschen sich mehr als ein Drittel ein Elterncafe, mehr als ein Viertel Entspannungsangebote und ein Fünftel Kreativangebote. Mehr als zwei Drittel aller Alleinerziehenden wünschen sich spezielle Angebote für diese Zielgruppe. Mehr als zwei Drittel sind der Meinung, die Angebote sollten im Gemeindehaus stattfinden, fast 3

4 die Hälfte ist für Angebote in der KITA. Aus den Fragebögen wird deutlich, dass bei den Eltern ein großes Bedürfnis besteht, Möglichkeiten zum zwanglosen Treffen und Austausch (z. B. Elterncafe) zu bieten. Außerdem wird ein großes Interesse an Erziehungsthemen und Ernährungsfragen geäußert. Und immerhin ein Fünftel aller Eltern wünschen sich sehr konkrete Erziehungsberatung. Die Aussagen aus den Befragungen decken sich mit den Beobachtungen der Experten und auch mit Ergebnissen aus Befragungen von KiTa-Leitungen im KK Hildesheimer Land. 4. Vorgehensschritte-Zeitplan Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde hat Juni 2009 den Anstoß gegeben, dass aus dem Angebot von Kindertagesstätte und Kirchengemeinde ein gemeinsames Gesamtkonzept Familienzentrum entwickelt werden soll, um die Familien im Flecken Coppenbrügge zu stärken und die Kinder zu fördern. Dabei wird das gesamte bisher bestehende kirchliche Profil erweitert, verzahnt und fortgeschrieben. Im Herbst 2010 hat eine zweitägige Zukunftswerkstatt unter Leitung von Dr. Asselmeyer (Organisationsberater Uni Hildesheim) mit 60 Teilnehmer aus dem Flecken stattgefunden. Das angestrebte Ziel Gründung Familienzentrum verfestigt sich als Arbeitsauftrag. Aus dieser Auftaktveranstaltung entwickelten sich vier zeitgleich arbeitende Untergruppen ( Kirche den Menschen nah, Planungsgruppe Familienzentrum, Mit den Kleinen unterwegs /Kindergarten, Finanzgruppe). Eine übergeordnete Koordinierungsgruppe setzt sich aus UntergruppenleiterInnen zusammen; diese bündelt Ergebnisse und verfolgt das Gesamtziel. Die Untergruppe Kirche den Menschen nah entwickelt im Mai 2011 einen Fragebogen, der die Wünsche und Erwartungen der älteren Generation herausfindet. Die Ergebnisse werden zum jetzigen Zeitpunkt gesammelt und danach ausgewertet und werden in die Konzeptweiterschreibung einfließen. Bei den Vorbereitungen bis zur Konzeptentwicklung standen fünf Besuche von Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser, um Ideen zu sammeln und von Erfahrungen profitieren zu können, auf dem Programm. Nun folgen schnelle Schritte der Beantragung von Fördergeldern und gezielte Planung von notwenigen Umbaumaßnahmen im Gemeindehaus. Aus den gewonnen Erkenntnissen hat der Kirchenvorstand Coppenbrügge bei seiner Sitzung am den verbindlichen Beschluss zur Errichtung eines Familienzentrums gefasst. Damit die Weiterentwicklung der Planungen intensiviert werden kann, soll zum 1. Oktober 2011 ein/e ProjektkoordinatorIn eingestellt werden, diese/r wird die nächsten 4 Monate mit einer drittel Stelle die Konkretisierungen und den Projektverlauf gestalten und vorantreiben (bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde die Vorarbeit schwerpunktmäßig in Ehrenamtlichkeit geleistet). Unser erklärtes Ziel ist es, am 1. Februar 2012 mit einem Fest das Familienzentrum der Gemeinde St. Nicolai der Öffentlichkeit vorzustellen. 5. Ziele und Zielgruppen 5.1 Zielgruppen Die große Zielgruppe eines Familienzentrums sind die Bürger im östlichen Landkreises Hameln- Pyrmont. Im Mittelpunkt stehen die Familien und Einwohner des Fleckens Coppenbrügges, im speziellen die Gemeindemitglieder der Kirchengemeinde St. Nicolai Coppenbrügge. 4

5 5.2 Ziele und Handlungsstrategien Ausgangspunkt und Grundlage alle anschließenden Überlegungen ist, dass Menschen, egal welchen Alters und welcher Herkunft, zum Glauben eingeladen und ermutigt werden sollen. Leitbild für sämtliche Angebote ist das Christliche Menschenbild, welches zuvor in der St. Nicolai- Kirchengemeinde gelebt wurde und im Familienzentrum weiterhin die Basis des Miteinanders sein wird. Ein respektvoller und gleichberechtigter Umgang miteinander, Transparenz über Verantwortlichkeiten, Aktivitäten, Ziele, Strukturen und Regeln im Familienzentrum ist Voraussetzung für die pädagogische Arbeit und soll Möglichkeiten aktiver Beteiligung eröffnen. Diese Beteiligung ist ein Schlüssel zum Gelingen des Familienzentrums, da ein gewisser Anteil von Angeboten ehrenamtlich geleistet werden soll. Das Familienzentrum soll in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung zwischen Kindern, Eltern, Seniorinnen und Senioren, pädagogischen Fachleuten und Kooperationspartnern aufgebaut werden Ziele in der Kindertagesstätte 1. Erziehungspartnerschaften werden zwischen Kindern, Eltern und Erzieherinnen aufgebaut. 2. Eltern werden als die ersten und wichtigsten Bezugspersonen ihrer Kinder in die Arbeit eingebunden und beteiligt. Die Förderung der Selbstständigkeit der Familien durch spezielle Angebote, welche die erzieherischen, persönlichen und beruflichen Kompetenzen stärken (Notwendigkeit für logopädische Sprechstunde wird als dringender Handlungsbedarf gesehen) wird angestrebt. Familien brauchen Begleitung und Beratungsunterstützung über den Kindergarten hinaus. 3. Die Begeisterung und Freude fürs lebenslange Lernen soll geweckt werden, u.a. durch neue Formen des Lernens. 4. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ortsansässigen Experten der Kinder- und Familiengesundheit (z.b. Kinderärzte, Logopäden, Ergotherapeuten ) stärken und ausbauen Ziele in der Kirchengemeinde 1. Ehren- und Hauptamtliche in der Kirchengemeinde öffnen sich und werden ermutigt, über die Generationen hinaus, Begegnung zu erfahren. Dazu soll im Gemeindehaus ein Cafe aufgebaut werden und die bereits bestehenden Kirchengemeindegruppen (vom Purzeltreff, der Jungschar und den Konfirmandengruppen, über die musikalische Gemeindearbeit mit insgesamt drei Chören und ca. 70 Musikschülerinnen und schülern bis zu den Seniorengruppen hin ) werden in Berührung miteinander kommen. Dies fördert das Miteinander von Jung und Alt auf der Basis von Begegnung, soll in das kirchengemeindliche Leben einladen und häuslicher Isolation, egal aus welchen Gründen, vorbeugen. Generationsübergreifende Angebote werden entwickelt, Netzwerke geknüpft und interdisziplinäres Lernen ermöglicht, dabei wird unser Blick auf die von Armut bedrohten Menschen gerichtet sein. Die Begleitung der Familien von Anfang: Durch die Krabbelgruppe entsteht Kontakt zur Kindertagesstätte und im Anschluss können Kinder, Jugendliche und Erwachsene die bestehenden vielfältigen Angebote der Kirchengemeinde nutzen. So sind zum Beispiel Computerkurse von Jugendlichen für Senioren angedacht. Eine Nähwerkstatt ist bereits in Planung und ein Kochkurs für Kinder mit Eltern im Aufbau. Gerade Seniorinnen und Senioren sollen für die Möglichkeiten eines Familienzentrums begeistert werden und von Bildungspartnerschaften zwischen jungen Familien und Älteren sollen beide Seiten profitieren können. 5

6 2. Kirchengemeinde und Kindertagesstätte entwickeln sich weiter zu Partnern für Familien durch Schaffung eines weit gefächerten, alltagsnahen, familienunterstützenden und niedrigschwelligen Angebots. Ein respektvoller und gleichberechtigter Umgang miteinander, der (inter-)kulturelle und geschlechtsspezifische Unterschiedlichkeiten einbezieht, ist Voraussetzung und soll Möglichkeiten aktiver Beteiligung eröffnen. 3. Kirchengemeinde und Kindertagesstätte arbeiten an einer stärkeren Vernetzung und kooperieren mit anderen Einrichtungen und Fachleuten. Unter anderem ist bereits geplant, dass das diakonische Werk Hildesheimer Land-Alfeld mit Beratungsstunden (Sozialberatung und Kurberatung) in das zu gründende Familienzentrum einzieht (Absprachen sind erfolgreich verlaufen). Des Weiteren wird das kommunale Familien- und Kinderservicebüro, das bereits in kirchlichen Räumen angesiedelt ist, weiterhin die Arbeit mit den Familien unterstützen. Hinzu kommt, dass der Allgemeine Soziale Dienst (ASD), der zurzeit noch in den Räumen des Rathauses stundenweise Beratungszeiten anbietet, ebenso in das Familienzentrum einziehen könnte. Die bestehende Kooperation ( Brückenjahr ) zwischen Schule und Kindergarten soll weiterhin begleitet und gefördert werden. Zusätzlich wird es ab August 2011 ein Kooperationsangebot für die Grundschüler in Coppenbrügge geben. Weitere Kooperationen mit der Volkshochschule, den Sportvereinen werden angestrebt, damit die psychomotorische Entwicklung von Jung und Alt unterstützt wird und gesundheitsfördernde Aktivitäten vermittelt werden können. Das zu gründende Familienzentrum wird somit als Betreuungs-, Begegnungs- und Beratungsstandort für den östlichen Landkreis Hameln-Pyrmont dienen. 6. Projektnutzen Mit der Gründung eines Familienzentrums möchte die St. Nicolai Kirchengemeinde Eltern in ihrer Aufgabe unterstützen, gesunde, starke, mutige und fröhliche Kinder zu erziehen. Eltern und Kindern soll ermöglicht werden, eigene Stärken zu entdecken und weiter zu entwickeln. Eine akzeptierende und wertschätzende Haltung im Umgang miteinander fördert darüber hinaus das Zusammenleben, auch im Hinblick auf die restliche Gemeindearbeit. Die Attraktivität der Kindertagesstätte und der Kirchengemeinde wird gesteigert. Die interne Zusammenarbeit von Kindertagesstätte und Kirchengemeinde, sowie die Kooperation mit anderen Familien unterstützenden Einrichtungen, wird gestärkt und ausgebaut. 7. Finanzierung Für Personalkosten der Koordinatorin (bzw. des Koordinators) und Sachausgaben, die im Zusammenhang mit dem erweiterten Angebot eines Familienzentrums stehen, beantragen wir eine Förderung in Höhe von ,00 Euro pro Jahr für die Dauer von drei Jahren. Wir gehen davon aus, dass nach Ablauf dieser Frist unser Familienzentrum in die Weiterförderung durch den Flecken Coppenbrügge und dem Kirchenkreis Hildesheimer Land- Alfeld und anderen Finanzquellen aufgenommen wird. 6

7 7.1 Kosten- und Finanzierungsplan 7