Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Kymenlaakson Ammattikorkeakoulu Kouvola/ Finnland

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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Kymenlaakson Ammattikorkeakoulu Kouvola/ Finnland Jessica Backer Fachhochschule Hannover Studiengang Innenarchitektur Wintersemester 2008/2009 Motivation und Vorbereitung Um sich für ein Auslandssemester zu entscheiden, gibt es verschiedenste Gründe. Bei mir fing alles mit dem Besuch bei einigen Freunden in Finnland, im letzten Jahr an. Schon davor habe ich mich für skandinavisches Design interessiert. Es jedoch in Natura zu sehen, gab mir den Ansporn mehr darüber zu erfahren. Nebenbei wollte ich auch den Einblick in das kulturelle Leben der Finnen vertiefen. Durch ein Auslandssemester konnte ich dieses gut kombinieren. Mein erster Schritt hierzu war es, in Erfahrung zu bringen, ob es bestehende Partnerschaften zu finnischen Universitäten gibt. Hierbei hat mir die Internetseite des Internationalen Büros der Fachhochschule Hannover wunderbar geholfen. Dort ist übersichtlich aufgeführt, welche Universitäten meinen Studiengang anbieten, und es sind direkte Links zu den jeweiligen Universitäten vorhanden. Die meisten finnischen Internetseiten der Universitäten sind auch in Englisch vorhanden, sodass man einen Einblick in das Lehrprogramm bekommen kann. Dies hat mir geholfen, mich für zwei Universitäten zu entscheiden. Der weitere Weg lief dann problemlos über das Internationale Büro der FH. Als erstes musste man dort sein Interesse an einem Auslandssemester bekunden und dann durch den Internationalen Koordinator des Fachbereichs bescheinigen lassen, das man für den von ERASMUS geförderten Austausch geeignet ist. Die eigentliche Bewerbung an die finnische Universität fing dann im Anschluss an. Hierzu zählen unterschiedliche Formulare: - Transcript of records - Lebenslauf - Portfolio - Motivationsschreiben Da die Dokumente auf Englisch abgegeben werden müssen, ist es ratsam, diese bei der Zentralstelle für Fremdsprachen gegen zu lesen lassen. Auch ratsam ist es, frühzeitig mit den Bewerbungen anzufangen, da es im allgemeinen einige Zeit dauert bis man Antwort der finnischen Universität bekommt, um dann noch genügend Zeit für die Reisevorbereitung zu haben. 1

2 Gepäck und Anreise An Gepäck sollte man alles mitnehmen, was man für den Winter benötigt. Mütze, Schal, Handschuhe und eine dicke Jacke sind wichtig. Die Kälte in Finnland ist eine trockene Kälte und so leichter zu ertragen als in Deutschland. Da man jedoch auch Bettwäsche und Handtücher mitbringen sollte, sind die 20 kg an maximal Gewicht der meisten Fluggesellschaften schnell erreicht. So habe ich mich dazu entschlossen, meine Winterkleidung per Spedition nachschicken zu lassen. Dies ist im Allgemeinen günstiger, als das Übergepäck bei der Fluggesellschaft zu bezahlen. Die Anreise verlief problemlos. Jede größere deutsche Fluggesellschaft fliegt nach Finnland. Am besten ist es, einen Flug zur finnischen Hauptstadt Helsinki zu buchen, da von dort aus die besten Anschlussmöglichkeiten bestehen. In Helsinki angekommen, habe ich einen direkten Bus vom Flughafen nach Kouvola genommen. Über die jeweiligen Fahrtzeiten der Zug- bzw. Busverbindungen kann man sich im Internet unter den Seiten und informieren. Dies ist ratsam, da man so im Vorhinein dem finnischen Internationalen Koordinator seine Ankunftszeit mitteilen kann und dieser veranlassen kann, dass man von einem Tutor- Studenten an der Busstation abgeholt wird. In Kouvola angekommen wurde ich schon von einem Tutor-Studenten erwartet, und dieser brachte mich dann zu meiner Unterkunft. Unterkunft und Kosten Zu empfehlen ist es, eine der von der Universität angebotenen Unterkünfte in Anspruch zu nehmen. In Kouvola gibt es zwei unterschiedlich Wohnformen. Zum einen gibt es ein Design Campus Dormitory, in dem jedoch nur die Designstudenten untergebracht werden. Diese leben zu zehnt in diesem. Sie haben jeder ein eigenes Zimmer, teilen sich jedoch ein Badezimmer und eine kleine Küche. Es ist die günstigere Variante in Kouvola zu leben. Ich habe mich jedoch für die zweite Wohnform entschieden. Diese ist zwar teurer als das Design Dormitory, jedoch lebt man nur zu zweit oder dritt in einem kleinen Apartment eines Apartmentblocks. Dort hat jeder ein kleines Zimmer für sich, und man teilt sich die Küche und das Badezimmer. Im Keller des Gebäudes befindet sich neben Abstellräumen, einer Waschküche mit Waschmaschine und Trockner auch eine Sauna, in die man 2mal die Woche Zutritt hat. In dem Apartmentblock sind die meisten Apartments an ERASMUS Studenten vermietet, jedoch auch an finnische Studenten und Einheimische. So hat man dort mehr den Kontakt zu dem finnischen Leben als z.b. im Design Dormitory. Der Fußweg vom Apartment zu Design Campus beträgt ungefähr 5 bis 10 Minuten und ist angenehm zu laufen. Auf dem Weg kommt man an einer Apotheke und einem kleinem Supermarkt vorbei. Dieser hat in der Woche bis 22 Uhr geöffnet und hat alles, was man zum Leben benötigt. Das eigentlich Stadtzentrum liegt in die entgegen gesetzte Richtung zum Design Campus und ist ein ca. 15 minütiger Fußweg. Wer diesen nicht laufen will, hat die Möglichkeit an gebrauchte Fahrräder zu kommen. Hierbei helfen die Tutor-Studenten gerne weiter. 2

3 Die im Vorhinein genannten 600 Euro als Lebenserhaltungskosten sind gut bemessen. Sie reichen um das Alltägliche abzudecken. Finnland ist im Vergleich zu Deutschland ein ganzes Stück teurer, nimmt man jedoch z.b. das tägliche Mensa Essen der Universität in Anspruch, kommt man gut zurecht. Jedoch sollte man sich vor dem Antritt des Aufenthalts einen kleinen Puffer anlegen. So ist es möglich, sich auch Extras wie z.b. das Reisen durchs Land oder in Nachbarländer zu gestatten. Diese Reisen sind gut als Gruppe zu planen oder auch speziell angebotene Reisen für ERASMUS Studenten zu nutzen. In Kouvola wurden auch einige Reisen von den Tutor-Studenten vorbereitet. So konnte man auf den Reisen die unterschiedlichen Menschen noch besser kennen lernen. Unbedingt zu empfehlen sind Reisen nach Helsinki, Lappland, Tallin, Stockholm und St. Petersburg, aber auch die nähere Umgebung von Kouvola ist zu empfehlen, wie z.b. Lahti und Kotka. Es bietet sich an, den sich im Wintersemester befindlichen Autumn Break für eine längere Reise zu nehmen. Jedoch sehen die Professoren es auch nicht so eng, wenn man als ERASMUS Student auch mal während des Semesters eine Reise macht. Als ERASMUS Student hat man außerdem auch den Anspruch auf einen finnischen Studentenausweis, dieser bietet viele Ermäßigungen für Bahnfahrten, Museumsbesuche und andere Eintritte. Es ist jedoch ratsam, schon in Deutschland sich den Internationalen Studentenausweis der ISIC zu besorgen, da es für gewöhnlich einige Zeit dauert, bis man den finnischen Studentenausweis bekommt. Willkommen in Kouvola Angekommen in Kouvola macht man als ERASMUS Student erst einmal eine so genannte orientation week mit. Diese fand in Kotka mit den ERASMUS Studenten von dort statt. Bestehen tut diese Woche mit wichtigen Informationen über das Studium in Finnland, über Finnland und die Finnen im Allgemeinen, sowie das Ausfüllen wichtiger Dokumente. Doch stand das Kennenlernen der anderen ERASMUS Studenten im Vordergrund. Es wurde eine Bootsfahrt organisiert, um uns die Kymenlaakson Region zu zeigen. Für die Studenten aus Kouvola gab es dann noch eine Stadtrundfahrt durch die Stadt Kouvola, sowie eine persönliche Ansprache des Internationalen Koordinators. Kouvola hat sich Anfang 2009 mit mehreren Vororten zusammengeschlossen und ist nun die 10 größte Stadt in Finnland. Sie hat einen kleinen Stadtkern, mit Einkaufstrasse, einigen kleinen Cafés, Kneipen, Pubs oder Discos. Wer mehr über die Stadt erfahren möchte, kann sich gut deren Internetseite anschauen. Als ERASMUS Student traf man sich am Wochenende meist in einer der Discos, dies ermöglichte auch den Kontakt zu den einheimischen Finnen. Zwar ist der Alkohol in Finnland, durch die hohe Alkoholsteuer, sehr teuer. Dies hält jedoch die Finnen nicht davon ab, ausführlich zu feiern. Zu empfehlen ist es, sich Ermäßigungskarten der Discos zu besorgen, hiermit kann man Eintritt sparen und bekommt Getränke günstiger. 3

4 Universität und Studieren Die Universität in Kouvola ist in 3 unterschiedliche Campus unterteilt. Ein Business- Campus, ein Mediendesign-Campus und der Design-Campus. Alle drei Campus sollen jedoch in den nächsten Jahren zu einem großen zusammengelegt werden. Insgesamt waren wir 70 ERASMUS Studenten, wovon wir zu zehnt am Design- Campus waren. Das Semester in Finnland fängt für gewöhnlich Anfang September an und endet Ende Dezember. In Finnland wird das Wintersemester noch mal in 2 Perioden unterteilt. Einige angebotene Seminare oder Workshops werden nur in einer Periode angeboten, andere sind dafür periodenübergreifend. Mit dem jeweiligen Internationalen Koordinator erstellte man einen individuellen Stundenplan. In der ersten Woche hatte man dann die Möglichkeit, in die gewählten Kurse reinzuschnuppern und zu schauen, ob der Stundenplan für einen so zutraf. So wurde am Ende der Woche der konkrete Stundenplan festgelegt. Für die Kurse gab es unterschiedliche viele Credit Punkte. Je nach den laut der ERASMUS- Vereinbarung zu erreichenden Credit Punkte bedeutete dies mehr oder weniger Kurse. Als Design Student kann man auch an Kursen aus dem Media- bzw. Businessbereich teilnehmen. Empfehlenswert ist der Finnisch Kurs sowie Focus on Finnland, ein Kurs der speziell für die ERASMUS Studenten angeboten wird und über Finnland bzw. die finnische Geschichte informiert. Fast alle Professoren haben Englisch gesprochen und waren sehr aufgeschlossen, uns ERASMUS Studenten zu helfen. Jedoch wurden die theoretischen Kurse auf finnisch gehalten, was uns dazu zwang mehr auf die kreativen Workshops auszuweichen. Dies tat jedoch dem Studium keinen Abbruch, da die einzelnen Werkstätten im Design-Campus wunderbar ausgestattet sind. Es sind eine riesige Holz Werkstatt vorhanden, sowie Metall-, Kunststoff-, Keramik-, Schmuck und Restaurationswerkstatt. Auch eine Textildesign Werkstatt ist vorhanden, diese befindet sich jedoch in dem eigenem Mode- Textildesigntrakt des Campus. Die finnischen Studenten durchlaufen in den ersten 2 Jahren ihres Studiums diese Werkstätten, wobei sie eigenständig an unterschiedlichen Objekten arbeiten. Der jeweilige Professor steht meist nur zu Fragen bereit. Auch uns ERASMUS Studenten war es erlaubt, an den Maschinen zu arbeiten, sodass wir sehr frei arbeiten konnten. Bei Fragen konnten wir uns gut an die finnischen Studenten wenden, da die meisten sehr gutes Englisch sprechen. Das Vorurteil, Finnen wären so verschlossen, trifft heute nicht mehr ganz so zu. Es ist aber bestimmt ratsamer, den ersten Schritt zu tun. Auch ist es gut, im Voraus des Auslandsaufenthalts ein Finnisch Kurs der VHS oder den vom ERASMUS Programm angebotenen Finnisch Kurs zu besuchen, da es auch in Kouvola ein paar Professoren und Ansprechpartner gibt, die kein oder nur sehr wenig Englisch sprechen. Das Innenarchitekturstudium in Finnland läuft sehr ähnlich wie das Deutsche. Es gibt unterschiedlichste Projekte zu bearbeiten. Meist war die Herangehensweise ähnlich wie in Deutschland, doch wurden andere Schwerpunkte gesetzt. So hat man sich für die Ideenfindung sehr viel mehr Zeit genommen, welches mir ab und zu etwas langwierig vorkam. 4

5 Doch grad wegen dieser Erfahrung, einer anderen Lernkultur, war das Auslandssemester sehr interessant. Fazit Ein Auslandssemester ist der beste Weg, um andere Kulturen und Menschen kennen zulernen. Mir hat der Austausch sehr gut gefallen und mich mit interessanten Leuten in Kontakt gebracht, die ich so wahrscheinlich nie kennen gelernt hätte. Auch mein Selbstbewusstsein hat es gestärkt. Es ist jedem zu empfehlen, ein Auslandssemester während des Studiums zu absolvieren, vor allem da heutzutage dies von vielen Firmen gut angesehen wird. Mich hat dieser Austausch darin bestärkt, noch ein Auslandspraktikum in Finnland nach meinem Diplom zu absolvieren. Ich möchte mich hiermit beim Internationalen Büro der FH Hannover, sowie Heidi Järvi, der Internationalen Coordinatorin in Kouvola, für die gute Unterstützung bedanken. 5