Der ambulante Alkoholentzug. Thomas Meyer
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- Hella Klein
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1 Der ambulante Alkoholentzug Thomas Meyer
2 Quellen Meyer, T., Stohler, R.. Der ambulante Alkoholentzug. Praxis 2005; 94: Wetterling T, Veltrup C. Diagnostik und Therapie von Alkoholproblemen. Springer 1997, S.103
3 Ziele des ambulanten Entzugs Entgiftung Rückfallverhinderung im postalkoholischen Entzug Motivation zu weiterführenden Massnahmen ( Entwöhnung )
4 Voraussetzungen für den ambulanten Entzug Fähigkeit zur aktiven Mitarbeit Bereitschaft zur Einhaltung des Therapieplans Ordentlicher Allgemeinzustand Stabiles und stützendes soziales Umfeld, ev. mit Bezugsperson, die in die Behandlung miteinbezogen werden kann
5 Risikoeinschätzung ( ambulanter oder stationärer Entzug) (LARS-Skala) Anzahl der stationären Entgiftungsbehandlungen mit medikamentöser Behandlung in der Vorgeschichte Anzahl der ambulanten Entgiftungsbehandlungen mit medikamentöser Behandlung in der Vorgeschichte Zahl der Entzugsdelire in der Vorgeschichte Zahl bisheriger Krampfanfälle im Entzug Gleichzeitiger Missbrauch von Benzodiazepinen Barbituraten Clomethiazol Regelmässiger Alkoholkonsum in den letzten 4 Wochen (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl)
6 Risikoeinschätzung ( ambulanter oder stationärer Entzug) (LARS-Skala) Spiegeltrinker, v.a. in den letzten 4 Wochen Häufige Schlafstörungen in der letzten Woche Häufige Alpträume in der letzten Woche Unregelmässige Ernährung in der letzten Woche (überwiegend alkoholische Getränke, kaum feste Nahrung) Mehrfaches Erbrechen in der letzten Woche Aktueller Alkoholspiegel in Promille Trotz Alkoholkonsum ( 1 Promille) Zittern Erhöhte Schweissneigung Pulsfrequenz 100
7 Risikoeinschätzung ( ambulanter oder stationärer Entzug) (LARS-Skala) Krampfanfall unmittelbar vor oder während Untersuchung Polyneuropathie Ataxie Elektrolytstörungen Natrium Kalium Kalzium Chlorid 136 mmol/l 3,6 mmol/l 2,2 mmol/l 96 mmol/l
8 Take home messages Der ambulante Alkoholentzug ist ein heisses Geschäft Eine sorgfältige Anamneseerhebung, gründliche klinische Untersuchung und gute KG-Dokumentation ist deshalb notwendig Die LARS-Skala erfüllt evidence based medicine-kriterien
9 Anfangsdiagnostik Sorgfältige Anamneseerhebung Körperliche Untersuchung (auch neurologische Aspekte miteinbeziehen) Standardisierte Alkoholismusdiagnostik (z.b. MALT oder Audit) Risikoeinschätzung des ambulanten Entzugs (z.b. LARS-Skala)) Rating der Entzugserscheinungen (z.b. AES-Skala) EKG Drogenscreening (inkl. Benzodiazepine) Labor: Glucose, Amylase, γ-gt, Na, K, Cl, rotes BB (MCV), Quick, ev. CDT
10 Entzugssymptome Alkohol-Entzugsyndrom-Skala (AES-Skala) (1) Vegetative Symptomatik Pulsfrequenz < Herzrhythmusstörung Diastolischer Blutdruck < <105 Temperatur <37,0 <37,5 <38,0 >38,0 Atemfrequenz < >24 Schwitzen Kein Leicht (feuchte Hände) Tremor Kein Leicht (Arm vorhalten + Finger spreizen) Teilscore vegetative Symptomatik: Deutlich (Stirn + Gesicht) Deutlich (Finger + Spreizen) Massiv profuses Schwitzen Schwer (spontan)
11 Entzugssymptome Alkohol-Entzugsyndrom-Skala (AES-Skala) (2) Psychische Symptomatik Psychomotor. Unruhe Keine Nesteln Wälzen Will im Bett aufstehen erregt Kontakt Orientierung (Zeit, Ort, Person) Halluzinationen (optisch, akk., taktil) Kann kurzem Gespräch folgen Voll orientiert Keine Leicht ablenkbar (Geräusche) Eine Qualität gestört Suggestibel (liest von leerem Blatt) Angst Keine Leicht (auf Befragen) Teilscore psychische Störungen: Gesamtscore S = P + V Schweift andauernd ab Geordnetes Gespräch un-möglich Zwei gestört Alle gestört Eine Qualität (z.b. optisch) Stark Zwei Qualitäten (opt. + taktil) Alle Qualität. / 5. Szen. Halluz. (i.d.r. bei mehr als 5 Punkten medikamentöse Therapie)
12 Take home message Ein tägliches Rating der Entzugssymptome (mit AES) ist für die Anpassung der Medikation unerlässlich
13 Verlaufsdiagnostik (täglich) Kurzes Gespräch (u.a. zur Einschätzung von Suizidalität und von Craving) Rating der Entzugserscheinungen (AES) zur Anpassung einer ev. Medikation Atemluftkontrolle
14 Verlaufsdiagnostik (nach einer Woche) Rating der Entzugserscheinungen (zu diesem Zeitpunkt i.d.r. ohne Medikation) Atemluftkontrolle γ-gt Kontrolle der pathologischen Werte der Anfangsdiagnostik, ev. mit CDT
15 Das Entzugssyndrom Akuter Alkoholentzug (Früher oder milder Entzug) Später oder schwerer Entzug 0-48 Stunden Stunden Milde Agitation Angst Anorexie Insomnie Psychomotorische Unruhe Zittern Krampfanfälle Extreme Hyperaktivität Verwirrtheit Desorientiertheit Gestörte Sinneswahrnehmung 3-12 Wochen Post- Alkoholentzug Angst, Depression, Ermüdung Reizbarkeit, Feindseligkeit Schlafstörungen, Alpträume Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Verstopf. Kopfschmerzen, Schwindel
16 Voraussetzungen zur Durchführung des ambulanten Entzugs Das geplante Procedere sollte wenn immer möglich schriftlich festgehalten werden und der Patient sollte sich mit Unterschrift zur Einhaltung der Vereinbarungen bereit erklären Es bewährt sich, mit dem Alkoholentzug zu Wochenbeginn anzufangen. Damit kann eine Häufung von Komplikationen und Notfalleinsätzen am Wochenende vermieden werden
17 Entzugsmedikation Einsatz von Clomethiazol im ambulanten Entzug obsolet Geringe therapeutische Breite NW: bronchiale Hypersekretion + Atemdepression Additiver Effekt bei Alkoholbeikonsum Abhängigkeitsrisiko wie bei BD Erste Wahl: Benzodiazepine (wichtig: strikte Dosisreduktion gemäss Rating der Entzugserscheinungen) Hochdosierte Vitamin-B-Substitution meist unerlässlich (cave: Wernicke, Korsakow, Pellagra, Perniciosa, Marchiafava-Bignami- Syndrom)
18 Zusammenfassung Ambulanter Entzug bei sauberer Indikation sinnvoll und kostengünstig Beachtung der skizzierten Rahmenbedingungen notwendig und sinnvoll Weiterbetreuung des Patienten in der Post-Entzugs-Phase notwendig Miteinbezug von regionalen Alkoholberatungsstellen meist sinnvoll
Thomas Meyer, Der ambulante Alkoholentzug, 15.11.2007
Thomas Meyer Meyer, T., Stohler, R.. Der ambulante Alkoholentzug. Praxis 2005; 94: 1555-1560 Wetterling T, Veltrup C. Diagnostik und Therapie von Alkoholproblemen. Springer 1997, S.103 www.forel-klinik.ch/fachbereich/referate
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