Kostenvergleich ambulanter und stationärer Versorgung
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1 Gekürzte Auszüge der Gesamtuntersuchung Kostenvergleich ambulanter und stationärer Versorgung Untersuchung in Kooperation mit Evangelisches Johanneswerk Bielefeld e.v., Verein Alt und Jung e.v. Bielefeld und System & Praxis Andreas Heiber, Bielefeld Verfasser Andreas Heiber Copyright 1. Auflage Juni 2004 System & Praxis Andreas Heiber Plaßstraße 49a, Bielefeld Tel. 0521/ Fax: 0521/ Jegliche Form der Veröffentlichung nur nach Absprache mit dem Verfasser!
2 Gekürzte Auszüge der Gesamtuntersuchung 1. Einleitung In Ostwestfalen gibt es seit circa 20 Jahren eine ausgeprägte und vielfältige Landschaft ambulanter gemeinwesenorientierter Wohnprojekte als Baustein der pflegerischen Versorgung. Wesentliche Initiativen aus dem Bereich der Pflege sind dabei vom Verein Alt und Jung e.v. in Bielefeld ausgegangen, aus dem Bereich der Wohnungswirtschaft von der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mbh (BGW). Ausgangspunkt dieser Projekte war immer die Nachfrage nach Versorgungsstrukturen, die einerseits die Sicherheit eines allgegenwärtig möglichen Versorgungsbedarfes bieten und gleichzeitig individuelle und private Lebens- und Wohnsituationen aufrecht erhalten und respektieren. Verschiedenste solcher Wohn- und Lebensprojekte sind inzwischen verwirklicht, sei es durch Formen von Wohngemeinschaften bis hin zu Gemeinwesenprojekten, realisiert in Zusammenarbeit mit örtlichen Wohnungsbaugesellschaften wie vor allem der BGW Bielefeld 1. Inzwischen stellt sich immer wieder die Frage, ob und wie diese Gemeinwesenprojekte von der Versorgungsqualität und der Finanzierung vergleichbar sind mit stationären Einrichtungen der Altenpflege. Dabei geht es in dieser Untersuchung weniger um die Beurteilung der Frage, welche Versorgung besser oder schlechter sei, was Kunden eher wünschen oder was politisch gewollt sein könnte. Vielmehr soll versucht werden, auf der Basis von konkreten und nachvollziehbaren Zahlen und Fakten einen Kostenvergleich zu ziehen. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen sollen konkret benannt werden, unabhängig von den möglichen Folgen oder der tatsächlichen Realisierbarkeit. 2. Struktur und Untersuchungsgruppe Ziel der Untersuchung ist es zu überprüfen, wie sich bei einer identischen Kundenstruktur die ambulante oder stationäre Versorgung auswirken wird in Bezug auf: - notwendige Leistungen, - zeitlichen Bedarf und - Finanzierung dieser Leistungen. 1 Siehe Deskriptive Studie zur Weiterentwicklung von Wohn- und Pflegestrukturen am Beispiel von Wohnprojekten in Ostwestfalen, erstellt von der Wohnprojektberatung Jung und Alt e.v. Bielefeld 2
3 2.1. Vergleichsbedingungen Als Untersuchungsgruppe dienen Bewohner mehrerer ambulanter Wohnprojekte in Bielefeld und Umgebung. Allen Kunden, die von diesen Wohnprojekten versorgt werden ist gemeinsam das Bedürfnis nach unmittelbar möglicher pflegerischer und hauswirtschaftlicher Versorgung oder die Notwendigkeit der unmittelbaren pflegerischen Versorgung. Auch Pflegebedürftige ohne Einstufung sind hier zu finden, die mindestens den latenten Schutz eines Gemeinwesenprojektes wollen. Die Wohnprojekte bieten als Grundvoraussetzung die ständige und unmittelbare Erreichbarkeit einer Pflegekraft während 24 Stunden pro Tag, bedarfsorientierte fachpflegerische, grundpflegerische und hauswirtschaftliche Betreuung, bedarfsorientierte sozialpflegerische Betreuung. Ohne diese Betreuungsangebote würde als Alternative nur eine vollstationäre Einrichtung in Betracht kommen. Klassische ambulante Angebote mit Hausnotrufgeräten, fest geplanten Pflegeleistungen sowie Hauswirtschaftlicher Versorgung losgelöst von einem unmittelbaren Umfeld würden nicht ausreichen. Eine Abnahmeverpflichtung gibt es in den Wohnprojekten nicht, auch keine Betreuungspauschale. Nur in Anspruch genommene Leistungen werden abgerechnet. Um die Wohnprojekte herum wird bei Bedarf auch das jeweilige unmittelbare Umfeld pflegerisch mit versorgt. Beispiel Wohnprojekt Dahlemer Straße, Bielefeld der BGW: Hier hat die BGW 55 barrierefreie Wohnungen gebaut. Innerhalb dieses Wohnprojektes werden zur Zeit 26 Kunden mit Pflege- und Betreuungsleistungen versorgt, außerhalb in der unmittelbaren nächsten Umgebung weitere 14 Kunden Vergleichsinhalte Es werden folgende Sachverhalte verglichen: Pflegeleistungen (Grundpflege, Behandlungspflege, Andere Verrichtungen/Soziale Betreuung) Hotelleistungen (Hauswirtschaftliche Versorgung, Nahrungsmittel, Warmmiete) Miete/Investitionskosten (Kaltmiete) Als Vergleichseinrichtung wird ein modernes Pflegeheim aus Ostwestfalen aus dem oberen Preissegment herangezogen. Die Einzelzimmer haben eine Größe von ca. 17 qm zuzüglich einer eigenen Nasszelle. Es werden vier Mahlzeiten angeboten. Die Zimmer können mit eigenen Möbeln möbliert werden, ein Pflegebett ist vorhanden, ebenso Pflegehilfsmittel, die allgemein benötigt werden. 3
4 Ambulant wird von einer Wohnung mit 2 Zimmern, Küche, Bad, Balkon mit ca. 50 qm ausgegangen. Jeder Kunde ist für die Möblierung zuständig. Benötigte Pflegehilfsmittel wie Pflegebetten werden über die zuständigen Kranken- bzw. Pflegekassen finanziert. Innerhalb des Wohnprojektes stehen weitere Gemeinschaftsräume wie ein Wohncafé zur Verfügung. Es werden ebenfalls vier Mahlzeiten angeboten Die Kundenstruktur Die Vergleichsbasis dieser Untersuchung bilden 67 Kunden ambulanter Wohnprojekte mit ihren konkret im Oktober 2003 benötigten, erbrachten und abgerechneten Leistungen (31 Tage). Die Kunden teilen sich in folgende Pflegestufen auf: 1.1 Pflegestufenverteilung Pflegestufe 0 Pflegestufe 1 Pflegestufe 2 Pflegestufe 3 Der Systemunterschied der Finanzierung und der daraus folgenden Versorgungsmöglichkeiten wird durch die nachfolgenden Grafiken deutlich: Ambulant steigen die Versorgungszeiten und damit auch die Kosten exponential an: im Grunde verdoppelt sich der Aufwand von Pflegestufe zu Pflegestufe. Wenn man das Bewilligungsverfahren ambulant berücksichtigt, kann man davon ausgehen, dass dieser Versorgungsbedarf für jeden einzelnen Pflegekunden notwendig ist und im Sinne der Wirtschaftlichkeit das Allernotwendigste darstellt. 4
5 Vergleich Ambulant Stationär Kostenverteilung pro Pflegestufe pro Tag im Durchschnitt Ambulant 0 Ambulant 1 Ambulant 2 Ambulant 3 Ambul. Durchs. Stationär 0 Stationär 1 Stationär 2 Stationär 3 Stat. Durchs. Pflege gesamt Hotelkosten Miete/Inv. Anders stellt sich die Situation bei den Versorgungszeiten Stationär dar: sie beginnen zwar relativ hoch in der Pflegestufe 0, steigen dann jedoch nur noch linear an. 4. Zusammenfassende Bewertung Im Untersuchungsbeispiel ist die ambulante Pflege auf den ersten Blick etwas teurer als die stationäre Versorgung: Insgesamt kostet die ambulante Versorgung im Monat Oktober , während die stationäre Versorgung in diesem Monat nur kostet, ein Unterschied von oder 5,3% der Gesamtkosten (siehe auch Tabelle 4.6). Der Unterschied bei den zu finanzierenden Eigenanteilen (Selbst oder/und Sozialhilfe) ist jedoch geringer, er liegt insgesamt nur bei über den Kosten für die stationäre Versorgung, dies entspricht einem Unterschied von 5% in Bezug auf die Eigenanteile. Bezogen auf die mindestens notwendige Pflege- und Betreuungszeit (ohne Berücksichtigung der von den Pflegepersonen erbrachten Versorgung ambulant, die stationär ebenfalls mit geleistet werden muss) sind pro Tag ambulant insgesamt 160:52 Std. notwendig, pro Pflegekunde durchschnittlich 2:24 Std.. Aus dem Budget der Allgemeinen Pflegeleistungen stehen stationär nur 121:66 Std. bzw. pro Pflegekunden durchschnittlich nur 1:49 Std. zur Verfügung. Dies entspricht einem Versorgungsunterschied von mindestens 38:55 Std. pro Tag oder durchschnittlich 0:34 Std. pro Bewohner. 5
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