Was darf die gute Psychiatrie?
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- Sofie Engel
- vor 8 Jahren
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1 Was darf die gute Psychiatrie? Paul Hoff Fortbildungszyklus 2016 «Die optimierte Gesellschaft und die gute Psychiatrie» Psychiatrische Klinik Zugersee 21. Januar 2016
2 Agenda Fakten Interpersonalität Werte Von den Kernelementen der Psychiatrie Psychiatrische Handlungsfelder - Diagnostik - Therapie - Begutachtung - Forschung Résumé (Gute) Psychiatrie braucht (gute) Philosophie Seite 2
3 Angst 1896 Edvard Munch Seite 3
4 Ab den 1960er Jahren Antipsychiatrische Kritik Seite 4
5 Agenda Fakten Interpersonalität Werte Von den Kernelementen der Psychiatrie Psychiatrische Handlungsfelder - Diagnostik - Therapie - Begutachtung - Forschung Résumé (Gute) Psychiatrie braucht (gute) Philosophie Seite 5
6 Kernelemente der Psychiatrie Psychiatrische Theorien sind keine Naturgesetze. Sie speisen sich aus theoretischen Vorannahmen und empirischen Daten, entwickeln sich aber auch im Dialog mit der Gesellschaft. Individuelle und gesellschaftliche Werte spielen bei ihrer Entstehung eine wesentliche Rolle. Individuelles Erleben (Subjektivität) und Interpersonalität (Dialog) sind notwendige Elemente psychiatrischen Handelns. Seite 6
7 «Psychisch krank» Hypothesen und Metaphern von 1750 bis heute Krankheit der Vernunft Lebensführung & Verantwortung Erkrankung des Gehirns Natürliche Krankheitseinheiten Psychische Fehlentwicklung Pathogenität des Unbewussten Degeneration ( Entartung ) Folge sozialer Missstände Existentielles Anderssein Repressiver Begriff Kommunikationsstörung Bio-psycho-soziales Modell Seite 7
8 David Pick Cambridge University Press, 1993 Seite 8
9 Richard von Krafft-Ebing Seite 9
10 «Stigmata degenerationis» von Krafft-Ebing, 1903 Seite 10
11 Seite 11
12 Evidenzbasierung und Wertbasierung in der Medizin Ergänzung, nicht Verdrängung 2012 Seite 12
13 Eine Frage der Balance We Wissen Fähigkeiten Werte Wi Fä Seite 13
14 Neurowissenschaften Psychopathologie Psychotherapie Gesellschaft / Epidemiologie Wissen Fähigkeiten Psychopathologische Befunderhebung Somatische Befunderhebung Diagnostischer Prozess Therapieplanung und -evaluation Kommunikation Ethik als handlungsrelevanter Rahmen Autonomie vs. Heteronomie (pro und contra Paternalismus ) Individuum vs. Gesellschaft Zwangsmassnahmen Assistierter Suizid Werte Seite 14
15 Komplexe Interaktionen Wissen Fähigkeiten Werte Abhängigkeit von individuellen und sozialen Bedingungen zunehmend Seite 15 Technisch-faktenorientierte Lehr- und Lernbarkeit abnehmend
16 Der Kernpunkt We Wissen Fähigkeiten Werte Wi Medizin als Handlung Fä Seite 16
17 2000 Seite 17
18 Agenda Fakten Interpersonalität Werte Von den Kernelementen der Psychiatrie Psychiatrische Handlungsfelder - Diagnostik - Therapie - Begutachtung - Forschung Résumé (Gute) Psychiatrie braucht (gute) Philosophie Seite 18
19 «Die optimierte Gesellschaft und die gute Psychiatrie» Handlungsfeld Diagnostik Beispiele: ICD 10 / DSM 5; Biomarker Diagnostische Algorithmen sind wichtig und nützlich. Sie bilden aber nie alle diagnostisch relevanten Aspekte einer Person ab. Biomarker sind wichtig und nützlich. Sie stellen Korrelationen her, liefern aber keine vollständige Erklärung einer psychischen Erkrankung. Seite 19
20 Eine kritische Analyse 2013 Seite 20
21 Jenseits operationaler Diagnosen Komplexe psychopathologische Befunde Leichte Ausprägungen ( sub-threshold ) Persönlichkeitsentwicklung / Biographie Intersubjektive & soziale Faktoren ( Funktionalität im Alltag, ICF, HoNOS) Rechtliche Konsequenzen Neue Krankheiten? Seite 21
22 Seite 22
23 Die Zukunft der psychiatrischen Diagnostik? Seite 23
24 «Die optimierte Gesellschaft und die gute Psychiatrie» Handlungsfeld Therapie Beispiele: Interpersonalität, Zwangsmassnahmen Eine tragfähige Interpersonalbeziehung ist Grundlage psychiatrischer Behandlung. Ihre schwierige wissenschaftliche Erfassbarkeit steht dem nicht entgegen. Es gibt psychiatrische Situationen, in denen Zwangsmassnahmen nicht vermeidbar sind. Sie dürfen aber nie zum selbstverständlichen Element werden. Seite 24
25 SAMW, 2015 Seite 25
26 «Die optimierte Gesellschaft und die gute Psychiatrie» Handlungsfeld Begutachtung Beispiel: Rollenfragen Expertisen zuhanden von Gerichten gehören zu den Aufgaben der Psychiatrie. Die Rollenverteilung muss für den/die Probanden/-in jederzeit transparent sein. Aber auch die Rolle des Faches Psychiatrie im juristischen Kontext muss regelmässig bedacht und diskutiert werden. Seite 26
27 «Die optimierte Gesellschaft und die gute Psychiatrie» Handlungsfeld Forschung Beispiel: «Informed consent» Forschung mit Menschen ist unabdingbar für den medizinischen Fortschritt. Sie setzt einen fairen, transparenten Aufklärungs- und Entscheidungsprozess voraus. Ausnahmen, die es gibt, müssen klar geregelt sein. Seite 27
28 HFG, in Kraft seit Seite 28
29 Eine der Ausnahmen: Art. 34 HFG Seite 29
30 Und noch eine Ausnahme: Art. 18 HFG Seite 30
31 SAMW, 2015 (2., überarbeitete Auflage) Seite 31
32 Wissenschaft kränkt. Sie weiss aber nicht alles. Nikolaus Kopernikus Charles Darwin Karl Marx Sigmund Freud Neuroscience? Seite 32
33 2009 Seite 33
34 Agenda Fakten Interpersonalität Werte Von den Kernelementen der Psychiatrie Psychiatrische Handlungsfelder - Diagnostik - Therapie - Begutachtung - Forschung Résumé (Gute) Psychiatrie braucht (gute) Philosophie Seite 34
35 Résumé 1 Psychiatrie & Philosophie - Als genuin mehrdimensionales Fach ist die Psychiatrie ständig mit wechselnden Perspektiven konfrontiert: subjektiv-personal, neurobiologisch, sozialwissenschaftlich. - Dies erfordert eine kontinuierliche Reflektion auf die erkenntnistheoretischen und ethischen Grundlagen. Seite 35
36 Résumé 2 Umgang der Psychiatrie mit heiklen Themen - Weder beschönigen noch dramatisieren - Aushalten unvermeidlicher Spannungen - Aktiv ansprechen, intern und öffentlich - Selbstbewusste statt nur defensive Positionen Seite 36
37 Résumé 3 Interpersonalität als Zentrum - Psychiatrische Therapie ist eine besondere Form der Interpersonalbeziehung. - Es kommunizieren zwei Individuen in ihrer je eigenen Freiheit miteinander, selbst wenn eine psychische Erkrankung im Einzelfall zu einer Einschränkung, aber eben nie zu einem völligen Verlust von Personalität führt. Seite 37
38 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Burghölzli 2012 Seite
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