Im Dialog von Anfang an: So kommt das Kind zur Sprache
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- Friedrich Esser
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Im Dialog von Anfang an: So kommt das Kind zur Sprache Jeannine Schwytay (Dipl.-Patholinguistin, Universität Potsdam) SFBB 08.November 2008
2 Agenda Sprachentwicklung Risiken in der Sprachentwicklung / Sprachstörungen Sprachanregung
3 Faszination Sprache Das Kind, das seine neuen roten Schuhe mit den kleinen Käfern, die es gestern mit seiner Oma, die sich aufgrund ihres Alters eigentlich noch gar nicht als richtige Oma fühlte, im Schuhladen, der erst vor kurzem, genauer gesagt, am Montag nach Ostern, eröffnet hatte, gekauft hatte, kam stolz angelaufen und
4 Ungestörte Sprachentwicklung: Meilensteine Wann beginnt die Sprachentwicklung?
5 Ungestörte Sprachentwicklung: Meilensteine Wann spricht ein Kind sein erstes Wort?
6 Ungestörte Sprachentwicklung: Meilensteine Welche sind die häufigsten selbst gesprochenen ersten Wörter?
7 Häufigste erste Wörter (vgl. Grimm & Wilde, 1998) Mama 66 % Papa 63 % nein 23 % Hund 15 % Ball 14 % danke 12 % Baby 8 % Puppe 7 % Auto 7 % bitte 7 % Bär 6 % Kuh 4 % Schaf 3 % Ente 3 % essen 2 %
8 Ungestörte Sprachentwicklung: Meilensteine Wie viele Wörter spricht ein Kind mit 24 Monaten?
9 Produktiver Wortschatz mit 24 Monaten (vgl. Szagun, 2006) Minimum: 46 Wörter Arithmetisches Mittel: 285 Wörter Maximum: 571 Wörter
10 Der Wortschatzspurt Mit 24 Monaten 50 Wörter aktiv; 200 Wörter passiv Mit 30 Monaten 100 Wörter aktiv Zum Schulanfang Wörter aktiv; Wörter passiv Im Durchschnitt täglich 3-4 neue Wörter aktiv; neue Wörter passiv
11 Ungestörte Sprachentwicklung: Meilensteine Ab wann verbindet ein Kind Wörter miteinander?
12 Erste Wortverbindungen da Ball papa abeita bibi heia ei wauwau
13 Risiken in der Sprachentwicklung Kinder mit verspätetem Beginn der Sprachentwicklung haben ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer Sprachentwicklungsstörung! Symptome Verspäteter Erwerb der ersten Wörter Produktiver Wortschatz mit 24 Monaten unter 50 Wörtern und/oder Noch keine Wortkombinationen
14 Risiken in der Sprachentwicklung (vgl. Kauschke, 2006) Kinder mit verzögertem/auffälligem Sprechbeginn mit 24 Monaten: ca. 18 % der Gesamtpopulation Aufholen bis 36 Monate: Ca % aller Kinder mit verzögertem/auffälligem Sprechbeginn Kein Aufholen bis 36 Monate: mind. 50% aller Kinder mit verzögertem/auffälligem Sprechbeginn Spezifische Sprachentwicklungsstörung
15 Kinder mit spezifischer Sprachentwicklungsstörung oft Aufholprozess in der Wortschatzentwicklung, allerdings Ausbildung v.a. grammatischer Auffälligkeiten sprachliche Defizite bis ins Vorschul- und Schulalter mit Risiko für Probleme im Schriftspracherwerb, Beeinträchtigung der psychischen und sozialen Entwicklung
16 Klassifikation von Sprachauffälligkeiten (vgl. Kauschke & Siegmüller, 2002) Sprachauffälligkeiten im Kindesalter Eingebettete Sprachentwicklungsstörungen im Rahmen primärer Störungsbilder Spezifische Sprachentwicklungsstörungen
17 Prävention von Sprachentwicklungsstörungen Durch Ursachenvermeidung Durch Früherkennung Durch früh einsetzende Sprachanregung Durch frühe Sprachtherapie
18 Ursachen von Sprachentwicklungsstörungen
19 Früherkennung von spezifischen Sprachentwicklungsstörungen Ergebnisse wissenschaftlicher Studien: frühe längerfristige Beurteilung des Sprachentwicklungsverlaufes ist notwendig (vgl. Rescorla et al., 2000; Penner, 2002) Beobachtung über das gesamte dritte Lebensjahr hinweg! (Stagnation oder Weiterentwicklung? Hörfähigkeiten? Nicht-Sprachliche Entwicklungsbereiche?)
20 Prävention von Sprachentwicklungsstörungen Durch Ursachenvermeidung Durch Früherkennung Durch früh einsetzende Sprachanregung Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken Etablierung von Sprache in Alltag und Raum Sprachförderliches Verhalten Optimierung des sprachlichen Angebotes Durch früh einsetzende Sprachtherapie
21 Fazit Nutzen Sie das vorhandene Potential von Anfang an!
22 Literatur Grimm & Wilde (1998) Sprachentwicklung: Im Zentrum steht das Wort. In: Keller, H. (Hrsg.) Lehrbuch Entwicklungspsychologie. Bern: Huber, Kauschke, C. (2003) Sprachtherapie bei Kindern zwischen 2 und 4 Jahren ein Überblick über Ansätze und Methoden. In: de Langen-Müller, U., Iven, C. & Maihack, V. (Hrsg.) Früh genug, zu früh, zu spät? Modelle und Methoden zur Diagnostik und Therapie sprachlicher Entwicklungsstörungen von 0 bis 4 Jahren. Köln, Prolog, Kauschke, C. (2006) Late Talker. In: Siegmüller, J. & Bartels, H. (Hrsg.) Leitfaden Sprache Sprechen Stimme Schlucken. München, Jena: Elsevier, Kauschke, C. & Siegmüller, J. (2002) Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen. Urban & Fischer Verlag München Jena. Penner, Z. (2002) Plädoyer für eine präventive Frühintervention. In: Suchodoletz, W.v. (Hrsg.) Therapie von Sprachentwicklungsstörungen: Anspruch und Realität. Stuttgart: Kohlhammer, Rescorla, L., Mirak, J. & Singh, L. (2000) Vocabulary growth in late talkers: lexical development from 2;0 to 3;0. Journal of Child Language 27, Szagun, G. (2006) Sprachentwicklung beim Kind. Weinheim, Basel: Beltz.
23 Kontakt:
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