Begrüßung von Frau Staatsministerin anlässlich des Seniorentags am 20. Juni 2012
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- Inge Schräder
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Transkript
1 Die Bayerische Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Dr. Beate Merk Begrüßung von Frau Staatsministerin anlässlich des Seniorentags am 20. Juni 2012 Telefon: 089/ Prielmayerstraße 7 Telefax: 089/ Internet: München
2 - 1 - Es gilt das gesprochene Wort "Ich werde älter! Und das will ich wissen". Anrede Geht es Ihnen auch so? Anscheinend ja! Denn der Saal ist voll! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu dem von meiner Kollegin, Frau Staatsministerin Haderthauer, und mir gemeinsam veranstalteten Seniorentag begrüßen. Ganz besonders begrüße ich Frau Abgeordnete
3 - 2 - Besonders freue ich mich auch über die Vertreter der unterschiedlichsten Institutionen aus ganz Bayern. Anwesend sind Seniorenbeiräte, Wohlfahrtsverbände, Nachbarschaftshilfen, Pflegedienste und Hospizvereine, um nur einige der hier vertretenen Institutionen beispielhaft zu nennen. Dies zeigt, dass die Themen, die wir für unseren Seniorentag ausgesucht haben, so viele unterschiedliche Gruppen ansprechen und interessieren, dass wir sicher sein können: Die heutigen Ergebnisse werden in ganz Bayern verbreitet und finden Eingang in den verschiedensten Gremien des Landes!
4 - 3 - Auch ein Geburtstagskind haben wir heute unter uns: Herrn Andreas Reidl von der Agentur für Generationen-Marketing. Meine aller herzlichsten Glückwünsche für Sie. Herr Reidl hat uns wertvolle Unterstützung bei der Vorbereitung des Seniorentags geleistet, wofür ich ihm ausdrücklich danke. Er wird am Nachmittag an unserer Podiumsdiskussion teilnehmen. Herr Reidl, ich weiß nicht, wie alt Sie heute geworden sind. Sie sehen jedenfalls nicht wie ein Senior aus. Aber ab wann ist man eigentlich ein Senior?
5 - 4 - Mit 50 plus? Mit 60 plus? Oder sogar erst mit 80 plus? Ist der 40-Jährige mit Rückenschmerzen, der keinen Sport mehr machen kann, ein Senior? Oder der drahtige 80-Jährige, der jeden Morgen vor dem Frühstück schwimmen geht? Ist unsere Pop-Ikone Nena eine Seniorin? Immerhin ist sie mit 50 Jahren zweifache Oma geworden! Was ist mit Senta Berger oder Alice Schwarzer, die vor gar nicht langer Zeit 70. Geburtstag gefeiert haben?
6 - 5 - Anrede Es gibt die unterschiedlichsten Altersbilder und Gruppierungen. Die pro-aging-gruppe und die anti-aging-gruppe, die gebrechlichen hilfsbedürftigen Senioren und die fitten alterslosen Senioren. Wohlhabende konsumorientierte ältere Menschen, arme ältere Menschen. Festzuhalten ist, dass es keine messerscharfe Einordnung von Senioren gibt und dass es vor allem keine eindeutigen Trennlinien zwischen Senioren und Nichtsenioren gibt. Darauf kommt es aber auch gar nicht an. Entscheidend ist doch Folgendes:
7 - 6 - Wir, Sie und ich, egal ob wir uns als Senior sehen oder nicht, wir sind ein Teil unserer Gesellschaft. Und zwar ein erheblicher Teil. Auf uns kommt es genauso an, wie auf die 20-, 30-, oder 40-jährigen. Dafür müssen wir nur einen kurzen Blick auf die demografische Entwicklung werfen. Der Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft nimmt stetig zu. In Bayern wird im Jahr 2029 mehr als jeder vierter Bewohner älter als 65 Jahre sein. Und deutschlandweit wird im Jahr 2035 fast die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre sein.
8 - 7 - Sieht man sich diese Entwicklung an, so liegt es auf der Hand, dass es auf die Bedürfnisse älterer Menschen ankommt! Wir alle, ob Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft, haben uns auf die Interessen der älteren Menschen einzustellen. Und das ist auch der Grund, warum wir uns entschlossen haben, heuer erstmalig einen Seniorentag zu veranstalten. Wir wollen die unterschiedlichsten Themen, die gerade oder eben auch Senioren angehen, mit Ihnen diskutieren und dafür sorgen, dass die Ergebnisse unserer heutigen Diskussionen hinaus getragen werden ins ganze Land zum Nutzen der älteren Menschen.
9 - 8 - Anrede Ja, wir wollen den älteren Menschen helfen und für sie sorgen, da, wo sie Hilfe benötigen. In den meisten Fällen ist es aber gerade umgekehrt. Die sog. Senioren helfen uns und unserer ganzen Gesellschaft. Ohne sie und ihr Engagement würde unsere heutige, zugegebenermaßen oft auch egoistische Gesellschaft, nicht funktionieren geschweige denn würden die so wichtigen Werte, wie Familie, Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft gelebt und weitergegeben. Denken Sie nur an die vielen jungen Familien, in denen die Kinderbetreuung teilweise durch die Großeltern geleistet wird oder an die vielen Senioren, die ehrenamtlich tätig sind.
10 - 9 - Die älteren Menschen geben uns viel: Praktische Hilfe im Alltag, aber auch Fürsorge und Geborgenheit. Wir dürfen sie dann, wenn sie unserer Fürsorge bedürfen, nicht im Regen stehen lassen. Aus diesem Grund ist es mir ganz wichtig, dass die Rechte betreuungs- und pflegebedürftiger Senioren gewahrt werden und ihnen jede Unterstützung zukommt, die sie brauchen. Anrede Bei unserem heutigen Seniorentag steht aber nicht nur der Fürsorgegesichtspunkt im Zentrum. Unsere Senioren sind - und da drücke ich mich jetzt etwas plakativ aus - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
11 Dazu hier nur einige nüchterne Zahlen: Die Zahl der Urlaube in Ferienhäusern und in Hotels wächst nur bei der Gästegruppe 60 plus. In den letzten 30 Minuten haben die 60 plus Haushalte rund 1 Million Euro für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen ausgegeben. Nur bei den Haushalten der älteren Menschen wachsen die Ausgaben für Lebensmittel! Und, diese Statistik finde ich besonders interessant:
12 Die wirklichen Senioren - nämlich die Jährigen, haben im Dezember Fahrzeuge zugelassen. Zum Vergleich: Bei der Gruppe der Jährigen waren es gerade einmal Insgesamt wissen wir, dass bereits heute die über 50-Jährigen in vielen Gütergruppen wie Nahrungsmittel, Bekleidung und Reisen für annähernd 50 % der Konsumausgaben verantwortlich sind. Tendenz steigend. Dabei weisen die über 75-Jährigen bis 2035 den höchsten Anstieg des Anteils am Gesamtkonsum auf.
13 Es kommt also auch wirtschaftlich betrachtet auf die ältere Generation an! Der Markt muss sich auf die älteren Menschen einstellen! Von dem Nutzen, den eine Gesellschaft durch die Lebenserfahrung und die Lebensleistung der älteren Generation gewinnt, ganz zu schweigen. Anrede Stellt sich denn der Markt darauf ein? In vielen Bereichen ja! Immer mehr Einzelhändler schaffen die Voraussetzungen für ein unbeschwerliches und barrierearm mögliches Einkaufen. Wir werden heute noch einiges zum "generationengerechten Einkaufen" hören.
14 Leider müssen wir feststellen, dass Produkte und Dienstleistungen oft nicht so angeboten werden, dass sie den Bedürfnissen und Erwartungen von Senioren entsprechen. Beispielsweise sind bestimmte Finanzprodukte aufgrund ihres langen Anlagezeitraums und des erheblichen Risikos, das im Alter nicht mehr kompensiert werden kann, für die meisten Senioren ungeeignet (z.b. geschlossene Fonds). Trotzdem werden derartige Finanzprodukte Rentnern empfohlen.
15 Außerdem schafft die zunehmende Verlagerung der Kundenkommunikation auf elektronische Medien gerade für ältere Menschen, die oft weniger technisch versiert sind, unüberwindbare Hürden. Hinzu kommt ein Marktversagen, wenn bestimmte Dienstleistungen älteren Menschen verweigert werden. Beispiel: Viele Mietwagenunternehmen schließen eine Vermietung an Kunden ab 75 Jahren aus. Spezielle Seniorenangebote und Seniorenprodukte halten nicht immer, was sie versprechen, z.b. Unfallversicherungen für Senioren, die jedoch paradoxerweise zahlreiche alterstypische Unfallrisiken ausschließen.
16 Ich appelliere daher an die Verantwortung der Wirtschaft, gezielter auf die Bedürfnisse von älteren Menschen einzugehen. Wir brauchen hierzu grundsätzlich kein spezielles Verbraucherrecht für Senioren. Anrede Sie sehen, die Themen für die ältere Generation sind zahlreich und vielfältig: Betreuung, Vorsorge, Wohnen im Alter, Finanzen und Versicherungen, ehrenamtliches Engagement. Und die Herausforderungen sind groß. Meine Kollegin, Frau Staatsministerin Haderthauer und ich, kümmern uns intensiv um die Themen rund um das Älterwerden.
17 Die Interessen und Bedürfnisse älterer Menschen wahrzunehmen und aufzugreifen ist ein wesentliches Ziel unserer Verbraucher- und Seniorenpolitik. Über vieles wollen wir Sie heute informieren und mit Ihnen diskutieren. Alles wird an einem Tag aber nicht zur Sprache kommen können. Ich kann mir aber gut vorstellen, nächstes Jahr einen weiteren Seniorentag zu veranstalten und mit Ihnen die Diskussion fortzusetzen. Jetzt wünsche ich Ihnen eine interessante und spannende Veranstaltung. Lassen Sie sich informieren und bringen Sie Ihre Erkenntnisse ein! Denn wie schon Marie-Luise Kaschnitz sagte:
18 "Das Alter ist für mich kein Kerker, sondern ein Balkon, von dem man zugleich weiter und genauer sieht." Ich bin gespannt, was und wie weit Sie sehen!
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