Die Zukunft der Langzeitpflege
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- Hinrich Sebastian Keller
- vor 8 Jahren
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1 Die Zukunft der Langzeitpflege Vortrag auf dem Fachforum Mehr gute Pflege wagen! Bestandsaufnahme zur Pflegesituation in Niedersachsen am 10. Juni 2013 in Hannover Prof. Dr. Heinz Rothgang Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen
2 Datenquellen Prof. Dr. Heinz Rothgang 2
3 Inhalt I. Pflege geht uns alle an! BARMER GEK Pflegereport II. Wer soll in Zukunft pflegen? III. Vorausberechnungen bis 2030 Bertelsmann Themenreport Pflege 2030 IV. Kosten und Eigenanteile Pflegereport + RWI-Studie V. Sozialpolitische Schlussfolgerungen Prof. Dr. Heinz Rothgang 3
4 I. Lebenszeitprävalenz für Pflegebedürftigkeit Schon 2001 hat die Hälfte aller Verstorbenen hat im Laufe des Lebens Pflegeversicherungsleistungen bezogen Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu (im Zeitraum ): von 41% auf 50% (Männer) von 65% auf 72% (Frauen) Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden im Laufe des Lebens pflegebedürftig - Tendenz steigend! BARMER GEK Pflegereport 2011: 137 Prof. Dr. Heinz Rothgang 4
5 II. Versorgungsarten - heute Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011 StBA: Pflegestatistik 2011 Prof. Dr. Heinz Rothgang 5
6 II. Versorgungsarten Entwicklung bis heute 100% 90% 80% 28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7% 30,8 70% 60% 50% 20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0% 23,9 40% 30% 20% 10% 0% 2011: Übererfassung der Pflegegeldempfänger von 90 Tsd. Korrektur ergibt neue Werte Trends setzen sich fort 51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3% stationär Sach- und Kombileistung Pflegegeld StBA: Pflegestatistik 2011 und ältere Jahrgänge 45,3 Prof. Dr. Heinz Rothgang 6
7 II. Versorgungsarten - morgen Zwei Gründe für die Annahme eines weiterhin rückläufigen Anteils der Angehörigenpflege 1. Sinkendes familiales Pflegepotential Sinkende Zahl an Töchter/Schwiegertöchtern pro Pflegebedürftigem Steigende Kinderlosigkeit, rückläufige Kinderzahl Höhere Frauenerwerbsquote höhere Opportunitätskosten der Pflege Höherer Anteil von Einpersonenhaushalten geringes Pflegepotential Größere Mobilität Kinder wohnen an anderen Orten als Eltern Abnehmende Pflegebereitschaft 2. Altersstruktureffekt Anteil der Angehörigenpflege sinkt mit Alter der Pflegebedürftigen In Zukunft steigt der Anteil der hochaltrigen Pflegebedürftigen Prof. Dr. Heinz Rothgang 7
8 III. Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen Relative Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2009 und 2030 in Prozent Bremen 28,2 Hamburg 32,3 Saarland 34,0 Sachsen-Anhalt 40,3 Nordrhein-Westfalen 41,1 Rheinland-Pfalz 41,1 Hessen 43,1 Niedersachsen 45,3 Thüringen 46,2 Sachsen 46,5 Baden-Württemberg 53,6 Schleswig-Holstein 53,8 Bayern 53,8 Berlin 55,8 Mecklenburg-Vorpommern 55,9 Brandenburg 72,2 Deutschland 47,4 47,4 Prof. Dr. Heinz Rothgang 8
9 III. Versorgungsarten im Jahr 2030 Prof. Dr. Heinz Rothgang 9
10 III. Versorgungslücken im Jahr 2030 Szenario 1 Szenario 2 Szenario Tsd. 491 Tsd. 262 Tsd. Prof. Dr. Heinz Rothgang 10
11 III. Versorgungslücken im Jahr 2030 Prof. Dr. Heinz Rothgang 11
12 IV. Privat zu tragende Heimkosten Pflegestufe Pflegeheime: Monatliche Kosten, Versicherungsleistungen und Eigenanteil in / Monat (1) (2) (3) (4)=(1)+(2)(+3) (5) (6)=(1)-(5) (7)=(4)-(5) Unterkunft und Verpflegung Pflegekosten Investitionskosten Gesamtentgelt Versicherungsleistungen Eigenanteil Pflegekosten Eigenanteil insgesamt Stufe I Stufe II Stufe III Quellen: Pflegekosten, U+V: Pflegestatistik zum Dezember 2011; Investitionskosten: Infratest für 2010 In Pflegeheimen reichen die Versicherungsleistungen inzwischen nicht einmal aus, um die Pflegekosten zu finanzieren. Insgesamt liegt der Eigenanteil in allen Stufen deutlich höher als die Versicherungsleistungen. Prof. Dr. Heinz Rothgang 12
13 IV. Privat zu tragende Heimkosten Eigenanteil in der stationären Pflege: nur Pflegekosten Ziel der Pflegeversicherung: Pflegebedingte Kosten im Heim werden gedeckt 1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen 2009: Eigenbeteiligung von Bis 2015: Weiterer Anstieg der Eigenbeteiligung in Stufe I und II Quelle: BARMER GEK Pflegereport 2012: 30, aktualisiert Prof. Dr. Heinz Rothgang 13
14 IV. Privat zu tragende Heimkosten Eigenanteil in der stationären Pflege: nur Pflegekosten Ziel der Pflegeversicherung: Pflegebedingte Kosten im Heim werden gedeckt 1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen 2009: Eigenbeteiligung von Bis 2015: Weiterer Anstieg der Eigenbeteiligung in Stufe I und II Quelle: BARMER GEK Pflegereport 2012: 30, aktualisiert Prof. Dr. Heinz Rothgang 14
15 IV. Gesamtpflegekosten im Lebensverlauf Pflegebedürftiger Eigenanteil Hilfe zur Pflege Leistungen der Pflegeversicherung Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen ambulant stationär gesamt Die gesamten Lebenszeitausgaben belaufen sich auf rd. 42 Tsd. Euro für Männer und 84 Tsd. Euro für Frauen Rund die Hälfte dieser Ausgaben wird von der SPV übernommen Prof. Dr. Heinz Rothgang 15
16 IV. Heimentgelte in stationärer Pflege (ohne IK) Prof. Dr. Heinz Rothgang 16
17 V. Sozialpolitische Schlussfolgerungen (1/3) 1. Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen aber regional sehr unterschiedlich Kommunalpolitik ist gefragt 2. Versorgungspotentiale sind rückläufig, in familialer und formaler Pflege Unterstützung aller Pflegearten Angehörigenpflege: Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Beratung und Begleitung, Case und Care Management Formale Pflege Steigerung der Attraktivität des Berufs nicht nur Imagekampagnen Höhere Rekrutierung, höherer Rückkehrquoten nach Familienphase, längerer Verbleib im Beruf Anwerbung ausländischer Pflegekräfte? Kein Patentrezept Zivilgesellschaftliches Engagement Quartiersmanagement Prof. Dr. Heinz Rothgang 17
18 V. Schlussfolgerungen (2/3) 3. Versorgungslücke in der formalen Pflege kann halbiert werden, wenn Zahl der Heimplätze eingefroren wird und ambulante Kapazitäten ausgebaut werden Heimpflege entspricht nicht den Präferenzen der Betroffenen Heimpflege lässt vorhandene Fähigkeiten der Bewohner zur Selbstversorgung ungenutzt Heimpflege mobilisiert zivilgesellschaftliches Engagement nur in geringem Ausmaß Versorgungslücke ist je geringer je niedriger der Anteil der stationären Pflege ist 4. Auch in Zukunft ist die Heimpflege unverzichtbar. Sozialpolitik sollte aber darauf abzielen, vor allem Pflege im Quartier zu fördern und eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Prof. Dr. Heinz Rothgang 18
19 V. Schlussfolgerungen (3/3) 5. Fehlende / unzureichende Leistungsdynamisierung führt dazu, dass Eigenanteil in stationärer Pflege gestiegen ist. Die ursprüngliche Zielsetzung, die pflegebedingten Kosten abzudecken, wird immer weniger erfüllt Eine regelgebundene Leistungsdynamisierung sollte eingeführt werden, etwa nach der Regel: 2/3 * allgemeine Lohnsteigerung + 1/3 * Inflationsrate Prof. Dr. Heinz Rothgang 19
20 Schluss Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Heinz Rothgang 20
21 I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (1/3) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010 Prof. Dr. Heinz Rothgang 21
22 I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (2/3) Abbildung 30: Zeitreihe der Prävalenzen; Standardisiert auf die Bevölkerung Deutschlands des Jahres differenziert nach Pflegestufen 3,5% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen Stufe III Stufe II Stufe I Männer Frauen Gesamt... differenziert nach Pflegearrangement 3,5% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen Pflegeunterbrechung/ Krankenhaus Vollstationäre Pflege Formell-ambulante Pflege Informelle Pflege Altersspezifische Pflegehäufigkeiten bleiben im Wesentlichen unverändert. Differenziert nach Pflegestufen: Anstieg der Prävalenzen in Stufe I Sinkende Prävalenzen in Stufe II und III Differenziert nach Pflegeform: Sinkende Prävalenz für informelle Pflege (insbes. Frauen) 0,0% Männer Frauen Gesamt Quelle: GEK-Routinedaten BARMER GEK Pflegereport 2011: 133 Prof. Dr. Heinz Rothgang 22
23 I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (3/3) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010 Prof. Dr. Heinz Rothgang 23
24 III. Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen Kommunen mit besonders niedrigem Zuwachs (< 20%): Goslar, Osterode am Harz, Gelsenkirchen, Vogelsbergkreis, Hagen, Kassel, Bamberg, Coburg und Wunsiedel im Fichtelgebirge Kommunen mit besonders hohem Zuwachs (>90%): Fürstenfeldbruck, Erlangen-Höchstadt, Freising, Barning, Erding, Bad Doberan, Dachau, Ebersberg Landkreis München, Landkreis Oberhavel (> 100%) Gründe für die unterschiedliche Entwicklung: Demographische Struktur Kommunen mit hohem Zuwachs haben in der Regel heute eine junge Bevölkerung mit niedriger Pflegeprävalenz Kommunen mit niedrigem Zuwachs haben in der Regel heute eine ältere Bevölkerung mit hoher Pflegeprävalenz Prof. Dr. Heinz Rothgang 24
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