Professionelle Entwicklung von E-Learning-Projekten Konzept- und Drehbuchentwicklung, Checkliste
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- Nelly Hausler
- vor 8 Jahren
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1 Professionelle Entwicklung von E-Learning-Projekten Konzept- und Drehbuchentwicklung, Checkliste
2 Phasen der Konzeptentwicklung Eine Beschreibung der Konzeptentwicklung bei E-Learning-Projekten in drei Schritten von Cornelie Picht. E-Learning gehört in den deutschen Unternehmen zum Alltag. Scheinbar. Denn tatsächlich klafft die Schere noch weit auseinander zwischen den Unternehmen, die E-Learning vollständig in ihre Personalentwicklung integriert haben und Unternehmen, die erst beginnen mediengestützte Lernszenarien für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter einzusetzen. Dieser Leitfaden soll die Orientierung über die notwendigen Schritte in einem E-Learning- Projekt erleichtern. Im Anhang finden Sie eine Checkliste mit Fragen, die Sie sich auf jeden Fall stellen sollten, bevor Sie in die konkrete Projektplanung gehen. Analyse der Ausgangssituation Im Zentrum der Konzeptentwicklung steht die Untersuchung der Ausgangssituation. In diese Untersuchung sollen alle wesentlichen Eckpunkte der geplanten Anwendung einfließen, um das Projekt zuverlässig zu beschreiben. Dies umfasst im Wesentlichen die Analyse der Unternehmensziele sowie: der Zielgruppe und der angestrebten Lernziele der Lerninhalte und des zeitlichen Rahmens der organisatorischen, finanziellen und technischen Rahmenbedingungen. 2
3 Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme dient als Basis für das Grobkonzept. Das fertige Grobkonzept soll die Beschreibung der Lernziele und Lerninhalte, die didaktischen Struktur, eine Beschreibung der geplanten Medien und der Lernumgebung sowie eine grobe Kostenschätzung enthalten. Entwicklung des Grobkonzepts Im Grobkonzept werden wesentliche Festlegungen zur didaktischen Struktur (z. B. logische oder sequentielle Struktur, Taktung der Lernmaterialien, Erfolgskontrollen, Aufgabenarten, Formen der Betreuung) und zur Programmstruktur getroffen. Es wird entschieden über: Art der inhaltlichen Gestaltung, Betreuung und Systemführung Interaktion zwischen Lernprogramm und Lerner Erreichen von Aufmerksamkeit und Motivation Lernkontrolle und Feedback Die geeigneten Methoden, Darstellungsformen und Medien werden festgelegt. Ein fertiges Grobkonzept erfordert deshalb eine gemeinsame Erörterung mit dem Auftraggeber und eine Abnahme. Beispiel für die Inhalte eines Grobkonzepts Zielgruppe: Benachteiligte Jugendliche, die nicht in bisher nicht an Maßnahmen zur Förderung der Ausbildungsreife bzw. Berufsvorbereitung teilnehmen konnten. Zielsetzung: Verbesserung der Chancen zum Berufseinstieg für benachteiligte Jugendliche Projektziele: Was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen? Grundlegende IT-Kompetenz, Verbesserung der Deutschkenntnisse, Medienkompetenz 3
4 Beschreibung der Struktur: Das gesamte Lernangebot besteht aus 3 Bausteinen, die zu einem Kurs mit 6 Modulen kombiniert werden. Im Zentrum des Lernangebotes stehen die 3 Module aus dem Baustein Fit für den Beruf. Der überwiegende Teil der Inhalte aus dem Baustein Fit für IT wird in diese Module integriert. Die Deutschinhalte werden ebenfalls integriert vermittelt. Der Kurs startet mit einer Einführungswoche. In dieser Woche wird der Umgang mit der Lernplattform und dem Standardlernprogramm Learnkey eingeübt. Zum Abschluß wird in einem Projekt entweder eine Homepage oder eine Bewerbungs-CD-ROM entwickelt. Einführung Einführung Lernplattform, Learnkey Modul I Modul 2 Modul 3 Modul 4 Modul 5 Modul 6 Grundlagen der Informationstechnik Computerbenutzung und Dateimanagement Den richtigen Ausbildungsplatz finden Die perfekte Bewerbung Kommunikation am Arbeitsplatz Fit für neue Medien o Der Kurs wird tutoriell betreut, der Kontakt zu den Tutoren erfolgt per oder telefonisch. o Zu Beginn des Kurses werden Ziele, Inhalte und methodisches Vorgehen erläutert. o Die Inhalte werden im Rahmen von Selbstlernphasen mit WBT erarbeitet. o Für die Bearbeitung von komplexen Aufgabenstellungen werden den Lerngruppen WebQuests 1 zur Verfügung gestellt. 1 WebQuests sind ein didaktisches Modell, um sinnvoll mit PC und Internet zu arbeiten. In der Regel sind WebQuests nach einer einheitlichen didaktischen Struktur aufgebaut und stellen ein komplexes Lehr-/ Lernarrangement dar. 4
5 o Für die Bearbeitung der Aufgaben steht ein festgelegter Zeitrahmen zur Verfügung. Die Korrektur und das Feedback erfolgt durch die Tutoren. Das Beispiel enthält nur Auszüge aus dem Grobkonzept. Der Umfang eines kompletten Grobkonzepts liegt je nach Projekt zwischen 10 und 25 Seiten. Entwicklung des Feinkonzepts Das Feinkonzept ergänzt das Grobkonzept um erste konkretere Inhalte und enthält die detaillierte Projektplanung. Üblicherweise wird das bereits vorhandene Material gesichtet und den im Grobkonzept entwickelten inhaltlichen Strukturen zugeordnet. Darüber hinaus wird der Aufwand für die Medienproduktion und alle interaktiven Elemente beschrieben. Das Feinkonzept umfasst: die Detaillierung der Lernziele und Lerninhalte die Festlegung der Medien und Interaktionen die Festlegung von Lernpfaden und alternativen Lernwegen. Das Feinkonzept dient als Grundlage für die Kalkulation, die Contenterstellung und das Drehbuch. Das Feinkonzept wird mit dem Kunden erörtert, gegebenenfalls modifiziert und bedarf der Abnahme. Entwicklung des Drehbuchs Das Drehbuch beschreibt die Struktur und den Aufbau aller Bildschirmseiten des Lernprogramms. Mit dem Drehbuch hat der Auftraggeber einen kompletten Überblick über das gesamte Lernprogramm. Jede Bildschirmseite ist genau beschrieben, inklusive aller Bildschirmtexte, Gra- Beispiel: 5
6 phiken, Navigationsmöglichkeiten und sonstigen Elemente. In diesem Entwicklungsstadium können noch problemlos Korrekturen und Modifikationen vorgenommen werden. Das Drehbuch enthält: die Einteilung der Lerninhalte in sinnvolle Lerneinheiten die Formulierung der Lerntexte, die Beschreibung von Grafik und Animationen ggf. das Drehbuch für Audio- und/oder Videoseqeunzen die Formulierung von Lernaufgaben, Tests und Feedbacks die Integration von kommunikativen Elementen Das Drehbuch dient als exakte Vorgabe für die grafische und technische Realisierung. Es ist die Basis für die Graphiker, Audio- und Videoproduzenten sowie die Programmierer. 6
7 Checkliste: Fragen vor dem Start eines E-Learning-Projekts Schritt 1: Klarheit über die Inhalte von E-Learning Formulieren Sie mit den fachlich Verantwortlichen den konkreten Bildungsbedarf und das Bildungsziel. Leitfrage: Was sollen die Lernenden nach Durcharbeitung der E-Learning-Anwendung können und an welchen Kriterien lässt sich der Lernerfolg messen? Beschreiben Sie den Bedarf oder das Problem so deutlich wie möglich. Beispiel: Was sind die drei wichtigsten Probleme/Anforderungen, die gelöst werden sollen. Es ist besser, sich auf die wichtigsten Anforderungen zu konzentrieren, als den großen Wurf anzupeilen. Beschreiben Sie das gewünschte Ergebnis so konkret, wie möglich. Beispiel: Statt Kundenorientierung verbessern, besser: Die Mitarbeiter sollen dem Kunden die Vorteile des neuen Produktes XYZ gegenüber anderen Angeboten erklären können. Schritt 2: Klarheit über die Gründe für die Einführung von E-Learning Machen Sie sich auch Gedanken, weshalb Medien eingesetzt werden sollen. Es gibt sehr gute und weniger gute Gründe für die Einführung von E-Learning. Leitfrage: Was können Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Vergleich zur derzeitigen Situation mit einer Lernsoftware besser lernen? Beispiele für gute Gründe: Mit dem Lernprogramm sollen Abläufe gezeigt oder simuliert werden, die in herkömmlichen Präsenzschulungen nur beschrieben werden können. Mit dem Lernprogramm sollen auch Kunden die Möglichkeit bekommen sich über ein Produkt/eine Dienstleistung ausführlich zu informieren. 7
8 Das Lernprogramm soll außer zur Mitarbeiterschulung auch zur Kundenberatung eingesetzt werden, um den Kundennutzen anschaulicher zu erklären. Beispiele für weniger gute Gründe: Ihre Wettbewerber schulen bereits mit E-Learning? Wenn Sie nichts über deren Gründe und Erfolge wissen, sollten Sie sich von anderen auch nicht treiben lassen. Ein Schulungskonzept muss immer Ihren Anforderungen und Bedürfnissen entsprechen. Sie wollen Kosten einsparen? Bedenken Sie, dass außer den Entwicklungskosten auch zusätzliche Bemühungen auf Sie zukommen. Die Mitarbeiter müssen für die neue Lernform motiviert werden. Unter Umständen müssen Sie organisatorisch Freiräume für die Lernzeiten schaffen. Wenn Sie einen Betriebsrat haben brauchen Sie eine Betriebsvereinbarung. E-Learning-Projekte scheitern weniger an schlecht aufbereiteten Inhalten sondern eher an falschen Vorstellungen, überzogenen Erwartungen und Versäumnissen bei der Einführung. Je besser Sie Ihre Erwartungen und Ziele im Vorfeld abklären, desto sicherer ist der Erfolg der geplanten Maßnahme. Schritt 3: Klarheit über die Rahmenbedingungen Wenn Sie die inhaltlichen Fragen geklärt haben lohnt es, noch einige Fragen zu den vorhandenen Ressourcen, Rahmenbedingungen, Budget und Zeitrahmen zu beantworten. Wurde geprüft, ob ein vergleichbares Lernprogramm als Standardprodukt angeboten wird? Falls ja, durch welche Merkmale unterscheidet sich Ihr Bedarf von existierenden Standardprodukten? Soll die Realisierung intern oder durch einen externen Dienstleister erfolgen? 8
9 Wie hoch ist das Budget für die geplante Anwendung? Bei interner Entwicklung: Gibt es bereits Erfahrungen mit der Entwicklung von Medienprojekten? Steht ausreichendes technisches Know-how zur Verfügung. Stehen die vorgesehenen Medien (Texte, Graphik, etc.) bereits in digitaler Form zur Verfügung oder müssen die Medien noch produziert werden? Welcher Zeitrahmen ist für die Entwicklung vorgesehen? Sind zeitliche Puffer eingeplant? Nur wer weiß, was er genau will kann den Hebel an der richtigen Stelle ansetzen. Denn genau darum geht es bei jeder Investition in Weiterbildung, um die Investitionen in das richtige Lernangebot. Das kann E-Learning, Blended Learning oder auch ein herkömmliches Seminar sein. Meinen Kunden, die E-Learning einsetzen wollen, empfehle ich immer eine gründliche Analyse der Ausgangsbedingungen, bevor eine Entscheidung über die Umsetzung getroffen wird. Kein Lernmedium ist einem anderen grundsätzlich überlegen. Es kommt immer nur darauf an, welches Lernmedium für welchen Bildungszweck am besten geeignet ist. 9
10 Cornelie Picht, 2010 Sie dürfen dieses Dokument nutzen, weiterverbreiten und mit Quellenangabe zitieren. Bitte nutzen Sie die Tipps und die Checkliste um E-Learning erfolgreicher einzusetzen. Die kommerzielle Nutzung ist nicht erlaubt. Die Rechte der verwendeten Grafiken liegen ausschließlich bei den Urhebern. Im Netz Impressum und Pflichtangaben Verantwortliche im Sinne von 55 Abs. 2 RStV Cornelie Picht E-Learning-Autorin Siegfriedstraße 71 c Nürnberg mail: office(at)neue-lernwelten.de Telefon:
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