Windkraft im Binnenland. Windkraft aus der Sicht des Naturschutzes. Dr. Erwin Manz
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- Sebastian Kilian Falk
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1 23. Oktober 2008 / Bingen Windkraft im Binnenland Forum zur Windenergie im Energieland Rheinland-Pfalz Windkraft aus der Sicht des Naturschutzes Dr. Erwin Manz Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. 1
2 Schlagzeilen im Oktober Neue Prognose für Klimawandel Ein halbes Grad zu viel Vermutlich wird es nicht gelingen, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. In Brüssel bekämpft die Bundesregierung trotzdem weiter die Pläne des EU-Umweltausschusses. (taz) Rote Liste veröffentlicht Jede vierte Säugetierart bedroht Die neue Rote Liste gefährdeter Tiere und Pflanzen sieht vier Prozent mehr Arten bedroht als im Vorjahr. (taz) 2
3 Artensterben und Klimawandel Ursachen des Verlustes an Biodiversität in Deutschland Ähnliche Ursachen wie die des Klimawandels Übernutzung der Naturgüter durch den Menschen, z. B. - Intensivlandwirtschaft - Flächenverbrauch, Versiegelung, Rohstoffgewinnung - Verinselung von Biotopen durch Zerschneidung - Störung naturnaher Lebensräume Klimawandel, vor allem Arten der Moore, feuchter und kühler Lebensräume Forderung: Kein weiterer Verlust von Biodiversität durch Maßnahmen des Klimaschutzes, z. B. Gewässerausbau Intensivierung der Landwirtschaft für Anbau von Biomasse 3
4 Stopp den irreversiblen Prozessen Die Biodiversitäts-Konvention wurde zeitgleich ausgehandelt. Biologische Vielfalt umfasst Vielfalt der Ökosysteme Artenvielfalt und auch genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten. Letzte Vertragsstaatenkonferenz: im Mai 2008 in Bonn Die Klima-Rahmenkonvention wurde auf dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet. Nächste Vertragsstaatenkonferenz: im Dezember 2008 in Posen/Poznan (Polen) 4
5 Energiepolitische Forderungen Atomausstieg Friends of the Earth Germany
6 Energiepolitische Forderungen Zukunft statt Kohle Friends of the Earth Germany
7 Energiepolitische Forderungen Der BUND fordert bis 2020: Senken der Treibhausgasemissionen um 40% bis 2030: Reduktion des Energieverbrauchs um 50 % bis 2050: Stromerzeugung zu 100% aus regenerativen Energien Friends of the Earth Germany
8 Energiepolitische Forderungen Energiewendeberechnungen Energiewendeszenarien bis 2050 Entwicklung erneuerbare Energien Friends of the Earth Germany
9 Energiepolitische Forderungen Windenergie ist die erneuerbare Energieform mit den geringsten Erzeugungskosten hat die kürzesten energetischen Amortisationszeit für die Anlagenherstellung. Durch größere Anlagen und größere Höhen wird pro Anlage ein deutlich höherer Windstromertrag sind an Land sogar weniger Anlagen erforderlich als bisher. Im Jahr 2050 könnten mindestens 150 TWh Strom aus Windenergie erzeugt werden. 9
10 Standortwahl ist entscheidend Deutscher Naturschutzring BUND e.v. BUNDposition 32 energie/ _energie_windenergie_position.pdf NABU e.v. Was Sie schon immer über Windenergie und Vogelschutz wissen wollten /wind/1.pdf und weitere Fachstudien 10
11 Standortwahl ist entscheidend Wertvolle Vegetation und bodennahe Fauna (z. B. in Trockenrasen, Heiden, Feuchtwiesen) Beeinträchtigung: eher gering durch Flächenversiegelung, Überbauung Lösung: Diese Biotope haben außerhalb von Naturschutzgebieten meist nur sehr geringe Flächenanteile Eingriffen können leicht durch geringfügige Verschiebungen der Aufstandsfläche vermieden werden. 11
12 Standortwahl ist entscheidend Vertreibung und Kollision von Brutvögeln Gefährdungsgrad: eher gering weil Brutvögel meist anpassungsfähiger als Zugvögel sind, viele Arten (z. B. Hecken- und Röhrichtbrüter, vermutlich auch Wiesenbrüter) relativ unempfindlich sind. Am stärksten gefährdet sind Großvögel, z. B. Greifvögel und Schwarzstorch Lösung: Meidung von bedeutsamen Brutgebieten, vor allem für Greifvögel 12
13 Standortwahl ist entscheidend Ablenkung des Vogelzugs Gefährdungsgrad: vom Einzelfall abhängig, weil meist Breitfrontzug und seltener Schmalfrontzug unterschiedliche Flughöhen abhängig von Wind wenig Daten über Kollisionsraten, allerdings: Verdichtungszone über dem nördlichen Rheinhessen und dem Nahetal Lösung: Untersuchung der jeweils örtlichen Verhältnisse Keine Querriegel zur Hauptzugrichtung 13
14 Standortwahl ist entscheidend Zerstörung von Vogel-Rastgebieten Gefährdungsgrad: Sehr hohe internationale Gefährdung von Zugvögeln! Darf nicht weiter erhöht werden durch Zerstörung und Entwertung von Rastplätzen Lösung: Strikte Vermeidung von Anlagen an Rastplätzen Sorgfältige Planung bei potenziellen Rastplätzen 14
15 Standortwahl ist entscheidend Zerstörung von Vogel-Rastgebieten Beispiel: Hüffelsheim / Schlossböckelheim 15
16 Standortwahl ist entscheidend Zerstörung von Vogel-Rastgebieten Beispiel: Hüffelsheim / Schlossböckelheim 16
17 Standortwahl ist entscheidend Tötung von Fledermäusen Gefährdungsgrad: weitgehend unbekannt Drehende Rotoren werden nicht als Gefahr erkannt Innere Verletzungen durch Druckwellen Erhöhtes Kollisionsrisiko auf dem saisonalen Zug Lösung: Gewissenhafte Felduntersuchungen bei der Planung Meidung von Waldrändern und Wald Betriebszeitenbeschränkungen Monitoring 17
18 Standortwahl ist entscheidend Verschandelung der Landschaft Einschränkung: Persönliche Bewertungen unterscheiden sich sehr stark Um 1900 standen in NW-Deutschland Windmühlen Über Strommasten verteilen sich über das Bundesgebiet Lösung: Besonders naturnahe Räume schonen Landschaften mit außergewöhnlicher Schönheit freihalten Konzentration der Anlagen in Windparks 18
19 Steuerungsinstrumente Geordneter, steuerbarer Ausbau der Windenergienutzung Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV: keine quantitative Vorgaben für den Ausbau der Windkraft mangelhafte Darstellungen für Biotopverbund Regionalen Raumordnungspläne: konsequente Ausweisung von Vorranggebieten (keine Verhinderungsplanung, wie im RROP Mittelrhein-Westerwald geschehen). Flächennutzungsplanung: - kein geeignetes Instrument - wird allerdings erforderlich, wenn die RROP versagen 19
20 Steuerungsinstrumente Ausschlussbereiche: vgl. Hinweise zur Beurteilung der Zulässigkeit von Windenergieanlagen (2006) Naturschutzgebiete (ausgewiesene und geplante) Kernzonen der Naturparke Naturdenkmale und geschützte Landschaftsbestandteile Schutzflächen nach 28 Abs. 3 LNatSchG Wasserschutzgebiete (Zone 1) Naturwaldreservate nach 19 des Landeswaldgesetzes Biotopschutzwald nach 18 LWaldG Vorrangbereiche für Arten- und Biotopschutz (RROP) Hauptvogelzuglinien und -rastplätze 20
21 Steuerungsinstrumente Vogelzug: mehr Planungssicherheit bei Vogelzug Grundlage: Isselbächer & Isselbächer 2001: gute Aufarbeitung HBZW (2006): II.3 Spalte 3: Sonstige Gebiete, die i.d.r. Beeinträchtigungen durch Windenergieanlagen ausschließen: Hauptvogelzuglinien und -rastplätze Verbesserung: Konkretere Abgrenzung und Bewertungsvorgaben durch LUWG / MUFV Ausweisung der Rastplätze in Regionalplanung 21
22 Steuerungsinstrumente Restriktionsbereiche: vgl. Hinweise zur Beurteilung der Zulässigkeit von Windenergieanlagen (2006) Biosphärenreservate, Naturparke und Landschaftsschutzgebiete Natura 2000-Gebiete Konkurrierende Vorrang- und Vorbehaltsbereiche des RROP (regionale Grünzüge, Grünzäsuren, Wasserwirtschaft, Fremdenverkehr) Landschaftselemente von regionaler Bedeutung Wald Wasserschutzgebiete der Zone 2 landesweit und regional bedeutsame Biotope (vgl. Planung vernetzter Biotopsysteme) 22
23 Fazit Weiterer Ausbau der Windenergie ist erforderlich Zusätzliche Flächen müssen bereit gestellt werden Repowering stellt Chance dar, ungeeignete Standorte auch wieder aufzugeben Wenig Wissen über die Gefährdung von Arten >> gewissenhafte Einzelfalluntersuchung >> Grundlagenuntersuchungen zu Vogelzug und Fledermäusen Stärkere Beachtung der Bedeutung von Rastplätzen für Vogelzug Bessere Steuerung über Landes- und Regionalplanung (statt Verhinderungsplanung) 23
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