ERFAHRUNGSBERICHT ÜBER EIN AUSLANDSSEMESTER IN KANADA

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1 ERFAHRUNGSBERICHT ÜBER EIN AUSLANDSSEMESTER IN KANADA Dominic Sturm Heimathochschule: Hochschule Karlsruhe Technik & Wirtschaft Gasthochschule: University of Waterloo, Ontario, Kanada Studienfach: Maschinenbau Studienziel: B. Eng. Semester: 7 Zeitpunkt: SS2010 Jahrgang: 1985

2 VORBEREITUNG Ein Auslandsaufenthalt ist in der heutigen Zeit schon fast Grundvoraussetzung in einem Lebenslauf eines Akademikers. Eines meiner Ziele für einen Aufenthalt im Ausland war ganz klar fachbezogenes Englisch zu lernen, weshalb sich die Auswahl mehr oder weniger auf Nordamerika, Groß Britannien, Süd Afrika und Australien einschränkte. Ein halbes Jahr vor meiner Abreise bekam ich eine Mail vom Akademischen Auslandsamt meiner Hochschule über freie Plätze für einen Auslandsaufenthalt an der University of Waterloo (UW), Ontario, Kanada. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte war mir ziemlich schnell klar, dass das genau das richtige für mich ist. Nach einem Sprachtest sowie der Fächerabsprache mit dem zuständigen Professor meiner Heimathochschule und anschließender Bewerbung an der UW durch das Akademische Auslandsamt waren die formellen Dinge größten teils geklärt und ich konnte mich der Reisevorbereitung widmen. Bei der Unterkunft stellt sich die Frage ob man On- Campus oder Off- Campus leben will. Hier einige Vor- und Nachteile: On- Campus (Wohnheim): Möglichkeit alles vorab zu regeln Zusammenleben mit anderen Austauschstudenten verschiedenster Nationalitäten Off- Campus (WG): Muss vor Ort geklärt werden Zusammenleben mit Kanadiern und Internationalen Studenten Günstiger als On- Campus

3 Da ich nicht viel Zeit für eine Wohnungssuche vor Ort einplanen konnte, habe ich mich für ein Zimmer in einem Wohnheim der Universität beworben und bin dann in einem gemütlichen kleinen Haus in der Columbia Lake Village South mit einem Kanadier, einem Deutschen und einem Japaner untergekommen. Die Einreise nach Kanada erwies sich als unkompliziert. Als deutscher Staatsbürger muss bei einem Aufenthalt bis zu 6 Monaten kein Visum beantragt werden, solange man nicht vor hat in Kanada zu arbeiten. Wichtig für die Einreise ist der Immatrikulationsbescheid der kanadischen Universität, ein Vermögensnachweis und ein Rückflugticket. Wobei bei meiner Einreise nach Kanada nichts davon verlangt wurde, jedoch bei der Zwischenlandung in New York.

4 STUDIUM Die UW hat in Kanada einen sehr guten Ruf im Bezug auf ihre ingenieurswissenschaftlichen Studiengänge. So werden regelmäßig Absolventen von Microsoft übernommen und Stephen Hawking hat neuerdings einen Gastlehrstuhl an der University of Waterloo angenommen. Das Studieren an der UW ist vom fachlichen Niveau mit der Hochschule Karlsruhe vergleichbar jedoch gibt es einen erheblich höheren Arbeitsaufwand durch Hausarbeiten, Berichte und Zwischenklausuren. Das führt zu einer konstanten Auslastung während dem Semester, auf der anderen Seite hat man es am Ende des Semesters durch die Vorarbeit leichter mit den Klausuren. Da die Kurse recht umfangreich ausfallen, empfehle ich 3, maximal 4 Kurse zu belegen. Ich war mit 3 Kursen soweit ausgelastet um noch genug Zeit zu haben, Land und Leute kennen zu lernen. Falls man einen Englisch- Sprachkurs besuchen möchte sollte man beachten, dass diese sehr begehrt sind und durch die begrenzten Kapazitäten ein frühzeitiges Einschreiben notwenig ist. Am besten noch aus Deutschland über das Onlineportal Quest. Für alle Maschinenbauer möchte ich einen für mich besonders interessanten Kurs erwähnen: Welding and Joining. Der Kurs ist Teil einer Vertiefungsrichtung für Schweißingenieure, welche unter anderem noch Welding Design und Welding Metallurgy beinhaltet. Neben der ausführlichen theoretischen Darstellung der wichtigsten Schweißverfahren gehört ein Umfangreiches Labor zu diesem Kurs: fünf 4- stündige Schweißlabore, bei welchen vom Wig- Schweissen von Aluminium über Punktschweissen und Unterpulver- Schweissen ausgewählte Verfahren selbst durchzuführen sind. Einen Ausgleich zum Studium findet man in den großzügig ausgebauten Sporteinrichtungen der Universität.

5 LEBEN AUSSERHALB DER HOCHSCHULE Da die Mensa der UW aus Studentensicht eher teuer ist, war ich Selbstversorger. Die Auswahl der Lebensmittel war gut. 10 Geh- Minuten von der Columbia Lake Village war ein Plaza mit einem Supermarkt. Jedoch muss beachtet werde, dass die Lebensmittelpreise in Kanada um einiges höher sind als in Deutschland. Man kann hier durchaus von 50-80% Preissteigerung ausgehen Einen etwas günstigerer Supermarkt erreicht man mit dem Bus innerhalb von 15 Minuten. Der Bus ist übrigens kostenlos für alle Undergraduates. Die Universität bietet immer wieder preiswerte Tages- oder Wochenendtrips an, sehr empfehlenswert. Ein Muss ist auf jeden Fall der Trip zu den Niagarafällen. Ebenfalls empfehlenswert soll der Wochenendtrip nach Ottawa und weiter in das französischsprachige Montreal sein. Waterloo ist eine mittelgroße Studentenstadt mit ausgeprägten Nachtleben. Jedoch sollte man sich nach dem Semester auf jeden Fall noch mindestens 2 Wochen Zeit nehmen um sich einen Teil des Landes an zu sehen: die atemberaubende Natur.

6 Meine Reise führte mich in den Algonquin National Park. Mit zwei Freunden habe wir uns dort eine Woche lang mit Kanu und Zelt in der Wildnis von See zu See begeben und dort das gesehen, was Kanada für mich ausmacht. Obwohl ich zum größten Teil mit anderen Austauschstudenten zusammen gewohnt habe, habe ich einige Kanadier und deren Familien kennen gelernt. Ich habe die Kanadier als sehr gastfreundlich und lebensfroh empfunden und werde sicher nicht das letzte mal dort gewesen sein. Resümierend kann ich sagen, dass in Kanada vieles ähnlich, jedoch ein klein wenig anders läuft und ebenso gut funktioniert wie hier in Deutschland.